Wie im Ausblick einer meiner letzten Artikel angekündigt, haben wir inzwischen unsere alte Gasheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt. Bei der Umsetzung war mir besonders wichtig, die Anlage lokal ohne Cloud-Anbindung überwachen und steuern zu können. Daher suchte ich gezielt nach einer Wärmepumpe, die sich in Home Assistant integrieren lässt. Meine Wahl fiel auf eine Panasonic Aquarea der Generation L. Nicht zuletzt, weil es mit dem Open-Source-Projekt HeishaMon eine Möglichkeit gibt, diese Geräte lokal auszulesen und zu regeln. In diesem Erfahrungsbericht zeige ich, wie ich die Wärmepumpe mit HeishaMon in Betrieb genommen habe und welche Vorteile mir die Integration ins heimische Netzwerk bringt.
HeishaMon: Wärmepumpe lokal auslesen und steuern
Panasonic bietet für die Aquarea-Reihe zwar eine eigene Cloud-Lösung (Comfort Cloud) an, doch ein Cloud-Zwang kam für mich nicht infrage. HeishaMon ist eine freie Alternative, welche die interne Schnittstelle der Panasonic-Wärmepumpe nutzt, um alle Daten lokal bereitzustellen. Das HeishaMon-Projekt hat die proprietäre Protokollkommunikation der Aquarea H/J/K/L-Serien Reverse-Engineered und stellt diese Informationen über MQTT und JSON/HTTP im lokalen Netzwerk zur Verfügung. Dadurch lassen sich sämtliche Sensorwerte der Wärmepumpe (Temperaturen, Betriebszustände, Drücke etc.) in Echtzeit auslesen und sogar Steuerbefehle senden. Zusätzlich bietet HeishaMon die Möglichkeit, einen S0-Zähler anzuschliessen, um den Stromverbrauch oder die Wärmeabgabe präzise zu messen. Mit HeishaMon ersetzt man praktisch das originale Internet-Modul von Panasonic durch eine eigene, offene Lösung.
Die Wärmepumpe liefert über die interne Schnittstelle auch Spannung (5 V), um ein kleines Mikrocontroller-Modul direkt zu speisen. HeishaMon läuft typischerweise auf einem ESP8266/ESP32-basierten Board. Ich habe mich dieses Mal entschieden, kein eigenes Board zu löten, sondern die empfohlene Hardware fertig zu kaufen. Fündig wurde ich beim Entwickler TheHogNL, der eine fertige HeishaMon-Platine inklusive Pegelwandler anbietet. Dieses Board wurde direkt mit der aktuellen Firmware geliefert.
Installation: In 30 Minuten einsatzbereit
Die Inbetriebnahme von HeishaMon war erfreulich unkompliziert. Zunächst verbindet man das kleine Board über ein mitbestelltes Kabel mit der Wärmepumpe. In meinem Fall musste ich lediglich den Stecker am Kommunikationsport der Aquarea einstecken. Nach dem Einschalten spannt HeishaMon ein temporäres WLAN auf, mit dem man sich zur Konfiguration verbindet. Über die Weboberfläche auf 192.168.4.1
habe ich anschliessend mein WLAN und die MQTT-Broker-Daten eingetragen. Das war schon alles.Wenige Augenblicke später begann das Modul, die ersten Daten der Heizung an meinen MQTT-Server zu senden. Die gesamte Installation dauerte kaum 30 Minuten.
Ein grosser Vorteil dieser Lösung ist, dass sie parallel zum Panasonic-System nutzbar ist. Wer also die offizielle Panasonic-App (CZ-TAW1-Modul) weiterverwenden möchte, kann HeishaMon auch im Listen-Only-Modus betreiben. Dabei hört HeishaMon nur passiv mit und greift nicht in die Steuerung ein. Ich persönlich habe jedoch komplett auf die eigene Lösung umgestellt und das Netzwerkkabel aus dem CZ-TAW1-Modul ausgesteckt.
