Serienbriefe mit Inkscape

Der Titel dieses Artikels könnte verwirren, weil man Serienbriefe für gewöhnlich mithilfe einer Textverarbeitung erstellt. Doch wo steht geschrieben, dass man Serienergebnisse nur für Briefe oder Etiketten erstellt? Angenommen, ihr möchtet Namensschilder für Konferenzen, Einladungskarten für Veranstaltungen oder personalisierte Ostergrüsse erstellen, bei denen der grafischen Gestaltung eine Bedeutung zukommt. Dann wäre es doch hilfreich, den "Serienbrief" direkt in einem dafür geeigneten Programm zu erstellen.

Ich gebe es zu; mein Beispiel (Titelbild) ist künstlerisch nicht besonders wertvoll; doch es geht um das Prinzip. Im Beispiel habe ich österliche Begrüssungskarten erstellt. Dabei sind Anrede, Vorname und Nachname variabel. Der Fokus beim Anwendungsfall liegt auf der grafischen Gestaltung. Deshalb verwende ich dafür keine Textverarbeitung, sondern die Vektorgrafik-Anwendung Inkscape.

Von Hause aus kann Inkscape keine "Serienbriefe". Mit der Erweiterung NextGenerator von Maren Hachmann steht diese Funktion auch in Inkscape zur Verfügung.

Installation

Die Erweiterung ist schnell und einfach installiert: Man öffnet in Inkscape den Dialog: Bearbeiten → Einstellungen → System → Benutzererweiterungen und sieht dort den Pfad für die Erweiterungen:

Dann öffnet man die GitLab-Seite von NextGenerator und lädt dort die beiden Dateien next_gen.inx und next_gen.py herunter. Und zwar direkt in das Inkscape-Verzeichnis für die Benutzererweiterungen. Danach startet ihr Inkscape neu, damit die Erweiterung registriert wird. Nun findet ihr die Erweiterung im Menü: Erweiterungen → Exportieren → NextGenerator.

Bevor ihr die Erweiterung startet, benötigt ihr eine Vorlage mit den Textvariablen, die ersetzt werden sollen. Falls euch schon ein konkretes Projekt vorschwebt, könnt ihr die Grafik dafür öffnen und Text einfügen. Ansonsten reicht es völlig aus, in eine leere Inkscape-Datei ein paar Texte, bzw. Platzhalter für Texte einzufügen:

In meinem Beispiel gibt es drei Variablen: %VAR_anrede%, %VAR_vname% und %VAR_name%. Von der Letzten ist im Screenshot nur der Anfang zu sehen. Die Platzhalter müssen in %-Zeichen eingeschlossen sein und mit VAR_ beginnen. Die Texte könnt ihr mit allen Mitteln verschönern oder verunstalten, die Inkscape euch bietet. In meinem Beispiel habe ich eine passende Schriftart, Farbe und Grösse gewählt. Ausserdem habe ich den Text entlang einer Bezier-Kurve gelegt.

Als Nächstes benötigt ihr eine CSV-Datei mit den Daten für die Textfelder. Hier ist ein ganz einfaches Beispiel:

anrede,vname,name
Lieber,Ralf,Hersel
Liebe,Susi,Maierhofer

In der Datei muss es eine Titelzeile mit den Feldnamen geben. Darunter folgen beliebig viele Datensätze mit Inhalten für die Textfelder. Hierbei sind zwei Dinge zu beachten:

1. Die Variablen in der ersten Zeile heissen weder %VAR_name% noch VAR_name, sondern nur name
2. Falls sich in den Daten Kommata befinden, müssen diese in Anführungszeichen gesetzt werden, zum Beispiel: "Liebe, geschätzte"

Nachdem die Vorlage und die Daten bereitstehen, können die "Seriengrafiken" generiert werden. Dazu ruft ihr im Menü: Erweiterungen → Exportieren → NextGenerator auf:

Dort werden mindestens diese Einstellungen benötigt:

• Pfad der CSV-Datei
• Als Output-Format empfehle ich zu Testzwecken PDF
• Für die Benennung der Zieldateien, nehmt ihr eine signifikante Variable, wobei diese im Format %VAR_blabla% angegeben werden muss.
• Das Output-Verzeichnis

Falls ihr alles richtig gemacht habt, findet ihr im Output-Verzeichnis so viele PDF-Dateien, wie ihr Daten in die CSV-Datei eingegeben habt. Die Erweiterung bietet Funktionen für Fortgeschrittene, wie das Anpassen von Formaten und den Umgang mit mehreren Vorlagen (Sets).

Quelle: https://gitlab.com/Moini/nextgenerator