Captain it's Wednesday - Folge 109 - Krisenstimmung

  Ralf Hersel   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 8 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Folge 109 des CIW Podcasts. Freie Software in der Krise

captain it's wednesday - folge 109 - krisenstimmung

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Shownotes

CIW - Folge 109 - 23.10.2024 - Krisenstimmung

  • Wir begrüssen alle Unterstützer von Freier Software zur Folge 109 von "Captain it's Wednesday", dem Podcast über Freie Software und Freie Gesellschaft von GNU/Linux.ch, aufgenommen am 22. Oktober von Lioh Möller und Ralf Hersel. In dieser Folge sprechen wir über die Krise in der Freien Software Bewegung und mögliche Lösungsansätze.

Hausmitteilungen

Lioh war in Twin Peaks: https://social.anoxinon.de/@Lioh/113286305007114005 https://social.anoxinon.de/@Lioh/113297578953569893

ADHS Awareness Month. Podcast-Empfehlung: Cosmic Latte: https://cosmiclatte.podigee.io/44-adhs-und-astronomie-neurodiversitat-als-superpower

Thema: Freie Software: Wege aus der Krise

  • Unbedachtes/naives Handeln in der Vergangenheit holt uns heute ein
    • Entwickler fühlen sich nicht wertgeschätzt
    • Finanzielle Vergütung wurde nicht eingeplant oder bewusst ignoriert bzw. lange von der Community als "böse" abgetan.
  • Bisher haben grosse Unternehmen Open-Source-Entwickler angestellt und sie an ihrer Software werkeln lassen. Sozusagen als Rückgabe an die Community.
  • Wenn der gesellschaftliche Umgang strenger oder der Ton rauer wird, dann wird gespart. Das geht am einfachsten in freiwilligen Engagement der Firmen, das heisst Open-Source-Entwickler dürfen nur noch eingeschränkt auf Firmenzeit an ihrer Software arbeiten oder gar nicht (Beispiel Google).
  • Damit bricht das Hauptfinanzierungsmodell für Freie Software weg.

Lob und Geld

  • Von Lob alleine kann man nicht leben, es ist aber auch wichtig, also am besten beides, Lob und Geld geben
  • Statt Lob wird oft mit "Besserwisserei" reagiert, Wünsche geäussert oder Fehlfunktionen angeprangert, anstatt sie zu fixen.
  • Die meisten Kommentare auf Artikel bei GLN zu einem Thema "Software XYZ" behandeln sogenannte "Alternativen". Anstatt einfach "Danke für den spannenden Artikel" zu schreiben, kommen 10 verschiedene "Alternativen", die das gleiche angeblich besser machen. Bitte nur "Alternativen" anbieten, wenn auch danach gefragt wird. Sonst auch gerne einfach mal Danke sagen.

Mögliche Lösungen

  • Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung anerkennen

  • Loslösen aus der Abhängigkeit von den grossen Firmen, heute lieben sie dich, morgen, wenn gespart wird, nicht mehr.

  • Eigene nachhaltige Finanzierungsmodelle entwerfen, wie die Möglichkeit, Autor:innen direkt zu unterstützen über Spendenlink unter einem Artikel

  • Auch kleine Beträge helfen, dann aber gerne regelmässig, zum Beispiel einmal im Monat.

  • Das Geld muss letztendlich bei der Einzelperson ankommen, sonst ist nichts gewonnen.

  • Firmen haben die Möglichkeit, monatlich einen Prozentsatz vom Gewinn an Freie Software Projekte abzugeben. Organisationen kümmern sich um die Verteilung.

    https://copiepublique.fr/ und https://opensourcepledge.com/

    Diese Modelle sind gut für kleinere und mittelgrosse Firmen, die selbst keine Entwickler:innen einstellen können.

Was kannst DU tun?

Unterstütze deinen Friendly Free Software Developer von Nebenan, am besten direkt. Bei Lioh kann man über https://spacefun.ch und auch beim LinuxKurs auf https://linuxkurs.ch sofort spenden. Andere Entwickler wie zum Beispiel Alfred vom Ubuntu Touch Projekt rufen bei konkretem Bedarf zur Hilfe auf. Das ist allerdings weniger nachhaltig. Spende daher regelmässig, auch ein kleiner Betrag hilft. Je direkter die Spende beim Projekt oder beim Entwickler ankommt, desto besser.

Links

Outro

  • Euer Feedback ist uns wichtig. Ihr könnt uns über Matrix, Mastodon oder per E-Mail erreichen. Die Adressen findet ihr auf unserer Webseite.
  • GNU/Linux.ch ist ein Magazin, in dem die Community für die Community interessante Artikel erstellt und im Podcast darüber diskutiert. Helft mit, die Infos für die Community zu bereichern. Wie das geht, erfahrt ihr hier.

Tags

Podcast, CIW, Captain

Neuer Benutzer
Geschrieben von Neuer Benutzer am 23. Oktober 2024 um 13:27

Ich weiß es nicht wie viele Spendeneinnahmen ihr habt. Ich schätze 1000€

Mo
Geschrieben von Mo am 23. Oktober 2024 um 13:50

Danke für den Podcast. Ich schätze die spendensumme auf 500€

V wie Vendetta
Geschrieben von V wie Vendetta am 23. Oktober 2024 um 14:23

Ja, die längerfristige Finanzierung ist ein Problem, wie das Matrix-Projekt am eigenen Leib erfahren musste. Alle wollen Open Source nutzen, aber dafür bezahlen oder mitarbeiten wesentlich weniger. Aus diesem Grund wurden viele Projekte auf Eis gelegt wie z.B. Low Bandwidth Matrix und Third Room.

