MPD-Client: Euphonica

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 7 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Wer die lokale Musiksammlung mit dem Music Player Daemon organisiert, ist auf gute Clients für die Fernsteuerung angewiesen. Mit Euphonica ist ein neuer Stern am MPD-Client Himmel aufgegangen: schnell, aktuell, reichhaltig und schön.

mpd-client: euphonica

Dieser Artikel richtet sich an Anwender:innen, die ihre lokale Musiksammlung (auch Radio-Streams) mit dem Music Player Daemon (MPD) verwalten und auf der Suche nach einem modernen Client sind. Bei MPD handelt es sich um eine reine Server-Anwendung, die sehr ausgereift und stabil ist. Die Anwendung wird kontinuierlich weiterentwickelt. Wer mehr über MPD erfahren möchte, dem empfehle ich unsere Artikel zu diesem Thema.

Doch nun zu Euphonica. Obwohl es eine Vielzahl an MPD-Clients gibt, sind diese selten auf dem neuesten Stand der Technik, falls sie überhaupt noch gewartet werden. Meine Empfehlung für den Desktop war bisher der Client Ymuse und für Android die App M.A.L.P. Letztere kann ich immer noch uneingeschränkt empfehlen. Die App hat ein zeitloses Design und funktioniert ohne Fehl und Tadel. Gleiches kann ich von Ymuse nicht behaupten. Zwar funktioniert die Desktop-Anwendung gut, hat jedoch eine etwas eigenwillige Bedienung. Anders ausgedrückt: Die User Experience ist nicht intuitiv.

Auftritt Euphonica

Dieser neue MPD-Client für den Desktop ist in RUST programmiert und verwendet libadwaita als Grafik-Bibliothek. Damit sind zwei Grundbausteine gelegt, die Schnelligkeit und ein gutes Aussehen ermöglichen. Ich habe Euphonica als Flatpak in der Version 0.97.0 (beta) installiert. Während meines Tests fielen mir ein paar Fehler auf, die jedoch kaum der Rede wert sind: Beim Laden der Cover-Arts dreht der Fortschrittskreis unendlich und beim Abspielen einer Playlist gab es nach ein paar Liedern einen Crash in der Audio-Kette; vermutlich im DAC der Lautsprecher.

Euphonica präsentiert sich edel und aufgeräumt. Hier sind ein paar Screenshots:

Alben

Künstler

Ordner

Playlisten

Aus den Screenshots könnt ihr bereits sehr viele der Funktionen von Euphonica entnehmen, welche ich hier kurz zusammenfasse:

  • Im linken Panel: Zuletzt gespielt, Alben, Künstler, Ordner, Playlisten, Warteschlange
  • Cover-Art
  • Ausführliche Informationen: Titel, Künstler, Album, Dauer, Abspielen und Hinzufügen zur Warteschlange
  • Cover-Art in der Steuerleiste (unten), ausführliche Infos zum gespielten Titel, Wiedergabe: kontinuierlich oder zufällig, Ausgabe-Stack (ALSA, Nubert), Lautstärkeregler, Informationen zur Musikqualität
  • Markieren/Abwählen und Sortieren in den Listen-Darstellungen
  • Editieren von Playlisten
  • Umbenennen von Playlist-Namen
  • Für die meisten Schaltflächen gibt es Tooltips
  • Blur-Hintergrund für die gesamte Anwendung aufgrund des Cover-Arts, was sehr schön aussieht

Bei dieser Funktionsvielfalt und in Anbetracht einer Beta-Version, habe ich weitere Funktionen gefunden, die nicht funktionieren:

  • Playlisten mit Streaming-Inhalten bringen Euphonica zum Absturz (z. B. bei Playlisten mit Internet-Radiosendern).
  • Der Fortschrittsbalken beim Abspielen eines Liedes sollte eigentlich mit einem Spektrum Analyser hinterlegt sein, was bei mir nicht funktioniert.
  • Ausserdem sollte es synchrone Liedtexte geben. Ich habe nicht herausgefunden, wie man diese aktiviert.
  • Bei längeren Listen neigt Euphonica zu Herz-Rhythmus-Störungen, was man bei einer RUST-Anwendung nicht erwartet.

