Welche Rolle spielt Politik in FOSS-Projekten?
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Thema: Welche Rolle spielt Politik in FOSS-Projekten?
Grundlegende Frage: Welche Rolle darf, sollte oder muss Politik in FOSS-Projekten spielen?
Einführung in das Thema:
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mögliche Unterscheidung in bewusst politische, politisch interpretierte und unpolitische Projekte
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Sonderfall: Code of Conduct
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Ralf: Zu welchem Zweck darf FOSS verwendet werden? Stichwort: schwarze Listen für unbequeme Software. Darf man mit FOSS eine Bombe bauen? Antwort: selbstverständlich, wegen der GPL.
Beispiele für mehr oder minder politische Projekte:
- AntiX Linux (bewusst politisch):
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leichtgewichtige Distribution, die sich besonders an Nutzer sehr alter Hardware richtet
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bezeichnet sich selbst als "proudly anti-fascist", also stolz antifaschistisch
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liefert traditionell politisch linke Lesezeichen im vorinstallierten Firefox-Browser mit
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Kontroverse wegen teils "antizionistischen" Weblinks
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Ein Autor sagt, er sei Anselm [Garbe] von suckless.org und bezeichnet den Fackelmarsch als unpolitische Wanderung
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Suckless.org (Vorwurf Rechtsextremismus):
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Hacker-Community, die auf absoluten Minimalismus setzt, KISS
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Programme sollen so wenig Quellcodezeilen wie möglich brauchen
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Beispiele: dwm (dynamic window manager), st (einfaches Terminal), surf (einfacher Webbrowser)
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Kontroverse, weil Entwickler sich zum Fackelmarsch treffen - als neonazistisch interpretiert
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Problematik: Fackelmärsche historisch als Propagandamittel zur Nazizeit
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Tiny Tiny RSS (Gaskammer-Kategorie im Forum)
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webbasierter RSS-Reader
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Gaskammer-Kategorie im offiziellen (!) Forum, für Threads, die nicht auf die Startseite sollen - vermutlich unliebsame (https://community.tt-rss.org/c/gas-chamber/11)
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Anfrage, die Kategorie umzubennenen, wird selbst dort hin verschoben
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Sollten die politischen Gesinnungen von Entwicklern ein Faktor bei der Wahl von Software sein?
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Ist Code nicht eigentlich unpolitisch?
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Sonderfall: Code of Conduct:
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Wikipedia: "Ein Verhaltenskodex (engl. code of conduct) ist eine Sammlung von Verhaltensweisen, die in unterschiedlichsten Umgebungen und Zusammenhängen abhängig von der jeweiligen Situation angewandt werden können bzw. sollen. Ähnliche Konzepte findet man beim Ehrenkodex oder dem Moralkodex."
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Wikipedia in Bezug auf Open-Source-Entwickler: "Entwickler von Open-Source-Software bekennen sich einheitlich zu einem Code of Conduct, um zu gewährleisten, dass jeder Einzelne gewisse Regeln in der Verantwortlichkeit und Zuverlässigkeit seiner Arbeiten befolgt. In der Welt der Open-Source-Softwareentwicklung ist dies vor allem deswegen notwendig, da sich die meisten Entwickler nie in ihrem Leben gesehen haben oder sehen werden."
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Beispiele: KDE, Gnome, Ubuntu, Debian, Arch Linux, openSUSE, Fedora
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soll angenehmen Umgang für alle Beteiligten sicherstellen
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teils stark identitätspolitische Spezifizierung, zum Beispiel im Gnome-Projekt
Code of Conduct-Beispiel: Gnome
- Alter Gnome-CoC:
- Respekt und Aufmerksamkeit
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Geduld und Großzügigkeit
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Annahme, dass Menschen gute Absichten haben
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Versuch, präzise zu sein
Neuer CoC wesentlich länger: Ergänzung um viele identitätspolitische Faktoren, nach denen Menschen nicht diskriminiert werden sollen:
The GNOME community is dedicated to providing a positive experience for everyone, regardless of:
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age
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body size
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caste
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citizenship
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disability
-
education
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ethnicity
-
familial status
-
gender expression
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gender identity
-
genetic information
-
immigration status
-
level of experience
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nationality
-
personal appearance
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pregnancy
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race
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religion
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sex characteristics
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sexual orientation
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sexual identity
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socio-economic status
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tribe
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veteran status
Zitat Ende ;)
Fragen zum Code of Conduct
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Wie präzise sollte ein Code of Conduct formuliert sein?
