Seafile.....das verkannte Syncing-Tool

  Norbert Rüthers   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 11 Kommentare

Seafile ist ein performanter und sicherer Weg um Daten in seiner eigenen Cloud zu hosten

seafile.....das verkannte syncing-tool

Seafile findet leider völlig unbegründet viel zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit. Obwohl Seafile Open Source ist, meinen viele, weil es in China entwickelt wird, kann es doch nur böse sein?

Ist es nicht und wer möchte, kann die Projektseite auf Github besuchen und es selbst nachprüfen (lassen)

Sowohl grosse Firmen wie Kaspersky Labs oder der chinesische Online-Gigant Alibaba ,als auch Hochschulen und Forschungsinstitute vertrauen darauf.

Warum Seafile dennoch nur ein Schattendasein führt, erschliesst sich mir nicht wirklich. Vielleicht ändert dieser Artikel ja etwas daran. Seafile gibt es in einer Community und in einer Professional Version. In der Professional Version lässt es sich auch in bestehende Enterprise Architekturen einbinden. Wenn man jedoch keine LDAP Integration oder ähnliches braucht, reicht die Community-Version allemal aus. Wer Seafile Professional dennoch ausprobieren möchte kann das durchaus tun. Jedoch sind nur maximal 3 Benutzer möglich.

Unter diesem Link kann man die Community Version von Seafile für 7 Tage mit 7 Nutzern unverbindlich in einer virtuellen Umgebung testen, bevor man sie installiert.

Ursprünglich wurde Seafile als Peer-to-Peer File Sharing Lösung konzipiert. Irgendwann entschieden sich die Entwickler aber dazu,  den eingeschlagenen Weg aufzugeben und auf eine traditionelle Client-Server-Architektur zu setzen

Ich selbst benutze Seafile bereits seit vielen Jahren, noch lange vor Nextcloud ein Thema war. Anfangs lief es auf einem Raspberry Pi, aber seit ein paar Jahren auf einem "richtigen" Server

Nextcloud schied am Anfang auf einem SBC lange wegen seiner Langsamkeit und Unzuverlässigkeit aus. Das ist zwar inzwischen besser geworden, aber wenn es darum geht grosse Datenmengen mit vielen (tausenden) Dateien zu synchronisieren ist Nextcloud auch heute noch keine Alternative zu Seafile.

Nextcloud dagegen wird an allen Stellen gehyped. Es ist sehr, sehr schnell gewachsen und die Zahl der Add-ons ist mittlerweile fast unüberschaubar. Das ist in meinen Augen auch das Problem von Nextcloud. Die Qualität und Bereinigung von Fehlern steht oft hinten an. Sehr oft scheitert die Synchronisation an Dateikonflikten oder sie hängt einfach ohne ersichtlichen Grund

Schlechte Internetverbindungen mag Nextcloud auch nicht, was zu denselben Problemen führt. Mit alldem hatte ich (und viele andere) bei Seafile noch niemals Probleme. Bibliotheken mit zig GB werden problemlos synchronisiert. Anders als Nextcloud setzt Seafile auf Bibliotheken, die zusätzlich durch ein Passwort geschützt werden können und deren Zugriff fein granulär eingestellt werden kann.

Auf der Web-Oberfläche geht es aufgeräumt zu

Der Client stellt sich auch übersichtlich dar und bietet auf einen Blick alles .

Ein weiteres geniales Feature von Seafile ist, dass jede Version ein eigenes Verzeichnis erzeugt, und bei eventuellen Problemen zwischen den Versionen problemlos gewechselt werden kann.

Wer also clever ist benutzt das beste aus beiden Welten.

Nextcloud für Apps (Kalender, Kontakte usw. und Seafile für die Synchronisation der Massendaten. Deshalb betreibe ich beide Systeme.

Wobei das nicht heisst das Seafile nichts anderes als synchronisieren kann. Auch dort ist eine problemlose Verwendung von z.B. Onlyoffice, Collabora und MS Office möglich. 2FA ist ebenfalls per Option möglich.

Clients gibt es für alle Betriebssysteme incl. Android

Seafile ist leider nicht so einfach aufzusetzen wie Nextcloud, aber unter Yunohost lässt es sich mit einem Klick installieren.

