Buchtipp "Permanent Record" von Edward Snowden

Do, 14. April 2022, Norbert Rüthers

Über Ostern hat vielleicht der ein oder andere Zeit und Musse zum Schmökern. Deshalb möchte ich eines der faszinierendsten Bücher vorstellen, das ich in den letzten Jahren hatte. Natürlich hat es mit IT zu tun, sonst wäre es hier fehl am Platz. Schliesslich steht gnulinux.ch für die Werte der freien Gesellschaft. Das Buch heisst "Permanent Record" von Edward Snowden.

»Mein Name ist Edward Snowden. Sie halten dieses Buch in Händen, weil ich etwas getan habe, das für einen Mann in meiner Position sehr gefährlich ist: Ich habe beschlossen, die Wahrheit zu sagen.«

Im Buch beschreibt Snowden packend, informativ aber auch humorvoll zunächst seine Kindheit, sein Elternhaus und seine damalige Umgebung in einem kleinen Ort in dem nur Regierungsangestellte wohnten.
Er erzählt von seiner schwierigen Kindheit, seinen Problemen mit Altersgenossen, weil er weder die Grösse noch die Stärke seiner Altersgenossen hatte. So beschäftigte er sich viel alleine.

Von seinem Vater wurde sein starkes Interesse für Technik und Computer stets unterstützt.
Er erzählt vom damals noch freien Internet, mit dem man sich via Modem verband. Das Netz bestand überwiegend aus kreativen Akteuren, die ihr Wissen teilen, und die Welt zu einem besseren Ort machen wollten.
Es herrschte Gleichheit und Aufbruchstimmung. Und es spielte auch noch keine Rolle, welches Alter, welche Hautfarbe, Religion oder sonstigen Merkmale jemand hatte.
Eine nette Anekdote beschreibt, wie er als 12-13-jähriger einem Ingenieur einer Computerfirma einen Bug meldete und der ihn daraufhin einstellen wollte. Das ging natürlich aufgrund des Alters nicht.
In einer anderen späteren Anekdote geht es um einen älteren Angestellten der CIA, dessen Aufgabe darin bestand, jeden Tag ein Band in ein altes Backup-System einzulegen. Man konnte ihn nicht entlassen, weil nur noch er noch Kenntnisse dieser Technik hatte.
Seine Eltern waren Regierungsangestellte und so landete auch er später in diesem Umfeld.
Nach dem 11. September 2001 beschloss er aktiv am Schutz seines Landes mitzuarbeiten und meldete sich zum Militär.
Nach einer Verletzung, die er dabei erlitt, arbeitete er als Webdesigner, bis er bei einem von der NSA geförderten Forschungszentrum anfing.

Sein Talent führte dazu, dass er rasch Karriere bei der CIA und NSA machte und immer tiefere Einblicke in die Machenschaften dieser Organisationen bekam, die stets unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung abliefen.
So entwickelte er z.B. ein Backup-Programm, das aber im Nachhinein für ganz andere Zwecke missbraucht wurde.
Im Laufe der Zeit bekam er immer höhere Sicherheitsfreigaben und damit Zugang zu immer brisanteren Dokumenten. Daraus zog er tiefe Einblicke und letztlich auch Konsequenzen.

Es war sehr bewegend zu lesen, dass jemand, der sein Land eigentlich sehr liebte, und seine ganze Energie zum Schutz dieses Landes einsetzte, immer mehr zu der Erkenntnis kam, dass dieses Land dies nicht nur nicht erwidert,
sondern stattdessen seine Bürger und letztlich die ganze Welt unter Generalverdacht stellt.
Falschaussagen hochrangiger Verantwortlicher vor dem amerikanischen Kongress und die Beugung dutzender Gesetze werden ebenso beschrieben wie die Bespitzelung selbst "befreundeter" Staaten.
Aber ich möchte nicht zu viel spoilern.
Diese Erkenntnisse und die Gewissenskonflikte führen am Schluss dazu, die illegalen Praktiken dieses Landes mit allen persönlichen Konsequenzen offenzulegen.
Dieses Spannungsfeld, die Entwicklung der Technik und das, was letztlich daraus entstand, machen dieses Buch so empfehlenswert und zu einer Pflichtlektüre für alle, die sich für ein freies Internet engagieren.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Permanent_Record_(Autobiografie)

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