Integration in Home Assistant
Dank HeishaMon konnte ich meine Wärmepumpe nahtlos in Home Assistant einbinden. Über die HeishaMon Integration werden alle Sensorwerte und Einstellmöglichkeiten der Aquarea automatisch als Entitäten in Home Assistant angelegt. So bekomme ich z. B. Vorlauf- und Rücklauftemperaturen, Aussentemperatur, Betriebsmodus, Fehlermeldungen und viele weitere Datenpunkte übersichtlich angezeigt. Auch Steuerbefehle wie das Ändern der Soll-Temperatur oder das Aktivieren des Heiz-/Kühlmodus können nun direkt lokal gesendet werden.
Um die Performance der Wärmepumpe im Blick zu behalten, habe ich zusätzlich einen Wärmezähler und einen Stromzähler integriert. Der Wärmezähler (Kamstrup Multical 303) misst die abgegebene Wärmeenergie und funkt diese per Wireless M-Bus ins Netzwerk. Parallel erfasst ein Shelly Pro 3EM den Stromverbrauch der Wärmepumpe. Aus Wärmeabgabe und Stromaufnahme kann ich so live den COP (Coefficient of Performance) berechnen und nachvollziehen, wie effizient die Pumpe gerade arbeitet. Die genaue Einbindung des Multical 303 habe ich bereits in einem separaten Artikel beschrieben.
Intelligente Heizungssteuerung mit PV-Anbindung
Mit allen Daten in Home Assistant lässt sich unsere Heizungssteuerung nun dynamisch an externe Faktoren anpassen. Ein zentrales Ziel ist es, möglichst viel Solarstrom direkt für Heizung/Kühlung zu nutzen. Dafür habe ich mehrere Automatisierungen umgesetzt:
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Sommer (Kühlbetrieb): Die Kühlfunktion der Wärmepumpe wird nur aktiviert, wenn genügend Überschuss aus unserer PV-Anlage verfügbar ist und heisses Wetter bevorsteht. Die Vorlauftemperatur wird abhängig des Taupunktes geregelt. So bleibt das Haus angenehm kühl, ohne dass wir Netzstrom beziehen müssen. Bei aufziehendem Gewitter oder wolkigem Wetter schaltet sich die Kühlung automatisch ab.
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Übergangszeit: Im Frühling und Herbst nutze ich das Gebäude als thermischen Speicher. Überschüssiger Solarstrom wird gezielt in Wärme umgewandelt. Home Assistant hebt temporär die Raum-Solltemperatur leicht an, solange die PV-Anlage mehr liefert, als verbraucht wird. Die Betonmasse des Hauses speichert diese Wärme. Fällt die Sonne weg, kann die Heizung eine Weile aussetzen, ohne Komforteinbussen.
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Winter: In der kalten Jahreszeit läuft die Wärmepumpe hauptsächlich über Netzstrom. Allerdings gibt es selbst im Winter sonnige Tage mit viel PV-Leistung. Erkennt das System eine solche Phase, wird automatisch die Heizkurve geringfügig erhöht. Dadurch wird das Haus in den Sonnenstunden etwas stärker beheizt (wiederum als Wärmespeicher), und wir müssen abends und in der Nacht weniger zuheizen.
All diese Szenarien wären ohne lokale Datenhoheit kaum realisierbar. Proprietäre Cloud-Systeme bieten oft nur begrenzte Steuerungsmöglichkeiten und könnten Änderungen durch den Hersteller unterliegen. Mit meiner selbstgehosteten Lösung kann ich hingegen kreativ werden und die Wärmepumpe optimal auf unsere Bedürfnisse sowie die aktuelle Wetter- und Energielage abstimmen.
Fazit
Die Kombination aus Panasonic Aquarea Wärmepumpe und HeishaMon hat sich für mich als Volltreffer erwiesen. Schon nach kurzer Zeit möchte ich die lokale Transparenz und Kontrolle nicht mehr missen. Die Installation war schnell erledigt und absolut anfängerfreundlich. HeishaMon stellt alle relevanten Informationen der Heizung bereit und macht sie im eigenen Netzwerk nutzbar. Gerade in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage spielt das System seine Stärken aus. Die Wärmepumpe wird zum flexiblen Verbraucher, der genau dann arbeitet, wenn genug selbst erzeugter Strom vorhanden ist. Gleichzeitig behalten wir die Effizienz im Blick und bleiben unabhängig von Cloud-Diensten oder Herstellervorgaben.
