Stellarium

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 2 Kommentare

Ein Blick in den Himmel, ist ein Blick in die Vergangenheit. Das virtuelle Observatorium Stellarium hilft einem dabei.

stellarium

Seit das James-Webb Teleskop im All ist, erfreuen sich Viele an den faszinierenden Bildern aus dem Universum. Dabei kommt der einen oder dem anderen die Idee, vom Balkon oder aus dem Garten einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen. Dabei hilft die Software Stellarium, die vor 21 Jahren erstmals schienen ist.

Tarantula Nebel, James Webb Teleskop

Obwohl vor ein paar Tagen die Version 1.0 von Stellarium erschienen ist, möchte ich nicht über die neusten Funktionen der Software schreiben, sondern einen Blick in die Vergangenheit werfen. Wenn wir in den nächtlichen Sternenhimmel schauen, erblicken wir das Licht aus längst vergangenen Zeiten. Auch dieser Artikel holt längst vergangene Zeiten zurück.

Ich weiss, dass es in der Leserschaft von GNU/Linux.ch einige Retro-Aficionados gibt. Deshalb habe ich einen Artikel über Stellarium aus der Schublade gezogen, den ich vor 15 Jahren für das YALM-Magazin geschrieben habe. Viel Spass damit. (Die Screenshots stammen aus neueren Versionen.)

Stars in your eyes

YALM Magazin - Ralf Hersel - 2007

Es gibt Alternativen zum allabendlichen Fernsehen; wie wäre es zum Beispiel mit Fern-Sehen. Eine klare Nacht lädt dazu ein, den Sternenhimmel zu beobachten. Um dabei die Orientierung zu behalten, liefert die Ubuntu Distribution das Programm „Stellarium“ mit.

Stellarium ist ein digitales Planetarium, das sich über den Menüpunkt Hinzufügen/Entfernen einfach installieren lässt. Es erscheint nach der Installation im Menü Bildung. Das Programm unterscheidet sich in seiner Erscheinung vom üblichen Gnome oder KDE Look-and-feel. Nach dem Start sieht man einen bildschirmfüllenden Nachthimmel.

Screenshot aus Stellarium-Web 1.0

Am oberen Bildschirmrand werden Datum, Uhrzeit, Standort, Höhe, Sichtwinkel und Bilder pro Sekunde angezeigt. Unten links können in einer Schaltleiste die wichtigsten Funktionen gewählt werden. Rechts unten befinden sich die Schalter für den Zeitablauf.

Bevor die Exkursion ins All beginnt, sollte man den eigenen Standort einstellen. Über den Schraubenschlüssel links unten gelangt man in den Konfigurationsdialog. Neben vielen anderen Einstellungen kann im Tab Standort selbiger bestimmt werden. Hierfür ist eine ruhige Hand und ein wenig Treffsicherheit erforderlich. Mit der Maus gilt es auf einer kleinen Weltkarte den eigenen Standort anzupeilen.

Die meisten der übrigen Einstellungen sind selbsterklärend. Interessant ist, bei der Sprache einen anderen Kulturkreis auszuwählen. So wird aus dem westlichen „Kleinen Wagen“ im chinesischen Kulturkreis der „purpurrote Palast“. Bei den „Landschaften“ kann zwischen unterschiedlichen Landschaftsbildern gewählt werden, die dann unterhalb des Horizonts angezeigt werden. Dadurch entsteht eine Optik, als würde man die Sterne von der heimischen Kuhweide aus betrachten. Alle Einstellungen können als Standard gespeichert werden und werden dann bei jedem Programmstart berücksichtigt.

Die Schaltflächen unten links werden alle durch Pop-up-Texte erklärt; ihre Bedeutung erschliesst sich durch Ausprobieren sehr schnell. Eine schöne Überraschung verbirgt sich hinter dem Schalter Sternbilder. Dadurch werden die Sternbilder mit künstlerischen Zeichnungen hinterlegt. Hier zeigt sich, wie viel Liebe zum Detail der Entwickler Fabien Chereau eingebracht hat.


