EndeavourOS - Cassini Nova im Kurztest

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 11 Kommentare

Ist diese Distribution besser als das Original Arch Linux oder als Manjaro? Kann man diese Frage überhaupt beantworten?

endeavouros - cassini nova im kurztest

Wenn ich die aktuelle Situation bei den Arch-Derivaten in einem Satz zusammenfassen soll, würde ich es so formulieren: Alle sind gegen Manjaro; trotz archinstall traut sich der Distro-Hopper-Mainstream doch nicht so richtig an das Original-Arch heran; alle lieben EndeavorOS. Das ist eine sehr verkürzte Sichtweise, der man gerne widersprechen kann. Da unsere letzte EndeavourOS-Vorstellung schon über ein Jahr her ist, wird es Zeit für einen ganz kurzen Blick auf die aktuelle Version Cassini Nova vom Mai dieses Jahres.

Das ISO-Image lädt man hier herunter und probiert es in einer virtuellen Maschine aus. Nach dem Booten in die Live-Umgebung geratet ihr auf einen Xfce-Desktop der euch mit dieser Welcome-App begrüsst.

Nach einem Klick auf 'Start the Installer' läuft Calamares los, wobei man zwischen einer Offline- und Online-Installation wählen kann. Offline gibt es nur Xfce als Desktop-Umgebung; bei der Online-Option werden diese Desktops geboten: kein Desktop, Xfce 4, i3-wm, KDE Plasma, GNOME, Cinnamon, Mate, Budgie, LXQT, LXDE. Als Filesystem gibt es ext4, btrfs und xfs zur Auswahl. Ich habe mich für GNOME und ext4 entschieden. Viel mehr gibt es zur Installation nicht zu sagen; sie ist sehr einfach; kann jede Schüler:in.

Während bei euch der Installationsprozess läuft, könnt ihr den Artikel von Dave McKay lesen, in dem er beschreibt, warum er von Manjaro auf EndeavourOS umgestiegen ist. Darin erfahrt ihr unter anderem, dass Endeavour wesentlich Arch-näher als Manjaro ist. Endeavour verwendet die Arch-Repositories, während Manjaro als kuratiertes Rolling-Release, die cutting edge Pakete von Arch ein paar Wochen zurückhält, bevor sie in Manjaro-stable landen.

Nachdem ihr den letzten Absatz gelesen habt, sollte eure Test-Installation von EndeavourOS fertig sein. Falls dem nicht so ist (wie bei mir), könntet ihr euch fragen, was denn überhaupt der Unterschied zwischen Arch und Endeavour ist, wenn beide doch dieselben Repos verwenden. Einen Unterschied haben wir schon kennengelernt: Calamares als Installer. Doch es gibt noch mehr.

So präsentiert sich EndeavourOS direkt nach dem Installations-Neustart. Ich halte es für gut, wenn sich eine Distribution die Mühe macht, eine Begrüssungs-App zu schreiben. Das ist besonders für Anfänger oder Umsteigerinnen ein Segen, die noch nicht mit Arch-Linux in Berührung gekommen sind. Ob solche Anwender:innen allerdings wissen, ob sie die Mirrors von Reflector oder EndeavourOS aktualisiert haben möchten, wage ich zu bezweifeln.

Ich habe die Endeavour-Mirrors gewählt, alle System Updates durchführen lassen und den Update Notifier eingerichtet. Die Welcome-App bietet viel mehr, als man von ähnlichen Begrüssungsanwendungen gewohnt ist. Hier seht ihr alle Reiter:

Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Welcome-App erklärt sich selbst, wenn man im ersten Reiter auf Über Welcome klickt. Beim Update-Notifier kann man einstellen, ob und wann das Betriebssystem nach Paketaktualisierungen Ausschau halten soll.

Es gibt sogar einen Dry-run (Operation test) und eine Statusanzeige, wie sie rechts im Screenshot zu sehen ist.

Um die Paketverwaltung kümmert sich selbstverständlich Pacman. In der Welcome-App gibt es jedoch den Reiter "Füge mehr Programme hinzu". Dort findet man eine Zusammenstellung von ca. 50 beliebten Anwendungen aus verschiedenen Kategorien:

Die drei übrigen Schaltflächen in diesem Reiter führen lediglich zu den entsprechenden Katalogen im Arch-Linux-Wiki. Eine umfassende grafische Paketverwaltung (wie Pamac bei Manjaro) fehlt bei EndeavourOS. Auch ist die Unterstützung von Flatpaks nicht vorinstalliert, was jedoch kein Problem ist. Sobald man das erste Flatpak von Flathub.org installiert, wird die Flatpak-Unterstützung auf Nachfrage gleich mitinstalliert.

An der GNOME-Desktopumgebung hat das EndeavourOS-Team keine Veränderungen vorgenommen. GNOME-Erweiterungen sind keine installiert. Es wird lediglich ein einziges Hintergrundbild und (neben Adwaita) das Thema Qogir mitgeliefert.

Fazit

Auf mich macht EndeavourOS einen guten Eindruck. Mit dem Calamares-Installer geht die Installation sogar leichter vonstatten als bei Manjaro und viel einfacher als mit dem Arch-Installer. Mit ihrer Fülle an Informationen und Werkzeugen ist die Welcome-App eine Bereicherung, insbesondere für Einsteiger:innen in die Arch-Welt. Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob eine Distribution Anpassungen an der Desktop-Umgebung machen soll. Ich hätte mir ein wenig Endeavour-Feeling im GNOME Desktop gewünscht.

