"Guess who's back, back again? Amarok's back, tell a friend"
Abgewandeltes Zitat: EMINEM - Without Me
Es gibt ihn also wieder … der Musik-Player Amarok hat nach langer Zeit eine neue Version erhalten. So neu sind diese News aber nicht. Wirklich neu ist aber, dass Amarok auf dem Flathub gelandet ist. Ein guter Grund, um sich das Urgestein mal genauer anzuschauen.
Erinnerungen
Amarok ist stark mit meinem Einstieg in die Linux-Welt verknüpft und kann von mir daher nicht ignoriert werden. Wer sich an die 2000er Jahre zurückerinnert, kommt zwangsläufig nicht an dem Namen Winamp vorbei. Als ich in dieser Dekade auf Linux umstieg, stellte sich auch die Frage: „Wie installiere ich Winamp auf Linux?“
Da diese Frage damals schnell mit „GAR NICHT!“ beantwortet war, musste ich mir eine Alternative suchen und stieß auf Amarok, der mir sowohl optisch als auch strukturell gefiel.
Ohne eine kleine Anekdote will ich hier aber nicht abschließen, denn Amarok zum Laufen zu bringen, war auf SUSE 9.0 alles andere als ein Vergnügen. Als Neuling war mir damals nicht klar, dass man Abhängigkeitskonflikte nicht einfach ignorieren sollte. Nach der Installation und einem Neustart erwartete mich immer ein schwarzes TTY, das sich nicht einmal mehr mit init 3 (oder war es init 5?) in einen Desktop zurückverwandeln ließ.
Das nächste Problem war, dass ich nur Ogg Vorbis-Dateien abspielen konnte. Wenn ich dieses Fass jetzt auch noch aufmache, landen wir ganz woanders ...
Flach gepackt
Zwanzig Jahre später ist mir das alles einerlei, denn Flatpaks bringen alles mit, was das Herz begehrt. Wer also das Paket noch nicht im Repository seiner Distribution findet, kann sich damit behelfen:
flatpak install flathub org.kde.amarok
Das Paket ist übrigens verifiziert.
Losheulen
Auch wenn ich das Design von damals nicht mehr bildlich vor Augen habe, weiß ich: Ja, das ist Amarok. Sicherlich wurden einige optische Elemente aufgefrischt und modernisiert. Auf den zweiten Blick musste ich jedoch an iTunes denken.
Einpflegen
In der Menüleiste gelangt man über Einstellungen > Amarok einrichten > Lokale Sammlung zu einer TreeView, in der Ordner festgelegt werden können, die Musik enthalten. Wer seine Tags pflegt, hat nach Beendigung des Scans auf der rechten Seite eine gut sortierte Liste vor sich.
Die Leere
Per Doppelklick wird ein Song in die Playlist befördert. Handelt es sich um den ersten Song, wird er direkt abgespielt. Alle weiteren Doppelklicks fügen weitere Songs zur Liste hinzu. Ganze Alben können per Drag & Drop über die leere Mitte in die Wiedergabeliste gezogen werden.
Die erwähnte Leere ist ein "anpassungsfreudiger" Rahmen. Wer möchte, kann sich hier allerlei Infos zum aktuellen Song, Künstler oder Songtext anzeigen lassen. Das Konfigurationsmenü erscheint über das Zahnrad in der unteren Mitte.
Kopf in den Wolken
Im linken Rahmen lassen sich nicht nur lokale Audio-Dateien ansiedeln, sondern auch Podcasts. Wer seine Lieblings-RSS-Feeds hören möchte, kann dies sehr einfach über einen Dialog tun.
Mein persönliches Highlight ist aber die Möglichkeit, einen Ampache-Server anzusteuern. Wer seine Musik in einer Nextcloud liegen und zudem noch die Music-Erweiterung installiert hat, kann sich über das Einstellungsfeld hier einen Token generieren.
Über Einstellungen > Amarok einrichten > Module kann jetzt Ampache hinzugefügt und mit den entsprechenden Daten konfiguriert werden.