Stellarium 0.22.1 - Flatpak

Mit gedrückter linker Maustaste wird die Sternenkarte in beliebige Richtungen verschoben. Das Mausrad zoomt den Himmel, wodurch sich auch der sichtbare Winkel ändert (dieser wird rechts oben in Grad angezeigt). Ein Linksklick setzt den Fokus auf eine bestimmte Stelle am Himmel. Klick man auf einen Stern, so werden Detailinformationen zu diesem eingeblendet. Unter anderem werden Sternname, Helligkeit, genau Position und Entfernung in Lichtjahren angezeigt. Durch einen Rechtsklick verschwinden diese Angaben wieder. Ein Druck auf die Leertaste bewegt den gewählten Punkt in die Mitte des Bildschirms.

Stellarium lässt sich weitgehend mit der Tastatur steuern. Das Hilfe-Fenster (Taste H) erklärt übersichtlich, welche Funktion mit welcher Taste aufgerufen wird.

Wie jeder weiss, gibt es mehr Sterne am Himmel als wir zählen können. Deshalb gibt es auch eine Suchfunktion. Diese bietet passende Suchbegriffe je nachdem welche Buchstaben in das Suchfeld eingegeben werden. Die Eingabe von „Plu“ genügt, um zum Zwergplaneten Pluto zu gelangen.

Zum Programm gibt es auch eine gut gestaltete Homepage. Dort findet sich ein Benutzerhandbuch, das Forum, FAQs und viele weitere Informationen. Stellarium kann auch durch Skripte gesteuert werden. Damit lassen sich Abläufe automatisieren. Auf der Homepage finden sich Skripte wie z.B.: „Eine Reise zum Jupiter“ oder diverse Sonnenfinsternisse.

Eine weitere beeindruckende Funktion des Stellariums ist der Zeitablauf (Schaltflächen unten rechts). Ohne diesen bleibt die Sternenkarte auf der gewählten Uhrzeit stehen. Mit der Play-Taste setzt sich die Uhr und damit auch die Sternenkarte in Bewegung. Damit zeigt die Karte den Himmel immer so, wie er sich im Verlauf der Beobachtung tatsächlich darstellt. Ungeduldige Zeitgenossen können diesen Vorgang beschleunigen bzw. umkehren. Mit der Fast-Forward- und der Rewind-Taste wird der Zeitablauf beschleunigt. Je öfter diese Tasten geklickt werden, umso schneller läuft die Uhr (oben links) vorwärts oder rückwärts. Damit lässt sich eine ganze Nacht in wenigen Sekunden durchspielen.

Besonders empfehlenswert ist es, die Morgendämmerung und den Sonnenaufgang zu sehen. Das lässt sich mit Worten schwer beschreiben; deshalb ein Tipp: Stellarium starten und die Schönheit eines Sonnenaufgangs unter Linux bestaunen.

Quellen:

Tags

Himmel, Sterne, Universum, Stellarium, Weltall

Pele
Geschrieben von Pele am 6. Oktober 2022 um 11:56

Es gab im Juli einen Morgen mit allen PLaneten am Himmel. Da habe ich mir das auf dem PI 4B installiert und geschaut. Danach in den Himmel. Jupiter ist der alles überstrahlende Star. Sehr schönes Programm.

Schroeffu
Geschrieben von Schroeffu am 6. Oktober 2022 um 12:08

Stellarium ist wirklich genial. Die native Linux Version ist mir in Puncto Bedienung etwas sehr sperrig, im Vergleich zur Webbrowser-Version oder die Mobile App.

Die App als Einstieg kann ich empfehlen: Starten, in den Himmel richtigen, und schon zeigt es wie die Sterne da über einem selbst alle heißen. Danach mit der nativen Linux Version mehr ins Detail recherchieren. Super Software!

PS: Am 25.10.2022 zur Mittagszeit ab 11 Uhr ist eine teilweise Sonnenfinsternis, von Standpunkt DE/CH. Kann man in Stellarium eben sehr gut simulieren lassen ::--))