Zudem gibt es ein weiteres Problem: politische Einflussnahme https://www.phoronix.com/news/Russian-Linux-Maintainers-Drop OpenBSD war klug und vorausschauend genug, die USA zu verlassen. Wird es bald einen BRICS-Kernel geben?

s3nnet
Geschrieben von s3nnet am 23. Oktober 2024 um 21:19
Robert
Geschrieben von Robert am 23. Oktober 2024 um 21:45

"Die meisten Kommentare auf Artikel bei GLN zu einem Thema "Software XYZ" behandeln sogenannte "Alternativen. Anstatt einfach "Danke für den spannenden Artikel" zu schreiben, kommen 10 verschiedene "Alternativen", die das gleiche angeblich besser machen."

Bevor man hier Alternativen zu vorgestellter Software in den Kommentaren aufzeigen, nennen, besprechen und / oder vergleichen darf, soll / muss man sich zunächst erst mal für den Artikel bedanken - seriously? Euch ist schon bewusst, dass Linux & Open Source eigentlich immer Alternativen zu proprietärer kommerzieller Software sind und auschließlich davon leben das es eben nicht nur eine sondern meist mehrere oder gar viele Alternativen gibt? Das ist genau die immer wieder (auch von Euch selbst) hervorgehobene Vielfalt. Es ist doch gerade toll wenn es verschiedene Alternativen gibt, die ein Problem vielleicht sogar ganz unterschiedlich lösen und man sich dazu austauschen kann. Und dafür sollte man nicht dazu genötigt werden dem Artikelposter zuvor auf die Schulter geklopft zu haben. Hört sich IMHO eher nach Mimimi, Anerkennungslevelitis oder gekränktem Stolz an - Just my 2 cents.

Noch etwas zum Thema: Krisenstimmung

Lange bevor es Open Source gab, gab es schon Freeware und Public Domain (PD). Einige Leute haben das schon immer als Hobby und aus Lust an der Sache gemacht. Wenn nun jemand mehr als XX -keine Ahnung- sagen wir 30% seiner gesamten Zeit in sowas reinsteckt, dann ist der Wunsch nach einer finanziellen Unterstützung selbstverständlich gerechtfertigt. Gar keine Frage! Die große Frage ist nur, kann jemand oder jeder der da eben sehr viel Zeit und persönliche Arbeit reinsteckt, dass dann einfach mal so "der Community gegenüber einfordern"?? Und da lautet IMHO die richtige Antwort "wohl eher nicht", denn dass wäre eine Art von Erpressung! Aber ja, dass ganze ist schon ein schwieriges Thema, zu dem es bestimmt auch sehr viele unterschiedliche Meinungen und Perspektiven gibt.

Lioh Möller
Geschrieben von Lioh Möller am 24. Oktober 2024 um 05:28

Danke Robert, für deine Nachricht. Wie im Podcast erwähnt, sind Alternativen toll und machen, wie du selbst spannend beschreibst, die Vielfalt von Freier Software aus. Statt diese in den Kommis breitzutreten, würden wir uns hingegen über Artikeleinreichungen freuen.

Mir persönlich geht es darum, dass ich das in der Community übliche "meine Distro ist besser als deine" "I use XYZ btw" sehr leid bin und es kontraproduktiv finde.

Zu deinem 2. Kommentar: ich halte es für wichtig, dies "einzufordern" oder zumindest den Bedarf klarzumachen. Daraus entstanden ist dann ja Shareware, was so etwas wie eine Demoversion darstellt und du dann mit Geld die vollen Funktionen freischalten kannst. Letztendlich ist es natürlich weiterhin dir überlassen, Freie Software zu unterstützen oder nicht. Das Einzige, was dich da "erpresst" ist dann vielleicht dein eigenes Gewissen.

cybercow
Geschrieben von cybercow am 24. Oktober 2024 um 12:45

Zu den Beweggründen warum Firmen FOSS Entwickler anstellen wurden Motive genannt wie der Comminity etwas zurückgeben wollen. Das mag zum teil auch einer sein. Zwei ganz wichtige Aspekte im Verhältnis von Firmen zu freier Software dürfte aber Rekruting und Kompetenzaufbau zu sein. Auf ersteres will ich nicht genauer eingehen, auch weil ich da zu wenig Einblick habe aber zu ersteren sei gesagt, dass es eben eine Möglichkeit ist, Knowhow im Haus zu halten, einen wichtigen Entwickler der sich sowieso bereits ununterbrochen mit der Software beschäftigt unter vertrag zu nehmen.

Pol
Geschrieben von Pol am 30. Oktober 2024 um 19:51

Ich schätze die Spendenhöhe auf 3‘000.- jährlich. Es wäre jetzt aber auch ganz schön zu erfahren, wie viel es denn tatsächlich ist. Besten Dank und liebe Grüsse