Als ich gestern die aktuelle Folge von Radio Tux hörte, erweckte die Nachricht über den Text Expander Espanso meine Aufmerksamkeit. Ein Text Expander ist ein Werkzeug, welches systemweit Triggerwörter erkennt und diese durch einen Langtext ersetzt. Beispiel: Du schreibst irgendwo das Wort 'mfg' und der Text Expander wandelt diese Eingaben in 'Mit freundlichen Grüssen' um.
Solche Werkzeuge können in der Regel noch mehr, zum Beispiel Tastaturkombination durch Texte ersetzen oder Shell-Skripte starten. Ein bekannter Vertreter ist Autokey. Viele Programme dieser Art gibt es nicht, und noch seltener sind solche, die auf dem technischen Stand der Dinge sind und unter Wayland funktionieren.
Das Espanso-Projekt hat einen modernen und sehr informativen Web-Auftritt, der Lust auf das Ausprobieren macht. Das Eis wird jedoch dünn, schaut man sich auf der GitHub-Seite die Installationsmöglichkeiten an:
AppImage wäre noch in Ordnung gewesen, aber zum selbst Kompilieren für Wayland hatte ich dann doch keine Lust. Das Projekt schreibt, dass es die Situation bei den Paketformaten und der Wayland-Unterstützung verbessern möchte. Weil ich Espanso nicht installiert habe, verzichte ich in diesem Artikel auf eine Beurteilung der Anwendung. Auf der gelungenen Webseite erfährt man alles Wissenswerte über das Werkzeug.
Dennoch war der Keim in mir gesät, weshalb ich auf die Suche nach anderen Text Expandern ging. Zu meiner Überraschung gibt es sehr wenige. Da kam mir die Idee, solch ein Tool schnell einmal in Python selbst zu schreiben. Es kann doch nicht so schwer sein, die Tastatur laufend mitzulesen, Key-Value-Paare zu matchen und den Langtext in die jeweilige Anwendung zu kopieren.
> pip3 install keyboard
> python
>>> import keyboard
>>> keyboard.add_abbreviation('mfg', 'Mit freundlichen Grüssen')
ImportError: You must be root to use this library on linux.
(stark gekürzte Ausgabe)Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: 'Text Expander' ist ein anderes Wort für 'Keylogger'. Das keyboard-Modul verlangt Root-Rechte, was völlig in Ordnung ist. Sonst könnte ja jeder kommen und alle Tastatureingaben mitlesen.
Nichtsdestotrotz wollte ich noch das Werkzeug AutoKey ausprobieren. Im AUR-Repo findet man es in der neusten Version 0.96. AutoKey ist sehr mächtig; es erlaubt nicht nur die Verwendung von Phrasen, die durch Langtext ersetzt werden, sondern auch die Definiton von Hotkeys, die Beschränkung auf bestimmte Anwendungen (z. B. Ersetzen funktioniert nur in Gedit) und das Anlegen von Python-Skripten innerhalb des GUIs von AutoKey.
Alleine der Screenshot lässt erahnen, welche Möglichkeiten AutoKey bietet. Die mitgelieferten Beispiele für Phrasen und Skripte sind praktisch. Leider ist es mir nicht gelungen, die Phrase 'mfg' zum Laufen zu bringen. Das Problem dabei war, dass ich nicht wusste, ob ich alle Optionen in AutoKey richtig gesetzt hatte, oder ob die Anwendung unter Wayland nicht funktioniert. Aber auch unter X hatte ich keinen Erfolg mit AutoKey.
Fazit
Die Idee von Text Expander-Werkzeugen ist gut, lassen sich damit doch viele Eingaben und Aufgaben verkürzen und standardisieren. Ausnahmsweise gibt es im GNU/Linux-Umfeld nur wenige Anwendungen, die diesen Zweck erfüllen, insbesondere wegen der fehlenden Wayland-Unterstützung. Espanso ist ein hoffnungsvoller Kandidat, wenn das Projekt den Installationsprozess vereinfacht.
Was haltet ihr von Text Expandern? Nutzt ihr welche? Habt ihr Anwendungsfälle dafür? Schreibt doch bitte eure Erfahrungen und Meinungen in die Kommentare unter diesem Artikel.
Diese Idee war für mich sehr befremdlich. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?