Genug gejammert. Hier ist eine weitere Feature-Liste, die direkt vom Projekt kommt:

  • Integrated spectrum visualiser can be configured/disabled
  • Album and artists art fetching via MusicBrainz or LastFM
  • Synced lyric support (with click-to-seek) via LRCLIB
  • Crossfade and MixRamp options in queue mode
  • Bitrate readout and audio quality indicators
  • Asynchronous search for large collections
  • Queue ‘consume’ mode removes tracks after playing
  • Volume dial (!) with dBFS readout option
  • Statically-cached background blur powered by libblur

Ein Wort zum Lautstärkeregler, den ihr in den Screenshots rechts unten seht. Ich verstehe den Sinn dahinter nicht, weil man in der Regel hinter dem MPD-Server ein Endausgabegerät hängen hat (Lautsprecher). Deshalb bläst MPD mit 100 % Volume an Lineout und der Verstärker dahinter kümmert sich um die tatsächliche Lautstärke, die nicht durch MPD kontrolliert wird. Aber vielleicht verstehe ich das falsch.

Fazit

Euphonica ist der beste MPD-Client für den Desktop, den ich bisher gesehen habe. Die Anwendung überzeugt durch ihr Erscheinungsbild (dank libadwaita), ihren Funktionsumfang und die UX (Benutzererfahrung). Zur tollen Erscheinung trägt der Cover-Art abhängige Blur-Hintergrund bei. Im Gegensatz zu Ymuse ist Euphonica intuitiv bedienbar; da gibt es kaum Rätsel bei der Bedienung. Aufgrund der Beta-Version bestehen noch einige Bugs. Die meisten davon halten nicht vom produktiven Einsatz der Anwendung ab, ausser dem Absturz beim Öffnen einer Playlist mit Streaming-Inhalten.

Titelbild: https://flathub.org/apps/io.github.htkhiem.Euphonica

Quellen:

https://github.com/htkhiem/euphonica

Screenshots aus Selbstinstallation

Tags

MPD, MPD-Client, Musik, Euphonica, Fernsteuerung

André
Geschrieben von André am 9. September 2025 um 09:50

Uhhhh o_O

Ich hänge noch bei Cantata qt6 Port und Ymuse. Und bin gerade sehr happy dass wieder etwas Leben in die MPD Welt kommt.

Danke! Den muss ich dringend testen!

stefan
Geschrieben von stefan am 9. September 2025 um 11:00

Danke :-D Wird direkt ausprobiert.

Sepp
Geschrieben von Sepp am 9. September 2025 um 17:56

Danke, sieht ganz schick aus!

Ich bin mit myMPD voll zufrieden: https://github.com/jcorporation/myMPD

Das ist samt mpd selber auf meinem Raspberry Pi installiert, funktioniert seit Jahren sehr zuverlässig und ist mir schick genug ;) Gerade die Web-Radio Integration ist eine Funktion, die ich nicht mehr missen will.

Norbert
Geschrieben von Norbert am 9. September 2025 um 23:52

Kann es auch aufs NAS zugreifen ?

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 10. September 2025 um 09:07

Wenn auf dem NAS ein MPD-Server läuft, dann ja. Bei der Ersteinrichtung von Euphonica (bzw. bei jedem MPD-Client) wird die IP-Adresse des MPD-Servers abgefragt.

pit
Geschrieben von pit am 12. September 2025 um 13:50

Nachdem ich meinem Volumio Primo in Rente geschickt habe, war ich auf der Suche nach einer neuen Lösung mit MPD auf Unraid. Dort liegt in einer Freigabe (Samba) auch mein kompletter Musikbestand. Mir wurde dann Owntone als Server-Anwendung empfohlen. Leider mag der Client Euphonica (Flatpak, Vers. 0.97.0-beta) damit nicht ordentlich kommunizieren. Es scheint, als würde der Client im Hintergrund endlos Daten abrufen oder indexieren - jedes Mal aufs Neue, ohne jemals ans Ziel zu kommen. Ich bin nun auf Cantata ausgewichen, reguläres Debian Paket (2.5.0.ds1-4 aus unstable). Das sieht ganz vielversprechend aus.

Lostgelöst davon bringt owntone seine eigene Web GUI mit, die auf Displays aller Größen (auch auf kleinen Smartphones) 'ne gute Figur macht. Endlich Musik per Airplay von beliebigen Endgeräten im Heimnetz auf den Denon AVR (oder Google ChromeCast od. LG TV) beamen - yeah!

fubar
Geschrieben von fubar am 22. September 2025 um 03:51

Liest sich interessant und einen Test wert. Wer es, wie ich, gerne schlicht mag, dem empfehle ich auch einen Blick auf xfcempc zu werfen, dessen Instant-Suchfunktion einfach optimal ist.