Audio-Probleme lokalisieren mit rtcqs

  Daniel Schär   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 1 Kommentar

Audio-Probleme checken mit rtcqs

audio-probleme lokalisieren mit rtcqs

Wer Musik produziert, weiss, wie kritisch Latenz sein kann. Jüngst las ich davon, dass nun das Real-time-Feature endlich Einzug halten soll in den Mainstream-Kernel. Damit würde die separate Installation eines Realtime-Kernels entfallen und der Kernel wäre von Haus aus ready für Audioproduktion. Aber auch dann gäbe es bei den Distros noch Optimierungsbedarf (vorausgesetzt man verwendet nicht gerade eine für Audioproduktion optimierte Distro wie UbuntuStudio oder AVLinux). Wie man dies tun kann, steht auf linuxaudio oder aber es gibt kleine Helferlein. Eines davon will ich hier kurz vorstellen. 

Ich habe im Heimstudio kein professionelles Audio-Interface und als ich jüngst wieder einmal verursachte, einige Aufnahmen zu machen, scheiterte ich daran, dass ich bei meiner DAW (Waveform11) immer wieder Aussetzern bei der Audio-Wiedergabe hatte, obwohl die CPU nicht ständig ausgelastet war (laut Stacer - siehe Bild).

Änderungen bei den Latenz-Einstellungen im Audio-Interface (ich war schon bei 7.3ms und 10ms sollte man nicht überschreiten für angenehmes Arbeiten) halfen nichts. Nun fand ich das Python-Utility rtcqs, welches helfen soll, Schwachpunkte zu identifizieren und zu korrigieren. Oder wie es etwas umfassender ausgedrückt auf der Webseite heisst: rtcqs ist ein Dienstprogramm, welches das System analysiert und mögliche Engpässe aufspürt, die sich negativ auf die Leistung des Systems auswirken können, wenn man mit Audio unter Linux arbeitet.

Es checkt Folgendes: 

  • Root (sollte man nicht sein)
  • Audio-Gruppe (sollte man sein)
  • CPU frequency
  • High resolution timers 
  • Preempt RT 
  • rtprio 
  • Swappiness 
  • Filesystem 

Zusätzliche Checks:

  • Spectre/Meltdown Beeinträchtigungen
  • IRQ check der Soundkarte und USB-Anschlüsse
  • Power-Management 
  • tkinter GUI
  • Qt GUI (beta)

Es kamen unter anderem folgende Verbesserungsvorschläge raus:

cpupower frequency musste bei meinem System also auf performance gesetzt werden. Zudem sollte die Swappiness bei mir angepasst werden und noch einiges mehr. 

Schon, aber die Änderung der cpupower frequency hat geholfen und ich hatte keine Aussetzer mehr, da die CPUs nun richtig ausgelastet wurden. Zudem konnte ich bei der Latenz auf fast 5ms heruntergehen und hatte dennoch keine Aussetzer.

Falls du also Probleme mit Real-Time-Audio unter Linux hast, empfiehlt sich ein Check mit rtcqs.

Tags

Audio, Latenz, Musikproduktion

this.ven
Geschrieben von this.ven am 27. August 2022 um 09:30

Danke für diesen kompakten, aber aufschlussreichen Artikel. Ich produziere ebenfalls Musik mit FLOSS und habe meine Low Latency Optimierung hier notiert: https://lar.ven.uber.space/floss_media_studio/audio_setup

Momentan versuchen wir in der Sonoj Community den ArchWiki Artikel "Professional audio" zu überarbeiten. Falls ihr oder eure Leser*innen uns unterstützen möchtet, ihr seit herzlich willkommen: https://chat.sonoj.org