Zum Wochenende: Ich fühle mich wohl, mit GNU/Linux.ch

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 5 Kommentare

Die Art und Weise, wie das Projekt GNU/Linux.ch arbeitet, ist nicht selbstverständlich. Deshalb wollen wir es langfristig erhalten.

zum wochenende: ich fühle mich wohl, mit gnu/linux.ch

Es gibt viele Medien, die man täglich konsumieren kann: Social Media, Blogs, Webseiten, Chats, Filmchen (You-Tok-Insta), Podcasts, Print Medien, Radio, das Gespräch mit den Leuten in Bus oder Bahn (falls ihr das macht), Diskussionen im Freundeskreis oder in der Familie. All diese Kanäle sind nicht frei von Vorurteilen (biased). Nur die kluge Kombination zeichnet die Konsumentin aus.

Heutzutage ist ein Bachelor in Medienkompetenz gefragt, um sich im digitalen Blätterwald zurechtzufinden. Die Auswahl der richtigen Informationskanäle ist nicht einfach. Allein die Definition des Begriffs "richtig" ist nicht trivial. Deshalb möchte ich die GNU/Linux.ch-Community in diesem Wochenend-Beitrag an das Konzept unseres Projekts erinnern und darauf hinweisen, dass so etwas nicht in allen Ländern möglich ist.

Beginnen möchte ich mit einem Video von Niki Proshin aus Sankt Petersburg. Er hat Natasha von Natashas's Adventures interviewt. Ich halte beide Video-Kanäle für sehr authentisch (Quellen liefere ich auf Anfrage).

In gut verständlicher englischer Sprache.

Niki lebt in Sankt Petersburg und betreibt einen Video-Kanal, in dem er über das Leben in Russland und die Information und Meinung der Bevölkerung berichtet. Natasha wohnt über 6200 Kilometer entfernt in der russischen Stadt Chabarowsk im äussersten Osten von Russland und produziert ebenfalls einen Video-Kanal, in dem sie die Welt über das Leben in Russland informiert. Seit Jahren sucht sie einen Weg, um aus Russland auszuwandern. Seit den völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, die der Kriegsverbrecher Wladimir Putin seit Beginn seiner Amtszeit auf ehemalige Staaten der untergegangenen Sowjetdiktatur zu verantworten hat, ist Natasha aufgewachsen und hat sich eine informierte Meinung über ihre Regierung und über ihre Mitmenschen gebildet.

Der Titel dieses Artikels und insbesondere das Bild, stellen einen Kontrast zu dem dar, was Niki und Natasha in ihren Beiträgen vermitteln. Ich habe diesen Kontrast bewusst gewählt, um euch zu zeigen, in welchem Schlaraffenland wir leben. In der westlichen Welt gibt es viele Informationsquellen, die nicht der totalen Propaganda unterworfen sind, wie sie in den neuen Weltmächten China und Russland herrschen.

Seit mehr als 2 Jahren schreibt und spricht bei GNU/Linux.ch die Community für die Community. Die Vielzahl der Schreibenden, Podcaster und Video-Show Teilnehmer:innen führt zu einer interessanten und diversen Mischung der Inhalte. Wir belegen fast jeden Beitrag mit Quellenangaben, um den Hintergrund der Information nachvollziehbar zu machen. Unsere Moderatoren betreuen die Chat-Kanäle, damit diese frei von Hass, Hetze und Falschmeldungen bleiben. Dabei redet uns keine Regierung oder Zensurbehörde rein; wir können schreiben und sagen, was wir wollen, solange wir unsere eigenen Regeln beachten. Bei Niki und Natasha ist das ganz anders; sie müssen jeden Tag mit einer Verhaftung rechnen.

Mit ca. 1'000 Beiträgen pro Jahr, sehen wir uns als relevantes Medium, wenn es um Freie Software und Freie Gesellschaft geht. Ursprünglich sind wir als Nachfolger und Ersatz für ProLinux.de angetreten, um News aus dem Themengebiet zu publizieren. Mittlerweile betrachten wir uns als wachsendes Kompendium, welches über die reinen News hinausgeht. Deshalb haben wir auch den Untertitel unter unserem Logo geändert; bisher stand dort Linux und Freie Software News.

Die Suche bei Internet-Suchmaschinen führt immer häufiger zu euren Artikeln, die ihr bei GNU/Linux.ch schreibt. Um das Auffinden der Beiträge zu verbessern, haben wir die über 2000 Artikel mit 8200 Tags verknüpft, damit die interne Suche noch bessere Ergebnisse liefert. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an Pauline und Andreas, die das ermöglicht haben (und an Tim :)

Unser langfristiges Ziel ist es, euer dokumentiertes Wissen, die durch die Community erzeugten Inhalte und den Gedanken der Zusammenarbeit in eine Stiftung zu überführen. Damit möchten wir sicherstellen, dass die Projektidee von GNU/Linux.ch die Zeiten überdauert. Auch in zehn Jahren sollt ihr euch wohlfühlen können, wenn die Community für die Community arbeitet.