Für SBC's wie den Raspberry gibt es angepasste Versionen, die der User jobenvil auf Github betreut.

Unbestritten ist Seafile nicht so einfach wie Nextcloud aufzusetzen aber mit ein bisschen Zeit gut machbar. Das umfangreiche online Manual bietet dabei Antworten zu fast jeder Frage. Wenn man zuverlässige Dateisynchronisation über die Cloud benötigt, dann sollte man unbedingt einen Blick auf Seafile werfen.

Wenn es sich ergibt, werde ich demnächst einen Artikel über die Installation erstellen. Wer es schnell will, benutzt inzwischen Yunohost.

Offizielle Website: https://de.seafile.com/

Ein interessanter Artikel  zu Seafile im Handelsblatt

Zusatzinfos von datamate.org https://www.datamate.org/seafile/

Tags

Cloud-Speicher, Seafile

canony
Geschrieben von canony am 10. Juni 2022 um 17:37

Ich habe mich übergelegen, ob ich von Nextcloud migiere. Das beste Feature von Nextcloud ist das Auto-Upload. Mit dem can ich Foto von meinem Handy automatisch synchronisieren. Unterstüzt Seafile Android dieses Feature?

Apu
Geschrieben von Apu am 10. Juni 2022 um 18:05

Schöner Artikel. Danke dafür. Ich habe lange Seafile benutzt, hauptsächlich wegen Backup von Smartphone. Das war mir aber dann irgendwann "to much" und verwende jetzt einen raspberry auf dem ein rsync daemon läuft und sycopoli als App auf dem Smartphone. Werde mir aber Saefile noch einmal anschauen.

Frank
Geschrieben von Frank am 12. Juni 2022 um 19:29

War das Upgraden mühsamer als beim RSync? Oder was war der Grund?

Markus
Geschrieben von Markus am 12. Juni 2022 um 21:22

Ja, das Ding habe ich auch schon seit einer Weile auf einem Raspi im Einsatz. Die Downloads habe ich aber unter https://www.seafile.com/en/download/ gefunden. Dabei auch eine Raspberry-Version. Die Variante von jobenvil kannte ich noch nicht.

Leider liefen bei mir die aktuellen Versionen auf meinem Raspberry 1B+ nicht mehr, der hat ja noch einen ARMv6 und anhand der Dateinamen schließe ich, dass die ab irgendwann einen ARMV7 bzw. ARM64 vorausgesetzt haben. Yunohost hatte ich auch getestet, aber da war die Installation auch fehlgeschlagen. Darum musste ich auf eine ältere Version (6.x?) ausweichen und lasse ihn deshalb nicht ins weite Internet hinaus. Für kleinere Bibliotheken nutze ich den schon länger. Der Abgleich der Handyfotos (Android) funktionierte - die Videos hatte er jedoch nicht übertragen. Vielleicht liegt das aber auch am völlig veralteten Server.

Der aktuelle Abgleich einer größeren Bibliothek mit rund 100k Dateien bei 15 GB läuft seit etwa 9h, mal schauen ob er irgendwann fertig wird. Ich sehe es als Experiment.

Angeblich kann Seafile ja auch Delta-Sync - ein Feature das Nextcloud noch fehlt.

Markus
Geschrieben von Markus am 16. Juni 2022 um 08:40

So, das "Experiment" ist durch. Wohl aufgrund der unterdimensionierten Hardware war der Upload ein Krampf, und dauerte ewig. Vermutlich ist es die sehr große Liste an Änderungen das Problem gewesen. Letztendlich habe ich die Bibliothek "schrittweise" befüllt.

Erfrischend gut lief dann der Download auf einem 2. Rechner. Der Abgleich lief durchgängig mit ca. 30 Mbit/s, viel mehr gibt die Anbindung (langsames Powerline dazwischen) auch nicht her. Änderungen von weniger Dateien aufs mal laufen auch gut durch. Das ist ja das, was in der Praxis häufiger passiert. Ein paar Änderungen an einer Datei mit 1 GB dauerten wenige Sekunden. Es werden ja nur die Änderungen übertragen - und die waren nicht groß.

