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Shownotes
CIW - Folge 147 - 06.08.2025 - Alternative Eingaben
- Wir begrüssen alle Tipper:innen zur Folge 147 von "Captain it's Wednesday", dem Podcast über Freie Software und Freie Gesellschaft von GNU/Linux.ch, aufgenommen am 4. August von Peter Ruoss und Ralf Hersel. In dieser Folge sprechen wir über alternative Eingabemethoden.
Hausmitteilungen
- Lightbox
- KI bei GNU/Linux.ch
Thema: Alternative Eingabemethoden
- Grundsätzliche Überlegungen zu Mensch-Maschine-Schnittstellen
- Hebel, Knöpfe und Schalter, Tastatur, Maus, Touchpad, Touchscreen, Spracheingabe, Gestensteuerung, Hirnsteuerung
- Historie der Schreibmaschinen-Tastatur
- Damals: HP41 und die Umgekehrte Polnische Notation (UPN)
- Damals: Palm V und die eigenartige Schrifterkennung
- Zehnfingerschreiben, Blindschreiben, Schreibtrainer für Linux
- Wohl bekanntestes alternatives Tastaturlayout: Dvorak-Belegung, benannt nach August Dvorak, der in den 1930ern zusammen mit William Dealey eine ergonomischere Tastaturbelegung entwarf. Heute noch "relativ" verbreitet, optimiert auf englische Sprache
Warum kann/sollte ich mich überhaupt mit alternativen Tastaturlayouts beschäftigen?
Sie kommen aus der Community, und es kann immer Spass machen sich mit neuen Themen zu beschäftigen - egal ob man das dann übernehmen will oder nicht.
Tastatureingaben sind für viele von uns "täglich Brot". Wir arbeiten seit Jahrzehnten "einfach so" damit. Ein so zentrales Werkzeug zu hinterfragen, ist ganz generell sicher nicht verkehrt.
Zum Dritten gibt es eine Minderheit, die durch jahrelange Computerarbeit gesundheitliche Probleme mit Händen/Armen hat (dazu unten mehr). Diese Gruppe kann früher oder später gezwungen sein, sich mit komfortableren Arbeitsumgebungen zu beschäftigen.
Situation Peter
Hatte einen Krankenhausaufenthalt mit mehrwöchiger Erholungsphase vor sich und suchte für diese Zeit eine Beschäftigung. Video von Grazer Linuxtage 2019 inspirierte, sich mit Neo zu versuchen.
Habe mit Tipp10 gelernt (Accountzwang, damit Lernfortschritt gespeichert werden kann). Gibt aber noch zahlreiche weitere Tools. Erlebte Lernkurve:
- Beginn: Viel Spass, man kann nach ganz kurzer Zeit mühelos ganze Wörter schreiben
- Übung im Lernprogramm gehen flott von der Hand, Sonderzeichen bringen zusätzliche Komplexität
- Erster Einsatz im Alltag: Richtig hart, man muss sich oft zwingen, nicht QWERTZ zu benutzen. Man ist langsam.
- Mit der Zeit kommt der Spass zurück
Peter hat die Taste F4 mit dem Wechsel zwischen Neo und QWERTZ gelegt.
Nach Rückkehr in die Arbeitswelt festgestellt: Ein mehrjährig enger Mitarbeiter schreibt seit 20 Jahren mit Dvorak.
Warum überhaupt Neo, bzw. alternative Layouts?
Erwartet nicht, (deutlich) schneller zu sein. Gesundheitliche Vorteile sind zwar in Einzelfällen eingetreten, ein klarer Zusammenhang ist aber nicht bewiesen (zu wenig Verbreitung für grosse Studien).
Aber: Weniger Fingerbewegungen beim Schreiben fühlen sich deutlich angenehmer an. Für Peter besonders angenehm: Sonderzeichen wie ( ) liegen direkt auf den Hauptfingern. Beruflich muss ich oft mit kurzen Zahlenreihen arbeiten, und wechselte dafür bisher aufs Numpad. Mit Neo lässt sich das Numpad mit einem Tastendruck auf die rechte Hand legen.
Tastaturen
Leider kann man sich diese Tastaturen nicht einfach so im Laden kaufen. Beim Schreiben sollte man zwar ohnehin nicht darauf schauen. Aber z.B. für Shortcuts oder wenn man nur einen Buchstaben drücken will, wäre es schon toll, wenn die Tastatur korrekt bedruckt wäre.
Einige Ideen:
- Tasten auf dem Keyboard umstecken
- nur möglich, wenn alle Tasten die gleiche Form haben. Zudem liegen dann die "Knubbel" nicht mehr auf den Zeigefingern.
- Bei Laptops nur versuchen, wenn man sich ganz sicher ist, dass die Tasten nicht aufgeleimt sind
- Bei Tuxedo kann man sich die Tastaturen nach individuellem Wunsch bedrucken lassen (evtl. gibts das auch bei anderen Herstellern?)
- Aufkleber für die Tasten
Vor vielen Jahren gab es eine Tastatur von SteelSeries (Irrtum vorbehalten), bei der jede Taste ein kleines LED-Display war. Diese wäre wie gemacht für diese Anwendung. Vielleicht findet man so was noch gebraucht.
Peter arbeitet abwechselnd mit 3 Laptops und 2 verschiedenen Tastaturen, weshalb all diese Optionen wegfallen. Man gewöhnt sich aber schnell daran (geübte Nutzer drücken z. B. Shortcuts intuitiv, ohne davor die Tasten auf dem Keyboard aktiv gesucht zu haben.
Stolperstein: Dual-Use
Viele, die ein alternatives Layout gelernt haben, werden gelegentlich doch QWERTZ benutzen müssen. Peters Arbeitskollege dazu:
- Lerne zuerst das neue Layout richtig gut, 2-3 Monate
- Wechsle dann zu QWERTZ und schreibe damit, bis es wieder so gut läuft wie vorher.