Ich hoffe, die Wärmepumpe im Winter optimal einstellen und betreiben zu können. Dank Home Assistant habe ich alle relevanten Messwerte gespeichert und kann sie im Frühling auswerten.
Titelbild: KI-generiert und nachbearbeitet
Quellen: im Text
Super interessant. Wie viel Strom braucht ihr im Winter? Wie macht ihr das Duschwasser heiß?
Die erste Heizsaison kommt erst. Wir haben die LWWP im April installiert. Aber in den letzten Jahren benötigten wir ca. 8000 kWh thermische Energie und ich rechne mit < 2000 kWh elektrische Energie pro Winter. Zum Kühlen im Sommer benötigten wir ca. 4-6 kWh elektrische Energie (vom Dach) und schoben so ca. 25-35 kWh thermische Energie aus dem Haus heraus. Für das Brauchwasser haben wir eine 180 Liter Brauchwasserwärmepumpe. Diese ist extrem sparsam und benötigt pro Tag zwischen 0.5 und 0.9 kWh elektrische Energie.
Hallo Remo,
danke für den klasse Artikel und die Zahlen. Das kling nach einem gut durchdachten Konzept, gerade wegen dem Monitoring und der Regelungen. Machst du nach der Heizsaison einen weiteren Artikel.
Wenn ich eine Auswertung thematisch passend verpacken kann, dann schreibe ich ein follow up.
Spannend, danke! Sind deine Automationen schwarze Magie oder hast du zufällig noch etwas Pseudocode parat :)
Hier mal die Automatisierungen für den Sommer (Kühlen). Die funktionieren zuverlässig. Für die Übergangzeit bin ich noch am Optimieren und am überlegen.
` alias: Kühlung Einschalten description: "" triggers:
condition: and conditions:
alias: Wenn Komperssor Tageszähler < Maximale Start Kühlen condition: template value_template: >- {{ states('counter.lwwp_kompressor_start_tageszahler') | float(0) <
states('input_number.hpctl_cooling_max_compressor_starts') | float(0) }}
alias: Wenn Taupunkt tierfer als Bodentemperatur Soll ist condition: template value_template: >- {% set boden = state_attr('climate.panasonic_heat_pump_main_z1_temp_cooling', 'temperature') | float %}
{% set taupunkt = states('sensor.taupunkt_buro') | float %}
{{ taupunkt < boden }} actions:
condition: and conditions:
condition: or conditions:
alias: Wenn Komperssor Tageszähler >= Maximale Start Kühlen condition: template value_template: >- {{ states('counter.lwwp_kompressor_start_tageszahler') | float(0)
states('input_number.hpctl_cooling_max_compressor_starts') | float(0) }}
Wie regelst du das mit dem Taupunkt? Hast du extra Sensoren verbaut?
Ja, ich habe noch einen Shelly h&t und berechne den Taupunkt mit der Magnus-Formel. Dann vergleiche ich die Rücklauftemperatur mit dem Taupunkt plus 2K Sicherheit. Ich schau auf die Rücklauftemperatur weil diese die Bodenoberflächentempratur relativ gut abbildet.
Sehr interessant, nur vertraue ich HomeAssistant nicht mehr, das ist reinste Glücksache wie lange es läuft und wann es wieder mal nmicht erreichbar ist. Zudem blockieren die Entwickler die Verwendung selbst erstellter Zertifikate. So dass man es entweder online (auch unsicher) oder unverschlüsselt verwenden muss. Ich suche eine Alternative.