Klabautermann
Geschrieben von Klabautermann am 18. Juni 2022 um 09:34

Grundsätzlich : ich gestehe jedem seine politischen, religiösen oder sonstigen Meinungen zu! Und die hier geforderten Regeln habe meine volle Zustimmung.

Aber jetzt kommt das große ABER

Für mich, und vermutlich auch andere Leser dieser wirklich tollen Seiten, steht die Information über und um Linux und freie Software im Vordergrund des Besuchs. Politische Artikel sind schön und gut. Sicher auch notwendig. Aber ich finde, sie sollten hier deutlich als solche, und zwar in oder direkt unter der Überschrift, gekennzeichnet werden.

Und jetzt noch etwas (persönlich) Politisches : Bitte gewöhnt euch das Gendern wieder ab. Ob Punkt j. eurer Regeln Gendern zulässt, müsst ihr allerdings selbst entscheiden.

Auf Antworten auf diese meine persönliche Ansicht bin ich gespannt!

Uwe

Lioh
Geschrieben von Lioh am 18. Juni 2022 um 11:46

Unser Portal dreht sich um Freie Software und eine Freie Gesellschaft. Dies beinhaltet politische Aspekte ebenso wie technische. Die Artikel 'Zum Wochenende' sind oftmals politisch gefärbt. Darüber hinaus werden sie bei uns in der Kategorie 'Meinung' geführt.

Bezüglich des Gendern, so steht es all unseren Autoren frei dies zu tun. Es dient der Inklusion, welche unseren Werten entspricht.

Andanan
Geschrieben von Andanan am 18. Juni 2022 um 17:39

Für mich ist freie Software untrennbar mit der politischen Komponente der freien Gesellschaft verbunden.
Wem das Thema freie Gesellschaft wirklich egal ist, dem wäre es offensichtlich auch egal in einem totalitären System zu leben. Wer ehrlich ist muss zugeben, dass das wohl auf die wenigsten zutreffen wird, die in unserer relativ freien Gesellschaft aufgewachsen sind. Aber dann darf man auch nicht so tun als wäre die politische Komponente egal.
Alles ist politisch, ob ihr das wollt oder nicht. (zugegeben: manches mehr, manches weniger) Ihr könnt versuchen euch davor zu verstecken, aber das ist dann nicht mehr als ein "was ich nicht seh' ist nicht da". Und bei den aktuellen Entwicklungen wird es leider immer wichtiger für die Freiheit zu kämpfen. Wenn wir uns auf dem Status Quo ausruhen, werden wir diese Freiheit Stück für Stück verlieren - Egal ob durch Ignoranz oder Böswilligkeit.
Das muss ja nicht das Kernthema der Artikel sein, aber es lässt sich eben auch nicht immer davon abgrenzen. Und meiner Meinung nach, sind die stärker politisch gefärbten Artikel auch deutlich als solche zu erkennen.

Und bzgl. "Gendern": jeder der hier Artikel veröffentlicht kann das selbst entscheiden. Genauso wie du entscheidest, dass du es nicht willst. Ich kann dem Gendern z.B. auch nichts abgewinnen, habe aber auch kein Problem damit wenn andere es tun.
Für mich ist das Thema "freie Gesellschaft" z.B. wesentlich wichtiger, da es eben einen viel größeren Einfluss auf unser gesamtes Zusammenleben hat, als die Diskussion übers Gendern, die ich meistens einfach als verschwendete Energie wahrnehme.

Gast
Geschrieben von Gast am 19. Juni 2022 um 13:12

Zum Punkt des Genderns, finde ich es erstmal schön, dass ihr niemanden dazu Zwingt, aber ich denke neben der Sonstigen Kritik am Gendern usw. sollte auch erwähnt werden, dass dadurch immer das/ein Geschlecht hervorgehoben wird auch wenn es gerade keine Relevanz hat.

So könnte man natürlich auch immer sagen "Deutsche Entwickler:innen mit Diplom", "Polizist:innen aus Ost- und West-Deutschland" auch wenn es im Kontext gar keine Relevanz hat(im Gegensatz z.B. damit, dass Niki und Natasha aus Russland kommen). Und dass ist das große Problem am Gendern, dass es Kriterien Betont und die Gesellschaft gleichzeitig unterteilt ohne dass es im Kontext relevant ist. Dabei würde ich es auch allgemein Schön finden wenn es Grammatikalisch die Möglichkeit gäbe nur Männer, nur Frauen,... zu nennen, aber so wie es derzeit betrieben wird lässt es nicht nur Grammatikalisch sondern auch Inhaltlich aussage kraft verwässern.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 19. Juni 2022 um 13:23

Gendergerechte Sprache dient nicht nur der Inklusion von Männern und Frauen, sondern eben auch von allem was dazwischen liegt. Mit dem Stern oder dem von mir bevorzugten _ wird dies deutlicher. Der Doppelpunkt ist mittlerweile weit verbreitet, da er den Lesefluss nicht so stört, er wird allerdings der komplexen Thematik nicht gerecht.