Bei uns sind schon sehr viele Artikel zum Thema Nextcloud erschienen (ca. 100). Da ich das Thema für wichtig halte, kommt hier der 101ste Artikel. Die Frage ist, ob Nextcloud etwas für Anfänger und Einsteiger ist. Das kann man ganz klar mit "es kommt darauf an" beantworten. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich zuerst den Nutzen und die Vorteile der Nextcloud erklären.
Gerade ist Nextcloud in der Version 31.0.1 (Nextcloud Hub 10) erschienen. Wer sich einen Überblick über die unendlichen Möglichkeiten verschaffen möchte, kann es hier lesen. Liest man das Inhaltsverzeichnis auf dieser Seite, kann es einem schnell schwindelig werden, weil die Nextcloud so viel bietet. Bei der Basis-Installation halten sich die Funktionen in überschaubaren Grenzen:
- Dateiverwaltung und Sharing
- Fotoverwaltung
- Kalender
- Kontakte
- Notizen
- Synchronisation von allem
Für viele Anwender:innen genügen diese Funktionen. Ich kenne Nutzer, die nur die Datei-Funktionen verwenden. Doch die Nextcloud lässt sich fast beliebig erweitern. Im Nextcloud eigenen App-Store finden sich 400 weitere Anwendungen, die man nach Bedarf installieren kann. Hier nur eine kleine Auswahl:
- Talk: Messenger und Videokonferenzen
- Deck: Kanban-Tool
- Integration von Office-Werkzeugen: Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen, usw.
- Integration von KI-Werkzeugen
- Formulare
- News-Reader
- Umfragen
- Musik
- Whiteboard
- Landkarten
- ...
Ich selbst verwende Nextcloud seit ca. 10 Jahren, um Dateien, Kontakte, Kalender und Fotos über alle meine Rechner zu synchronisieren (vorher hatte ich im OwnCloud im Einsatz). Ausserdem nutze ich die Notizfunktion (Markdown-Format) intensiv. Wer einmal die Möglichkeiten von Nextcloud entdeckt hat, möchte wahrscheinlich nie mehr darauf verzichten.
Installationsvarianten
Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Möglichkeiten, zu einer Nextcloud zu kommen:
- Self-hosting: Du hast einen eigenen Server, den du vollständig kontrollierst. Dann kannst du mit Nextcloud alles machen, was möglich ist. Diese Variante ist nichts für Anfänger.
- Du installierst Nextcloud beim Webhoster deines Vertrauens. Vielleicht betreibst du schon eine Webseite oder andere Dienste bei einem Webhoster. Dann kannst du Nextcloud dort installieren und bist Admin.
- Du hast keinen Plan, möchtest aber trotzdem Nextcloud einsetzen. Dann kannst du ein Nextcloud-Hosting Angebot für ein paar Euro pro Monat verwenden. In der Regel hast du dort keine Admin-Rechte, musst dich aber nicht um Updates und sonstige Unannehmlichkeiten kümmern. Dafür bezahlst du den Hoster.
Ihr ahnt es: Variante 1 ist nichts für Einsteiger. Daher gilt es, zwischen Variante 2 und 3 zu entscheiden. Falls du bereits einen Hoster hast, würde ich Variante 2 empfehlen. Die Installation der Nextcloud auf einem bestehenden Hosting ist nicht schwierig, bietet aber den grossen Vorteil, dass du Admin deiner Nextcloud bist. Dadurch kannst du beliebige weitere Apps installieren und Nutzer anlegen (Familie, Freunde). Der Nachteil ist, dass du für die Updates deiner Nextcloud verantwortlich bist.
Wem das zu kompliziert ist, kann sich für ein volles Nextcloud-Hosting entscheiden. Die Firma Nextcloud bietet ein kostenloses Instant-Trial an. Falls ihr nur mal schauen wollt, ist das vielleicht etwas für euch. Verklagt mich nicht, falls das Mist ist; ich habe es nicht ausprobiert. Ansonsten gibt es ein grosses Angebot an Nextcloud-Hostern. Die Firma Nextcloud bietet für private Nutzer einen Service für die Auswahl eines Hosters an. Stattdessen empfehle ich euch im Internet nach "Nextcloud Hosting Deutschland/Schweiz/Österreich" zu suchen. Hier ist ein beliebiges Beispielangebot für die Schweiz (das ist keine Empfehlung; ich habe den erst besten Treffer genommen). Es handelt sich um:
Angebot dieses Nextcloud-Hosters
Ich habe beide Angebote im Screenshot abgebildet, weil sich darin die Unterschiede gut erkennen lassen. Bei der 5-Franken-Option habt ihr einen Benutzer und keine Rechte (weitere Benutzer, Apps installieren). Dafür müsst ihr euch um nichts kümmern. Bei der zweiten Option seid ihr Nextcloud-Admin, was für das Ausschöpfen der Nextcloud-Möglichkeiten essenziell ist.
Wenn ihr Glück habt, findet ihr irgendwo einen kostenlosen Nextcloud-Hoster zum Ausprobieren. Wer die Nextcloud ernsthaft verwenden möchte, sollte viel Geld für ein Hosting mit Admin-Rechten ausgeben oder auf einem normalen Webpage-Hosting (das kostet viel weniger pro Monat) die Nextcloud selbst installieren. Ich empfehle die Installation bei einem normalen Web-Host. Wie das geht, seht ihr hier. Hinweis: Diese Anleitung stammt von 2019. Ich habe nicht getestet, ob sie heute noch funktioniert.