- Danach solltest du relativ mühelos hin und her wechseln können.
Die Erfahrungen dazu sind aber wohl sehr individuell. Peter ist bis jetzt nicht so weit, um selbst von diesem Prozess zu berichten.
Stolperstein: Hardware-Passkeys (z.B. Yubikey)
Yubikeys funktionieren auf vielen Seiten im Prinzip wie eine Tastatur. Die Keys können nur in dem Layout abgerufen werden, in dem sie erstellt wurden. Peter benutzt bisher die F4-Taste, um kurz auf QWERTZ zu wechseln. Möglicherweise lässt sich das automatisieren? (gelesen, das sei nur über Xorg möglich, aber nicht dazu recherchiert).
Für Windows gibt es das Tool "ReNeo" (für Neo, Neoqwertz, Bone). Das ist eine .exe-Datei, die man sich z. B. auf den Desktop legen kann. Startet man das Programm, kann man sofort mit dem gewünschten Layout arbeiten. Der Clou: Man braucht keinerlei Amin-Rechte auf der Maschine. Ideal für Geschäftsgeräte.
Stolperstein: Games
Manche Games übernehmen das Layout des OS, andere bleiben immer auf QWERTZ. Vor dem Start eines Spiels stelle ich immer auf QWERTZ. WASD-Steuerung auf Neo macht keinen Spass.
Beispiel Satisfactory: Layout muss noch vor dem Start von Lutris geändert werden, sonst wird es im Spiel falsch erkannt. Allerdings noch sehr wenig Erfahrung mit Neo und Gaming.
Stolperstein: Mobile-Tastaturen
Zum Beispiel mit AnySoftKeyboard lassen sich alle möglichen Layouts problemlos installieren. Aber: Diese Layouts sind i. d. R. darauf ausgelegt, die Hände möglichst abwechselnd zu benutzen. Das führt auf dem Handy dazu, dass die Daumen viel längere Wege machen müssen.
Peter schreibt nur im Notfall lange Texte auf dem Telefon, und das immer mit beiden Händen, deshalb kein Problem.
Fazit Peter, subjektiv
Wer noch kein 10-Finger-System beherrscht, es aber gerne können würde, lernt Neo/Bone/ähnliche viel einfacher als QWERTZ.
Alle anderen müssen es halt abwägen. Ja, es ist Arbeit. Es ist, wie eine Fremdsprache zu lernen: Es ist anstrengend, holprig, man muss es wollen, sonst klappt es nicht. Aber es ist ein tolles Gefühl, wenn man es dann kann. Und das schreiben selbst fühlt sich einfach angenehmer an.
Outro
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Quellen
- Mensch-Maschine-System: https://de.wikipedia.org/wiki/Mensch-Maschine-System
- Benutzerschnittstelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzerschnittstelle
- Tastaturbelegung: https://de.wikipedia.org/wiki/Tastaturbelegung
- HP41: https://en.wikipedia.org/wiki/HP-41C
- Palm: https://en.wikipedia.org/wiki/Palm_(PDA)
- Schreibtrainer: https://wiki.ubuntuusers.de/Schreibtrainer/
- Zehnfingersystem: https://de.wikipedia.org/wiki/Zehnfingersystem
- Vorstellung Neo Grazer Linuxtage 2019: https://media.ccc.de/v/glt19-59-neo2-tastaturlayout
- Tipp10 Lernprogramm: https://online.tipp10.com/de/
- Neo Projektseite: https://www.neo-layout.org/
Hi! Wie schön dass mein Vortrag bei den GLT auch nach doch schon langer Zeit noch gesehen wird und jemanden erreicht :)
Ich bin von Neo weiter-gewechselt zu k.o,y, das ist eine Weiterentwicklung davon die für die Anordnung der Tasten die Kriterien leicht anders gewichtet. Zusätzlich sind die beiden Konzepte "Alle Vokale müssen auf die Hauptreihe" und "Punkt und Komma bleiben rechts unten" aufgehoben, was die Sache anfangs noch einmal etwas verwirrender macht. Dazu habe ich auf den GLT21 gesprochen, falls das noch von Interesse ist: Bei diesem Umstieg habe ich ziemlich konkret getrackt wie weit ich zu welchem Zeitpunkt gekommen bin, und das habe ich dann erzählt.
Und inzwischen bin ich mit physischen Tastaturen mit offener Firmware eskaliert. Das mich eine Stange Geld gekostet, aber dafür bin ich im Besitz einer ganzen Menge von Tastaturen, die alle nativ KOY schreiben. Ich brauche also keine Software mehr, um mein Layout darzustellen (was besonders auf Windoof hilfreich ist). Zusätzlich habe ich gelernt, dass das Tippen auf mechanischen Tastaturen mit den richtigen Keyswitches noch einmal ein ganz anderes Erlebnis ist.
Danke Peter für den Bericht, und viel Freude im Rabbithole!
Wenn man sich die ganzen, technischen Vorteile von NEO geben will, ohne auf Dinge wie:
verzichten zu müssen, bietet sich das Layout EurKey und der Kauf eines generischen qwerty-Keyboards an.
Das ist praktisch QWERTY, aber mit sinnvollen meta-Belegungen, mit denen man dann auch äöüß (ja, .de wird auch unterstützt, nicht nur .ch ohne ß) oder ëýÿœç intuitiv tippen kann.
Das hilft dann auch ungemein bei Programmierung oder shell-bedienung, wenn Anglo-Zentrische Entwicklung wieder Zeichen wie @#$[;]| verwendet - was auf QWERTZ ungünstig liegt.