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Spagat zwischen Sicherheit von Minderheiten und Komfort der Mehrheit (innerhalb des Gnome-Projekts soll im Zweifel für die Sicherheit marginalisierter Gruppen entschieden werden) - wie mit denjenigen umgehen, die sich davon genervt fühlen?
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Niemand profitiert davon, in einer unfreundlichen Community aktiv zu sein. Reicht es nicht, die Leute daran zu erinnern?
Rückbezug auf grundlegende Frage:
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Welche Rolle darf, sollte oder muss Politik in FOSS-Projekten spielen?
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Keine Beteiligten an FOSS-Projekten sind politisch neutral. Sobald es um Menschen geht, gibt es keine politische Neutralität. Sie wird mehr oder weniger zum Ausdruck gebracht.
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Source Code ist immer politisch neutral. Freie Lizenzen sind/sollten politisch neutral sein. Freiheit 0: Die Freiheit, das Programm auszuführen, wie man möchte, für jeden Zweck. Python ist es egal, was du mit ihm anstellst.
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Solange sich FOSS-Projekte und -Beteiligte innerhalb einer freiheitlich/demokratischen Grundordnung bewegen, ist es in Ordnung. Egal ob man konservativ, liberal oder progressiv denkt.
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Gegenthese: Alle Projekte und Beteiligte, die sich gegen die Menschen und deren Rechte aussprechen, sind kategorisch auszuschliessen. Dabei sollte die Hufeisen-Theorie verachtet werden.
Ich finde für das Thema CoC die Lösung mit dem Verweis auf die Verfassungsgeschützten Rechte und Pflichten für eine super Lösung. Mit den alten üblichen Regeln. VG Olaf
Ein herzliches Hallo, vielen herzlichen Dank, für den ausgezeichneten Podcast, er war für mich sehr hörenswert. Da ich jeden Mittwoch höre, aber diesen Mittwoch fällt er besonders gut aus, aufgrund des Themas. Es wurden meiner Ansicht viele Themen angesprochen, in einer Form, die das Problem plastisch darstellte. Beispiel GIMP: Ein Projekt, eine Software, die ich, nutze, seit ich einen PC habe. Da man zurecht sagen kann, dass GIMP eine Weltmarke darstellt, fand ich vor wenigen Jahren die Kontroverse speziell aus England, GIMP = Krüppel für sehr lachhaft. Da aber die Entwickler der Software so gut wie nicht reagierten, was ich für positiv empfunden habe, sagt mir, dass die Entwickler ihre Nutzergemeinde gut kennen. Machte damals den Vorschlag, GIMP in G.I.M.P umzubenennen. Was ist aus dem Fork Glimpse geworden? Nach wenigen Jahren ist dieser Fork eingestellt worden.
Lieber Ralf, jetzt möchte ich an Dich noch ein paar persönliche Worte richten: Erst durch Dich wird dieser Podcast das, was er ist. Deine Fachkompetenz ist spürbar, aber auch hörbar. Deine Stimme klingt sehr sympathisch, und ist angenehm anzuhören. Freue mich jeden Mittwoch Dich zu hören. Mach weiter so! Ohne Dich wäre dieser Podcast nicht mehr dasselbe. Danke für die Arbeit.
Gruß, an das ganze Team. Halte mich sehr gerne bei Euch auf.
Wolfgang Kobel
Danke für das Lob, Wolfgang