Und dann gibt es noch Kommentare ...
Ich meine die Kommentare zum Artikel Nextcloud: Wenn der Updater Ärger macht. Wer diese liest, verliert wahrscheinlich sofort die Lust, eine Nextcloud-Installation zu versuchen. Nach meiner Meinung sind die Einwände zu negativ. Wie gesagt: meine Nextcloud läuft seit vielen Jahren ohne grössere Probleme auf einem billigen Web-Hosting-Angebot ohne Docker, sondern als reine PHP-Installation. Verliert nicht den Mut, sondern probiert es aus. Wenn ihr mehr als reines Datei-Sharing braucht, ist Nextcloud eine gute Lösung.
Falls ihr anderer Meinung seid und vergleichbare Lösungen vorschlagen möchtet, nur zu. Die Kommentare sind dafür geschaffen. Ich weise jedoch darauf hin, dass eure Vorschläge auch von Nicht-Admins umsetzbar sein sollten. Zum Beispiel: Cryptpad ist sehr cool, aber das kann fast niemand installieren.
Titelbild: https://nextcloud.com/de/blog/nextcloud-hub-10-ihr-einheitlicher-modularer-digitaler-arbeitsplatz/
Quellen:
https://nextcloud.com/de/blog/nextcloud-hub-10-ihr-einheitlicher-modularer-digitaler-arbeitsplatz/
https://kevquirk.com/blog/how-to-install-nextcloud-on-shared-hosting
Ich lese hier ja schon länger mit, die ist aber mein erster aktiver Beitrag.
Wer Probleme mit der Installation beim Self-Hosting hat - insbesondere was die Bereinigung von Fehlermeldungen betrifft - wird die gleichen Probleme auch bei der Nutzung bei einem "normalen" Webhoster bzw. bei einem normalen Webhosting-Paket haben.
Die ein oder andere Meldung kriegt man da vielleicht noch gelöst, andere Meldungen kann man evtl. gar nicht bereinigen.
Insofern würde Variante 2 ebenfalls nicht für Anfänger empfehlen.
Ich selbst versuche mich gerade an der Variante Selfhosting mit dem offiziellen Docker "Nextcloud-AIO-Mastercontainer" auf meinem UnRAID-NAS. Ich hatte hier schon vorher andere Varianten am Laufen, und wollte einfach mal diese Variante testen, ob sie eventuell einsteigerfreundlichr ist. Das kann ich auf jeden Fall verneinen!
Mir ist es bis dato nicht gelungen, auf dem UnRAID-NAS erstellte Freigaben als externe Speicher einzubinden.
Anleitungen wie man das wohl umsetzen können soll, haben bei mir bis dato nicht funktioniert, weder über eine Variable "NEXTCLOUD_MOUNT" wie im UnRAID-Forum beschrieben noch als zusätzlicher Parameter beim Start des Docker Containers.
Für reines Filehosting und Filesharing reicht denke ich auch "Filebrowser" locker aus, das nutze ich mittlerweile auch parallel aus Performance-Gründen.
Spannend ist für mich auch OpenCloud, allerdings gibt es da aktuell wohl noch zu viele Fehler, weshalb ich das noch nicht für den Praxiseinsatz empfehlen würde.
VG Marco
Persönlich finde ich Nextcloud wirklich genial. Es freut mich absolut, wenn ich sehe, dass Regierungsbehörden (in DE, FR, NL...) inzwischen auch auf Nextcloud setzen. Was ich etwas schade finde: in den vielen 'Tests', die ich inzwischen gelesen habe, wird immer wieder darauf verwiesen wie einfach es ist, sich seine eigene Nextcloud irgendwo zu installieren. Aber die allermeisten Nutzer interessieren sich vermutlich für einen Ersatz für die Google Cloud oder OneCloud von Microsoft. Für all jene ist aber vor allem interessant, wo es Paketlösungen gibt für (nennen wir es mal) 'Normalnutzer' gibt. Also: was kostet mich das monatlich oder pro Jahr, welche Anbieter gibt es. Eine einfache Liste gibt es zwar bei Nextcloud selbst - aber nur auf Englisch: https://nextcloud.com/providers/#simple-signup
Euer Artikel deckt das Thema ab - aber auf diesem Teil sollte meiner Meinung nach der Hauptaugenmerk auch bei den vielen anderen Artikeln liegen. Denn es gibt eine ganze Menge Anbieter für sogenannte 'managed Nextcloud' (auch wenn ich mir wünschen würde, dass es viel mehr davon gibt), aber das ist irgendwie nicht so bekannt.
Was vor allem fehlt, das ist eine einfach zugängliche Übersicht über diese Anbieter (z.B. in Europa), was die kosten und was für Unterschiede es gibt.
Diese Infos sind für 'Normalnutzer' eigentlich die entscheidenden - und sie entscheiden vermutlich auch darüber, ob jemand doch besser seine Google Cloud weiter nutzt oder was Neues ausprobiert. Einen anderen Hinweis finde ich ganz spannend: auch die Cloudlösung der Deutschen Telekom setzt inzwischen auf Nextcloud auf (ich habe sie noch nicht
Eine richtig gute Übersicht habe ich leider selbst noch nicht gefunden. Aber vielleicht hat jemand von Euch eine Idee.