LibreQoS 1.4: Ein Durchbruch in der Netzwerkoptimierung

  Udo M.   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 2 Kommentare

libreqos 1.4: ein durchbruch in der netzwerkoptimierung

In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Internetverbindungen steht LibreQoS 1.4 als ein bahnbrechender Meilenstein, der darauf abzielt, eine faire Verteilung der verfügbaren Bandbreite zu organisieren und die negativen Auswirkungen des Bufferbloat-Phänomens zu minimieren. Diese Plattform, entwickelt für Internetdienstanbieter (ISPs) und Netzwerkadministratoren, verspricht nicht nur einen optimierten Verkehrsfluss, minimale Latenzzeiten und priorisierte Bandbreitenzuweisungen, sondern bietet auch einen Einblick in die Zukunft der Netzwerkkommunikation.

Die treibende Kraft hinter LibreQoS ist Dave Täht, Mitbegründer des Projekts Bufferbloat und Schöpfer der CeroWrt-Distribution. Mit seinem Fachwissen und seinen zahlreichen RFCs im Bereich der Netzwerkqueue-Verarbeitung führt er ein Team an, das die Grenzen der Netzwerkoptimierung neu definiert. Außerdem arbeitet Herbert Wolverson (Rust-Buchautor) an dem Projekt und hat auch ein interessantes Video zur neuen Version veröffentlicht.

LibreQoS kommt genau zur richtigen Zeit, da es nicht nur die Leistungsfähigkeit von Internetverbindungen verbessert, sondern auch zuverlässige Verbindungen und geringe Latenzzeiten für interaktive Anwendungen, Spiele, Online-Lernplattformen, VoIP-Verkehr und Videoanrufe unter Bedingungen hoher Netzwerkauslastung bietet.

Eine der herausragenden Funktionen von LibreQoS besteht darin, Probleme bei Videoanrufen zu lösen, die durch intensive Aktivitäten wie das Herunterladen von Filmen in mehreren Streams oder das Torrenting verursacht werden. Der Kompromiss besteht darin, dass die Spitzenbandbreite für einzelne Benutzer reduziert wird. Im Gegenzug wird jedoch die Latenz erheblich reduziert, und die Ressourcen werden fairer zwischen allen Teilnehmern am Datenaustausch verteilt.

Die technologische Grundlage von LibreQoS ist beeindruckend und umfasst den CAKE-Algorithmus für das Netzwerkqueue-Management, den fq_codel-Mechanismus für die Warteschlangensteuerung und die Verwendung von eBPF und XDP auf der Netzwerktreiberebene. Dies ermöglicht einen direkten Zugriff auf den DMA-Puffer der Pakete und sorgt für maximale Durchsatzleistung selbst auf den langsamsten ISP-Verbindungen.

Die Plattform bietet nicht nur eine Lösung für Netzwerkprobleme, sondern auch Tools zur Überwachung von Verzögerungen und eine benutzerfreundliche Web-Benutzeroberfläche. Diese ermöglicht es, den Netzwerkverkehr visuell zu bewerten, Änderungen in der Auslastung und Verzögerungen zu verfolgen und die aktivsten Benutzer zu identifizieren. Integrationen mit UISP und Splynx ermöglichen zudem flexible Verkehrsbeschränkungsschemata und die Kartierung von Topologien und Clients.

Die Installation von LibreQoS erfolgt auf einem Server (vorzugsweise Ubuntu) zwischen dem Edge-Router des Anbieters und dem Kern-LAN-Router. Überraschenderweise kann ein einzelner Server mit LibreQoS den Datenverkehr für Tausende von Benutzern optimieren, was auf die Effizienz und Leistungsfähigkeit dieser Lösung hinweist.

Mit der Veröffentlichung von LibreQoS 1.4 kommt auch eine überarbeitete Architektur mit einem in Rust geschriebenen Backend. Dieses Backend umfasst den lqosd-Hintergrundprozess, lqtop zur Anzeige der aktuellen Aktivität, lqos_node_manager für die Verkehrskategorisierung und vieles mehr. Neue Funktionen wie die Möglichkeit zur Nutzung von XDP-basierten Netzwerkbrückenbeschleunigern und die Unterstützung zur Analyse von Paketen und Datenströmen bieten zusätzliche Leistungssteigerungen und Einblicke in den Netzwerkverkehr.

In der Welt von LibreQoS mag die Spitzenleistung leicht gedrosselt sein, aber die Reduzierung der Latenzzeiten und die gerechte Verteilung der Ressourcen machen dies zu einem Kompromiss, der die Zukunft der Netzwerkoptimierung maßgeblich beeinflussen könnte. LibreQoS 1.4 zeigt, dass es möglich ist, die Leistungsfähigkeit von Netzwerken zu steigern und gleichzeitig eine ausgewogene und effiziente Nutzung der verfügbaren Ressourcen zu gewährleisten.

Quelle:

https://github.com/LibreQoE/LibreQoS/releases/tag/v1.4

Don Pedro
Geschrieben von Don Pedro am 1. Dezember 2023 um 20:38

Das klingt tatsächlich sehr interessant.

Von debian-basierten Servern habe ich schon gehört, und die können bekanntlich im LAN sein oder nicht. Auch was QoS und ein "Kern-LAN-Router" sein könnte, vermag ich mir vorzustellen.

ABER: Was es hingegen mit dem "Edge-Router des Anbieters" auf sich hat, habe ich leider überhaupt nicht verstanden. Was denn für ein "Anbieter"? Der eigene ISP womöglich?

Wo hat der ISP ggf. "Edge-Router", bzw. was macht der mit denen? Was ist mit Open.WRT? Kann LibreQoS, bzw der lqosd, "irgendwo" im eigenen LAN laufen? Was ist mit VLANs? Was ist "Bufferbloat"?


OK - Ansehen werde ich mir das verlinkte Video: www.youtube.com/watch?v=tkMq0gvVC7Y

Udo M.
Geschrieben von Udo M. am 4. Dezember 2023 um 11:13

OpenWRT ist eine Distro für kleine Geräte (Plasterouter etc.). Bufferbloat ist verlinkt.