Zu finden ist unser privater Streaming-Dienst dann über Internet-Dienste > Ampache
Fazit
Es gibt sie noch, die Menschen, die ihre Musik besitzen wollen. Liebhaber mögen es gerne ordentlich und strukturiert. Amarok kann das bieten und bringt noch einiges an Zusatzfunktionen mit. Für mich ist Amarok ein lang erwartetes Tool, dem man anmerkt, dass es durchdacht ist. Auf der Suche nach Musik-Playern (von VLC einmal abgesehen) trifft man oft auf gut gemeinte Versuche oder Tools, die GNOME-like einfach nur per Drag & Drop Songs abspielen. Ganz simpel und ohne Struktur.
Einen kleinen Makel habe ich dann bei all dem Lob doch noch gefunden. Ich nutze auf Ubuntu das Dark Theme; leider passt sich im mittleren Rahmen die Schriftfarbe nicht an, wodurch man sehr genau hinsehen muss, um graue Schrift auf grauem Grund zu erkennen.
Danke liebes Actionschnitzel. Werd ich gleich mal ausprobieren.
Ja, Musik abspielen unter Linux ist so ein leidiges Thema, da keine Software sich meiner Ansicht nach mit dem gelungenen Foobar2000 messen kann. Amarok sieht nett aus und da ich LXQt und KDE schätze, werde ich es vielleicht auch mal testen. Vor ein paar Monaten habe ich von Fooyin erfahren: https://www.fooyin.org/ Das sieht auch sehr interessant aus!
Quod Libet wirst du dann wohl schon kennen. Was das Organisieren von lokalen Audiodateien angeht, gibts definitiv keine Alternative. Die Oberfläche könnte allerdings mal was modernisiert werden.
Amarok schaue ich mir gerne mal an, danke für den Artikel!
Da ich jetzt schon sehr, sehr lange keine Musik mehr unter anderen Betriebssystemen abgespielt habe, was genau ist denn so schlimm unter Linux bzw. woanders besser?
Sieh dir mal "DeaDBeeF" an, das geht in die Richtung FooBar2000.
Amarok 1 habe ich damals benutzt, aber die neue Version sah damals furchtbar aus und ist scheinbar heute noch nicht gut geworden. Passte zum Desaster um KDE 4, das war in etwa zeitgleich.
Man schaue sich nur den Screenshot unter "Die Leere an", reicht auf die Mitte zu achten. Die Bewertungssterne auf einer völlig anderen Höhe als der Liedtitel, ausgerichtet gegen nichts. Liedtitel, Bandname und Albumname sind alle unterschiedlich formatiert bzw haben andere Schriftgrößen, passen null zusammen. Untendrunter ist ein weißer Balken, die Schrift darauf (0 0 Niemals) ist fett und unscharf. Die Icons ganz unten haben eine horizontale Scrollbar offen, die ihre Titel verdeckt. Komplettes Chaos, das war vor Version 2 definitiv nicht so.
Der Rest des Interfaces schafft es, gleichzeitig viel zuviel Platz zu verbrauchen, dabei die einzelnen Elemente aber in einem Wuselwirrwarr kleinteilig abzulegen. Überall sind kleine Icons deren Zweck nicht zu erkennen ist. Und dabei ist das zentralste Element, Playbutton, Wiedergabeleiste, Weiterbutton und Lautstärkeregler, eine der hässlichsten Elemente in der UI. Auch eine Leistung.
Nichts gegen den Artikel, Danke für den. Ist ja ein gutes Thema, wenn Amaroks wirklich in alter Stärke wiederauferstanden wäre. Und vll ist das wiederbelebte Projekt einfach nur ein erster Gangversuch und Verbesserungen kommen noch.
Aber bis dahin: Es gibt zwei Forks von Amarok 1, Strawberry und Exaile. Strawberry ist wohl ein bisschen exzentrisch, dafür aber ein aktives Projekt. Exaile basiert auf GTK und die Commitliste ist etwas ruhiger, sieht aber sehr ordentlich aus. Ich würde da einen Blick empfehlen.