Jeder vernünftige Texteditor hat eine „Suchen und ersetzen“-Funktion. Und wer etwas für den regelmäßigen Gebrauch automatisieren will, kann ein Skript mit dem klassischen Standardwerkzeug „sed“ schreiben (auf jedem POSIX-kompatiblen System vorhanden).
Der Punkt ist denke ich das Wort "systemweit". Es ist doch cool, wenn selbst beim eintippen in den Browser oder in Libreoffice alle deine Abkürzungen funktionieren.
Für mich ist ein Text Expander ein überflüssiges Tool, weil ich Worte ausschreibe. Wichtig wäre ein solches Tool für Menschen, die zu faul sind, Worte auszuschreiben und stattdessen sehr viele Abkürzungen benutzen. Doch ich wage zu bezweifeln, dass gerade solche Menschen einen Text Expander nutzen würden.
Ich würde jederzeit 2 Stunden Arbeit aufwenden, damit ich ab und zu eine halbe Sekunde tippen spaare.
Espanso hat Probleme mit Umlauten :-( siehe auch Issues auf Github https://github.com/espanso/espanso/issues/1153
Ich nutze das Addon Quicktext für Thunderbird. Arbeitet zwar nur au App-Ebene, aber macht seinen Job!
Genauso mache ich das auch und musste beim Lesen des Artikels daran denken. Seitdem schreibe ich keine persönlichen Anreden und Schlussformeln mehr selbst. Im Latex-Editor habe ich mir noch ein paar Makros definiert und in der Shell gibt es Aliase. Und wo anders brauche ich das nicht. Einen Keylogger möchte ich mir auch nicht unbedingt installieren.
Hallo, ich kann 10-Finger Schreiben. Geht vermutlich fast genauso schnell.
Du heißt wahrscheinlich nicht "Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg".
Irgendwie kann ich die ablehnenden Kommentare für mich nicht nachvollziehen. Ich nutze seit vielen Jahren Text Expander auf meinen Windows-Systemen (früher GhostTyperXML, kurzzeitig PhraseExpress, danach das minimale TyperTask) und vermisse sie immer wieder schmerzlich auf meinem Dienstrechner, weil dort nichts dergleichen angeboten wird.
Wenn man zum drölfundzwanzigsten Mal am Tag "Sehr geehrter Herr" schreibt und danach sicherheitshalber auch kontrolliert, ob man sich nicht vertippt hat, dann ist es schneller, einfach "#sgh " zu tippen und es wird daraus automatisch der hinterlegte Text.
Klar gibt es Vorlagen, "Suchen und Ersetzen"-Funktionen und alle möglichen Skript-Lösungen, aber das schöne an Text Expandern ist doch, dass sie in jedem Programm (in Textverarbeitungen und Mailern, auf der Kommandozeile, in Formularfeldern von Webseiten usw.) funktionieren und du "on-the-fly" während des Tippens bereits das Ergebnis siehst.
Von diesen "Makros" habe ich ca. 30 Stück bei mir aktiv. Das umfasst neben Anreden und Grußformeln beispielsweise auch Trigger für Wörter, bei denen ich mich gern vertippe, z. B. Authentifizierungsmethoden (#authm) oder bei denen mir die korrekte Groß- und Kleinschreibung wichtig ist, z. B. wird #fb bei mir zu FRITZ!Box. Weiterhin habe ich ein paar häufig genutzte längere Textbausteine, z. B. meine Postanschrift oder Standardbegrüßungstexte für neue Mitglieder in meinem Forum.
Kann man sicherlich auch über die o. g. Alternativen abbilden, aber für mich sind universell einsetzbare Text Expander der elegantere Weg. Unter Linux benutze ich bislang jedoch keinen, weil ich auf dem Linux-Host meist in einer Windows-VM unterwegs bin. ;-)
Hm. Gestern noch nicht sichtbare Kommentare von kaligule sind mittlerweile freigeschaltet, meiner jedoch nicht? Ist meiner überhaupt angekommen?
Wenn einer noch nicht freigeschaltet wurde, bitte meckern. Ich bin stets bemüht. Aber auch nur ein Mensch.
War kein Vorwurf. Ich dachte eher an technische als menschliche Probleme. Daher war mein Frage ja "Ist meiner überhaupt angekommen?". Offenbar schon. :-) Danke.
