Tastatur-Serie: Alternative Smartphone-Tastaturen: Sayboard

  Felix Daum   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 6 Kommentare

Ich habe mir alternative datenschutzfreundliche Tastaturen angeschaut, die ich vorstellen möchte. Weiter geht es mit Sayboard, einer etwas anderen "Tastatur".

tastatur-serie: alternative smartphone-tastaturen: sayboard

Bei Sayboard handelt es sich um keine klassische Tastatur, sondern eine Open Source-App für speech to text (Sprache zu Text). Entwickelt wurde die App von Elisha Azaria. Lizenziert ist die App mit GNU General Public License v3.0. Das letzte Update gab es am 24.10.2023.

Die App basiert auf Vosk (Vosk-Andorid-Demo). Bei Vosk handelt es sich um ein (offline) Spracherkennungstoolkit (speech recognition toolkit). Es gibt Vosk-Modelle in 42 Sprachen. Auf der Vosk-Seite findet man noch weitere Projekte, die Vosk verwenden. Es gibt kleine Dateien für die portable Anwendung, aber auch große Dateien für Serveranwendungen.

Modelle / Sprache herunterladen

Um eine Sprache für Sayboard herunterzuladen, öffnet man die App und klickt auf den Download-Pfeil über dem Ordnersymbol, auf dem Hauptbildschirm. Sayboard zeigt dann Dateien für 20 Sprachen an. Grundsätzliche können weiter Vosk-Modelle heruntergeladen werden, wobei man beachten muss, dass nur die Dateien mit der Bezeichnung "small" von Sayboard verarbeitet werden können. Die Dateien können über den Ordner (Ordnersymbol unter Download) hinzugefügt werden.

Die weiteren Einstellungen sind ansonsten sehr übersichtlich. In der Fußleiste neben Models (Sprache) gibt es noch zwei weitere Menüpunkte: UI und Logic.

UI

Unter UI nehmt Ihr Einstellungen zum Aussehen der Spracheingabe ("Tastatur") vor. So kann die Systemvorgabe des Mobiltelefons genutzt werden oder Ihr könnt die Farbe des Mikrofonsymbols (grün) und die Hintergrundfarbe (schwarz) einstellen (siehe Artikelbild oben). Des Weiteren können noch Einstellungen zum Aussehen im Hoch- und Querformat eingestellt werden.

Logic

In Logic gibt es Einstellungen zum Verhalten Sayboard. Ob der Bildschirm eingeschaltet bleiben soll, während der Nutzung, ob sie automatisch lauschen soll, wenn sie bereit ist. Was passiert, wenn die Spracheingabe nicht genutzt werden kann und ob man sie schneller einsatzbereit haben möchte, was mehr RAM (Arbeitsspeicher) benötigt. Wie Ihr seht, sind die Optionen (Beschreibung der Option) im Hochformat abgeschnitten. Im Querformat sind sie lesbar.

Fazit:

Vorneweg will ich sagen, dass die Spracherkennung gut funktioniert. Ich finde, dass sie bei schwierigeren Wörtern Probleme hat. Vielleicht liegt es auch an meiner Aussprache. Leider beherrscht Sayboard die Grammatik nicht (Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung). Es gibt bei Vosk ein Modell unter der Bezeichnung "Punctuation models", also Zeichensetzung, aber die Datei ist bedauerlicherweise für Sayboard zu groß. Ob eine grammatikalische Integration aufgrund des Umfangs überhaupt technisch möglich wäre, weiß ich nicht. Ich habe mich gefragt, für welche Situationen Sayboard genutzt werden könnte. Aufgrund der fehlenden Grammatik eignet es sich aus meiner Sicht nicht, um längere Texte zu schreiben. Außer man hat die Muße, am Ende den Text durchzugehen und zu korrigieren. Klar, das muss man am Ende eh machen, aber wenn man so viel zu korrigieren hat, schreibt man es am Ende besser gleich händisch? Vielleicht eignet sie sich, um kurze Gedanken / Texte zu diktieren bzw. Texte, bei denen die Grammatik nicht relevant ist, weil er nicht an Dritte weitergereicht wird.

Trotz des beschriebenen Nachteils und des vielleicht deshalb eingeschränkten Nutzens wollte ich Euch die App vorstellen. Ich finde es nämlich toll, dass es inzwischen grundsätzliche brauchbare Open-Source Alternativen für Mobiltelefone zur bekannten Konzern-Software (Google Assistant) gibt. Auch wenn klar ist, dass in diesem Fall Sayboard nicht an die etablierten Sprachassistenten herankommt. Ich habe die Hoffnung, dass Sayboard sich in nächster Zeit und bei entsprechend vielen Nutzern schnell in eine sehr gute Richtung weiterentwickelt.

Nutzt jemand von Euch Sayboard? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Oder kennt Ihr Alternativen? Ich freue mich über Kommentare!

Quellen:

https://github.com/ElishaAz/Sayboard

https://alphacephei.com/vosk/

Tags

Sayboard, text to speech, Spracherkennung

Mancus Nemo
Geschrieben von Mancus Nemo am 27. Oktober 2023 um 11:22

Wenn jetzt die Worterkennung besser wird, dann ist das echt brauchbar.

Herman
Geschrieben von Herman am 27. Oktober 2023 um 17:52

Wie benutzt man das? Ich bekomme nur die Einstellungen-Seite angezeigt, nicht die Darstellung im 1. Bildschirmfoto. Muss ich Sayboard als Tastatur auswählen?

Felix Daum
Geschrieben von Felix Daum am 27. Oktober 2023 um 19:33

Ja, genau. Du musst Sayboard wie eine Tastatur aktivieren. Wie das geht, habe ich bei AnySoftKeyboard beschrieben: https://gnulinux.ch/anysoftkeyboard

Ich habe Android 13 und da kann ich die installierten Tastaturen auch auswählen / wechseln, wenn ich beim schreiben eine Tastatur geöffnet habe und dann ganz unten rechts in der Ecke auf das Tastatursymbol klicke.

Klappt es? Sonst versuche ich gerne nochmal zu helfen.

Herman
Geschrieben von Herman am 27. Oktober 2023 um 21:38

Ja, das funktioniert. Die Erkennung ist aber nicht besonders gut. Das kann aber auch an dem alten Handy liegen, mit dem ich getestet habe (Galaxy Note 4, 3 GB Hauptspeicher). Danke

Günther
Geschrieben von Günther am 28. Oktober 2023 um 15:52

Habe vor einer Woche exakt die selbe Entdeckung von / Erfahrung mit Sayboard gemacht.

Eine Korrektur: Das Punctuation-Model funktioniert nicht deshalb nicht, weil es zu groß ist, sondern aufgrund eines anderen Formats. Die Inhalte der entsprechenden Zip unterscheiden sich signifikant von denen der small-Modelle.

Wer die gleichen Modelle auf dem Linux-Desktop nutzen will, dem kann ich nerd-dictation (pip-Paket) empfehlen. Insgesamt ist es für mich allerdings stand jetzt mangels Satzzeichen relativ nutzlos, auch wenn ich es ebenfalls faszinierend finde, wie gut die offline-Spracherkennung inzwischen funktioniert.

Matthias
Geschrieben von Matthias am 2. November 2023 um 13:01

danke für den gelungenen Beitrag. Ich habe die App gleich ausprobiert und bin begeistert, wie gut eine offline Spracherkennung sein kann. Das mit der fehlenden Grammatik ist hier schon geschrieben worden, aber dennoch nützlich für mich,