Kann ich komplett nachvollziehen. Bei Musik-Playern ist das optische Wohlbefinden (so nenn' ich es einfach mal) irgendwie echt wichtig. Ich persönlich komme gut mit Amarok klar. Perfekt ist es aber nicht. Winamp gibt es ja als Snap (Wine-Wrapper). Eigentlich will ich nur Winamp 5 nativ auf Linux.
Manchmal denke ich aber auch, dass ich nur ein Relikt meiner Zeit bin. Meiner Tochter sind Mediaplayer total egal. Sie öffnet Spotify und das war’s. Die UI ist aber auch zum Ko.... :-D
Mir gehts ja sogar ähnlich, bei mir hat Google Music die Musik gefressen. Die Perspektive auf Amarok ist daher eine rein nostalgische ;)
Wobei die das ja vll einbinden, und die Musiksammlung auch noch auf der Platte liegt. sollte ich mal wieder pflegen - Kandidaten für die Abspielsoftware hätte ich ja jetzt :)
Noch ein Nachtrag, so sah Amarok 1.4 damals aus: https://www.linux-community.de/wp-content/uploads/2008/11/Abbildung-2-555.jpg, von https://www.linux-community.de/ausgaben/linuxuser/2008/03/amarok-glaenzt-mit-interaktiven-features-und-intelligenten-playlists/. Klar, sieht nach zwanzig Jahren schon alt aus, aber viel klarer strukturiert.
Kann JRiver Music Center unter Debian nach 15-jähriger Erfahrung bestens empfehlen. Vor allem auch deshalb, weil der Renderer hervorragend ist und einen Klang liefert, der unter Linux mit keiner anderen Software erreicht wird.
was zu beweisen wäre
Ist eine lokal installierte Anwendung im Cloud- und Streaming-Zeitalter, wo fast alles direkt im Browser gehört und geguckt wird, überhaupt noch zeitgemäß? Natürlich kann es individuell betrachtet durchaus sinnvoll sein (ICH MACH ES AUCH) sich einen eigenen Player zu installieren, doch zwingend erforderlich ist das nicht mehr. Das Thema von lokalen Apps als Webersatz erscheint mir wie ein "großer Elefant im Raum", das wohl junge und alte PC-Benutzer Generationen, jeweils zu Recht, aus völlig unterschiedlichen Perspektiven betrachten und anders bewerten. Vielleicht wäre das mal etwas für Euren Podcast?
Ein alter oder neuer Audio-Player muss sich zudem an vielen Alternativen, teilweise etablierten Programmen, messen lassen. Zu den bereits zuvor genannten, möchte ich deshalb noch diese hinzufügen:
AIMP for Linux https://www.aimp.ru/?do=download&os=linux
Audacious https://audacious-media-player.org/
Exaile https://exaile.org/
Sayonara Player https://sayonara-player.com/
Strawberry Music Player https://www.strawberrymusicplayer.org/
Tauon Music Box https://tauonmusicbox.rocks/
Wenn ich das alles so lese, schreit das gerade zu nach einer Artikel-Serie "Musik-Player". Ich leg's mal auf meinen Ideen-Stapel.
Qmmp ist auch empfehlenswert, wird aktiv entwickelt und unterstützt XMMS und Winamp 2.0 skins: http://qmmp.ylsoftware.com/
Ich denke mal auch Amarok kann nicht auf Freigaben auf dem NAS zugreifen ? Genause wenig wie z.B. Clementine. Leider mal wieder nichts halbes und nichts ganzes
Trinity Desktop enthält auch noch die kde3 Version von Amarok.
Amarok gibts auch für Windows. kann man mit winget installieren. Da sind auch noch einige andere KDE apps enthalten.
Also für Hörbücher finde ich https://www.audiobookshelf.org eine sehr gelungene Software.