Zum Wochenende: Buridans Esel

  Lioh Möller   Lesezeit: 2 Minuten  🗪 4 Kommentare

Stellt die grosse Vielfalt der verfügbaren Linux Distributionen und Desktops eher ein Hindernis dar?

zum wochenende: buridans esel

Das Gleichnis von Buridans Esel lautet wie folgt:

„Wenn ein durstiger ... auf zwei unterschiedliche Gläser Wasser zugreifen kann, die für seine Zwecke in jeder Hinsicht gleich sind, müsste er verdursten, solange eins nicht schöner, leichter oder näher an seiner rechten Hand ist […].“

Übertragen lässt sich dies auf die schier unendliche Vielfalt an Linux Distributionen. Viele Einsteiger sind mit der Qual der Wahl vollkommen überfordert, zumal die Qualität mittlerweile bei den Mainstream-Projekten gleichwertig hoch ist.

Zwar hat Canonical es über die Jahre erreicht, dass Ubuntu wohl die am häufigsten genutzte Distribution für Linux-Anfänger ist, damit wird allerdings ein verzerrtes Bild erzeugt. Denn auch wenn Ubuntu eine gute Option für einen ersten Kontakt mit der Materie darstellt, landen interessierte Anwendern letztendlich zwangsläufig in der Distro-Hopping-Hölle.

Print-Magazine (und auch wir) fördern dies durch die fortlaufende Vorstellung neuer Spielarten von Distributionen und Desktops. Tatsächlich sind die Unterschiede allerdings gering, zumindest was die Betriebssystembasis betrifft. deb oder rpm Paketformat, pacman oder pamac, sind nur eine Sache der Gewöhnung und des Geschmacks. Beim Desktop sieht es schon anders aus. KDE Plasma unterscheidet sich stark von GNOME und Tiling-Windowmanager wie bei sway oder river bieten weitere Wahlmöglichkeiten.

Es stellt sich die Frage, ob die umfangreiche Auswahl nicht schädlicher ist, als eine klar definierte Lösung, wie es beispielsweise bei macOS der Fall ist. Doch lassen sich diese vom Hersteller vorgegebenen Ansätze nur im 'Friss oder stirb' Prinzip konsumieren. Entweder gefällt es dem Nutzer, er hat das Gefühl, es mögen zu müssen, weil er ja viel Geld dafür ausgegeben hat, oder er gewöhnt sich aufgrund mangelnder Alternativen daran.

Da bleibt nur, sich einen Ruck zu geben und sich durch die scheinbar gleich schmeckenden Heuhaufen durchzufuttern, um schlussendlich doch denjenigen zu finden, der einem ganz persönlich noch etwas besser schmeckt.

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Desktop, Distrohopping, Distrowatch, Lieblingsdistro, Wochenende, WzS

Aaron
Geschrieben von Aaron am 24. Juni 2022 um 19:33

Ich befürworte eine klar definierte Lösung à la macOS überhaupt nicht. Das schafft Abhängigkeiten und tatsächlich auch ein Ungleichgewicht von Macht. Wenn Apple sagt wir machen jetzt dies oder führen das ein, dann können sich Menschen kaum bis gar nicht dagegen wehren.

Wenn dagegen eine Linux Distro anfängt die Daten der Menschen zu sammeln, Werbung zu schalten oder was auch immer, dann gibt es so viele andere Möglichkeiten zu denen Menschen wechseln können! Vielfalt, open-source, die Freiheiten der freien Software sind Konzepte die unglaublichen Wert schaffen und nicht einfach so aufgegeben werden sollten für beispielsweise einen Konzern, der dadurch noch mächtiger wird...

Charon
Geschrieben von Charon am 25. Juni 2022 um 08:47

Bin bei Peppermint OS hängengeblieben. Debian stable mit paar schönen Themes. Was will ich mehr.

DerEremit
Geschrieben von DerEremit am 27. Juni 2022 um 09:01

Klar habe kann ich jede Nacht überlegen ob ich die richtige Distro installiert habe. Das Gras ist immer auf der anderen Seite grüner. Mag auch sein das eine klar definierte Lösung verspricht die Ressourcen besser zu nutzen. Ob auch alle Beteiligten die jetzt aktiv sind auch noch aktiv bleiben wenn es nur noch die Lösung sei dahingestellt. Unter anderem ist das ein Punkt das ich bei Linux ein Vielfalt habe und mein Paket zusammenstellen kann was bei anderen auf ein geht nicht hinausläuft. Und wenn es so was nichtiges ist das ich meine Taskleiste nicht unten haben will. Nicht das es nichts zu verbessern gibt bei Linux und Co. Aber mir gefällt es so.

Thomas
Geschrieben von Thomas am 27. Juni 2022 um 13:30

Auch ich liebe das Distro-Hopping und die Freiheit der Wahl. Was für mich bei der Betrachtung der Vor- und Nachteile einzelner Distros aber fehlt, ist der Faktor "bleeding edge" vs. "LTS" vs. "Rolling Releases". Speziell dank des Ofenschuss durch CentOS, wodurch ich jetzt (aktuell) bei Rocky Linux gelandet bin, ist das ein Thema wo es sehr komplex werden kann, die individuell passende Distro zu finden. Von daher ist es wichtig, jederzeit wechseln zu können wenn man bereit ist, sich das anzutun (was aber dank Backup-Konzepten und offener Formatstandards nicht allzu schmerzlich sei sollte). Letztlich verwende ich eine Distro nur als Plattform für meinen Toolstack und meine Arbeitsweise. Die wird sich nur noch wenig ändern, aber die Distros ändern sich konstant. Es kann also sein, dass morgen irgendwas passiert und ich feststelle "hey, mit Ultramarine fahre ich ja doch besser als mit Rocky/Alma etc.".