Ich möchte eine Lanze für Autokey brechen, das bei mir (Fedora/Xfce, also unter X) seit Jahren wunderbar funktioniert. Die Phrasen ("mfg" etc.) sind nett, aber noch besser sind die Scripte. Da steht die gesamte Python-Funktionaliät zur Verfügung, plus einige spezielle Autokey-Funktionen. Damit lasse ich mir einmal im Monat beim Ausfüllen eines Web-Formulars helfen, registriere gelegentlich Website-Nutzer (via .htpasswd) oder toogle Keepassxc sichtbar/unsichtbar. Wahrscheinlich geht das auch mit anderen Werkzeugen, aber wenn man ein bisschen Python kann, ist das schon sehr bequem. Und natürlich kann man auch Shell-Scripts aus Autokey heraus starten. Auf der Autokey-Website steht übrigens: "This is an X11 application, and as such will not function 100% on distributions that default to using Wayland instead of Xorg."
Moin, ich finde die Kommentare hier z.T. sehr fragwürdig. Ja Glückwunsch an die 10 Fingerschreiber. Fragt mal Leute im Support, die täglich in Mails immer wieder Standardfragen beantworten. Gibts 2 Möglichkeiten, entweder ich kann Kollegen überzeugen dazu was in die FAQ ein zu pflegen oder ich gebe nur wenige Buchstaben ein um einen Text zu automatisieren der schon mal aus 3, 4, 5 und mehr Sätzen besteht. Auch der schnellste 10 Fingertipper wird nicht schneller sein als so ein Tool.
Privat nutze ich die Funktion gar nicht so oft, aber beruflich, spare ich damit in manchen Mails 1-2 Minuten und das metert halt über den Tag. Vorteil, vorausgesetzt der einmal gespeicherte Text ist hinreichend auf Fehler geprüft, spare ich mir damit auch Vertipper und Rechtschreib- oder inhaltliche Fehler,
Und auch in der Firma, ist ein "mfg" entweder im Mailaccount abgespeichert oder die 3 Buchstaben ersetzen bei mir
Vorname Name Bereich Abteilung fon fax Anschrift und einige Links
und hier noch ein Bsp. Ich gebe ein "Zöglfrex" und bekomme
Wir alle wissen: Wenn das Zöglfrex falsch rabulisiert ist, röhnen die Qualuppen nicht mehr im Takt und zabulsadern rappwellig gegen den Saubschnickersinn. Das Ergebnis: raugesudelte Hirnkrawuppzität und seltsame Entschuldigungsvideos.
Mal schaun ob das Kommentarfeld markdown versteht ;-)
Schön Sonntag DxU
Mal schaun ob das Kommentarfeld markdown versteht ;-)
offensichtlich schon ;-)
Absoulute verständlich, vor allem der Zöglfrex :D
Hey, ich bin auch ein großer Fan von meinem Atext hier auf meinem Mac - und bei meinem nach und nach Umstieg auf Linux war ich erschrocken, dass es nicht wirklich etwas Vergleichbares auf Linux gibt. Espanso hab ich auf dem Mac getestet, doch da meine Sprache deutsch ist, brauche ich auf jeden Fall die Umlaute - außerdem ist Espanso ständig abgestürzt - oder hat einfach nicht reagiert. Wenn jetzt ganz Bundesländer auf Linux setzen, muss es da doch etwas geben? Die schreiben ja mit Sicherheit nicht 38 mal am Tag: Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre Anfrage ... ... oder auch die ganzen Programmierer, die angeblich Linux nutzen, haben doch bestimmt Kürzel für häufig wiederkehrende lange Befehle ... Ich bin da etwas ratlos ... ... vor allem, dass es notwenig ist, vor jedem Ersetzen einen Hotkey drücken zu müssen dünkt mich etwas umständlich ... (Texpander hab ich gefunden, aber es ist nicht ganz so einfach umzusetzen). Grade wenn Linux mehr Mainstream gehen will, dürfen auch GUI Apps da sein, die auch "Otto Normal Anwender" benutzen kann. Ich habe bei manchen Linux Foren das Gefühl, dass sie lieber auf die "Dummen" herab sehen, die nicht den ganzen Tag im Terminal verbringen als das gesamte Projekt "Linux für den Mainstream" vorwärts zu bringen ... aber das ist eine andere Baustelle. Danke Dir für Deinen Beitrag! :-)