Quelle: https://endeavouros.com/

Tags

Arch, Arch-Linux, Manjaro, EndeavourOS, Endeavour

CryptGoat
Geschrieben von CryptGoat am 27. Juni 2023 um 15:49

Bin auch vor einigen Monaten von Manjaro auf EndeavourOS umgestiegen. Aber warum der nahezu identische Calamares-Installer von EndeavourOS, den auch Manjaro verwendet, die Installation im Vergleich einfacher machen soll, leuchtet mir nicht ein. Signifikante Unterschiede gibt es dort meines Wissens nicht.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 27. Juni 2023 um 18:26

Ich meine den hier: https://itsfoss.com/content/images/wordpress/2019/03/manjaro_install_grub.png Calamares kommt ja erst danach.

tuxnix
Geschrieben von tuxnix am 27. Juni 2023 um 18:08

EndeavourOS macht einen sehr guten Eindruck. Trotzdem, ich bleibe bei Arch Linux. Ich behaupte mal frech, dass man es mit dieser Anleitung schneller schaffen kann Arch Linux aufzusetzen als EndeavourOS oder Manjaro. ;)

Alle sind gegen Manjaro? Nun, das wohl nicht gerade. Aber Manjaro ist schon schon von "Keep ist simple, stupid" Eine ganze Ecke entfernt und mit eigenem Kernel und Tools nicht mehr mit Arch deckungsgleich.

Wo ich Manjaro mehr schätze als das Original Arch ist die ARM Plattform. Die kleinen Entwicklerrechner brauchen oft Support beim Kernel und den Einstellungen den es so bei ALARM dann doch nicht gibt. Ich habe gerade gesehen, dass EndeavourOS auch bei ARM vertreten ist. https://arm.endeavouros.com/latest-release-and-download/

Tone
Geschrieben von Tone am 27. Juni 2023 um 18:42

Warum hassen alle Manjaro?

rose
Geschrieben von rose am 27. Juni 2023 um 21:48

Nach langer Zeit des Distro Hoppings bin ich vor vielen Jahren bei Arch hängengeblieben - und das ist gut so. Über die Vor- und Nachteile kann man sicher vortrefflich streiten. Selbst später und nach der Entscheidung für Arch habe ich aus Interesse Manjaro getestet und ebenso für brauchbar erachtet. Von Hass keine Spur. Zu dieser Zeit existierte noch die "Architekt-Version", damit war das Konfigurieren/Experimentieren auch auf tieferen Ebenen per Menüsteuerung vermeintlich einfach möglich. In letzter Zeit habe ich nun tatsächlich mehrmals das Arch-Install-Skript verwendet und auch hiermit kann man gute Grundkonfigurationen erzeugen. Dies alles lässt sich immer aus verschiedenen Positionen betrachten und die eigene Sichtweise ist nun mal sehr oft die Erste die man hat. Ich bleibe bestimmt noch lange bei Arch, lasse mich aber gerne davon überzeugen, dass es bessere Detaillösungen und Systeme gibt.

Ralf Wiest
Geschrieben von Ralf Wiest am 27. Juni 2023 um 22:39

Wahrscheinlich wegen der Entfernung der Hardwarebeschleunigung bei mesa bezüglich h264 Codec, was alle AMD-GPUs betrifft.

Hannes
Geschrieben von Hannes am 29. Juni 2023 um 09:09
Simon
Geschrieben von Simon am 29. Juni 2023 um 13:43

Außer dass viele Punkte in den Links entweder total relativ, überzogen oder lange nicht mehr aktuell sind. Inzwischen ist das "Warum kein Manjaro" Thema in der selben Kategorie anzuordnen wie "Warum kein systemd", Warum kein Flatpak/SNAP", "warum kein QT/GTK4" etc etc. In der Szene ist es halt vielen so unglaublich wichtig andere von ihrer Meinung zu überzeugen. Und das mit unglaublichem Zeitaufwand.

Daniel
Geschrieben von Daniel "PepeCyb" am 27. Juni 2023 um 22:58

Musste kürzlich meinen alten Vaio neu aufsetzen, weil das Manjaro so ziemlich vergurkt war. Dabei bin ich über EOS gestolpert und hab es aus "Faulheit" einfach mal versucht (mein Desktop-Rechner läuft mittlerweile seit vier Jahren mit einem "zu Fuß" aufgesetzten Arch... immer noch wie ne Eins und nicht im geringsten "vergurkt").

Ich muss klar sagen, dass EOS durchaus auch etwas für eingefleischte Arch-Nutzer ist. Ist einfach in der Installation bequemer. Bin schon ein wenig begeistert. ;-)

Maxi Mustermensch
Geschrieben von Maxi Mustermensch am 28. Juni 2023 um 07:26

Manjarohass sollte verboten werden!

Ade O
Geschrieben von Ade O am 1. Juli 2023 um 13:03

Thanks for your subjective and concise mini review. Personally I am not a Manjaro hater! No regrets with this distro using the Gnome DE installed with btrfs. Cheers ✌️