DAWs für elektronische Musik: LMMS und Zrythm

  Daniel Schär   Lesezeit: 6 Minuten

Die meisten DAWs können Audio und MIDI. Dennoch sind meist nicht beide Bereiche gleich gut ausgebaut. Hier zwei Beispiele, die vor allem auf MIDI spezialisiert sind.

daws für elektronische musik: lmms und zrythm

Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle Audacity und Ardour besprochen, deren Stärke die Audiobearbeitung ist und MIDI nur stiefmütterlich behandelt. Wer hingegen voll auf elektronische Musikerzeugung, sprich MIDI und virtuelle Instrumente setzt, ist mit LMMS oder Zrythm sicher besser beraten. Diese beiden DAWs möchte ich hier kurz vorstellen. Gleich wie Ardour und Audacity sind LMMS und Zrythm beides plattformübergreifende Digital-Audio-Workstations (Linux, macOS und Windows). Sie bieten unlimitierte Tracks, Automatisierung der Parameter und unterstützen eine Vielzahl von Audio-Plugins (LV2 und VST2, mit experimenteller Unterstützung für VST3, AU, SFZ und SF2). Beide sind JACK-kompatibel, einschliesslich Unterstützung für JACK-Transport, ALSA, WASAPI, Windows MME, CoreMidi und CoreAudio.

LMMS

Vor- und Nachteile von LMMS 

Aktuell befindet sich LMMS in der Version 1.2.2, welche Ende Juli dieses Jahres erschienen ist. Die Entwickler lassen sich jeweils recht viel Zeit, bis sie eine neue Version veröffentlichen. Die Arbeitsoberfläche von LMMS ist grundsätzlich in vier verschiedene Bereiche unterteilt. Diese Bereiche heissen etwas anders als z.B. bei Ardour. Bei LMMS heisst das Hauptfenster Song Window. Hier kommen all die verschiedenen Elemente wie Spuren mit Soundclips und Automatisierungssteuerung zusammen. Dann gibt es noch den Beat+Bassline-Editor. Dies ist das Fenster, in welchem man mit einem Step-Sequencer wiederholende Elemente wie Drumbeats oder Basslines erstellen kann. Beim FX-Mixer wird die Lautstärke jedes Kanals separat geregelt und in dessen Unterfenster Effekte hinzugefügt oder miteinander verkettet. Alles in allem ein modularer Aufbau. Wer also gerne Beats und Patterns programmiert und diese nach einem vorgegebenen Ablauf abfeuert, ist mit LMMS gut beraten. Die Vorteile von LMMS sind, dass verschiedene virtuelle Instrumente (Synth, Bassline, Beatgenerator, SF2-Player, etc.) schon mit an Bord sind, was gerade für Einsteiger, die (noch) nicht über ein Arsenal an VST-Instrumenten verfügen, sicher hilfreich ist. Ein klarer Pluspunkt für diese DAW ist, dass LMMS über einen eingebauten WindowsVST-Support verfügt (via Vestige). Hingegen kann einem das Hindurchklicken durch viele Fenster mit der Zeit etwas Leid werden und man empfindet daher den Workflow nicht als geschmeidig. Viele User stören sich an dem zugegebenermassen nicht mehr zeitgemässen und unübersichtlichen GUI. Mit etwas Einarbeitungszeit findet man sich aber gut zurecht und kommt zu schönen Resultaten. Für LMMS findet man eine Vielzahl von Tutorials auf gängigen Videoplattformen und ein englisches Handbuch.

Quellen:

https://lmms.io

https://www.wikiwand.com/de/LMMS

https://www.youtube.com/watch?v=TrMTlpeSw8Y

ZRYTHM

Vor- und Nachteile von Zrythm

Zrythm ist das "New Kid on the Block"; anfangs Oktober wurde die Version 1.0.0-alpha 4 veröffentlicht. Dass man hier noch nicht eine finale Version vor Augen hat, merkt man unter anderem an den Fehlermeldungen, durch die man sich beim ersten Start klicken muss. Das Hauptfenster von Zrythm ist aufgeräumt und kommt mit einer GUI aus einem Guss daher, weswegen man auch geneigt ist zu sagen, dass Zrythm moderner ist als LMMS. Die Bedienung ist zwar nicht grundlegend anders als bei anderen DAWs, aber fürs Einarbeiten braucht man doch eine gewisse Zeit. Einige interessante Features sind das Akkordpad zum schnellen Ausprobieren von Akkorden innerhalb einer Tonleiter auf einer separaten Akkordspur. Wer also gerne Tracks mit diesem Ansatz im Hinterkopf produziert, wird mit Zrythm schnell ein gutes Ergebnis erreichen. Ein grosser Nachteil von Zrythm ist, dass es zwar Freie Software ist und frei verwendet, studiert, geteilt und verbessert werden kann, aber die Kompilierung Kopfschmerzen bereiten kann. Zrythm folgt auch dem Modell von Ardour, wonach nur der Quellcode kostenlos ist, aber kompilierte Pakete kostenpflichtig sind. Bei der kostenlosen Version verstummt das Programm nach 30 Minuten und Speichern/Laden wird deaktiviert. Dennoch ist Zrythm eine gute Alternative zu LMMS. Es gibt ein PDF-Benutzerhandbuch, ein Online-Handbuch (Englisch) und Tutorials direkt auf der Webseite. Zrythm ist in mehreren Sprachen verfügbar, darunter Englisch, Französisch, Portugiesisch, Japanisch und Deutsch.

Quellen:

https://www.zrythm.org

https://www.youtube.com/watch?v=WoP8on5ChUQ

Tags

LMMS, Zrythm, DAWs, MIDI, Version, Bassline, Ardour, SF2

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