Minder ist eine schlanke und flotte Mindmap-Anwendung, die einige Besonderheiten bietet. Die Basics solcher Tools sind bekannt: Stichpunkte und Unter-Stichpunkte werden in Zweigform dargestellt, um rasch einen Überblick zu einem Thema zu erhalten.
Recht gerne verwende ich ein solches Programm in Online-Sitzungen mit Studierenden, wenn diese noch am Beginn eines Projekts stehen. Wir können dann z. B. für ein Thema im Bereich der Wissenschaftskommunikation rasch auf Punkte zu sprechen kommen wie: "An welche Zielgruppen richtet sich euere Produktion" oder "Wie könnte ein Info-Angebot im Web zu diesem Thema aussehen?" usw. Während die Teilnehmer ihre Gedanken entwickeln, werden Themen und Zweige eines Mindmaps parallel ergänzt. Damit das unkompliziert und ohne Ablenkung funktioniert, muss die Anwendung übersichtlich gehalten sein und möglichst viel via Tastaturbefehl oder raschem Mausklick erledigt werden können. Das ist bei Minder der Fall:
Die eigentlich Mindmap-Fläche (1) wirkt sehr aufgeräumt. Die dünne Menüzeile oben lenkt mit den wenigen Einträgen kaum ab. Möchte man am Erscheinungsbild Änderungen vornehmen, so blendet man kurz eine Seitenleiste (2) ein, die die entsprechenden Optionen enthält.
Meta-Maps
Einzelne Mindmaps kann man in Tabs gleichzeitig öffnen (3). Richtig interessant ist aber die Möglichkeit, getrennte Maps zu verknüpfen:
Auf diese Weise kann man eine "Meta-Map" erstellen, die zu anderen Mindmaps verweist. Der Eintrag erhält dann einen kleinen Pfeils als "Sprungmarke". Die Verknüpfung kann auch direkt auf einen bestimmten Zweig in der anderen Map verweisen. Vorgehen: Ziel mit Strg+C kopieren, zum Ausgangspunkt gehen, dort mit Strg + Y (nicht Strg + V!) einsetzen. Diese Art der Verknüpfung funktioniert auch innerhalb einer Map, so dass man bei großen Darstellungen von Zweig zu Zweig "hüpfen" kann.
Markdown-Notizen
Ein kleines Symbol an einem Zweig zeigt an, dass eine Notiz vorhanden ist, die sich via Popup einblenden lässt. Der Text lässt sich mit Markdown formatieren.
Da wir gerade beim Thema Markdown sind: Mindmaps können auch ins Markdown-Format exportiert werden:
Bilder und Bildeditor
Über das eben gezeigt Notizen-Menü lassen sich auch Grafiken einbinden. Diese können mit einem Doppelklick ein wenig bearbeitet werden: Ausschnitt und Größe lassen sich ändern, eine Grafik kann ausgetauscht oder gelöscht werden.
Gruppierungen, Links, Verbindungslinien und Callouts
Webseiten-Links, mailto: Anweisungen usw. werden von Minder erkannt und so umgewandelt, dass man diese anklicken kann und sich die entsprechende Anwendung öffnet.
Markiert man einen Knotenpunkt (oder mit Shift mehrere Zweige) und drückt "g", so erhält der Bereich eine farbliche Umrahmung, womit man Stichpunkte gruppieren kann:
Ebenso lassen sich Verbindungslinien ziehen und mit Beschriftungen versehen:
Mit kleinen Callouts kann auf besonders wichtige Punkte aufmerksam gemacht werden:
Fokusmodus
Eine schöne Funktion ist der Fokusmodus. Durch Klick auf eine Zielscheibe wird der Rest der Mindmap vorübergehend ausgeblendet - nur der aktuell interessierende Zweig bleibt eingeblendet. Gerade bei einem Vortrag oder einer Präsentation kann diese Funktion sehr hilfreich sein:
Bedienung
Zahlreiche Hilfestellungen erhält man durch das Wiki von Minder (siehe Infos unten). Die Kontextmenüs sind aber auch sehr gut gestaltet. Menüpunkte lassen sich meist über Tastaturshortcuts ansprechen:
Fazit
Minder gefällt mir sehr gut. Alles läuft flüssig. Kennt man einmal das Programm, so muss man nicht mehr viel nachdenken. Dazu ist die Anpassbarkeit ausgezeichnet. Zwar gibt es nur vier Hauptthemen zur Auswahl, man kann sich aber beliebig viele Designs leicht zusammenstellen.
Infos:
Github: https://github.com/phase1geo/Minder
Wiki Minder: https://github.com/phase1geo/Minder/wiki/Table-of-Contents
"Mindmapper Minder": https://gnulinux.ch/mindmapper-minder
"Hackers Mindmap": https://gnulinux.ch/hackers-mind-map
Titelbild/Screenshots vom Artikelautor - CC-BY-SA 4.0
Oh nice! Ich dachte immer unter Linux gibt es keine guten MindeMaps, draw.io wurde ich nie warm mit :D
Das schaue ich mir gerne mal an, vielen Dank!
Es gibt schon welche - ob sie gut sind, hängt vom eigenen Geschmack ab. Freeplane.org wäre einer mit umfangreicher Funktionalität. Attribute, Filter, Alarme usw. Die Nutzeroberfläche erscheint etwas überladen und damit gewöhnungsbedürftig.
Aktuell denke ich mich etwas in structurizer ein. Die Anwendung rendert das sagenhaft schön und hat auch tolle konfigurierbare views, die man auch über tags konfigurieren kann.
Leider ist es völlig auf die Applikationsentwicklung ausgelegt. Ich muss also die Organisarionsstruktur die ich abbilden möchte im Programmierdenke umdeuten. Minder sieht recht toll aus, es fehlen mir aber die Konfigurierbaren views.
Hast Du gesehen, dass man von der typischen Mindmap-Ansicht umschalten kann auf Orga-Trees usw.? Vielleicht hilft das bei Deinem Vorhaben auch ein wenig.