Nutze Home Assistant seit knapp 8 Jahren, davor einige Jahre ioBroker. Kann deine Aussagen weder in irgendeiner Weise nachvollziehen, noch bestätigen. "It just runs"
Läuft bei mir ohne einen einzigen Unterbruch seit 3 Jahren durch. Home Assistant ist bei mir nicht aus dem Internet erreichbar. Ich nutze immer einen VPN zu mir nachhause.
Würden LE-Zertifikate per DNS nicht helfen?
HomeAssistant läuft bei mir äußerst zuverlässig seit dem ich auf raspi und micro-SD verzichte -> Proxmox auf M720q in einer VM via https://community-scripts.github.io/ProxmoxVE/scripts?id=haos-vm
Hallo, danke für den Artikel!
Wäre es möglich, dass du den YAML Code von deinem Dashboard teilst? Ich finde es optisch sehr ansprechend und würde es gerne teilweise übernehmen.
Vielen Dank!
Das sind alles Standard Home Assistant Kacheln und Kurven.
Mir fehlt ehrlich eine Webseite, welche Hersteller und Geräte und deren OpenSource biokompatibel mit den üblichen Features gegenüber stellt. Ich fühle mich nicht in der Lage einen Wärmetauscher PV anlage und Wasser/Strom Speicher auszulegen und die richtige cloudless Hardware dazu zu wählen. Das ist der einzige Grund weshalb ich bislang mein Haus noch nicht umgerüstet habe. Wenns einen Dienstleister gäbe, der sich darauf professionalisiert würde ich den nehmen.
Ich kann dich gut verstehen. Leider wird es wohl nie eine solche Website geben. Es ist nahezu unmöglich, eine Plattform mit allen relevanten Informationen zusammenzustellen. Für die Recherche habe ich allerdings gute Erfahrungen mit ChatGPT gemacht. Die Resultate muss man natürlich immer nochmals gegenprüfen.
Mein Rat zur PV-Anlage: Baue so viel Photovoltaik wie möglich aufs Dach. Im Winter wirst du wahrscheinlich trotzdem zu wenig Energie haben, um vollständig zu heizen. Wenn du einen Stromspeicher einplanst, sollte dieser idealerweise so gross dimensioniert sein, dass er einen ganzen Tag ohne Heizen abdecken kann. Wenn die Heizung noch nicht dringend ersetzt werden muss, lohnt es sich, zuerst mit der PV-Anlage zu beginnen. Diese ist aktuell sehr günstig und bringt sofort einen Nutzen.
Auch bei der Wärmepumpe ist etwas Planung wichtig. Sie sollte nicht zu gross dimensioniert sein. Das lässt sich recht gut anhand des aktuellen Gasverbrauchs abschätzen. Am besten notierst du im Winter jeweils den Tagesverbrauch zusammen mit der entsprechenden Aussentemperatur. So kannst du später fundierte Entscheidungen treffen.
Sowohl PV-Anlagen als auch Wärmepumpen funktionieren in der Regel problemlos ohne Internet. Wenn du kein Monitoring brauchst, einfach den Stecker ziehen und fertig. Viele Anlagen lassen sich zudem einfach zeitgesteuert betreiben. Beispielsweise kannst du das Brauchwasser zwischen 12:00 und 13:00 Uhr erwärmen lassen. In dieser Zeit steht in der Regel genügend PV-Strom zur Verfügung. Mit solchen einfachen Einstellungen brauchst du kein Smart Home und deckst trotzdem etwa 90 Prozent der relevanten Anwendungsfälle ab.
Mir fehlt ehrlich eine Webseite, welche Hersteller und Geräte und deren OpenSource biokompatibel mit den üblichen Features gegenüber stellt. Ich fühle mich nicht in der Lage einen Wärmetauscher PV Anlage und Wasser/Strom Speicher auszulegen und die richtige cloudless Hardware dazu zu wählen. Das ist der einzige Grund weshalb ich bislang mein Haus noch nicht umgerüstet habe. Wenns einen Dienstleister gäbe, der sich darauf professionalisiert würde ich den nehmen.
SRY doppelpost. Als ich den gnulinux Tab öffnete stand der text da als hätte ich ihn nicht abgesendet.