ARM-Übernahme durch Nvidia - eine Chance für RISC-V

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten

Falls es Änderungen im ARM Lizenzmodell geben sollte, wäre das eine grosse Chance für die RISC-V Architektur.

arm-Übernahme durch nvidia - eine chance für risc-v

Nach der Übernahme von ARM durch Nvidia, stellt sich die Frage, ob sich die Versprechen der Firma aus Santa Clara bewahrheiten, weiterhin an ARMs offenem Lizenzmodell festzuhalten. Falls dem nicht so sein sollte, erhält eine andere Architektur eine grosse, bzw. wachsende Bedeutung: RISC-V.

Zur Erinnerung: ARM entwirft Siliziumchips und lizenziert Befehlssätze, die festlegen, wie die Chips kommunizieren. Darüber hinaus wird das geistige Eigentum ARMs – einschliesslich der Reduced Instruction Set Computing (RISC) und Instruction Set Architecture (ISA) – von Apple, Qualcomm oder Samsung für ihre Smartphone-Chips genutzt. Das entspricht einer Marktabdeckung von rund 90 Prozent.

Nvidia will weiterhin an ARMs offenem Lizenzmodell und Kundenneutralität festhalten. Gleichzeitig soll das IP-Lizenzportfolio – also das geistige Eigentum – von ARM mit Nvidias GPU- und AI-Technologie erweitert werden. Gemäss Pressemitteilung haben ARM-Lizenznehmer bereits über 180 Milliarden Chips auf der Grundlage der ARM-Architektur ausgeliefert – davon alleine 22 Milliarden im vergangenen Jahr.

Das geistige Eigentum ARMs soll auch weiterhin in Grossbritannien registriert bleiben. Der Name und die Markenidentität ARMs bleiben ebenfalls erhalten. Der Hauptsitz in Cambridge ebenfalls. Die dortige Forschungs- und Entwicklungsabteilung soll mit einem neuen KI-Forschungs- und Ausbildungszentrum erweitert werden, inklusive ARM/Nvidia-gestütztem KI-Supercomputer für die Forschung.

Viele sehen die Übernahme als einen enormer Auftrieb für RISC-V, dem einzigen ernstzunehmenden Mitbewerber von ARM. RISC-V ist eine Open-Source-Befehlssatzarchitektur, die von Technologieunternehmen wie Huawei und Google unterstützt wird und es Chipfirmen ermöglicht, RISC-basierte Chips ohne Lizenzgebühren zu entwickeln. Seit Beginn des Projekts an der Berkeley Universität im Jahr 2010 hat sich um das Projekt herum ein Ökosystem entwickelt: Qualcomm, Samsung, Alibaba und sogar Nvidia verwenden jetzt RISC-V in ihren Chips, während Startups wie SiFive versuchen, mit dieser Technologie vollwertige ARM-Prozessor Konkurrenten (SoCs) zu entwerfen.

Calista Redmond, CEO von RISC-V International, sagte dem Portal Protocol, dass sich durch die Vereinbarung zwischen Nvidia und ARM noch nichts geändert habe. "Wir sind in den letzten fünf Jahren so schnell gewachsen, dass wir an keinem Punkt in der gesamten Branche eine signifikante Veränderung feststellen können", sagte Redmond gegenüber Protocol. Aber, so fügte sie hinzu, die Übernahme "könnte ein Aufruf sein, Entscheidungen für diejenigen zu evaluieren, die RISC-V noch nicht übernommen haben". Sie hat die Hoffnungen, in ein paar Jahren Unterstützung für Android bieten zu können.

Die 2015 gegründete RISC-V Foundation steuert als Non-Profit Organisation die zukünftige Entwicklung und treibt die Einführung der RISC-V-ISA voran. Heute zählt die RISC-V Foundation mehr als 500 Mitglieder aus 28 Ländern, zu denen auch zahlreiche Schwergewichte der Halbleiterindustrie gehören, unter anderen ist die Firma Nvidia ein Gründungsmitglied.

Wer sich für die Hintergründe und Erfolgsaussichten von RISC-V interessiert, dem sei der Artikel "Für wen RISC-V eine Alternative ist" von Dr.-Ing. Claus Kühnel von der Technischen Universität Dresden, sehr empfohlen.

Quellen:

https://riscv.org/

https://www.protocol.com/risc-v-chips-arm-nvidia

https://www.elektroniknet.de/halbleiter/prozessoren/fuer-wen-risc-v-eine-alternative-ist.179254.html

Bildnachweis: https://risc-v-store.myshopify.com/products/risc-v-stacked-decal

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RISC-V, ARM, ARMs, RISC, Nvidia, Chip

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