Von Audacity zu Ardour

  Daniel Schär   Lesezeit: 6 Minuten

Die quelloffene DAW (Digital Audio Workstation) Ardour wird in diesem Artikel genauer vorgestellt und auf Herz und Nieren geprüft.

von audacity zu ardour

Wer Audio aufnimmt, dem ist  Audacity sicherlich ein Begriff. Das Urgestein der freien Audio-Editoren ist ein Standardprogramm für Podcaster. Wer hingegen nicht nur Sprache, sondern auch Musik aufnehmen und mischen will, der kommt um eine vollwertige DAW (Digital Audio Workstation) nicht herum. Musikproduktion ist seit Jahren keine Windows- oder Mac-Domäne mehr. Viele kommerzielle Hersteller haben begonnen, ihre DAW auf Linux zu portieren (Bitwig, Tracktion, Cockos, etc.). Auch frühere Hürden wie fehlende Treiber für Audio-Interfaces oder mangelnde VST-Unterstützung sind heute kaum mehr Argumente, die gegen Linux für die Musikproduktion sprechen.

Viele DAWs haben einiges gemein: Sie unterstützen Audio-, Video-, MIDI-, JACK- oder ALSA-, LV2 und VST3-Plugins, Track-Templates, Automation der Parameter und externe Control-Surfaces. Genannte Punkte beherrscht auch das in diesem Artikel vorgestellte DAW Ardour. Doch Ardour kann noch mehr.

Ardour

Ardour war ursprünglich ein ProTools-Klon, der vor allem für Audio-Bereich seine Stärken ausspielen kann. Die Version 6 wurde von Lioh Möller schon vorgestellt. Zuerst wurde Ardour für GNU/Linux entwickelt, aber ab der Version 4 gab es eine macOS-Version und ab der Version 5 wird Windows unterstützt.

Features

Man merkt schnell: Audio ist Ardours Spezialgebiet: Es gibt keine Begrenzung der Anzahl von Spuren, Bussen, Plugins, Inserts oder Sends. Spuren können aus überlappenden, geschichteten Clips bestehen und können mono-, stereo- oder mehrkanalig sein. Die flexible Plugin-Panner-Architektur ermöglicht ein Panning von Mehrkanalspuren in Busse. 

Die Bearbeitung erfolgt (im Gegensatz zu Audacity) nicht-destruktiv und mit unbegrenztem Undo. Alle Bearbeitungen erfolgen im gleichen Fenster: kein Umschalten auf Piano-Rolle oder andere spezielle Dialoge/Anzeigen für spezielle Operationen. Man kann die Sichtbarkeit von Clips so verstellen, wie es für einen am besten passt und es gibt einen vertikalen Stapelmodus zur Anzeige überlappender Regionen. 

Die MIDI-Bearbeitung - mit Version 3 eingeführt - wurde bis Version 6 deutlich weiterentwickelt, aber kommt bei weitem nicht an die Möglichkeiten anderer DAWs heran, kann aber mit einem sehr flexiblen Routing punkten.

Für Filmmusik, Foley u.A. interessant ist die Einbindung von Video: Man kann ein einzelnes Video importieren und optional die Tonspur daraus extrahieren. Das Video wird Frame-für-Frame angezeigt. Nebst einem Monitor-Fenster gibt es auch eine Vollbildanzeige des importierten Videos synchron zum Ardour-Timecode. 

Der Export kann in mehreren verschiedenen Daten- und Dateiformaten gleichzeitig erfolgen, einschliesslich, aber nicht beschränkt auf WAV, AIFF, CAF, BWF, FLAC, Ogg/Vorbis, MP3 inklusive mehrkanalige (>2) Dateiexporte mit einer beliebigen Anzahl von Kanälen.

Einige einzigartige Features hat AdmiralBumbleBee hat auf seiner Webseite 20 Features from Ardour/Mixbus aufgelistet, die jede DAW von Ardour übernehmen sollte, von denen ich drei herausgreife:

  1. Die Plugin-Analyse erlaubt zu sehen, welche Frequenzen vom Plugin verändert werden.
  2. Der Exportdialog, der in mehreren Formaten gleichzeitig exportieren kann und der die Lautheit (LUFS) der Exportdatei analysiert. Dies ist mit der aktualisierten Version (6.3) nun neu auch mit einzelnen Clips oder Abschnitten (Regions) möglich. Zugleich gibt es nun einen zusätzlichen Konformitäts-Check  für viele gängige Publikationsplattformen (YouTube, SoundCloud etc. etc.).
  3. Scripting via Lua. 

Versionen

Von Ardour gibt es verschiedene Versionen: Ab 1 USD kann man eine vorkompilierte Version von Ardour 6.3 von der offiziellen Webseite herunterladen. Ardour verzichtet auf einen Kopierschutz, daher kann im Prinzip die heruntergeladene Installationsdatei auf jedem beliebigem PC installiert werden. In den KX Studio-Repositories  gibt es die ältere Version von Ardour (5.12) hingegen kostenlos.

Hilfe

Das englischsprachige Handbuch findet man unter https://manual.ardour.org

Das deutschsprachige Handbuch wurde vom Autor selbst geschrieben und kann hier heruntergeladen werden. Des Weiteren gibt es auf der Webseite von Ardour einige englischsprachige Video-Tutorials und ein englischsprachiges Forum

Offizielle Seite: https://ardour.org

Übersicht von weiteren DAWs für Linux:

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1n6MaGigGGTgFvoqBCMgt-GuSmy8nqAUfF8ryL4nJbS8/edit#gid=0

Kurzvergleich von weiteren DAWs von Gearnews.de

https://www.gearnews.de/die-besten-daws-fuer-linux/ 

Tags

DAW, Audio, Editing, Mixing, Ardour, DAWs, Version, Linux, Windows

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