Jonny
Geschrieben von Jonny am 13. Juni 2022 um 11:29

Ich hatte vor ein paar Monaten seafile getestet. Es sollte die Daten auf einem NAS speichern, jedoch speichert seafile Daten nicht als "normale" Dateien sondern teilt die irgendwie auf, so das die Dateien nur via seafile abrufbar sind.

Bei einem eventuellen Ausfall des Dienstes oder sonstiger Panne kommt man nicht mehr an seine Daten ran.

Das ist mir zu unsicher und macht es auch unmöglich Dateien die mit seafile gesycnt sind mit anderen Diensten zu nutzen, zmb Photo upload via seafile und dann in librephoto etc. dastellen.

Andreas
Geschrieben von Andreas am 4. März 2023 um 17:45

wenn ich es richtig im Kopf habe, kann man aber die Library auch mounten, um mit anderen Sachen darauf zuzugreifen. Ich persönlich sehe es als Vorteil, denn Deltasync ist halt sonst nur schwer zu erreichen. Ich habe zwar aktuell keinen Seafile Server am Laufen, hatte es aber bis vor 2 Jahren und habe damit auch mehrere Migrationen und sogar einmal Desaster Recovery wegen einer defekten Platte bei OVH mitgemacht. Man sollte wissen, was man tut. Wenn man nicht versiert ist -> nextcloud. Seafile ist aus meiner Sicht eher was für Leute, die entweder Adminerfahrung wollen oder sie schon haben.

Albrecht Will
Geschrieben von Albrecht Will am 15. Juni 2022 um 09:53

Hallo Norbert, unter Yunohost finde ich Seafile aber nicht. Kannst Du das noch erklären bitte?

Markus
Geschrieben von Markus am 16. Juni 2022 um 14:43

Vor rund einem Jahr war der Eintrag noch da, auf der Internetseite von yunohost wird es auch noch erwähnt. Gemeine Falle: Der Anwendungskatalog ist nicht durchweg alphabetisch sortiert. Über die Suchfunktion bzw. Crtl+F habe ich seafile dann gefunden. Der Doc-Link läuft aber auf 404.

Norbert
Geschrieben von Norbert am 17. Juni 2022 um 19:53

Unter "Installieren" Synchronization findest du es

waldemar
Geschrieben von waldemar am 16. Januar 2024 um 14:31

mit docker ist die Installation von seafile ein Kinderspiel.

folgendes in docker-compose.yml einfügen, anpassen und "docker-compose up -d" ausführen:


version: '2.0' services: db: image: mariadb:10.5 container_name: seafile-mysql environment:

  • MYSQL_ROOT_PASSWORD=admin # Requested, set the root's password of MySQL service.
  • MYSQL_LOG_CONSOLE=true volumes:
  • ./seafile_mysql:/var/lib/mysql # Requested, specifies the path to MySQL data persistent store. networks:
  • seafile-net

    memcached: image: memcached:1.6 container_name: seafile-memcached entrypoint: memcached -m 256 networks:

  • seafile-net

    seafile: image: seafileltd/seafile-mc:latest container_name: seafile ports:

  • "19280:80"

    - "443:443" # If https is enabled, cancel the comment.

    volumes:

  • ./seafile_data:/shared # Requested, specifies the path to Seafile data persistent store. environment:
  • DB_HOST=db
  • DB_ROOT_PASSWD=admin # Requested, the value shuold be root's password of MySQL service.
  • TIME_ZONE=Etc/UTC # Optional, default is UTC. Should be uncomment and set to your local time zone.
  • SEAFILE_ADMIN_EMAIL=me@example.de # Specifies Seafile admin user, default is 'me@example.com'.
  • SEAFILE_ADMIN_PASSWORD=asecret # Specifies Seafile admin password, default is 'asecret'.
  • SEAFILE_SERVER_LETSENCRYPT=false # Whether to use https or not.
  • SEAFILE_SERVER_HOSTNAME=192.168.0.47 # Specifies your host name if https is enabled. depends_on:
  • db
  • memcached networks:
  • seafile-net

networks: seafile-net: