Die Jugend hat uns verloren

  Olli   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 13 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Ein Meinungsartikel von unserem Autor Olli zum Thema des Podcasts Folge 153: "Haben wir die Jugend verloren?"

die jugend hat uns verloren

Der Podcast vom 1. Oktober „Haben wir die Jugend verloren?“ – geistert mir im Hirn herum und ist Anlass für diesen Artikel.

Der Jugend wird häufig vorgeworfen, ich nehme den Podcast hier aus, er ist wirklich nur der Aufhänger, sich für nichts zu interessieren und häufig den leichtesten Weg zu nehmen. Letzteres stimmt sicherlich, aber das war/ist bei uns (Älteren/Eltern) sicher auch der Fall :-).

Ich merke eine überhebliche Sichtweise auf die Jugend, was ihre Fähigkeiten, Neigungen, Meinungen etc. angeht. Ich nehme mich da nicht aus.

Aber beim Thema Open Source hat die Jugend meines Erachtens wenig Chancen und wir als Gesellschaft haben sie zu wenig eingebunden. Ich versuche im Folgenden ein paar Punkte zu nennen, warum das Unterfangen, Jugendliche für Open Source zu interessieren, so schwierig ist.

  • Sie haben an Geräten häufig nur noch ihr Handy oder ein iPad von der Schule → sie können also auf dieser Hardware keine Software testen oder verändern. Das iPad fällt als Versuchskaninchen aus. Das eigene Handy erst recht, wer riskiert schon auf seinem einzigen (dem wichtigsten!!!) Gerät eine Installation von GrapheneOS, CalyxOS und LineageOS??? Zudem sind nur wenige Modelle geeignet für eine Installation.
  • Ein anderes und meines Erachtens weitaus gravierenderes Problem ist, dass sie von den Arbeitsrechnern nur Windows oder Mac kennen. In der Schule wird leider kaum über Open Source oder digitale Souveränität gesprochen! Ferner werden sie ausschließlich mit MS Office konfrontiert und gewöhnen sich so daran. In der Ausbildung bzw. Studium geht es mit diesem Öko-System häufig weiter. Obwohl es im akademischen Umfeld mehr Linux/Open Source gibt, ist es auch hier verschwindend gering.
  • Zudem hat die Open-Source-Bewegung einen weitaus stärkeren Gegner mit Google bekommen. Google hat mit Android ein intuitiv und gut bedienbares Betriebssystem geschaffen, das stabil läuft und auf den ersten Blick nichts kostet. Es gibt folglich keinen Grund für die Jugendlichen, hier etwas zu ändern. Windows als Betriebssystem war weitaus anfälliger. Ich habe Win 98 SE so häufig installiert, dass ich irgendwann meinen Win-Key auswendig kannte:-) Und da bei Android Chrome installiert ist, hat sich fast jeder daran gewöhnt und es zunehmend auch auf dem Desktop installiert. Chrome ist so stark geworden, dass Firefox zunehmend die Luft ausgeht. Dabei ist Firefox meines Erachtens das wichtigste Open-Source-Projekt.
  • Man sollte das Problem auch bei den Politikern sehen, die viel von Open-Source reden, aber nicht auf ihr Windows verzichten wollen [^1]. Überdies wird viel von Datensicherheit gesprochen, überall muss man die verdammten Cookies wegklicken, aber gleichzeitig ist man bemüht, die Chatkontrolle einzuführen. Wenn es nicht so traurig und widersprüchlich und widerlich wäre, müsste man darüber lachen. Die Sinnhaftigkeit erschließt sich einem also nicht.
  • Zudem haben wir, falls wir nicht in irgendeinem Verein tätig sind oder ohnehin mit Jugendlichen zu tun haben, keine Berührungspunkte mit ihnen.
  • Die Presse im deutschsprachigen Raum kann man getrost vergessen, nur Österreich bietet mit dem "Standard" noch ein ernst zu nehmendes Medium, das über Linux und Open Source berichtet. Vermutlich lesen die Kids aber eh keine Presse. https://gnulinux.ch/ und https://linuxnews.de/ sind groß, aber ich zähle sie nicht zu den Leitmedien. Die jungen Leute haben also wenig Chancen über Linux zu stolpern, so wie ich damals glücklicherweise im "Stern" darüber gestolpert bin und seitdem privat ausschließlich Linux verwende.

Fazit

Ich habe hier einige Gründe genannt, warum die Jugend sich kaum mit Open Source befasst. Meines Erachtens müssen wir die Rahmenbedingungen zu unseren Gunsten ändern und uns überlegen, wie wir das bewerkstelligen, wenn wir weiterhin in einer freien Gesellschaft leben wollen. Sollten die Kurse der „Magnificent Seven“ weiter so steigen², ist unsere Freiheit bedroht. Die Einführung der Chatkontrolle ist vorläufig nur verschoben. Angriffe auf unsere Daten kommen von allen Seiten. Deshalb sollten wir langsam anfangen, Vorschläge zu sammeln, wie wir die Jugend einbinden. Wer Vorschläge hat, soll gerne kommentieren.

Quellen:

  1. https://www.derstandard.de/story/3000000227523/eu-klagt-eu-datenschuetzer-um-weiter-microsoft-software-nutzen-zu-koennen 
  2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1187049/umfrage/marktkapitalisierung-gafam/
  3. Hauptbild: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-laptop-verbindung-technologie-7679800/

Tags

Open Source, Jugend, Gesellschaft, Freiheit

Jonas
Geschrieben von Jonas am 24. Oktober 2025 um 09:32

Ich vermute mal ein weiterer Grund ist, dass viele Kinder viel zu früh ein Handy bekommen und sich dadurch so früh daran gewöhnen, dass sie nicht lernen kritisch über Datenschutz oder proprietäre Software nachzudenken.

mw
Geschrieben von mw am 24. Oktober 2025 um 09:41

Die Gründe sind sicherlich vielfältig und gehen noch über das Gesagte hinaus. Grundsätzlich stelle ich fest, daß Bequemlichkeit eine große Rolle spielt und die Machenschaften und deren Nachteile für unsere Gesellschaft der Tech Bro Meta, Google, Apple, Microsoft und Konsorten weitgehend nicht thematisiert werden. Dabei wäre dringend notwendig genau das im Unterricht bzgl. Medienkompetenz zu tun. In Schule und Ausbildung werden keine Informatikkentnisse vermittelt, sondern nur Umgang mit Produkten der Software Kartelle und Monopole. Das kann ich auch an den Bewerbungen zum Dualen Studium der Informationstechnik ablesen.

Gorden
Geschrieben von Gorden am 24. Oktober 2025 um 10:10

Warum nur die Jugend? Ich denke es ist ca. bei allen altersschichten ähnlich. Oder gibt es eine die sich wesentlich mehr mit OpenSource beschäftigt oder aktiv nutzt?

Naja
Geschrieben von Naja am 24. Oktober 2025 um 23:35

Sehe ich ähnlich. Ich glaube nicht, dass sich "die Jugend" signifikant weniger für Freie Software interessiert als… ja, wer eigentlich?

Wer weiß denn von "den Alten“ was Freie Software überhaupt ist? Ich sehe da über die Jahrzehnte hinweg keinen großen Unterschied zwischen den Generationen. Ich war immer schon und bin immer noch ein Exot mit meinem Faible für freie Software und der Nutzung von Linux

Was sich m.E. verändert hat, ist der Umgang mit der Hardware. Heute sind einfach zu handhabende, funktionierende Geräte der Standard, niemand muss sich mehr groß mit Hardware befassen. Die Hintergründe und Details sind weitgehend abstrahiert, niemand geht mehr Verzeichnisbäume durch, um Dateien zu suchen oder abzulegen.

Darüber zu klagen ist ungefähr so sinnvoll, wie zu beklagen, dass kein Mensch mehr weiß, wie mit Feuerstein und Zunder das Feuer fürs Mittagessen gemacht wird.

Mani
Geschrieben von Mani am 24. Oktober 2025 um 10:12

Sehr guter Artikel, kann der Analyse nur beipflichten. Lösung fällt mir jedoch leider auch keine ein. Meiner Meinung nach muss es ja auch nicht gleich Linux sein, viel wichtiger finde ich, dass Endanwenderprogramme OpenSource sind und idealerweise auch für Linux verfügbar, dann ist ein späterer Wechsel auch kein Problem.

Ich verstehe zum Beispiel überhaupt nicht warum in Schulen und Behörden MS Office verwendet wird, mit einem Wechsel auf Libreoffice wäre schon viel erreicht, würde man dafür nur 10% des Geldes an die Document Foundation überweisen wäre der Fortbestand gesichert und dabei auch noch Geld gespart.

neffets
Geschrieben von neffets am 24. Oktober 2025 um 15:25

...weil es politisch gewollt ist, dass Schüler/Studenten für den Arbeitsmarkt in der Bedienung von MS Office geschult werden.

In Behörden/Firmen ist das Problem oftmals, dass MS Office in Branchensoftware/Fachverfahren fest eingebettet ist. Auch gibt es nicht wenige Fachabteilungen, die sich ihre eigenen Anwendungen in Excel "programmiert" haben.

Gui Do
Geschrieben von Gui Do am 24. Oktober 2025 um 10:35

Ich gebe dir insoweit recht, wenn du sagst, dass die Jugend nur mit "Standards" wie Microsoft-/Apple-/Google-SW in Berührung kommt, sie soll schließlich auf ihr späteres "Wirtschaftsleben" fit gemacht werden - oder besser "konditioniert".

Andererseits ist es so, dass "die Jugend" auch gar kein Interesse mehr hat, sich mit etwas zu beschäftigen, was auch nur eine Minute Aufmerksamkeit erfordert und selbst erarbeitet werden wll. Alles muss gleich und sofort verfügbar sein und für alles braucht man eine App - ein Browser-Lesezeichen für die gleiche Funktionionalität anzulegen ist da schon zuviel. Und falls doch mal Interesse an was Selbserstelltem ist, gibt es ja die vorgefertigten Programme und Frameworks, die man nur zusammenklicken muss, ohne Verständnis für Programmierung an sich... Das betrifft aber nicht nur (open source) Software und Technik, sondern zieht sich in alle Bereiche des Lebens.

Umso mehr freue ich mich über Ausnahmen, die man bei "Jugend forscht" (und ähnlichen großen und kleinen Projekten), Schülerakademie, Musikschulen etc. sieht: es gibt sie also noch in Teilen, die "gute, alte, kluge, interessierte Jugend". Wahrscheinlich nur solange, bis sie im späteren Arbeitsleben von der Wirtschaft verdorben wird.

Lenny
Geschrieben von Lenny am 24. Oktober 2025 um 11:16

Auf 2 wesentliche Punkte zusammengefasst:

  1. Die heutigen Jugendlichen wissen und interessieren sich nicht mehr was dahinter steckt, wie ein Computer oder ein Betriebssystem aufgebaut ist, wie Software abläuft, welche konstruktionsbedingten Zusammenhänge und Probleme es gibt oder geben kann. Sie benutzen einfach ihre funktionierenden Geräte. Heute sind Computer und Smartphones Alltagsgegenstände wie Fernseher oder Kaffeemaschine geworden, die auch jeder nur noch bedient, ohne sie zu hinterfragem. What works, works!

  2. Die heutigen Jugendlichen sind auch nicht mehr in der gleichen Situation die die alte Generation durchlebt hat, gezwungener Maßen durchleben musste. Früher hat man Computer-Systeme fast zwangsläufig von Grund auf verstehen und erlernen müssen, weil man darauf angewiesen war, weil es keine andere Alternative gab um bestehende oder auftretene Probleme zu beseitigen. Dann war da immer diese Annahme, die nachfolgenden Generationen wären sogenannte "Digital Natives" die alles besser beherrschen würden als die alte davor, doch ehrlicherweise ist eigentlich das genaue Gegenteil eingetreten und es sind lediglich "Digitale Benutzer" geworden. Benutzer, die ihre ( ! funktionierenden ! ) Systeme nicht hinterfragen, weil es für sie keine Notwendigkeit gibt.

Nick
Geschrieben von Nick am 24. Oktober 2025 um 11:26

"Die heutige Jugend liebt den Luxus, hat schlechte Manieren, verachtet Autorität, hat keinen Respekt vor Älteren und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Sie widersprechen den Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen Unmengen an Süßspeisen und tyrannisieren ihre Lehrer." :D

Lasst sie ihre Rechner also von ihrem Taschengeld bezahlen, und legt ihnen dann die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" vor, die sich aus der Verwendung kommerzieller Software ergeben, natürlich nebst der entsprechenden Rechnung.

Zwingt die Hersteller von Tablets und Telefonen, spätestens nach Ablauf der Gewährleistung, eine freie Software Infrastruktur ohne künstliche Hürden zu ermöglichen.

Es ist aber auch nicht alles schlecht:

Auf meinem eigenen Telefon (mein erstes) bröselt eine Android Version zwar weiterhin vor sich hin. Als ich aber mit einem defekten Gerät "üben" wollte, hiess es sinngemäß, der "Maintainer" könne sich nicht länger um das entsprechende ROM kümmern, weil er "nächste Woche Matheschulaufgabe" zu schreiben hätte :D

Seid also nett zu 'Maintainern', aber stellt nicht zuletzt die 'Maintenance' nach Möglichkeit sehr viel BREITER(!) auf, reißt also die oben skizzierten Hürden ein. - OK, ich werde jetzt etwas weiter "arbeiten"...

Ceterum censeo: Der Quatsch mit den iPads war vermutlich ein Fehler!

The_Raven
Geschrieben von The_Raven am 24. Oktober 2025 um 13:26

Bei diesem Artikel geht es um viel mehr als "nur" OpenSource. Ich habe selber Kinder und wir geben als Eltern unser bestes sie "auf die Gefahren" (ich nenne es jetzt einfach mal pauschal so) hin zu weisen. Um meine Kinder mache ich mir keine Sorgen, aber wenn ich ihre "Kollegen" anschauen denke ich oft "wir sind verloren...". Viele Sachen wurden bereits gesagt (Faulheit, Desinteresse...). Da gibt es nicht viel hinzu zu fügen. Und klar, es gibt sie noch, die "motivierten, fleissigen und wissbegierigen" Jugendlichen. Aber leider werden es immer weniger. Nicht zuletzt auch wegen der Gesellschaft und der Politik. Wenn sie doch nur schon mal beim Abwasch helfen müssen schreit jemand "Kinderarbeit!". Ein wirklich schwieriges und vermutlich nicht lösbares Problem das mich sehr nachdenklich und auch traurig stimmt. Die Techkonzerne locken die Kinder mit ihren Süssigkeiten und nur wenige können widerstehen. Etwa so kommt es mir vor.

Tim
Geschrieben von Tim am 24. Oktober 2025 um 13:47

Mir sind beim Lesen des Artikels mehrere Fragen in den Sinn gekommen.

Erstens: Da ich mal einfach davon ausgehe, dass, wenn hier von "Wir" bzw. "Uns" geschrieben wird, diese Seite hier gemeint ist. (Natürlich kann man es auch auf die "Foss-Bubble" beziehen): Was tut diese Seite hier genau, um die angesprochene Zielgruppe "Jugendliche" zu erreichen? Oder so anzusprechen, dass diese Gruppe motiviert wird, sich dem Thema anzunehmen? Was wird erwartet: ein Nutzer oder ein Nerd?

Ich selber sehe mich z.B. als Nutzer, einer, der die Geräte nutzt und sich nicht unbedingt - dauerhaft - den halben Tag mit Themen wie Anpassung, Verbesserung neuer Apps/Software beschäftigen möchte. PC oder Smartphone sind für mich Werkzeuge, die mir bestimmte Sachen im Alltag erleichtern oder gar ermöglichen. Das schliesst nicht aus, dass ich mich informiere, was es Neues gibt oder wie ich meine Datenhoheit behalten kann und auch mal Hand anlege.

Mit diesem Anspruch - Nutzer, der interessiert, der bereit ist, sich zu informieren - tu ich mich zeitweise schwer, hier folgen zu wollen. Die Frage "was wollen die jetzt genau" geistert mir schon manchmal durch den Kopf. Gestern zum Beispiel, das Thema Bad-Radio. Ich dachte "WTF, warum muss er ein funktionierendes System ändern und damit seine Zeit verplempern? (Sorry Ralf, das soll jetzt keine Kritik am Artikel sein. Er war gut gemacht und ich kann auch durchaus den "Spieltrieb" dahinter nachvollziehen)

Allerdings stelle ich als normaler Nutzer von Hard- und Software fest, dass m.E. zuviele Web-Seiten zum Thema eher auf Nerds abgestellt sind, Leute die fast rastlos alles bis ins kleineste Detail durchspielen müssen. Personen, die jede Woche ein neues Systen/OS oder was auch immer durchjagen, bis man garnicht mehr weiss, welches man nehmen soll. Daher finde ich es manchmal sehr mühsam und nervig, dass für mich Interessante vom Rest zu trennen. Die soll jetzt keine grundsätzliche Kritik an gnu/linux als Ganzes sein, nur im Rahmen der Frage hinsichlich Zielgruppe Jugendliche und deren Erreichung sollte schon mal gefragt werden, ob das, was erwartet wird auch mit dem Geleisteten erreicht werden kann. Und wer ist überhaupt die Zielgruppe hier?

Ich habe seit dem VC-20 immer eine Ader zur IT gehabt, auch beruflich. Ich bin interessiert an FOSS, Datenschutz und habe auch nur wenig Hemmungen, zuhause mal was zu probieren. Ein Neueinsteiger zum Thema ohne Vorkenntnisse oder Interesse, sich übergreifend mit dem Thema zu beschäftigen, wird sicher über kurz oder lang das Thema fallenlassen, weil er sich nicht abgeholt fühlt. Spätestens, wenn diese Person beim Nachmachen verweifelt, weil es eben nicht mit diesem "Nur ein Klick, dann geht alles von selbst" getan ist, sondern, "ach ja, diese kleinen Tools müssen auch nocht geladen werden, abwer nur bei der Version. Aber dann..." Jugendliche, die von kleinauf bis zum Abschluss "gepampert" durch das Leben getragen werden, legen sicher noch schneller die Maus beiseite, weil es sie gar nicht interessiert. (böse, ich weiss)

Der zweite Themenbereich, der mir in den Sinn kam: Warum soll den Jugendlichen jetzt noch irgendwie aufgebürdet werden, was "unsere" Generation verbummelt hat. Ich habe manchmal den Eindruck, die Jugendlichen sollen nun vor den Karren gespannt werden, damit "wir" es weiterhin bequem haben. Ich finde, die Jugendlichen bekommen schon ausreichend Druck. Sie müssen mit einer völlig desolaten Schulausbildung klarkommen (schlechte Gebäude, jedes Jahr einen neue Schulreform, Lehrermangel usw.), es wird statt Bildung und Selbstdenken eher auf Haltung, Vielfalt, Klima, gegen rechts, "korrekte Meinung" usw. geachtet. Nicht dass dies grundsätzlich falsch wäre, aber ich empfinde es so, dass es für den Jugendlichen zu sehr aufgedrängt wird, als dass er sich selber finden kann. Für die Gesellschaft funktionieren, statt die von dern Eltern versprochene IIndividualisierung. Eine wirkliche Erziehung findet m.E. auch nicht mehr statt. Die Kinder werden zu oft in fremde Hände gegeben. Klar dass dann die Vorbilder fehlen und diese Lücke von Influenzern, falschen Gurus und Co. gefüllt werden. Die wollen alle verdienen, was mit FOSS nicht möglich ist. Ich kann es daher schon irgendwie nachvollziehen, dass sich ein Jugendlicher ins Smartphone und somit in seine individueller Welt zurückzieht. Der Datenschutzaspekt als Nebensache, tja...einmal kein Druck von den Erwachsenen.

Also statt sich zu fragen, wie wir die Jugendlichen erreichen könne, sollten wir fragen, wo "WIR" als Gesellschaft falsch abgebogen sind und ob wir diese Entwicklung stoppen können. Denn es betrifft nicht nur die Jugendlichen und wenn ich mir die digitalen Vorstellungen der EU so anschaue, sind die fehlenden Datenschutzeinstellungen der Jugendlichen das kleinste Problem. Daher sollte gelten, "WIR" sollten selber aufstehen und das Maul aufmachen und es nicht abwälzen.

Und um eure letzten Satz des Artikels zu beantworten: Wie wäre es mit einer Rubrik speziell für Jugendliche oder Neueinsteiger, die einfach nur ein sicheres System haben möchten, ohne sich durch "Überflüssiges" wühlen zu müssen. Für die wäre vielleicht weniger mehr. Eine Serie, die länger dauert und kontinuierlich ergänzt wird, ohne immer neue Systeme ins Spiel zu bringen. Das System wäre vielleicht nicht perfekt (wer auch immer das entscheidet), aber es funktioniert. Könnte vielleicht motivieren, einzusteigen, es nachzumachen und zu bleiben.

neffets
Geschrieben von neffets am 24. Oktober 2025 um 14:10

Da kann man dem Autor nur zustimmen, jedoch denke ich, dass zwei Punkte übersehen werden.

Die Benutzer lassen sich grob in 3 Generationen einteilen, abhängig davon, wann sie das erste Mal einen Computer genutzt haben. Generation I: Vor 1995 mit DOS angefangen und haben das Ordnungsprinzip eines hierarchischen Dateisystems verstanden. Generation II: Vor 2007 ohne Smartphone unter Windows oder Mac OS angefangen anwendungszentriert zu arbeiten; für jedes Problem gibt es eine Anwendung. Generation III: Erste Berührung mit einem Smartphone/Tablet gehabt und dokumentenzentriertes Arbeiten erlernt; die Kamera-App scannt einen Barcode, öffnet die URL im Browser, welcher eine PDF herunterlädt und im Reader öffnet.

Open Source oder besser Free Software beschränkt sich für Viele auf Firefox, LibreOffice und GIMP. Kostenfreie Anwendungen, die unter Windows, Mac OS und Linux laufen sowie gleich aussehen und eine Bearbeitung von Dateien über Systemgrenzen hinweg erlauben. Die Frage des OS ist lediglich die Frage nach einem Notebook (Windows) oder MacBook (Mac OS).

My 2 cents

Urs Pfister
Geschrieben von Urs Pfister am 24. Oktober 2025 um 15:39

Na ja, wer ist denn verantwortlich dafür, dass fast überall gilt: Widonws/Mac/Android und sonst nix? Wer ist verantwortlich dafür, dass die Universitäten einfach Windows/Mac vorschreiben, ohne dass es dafür weder Gesetz noch Not gibt? Und dann wundern wir uns noch, dass niemand mit Open Source Betriebssystem unterwegs ist.

Wir stehen heute schlechter da als vor 20 Jahren und das hat viel mit Bildung zu tun. Wo an den Schulen gibt es Linux, wo an den Universitäten kann jemand ohne Mac/Windows überhaupt studieren? Fast überall ist aktuell Safe Exam Browser Pflicht. Ist zwar irgendwie Open Source, aber läuft nur auf Closed Source. Bringt nicht wirklich viel.

Zumal, Safe Exam Browser löchrig wie ein Emmentaler ist (Simon Exam lässt grüssen). Das habe ich auch in einem längeren Artikel aufgezeigt. Dass einzige Portal, das den Artikel gebracht hat, war Inside Paradeplatz. Und ja, ich hätte es auch gerne an einem Vortrag am linuxday.at aufgezeigt, doch dort beschied man mir, es hätte keine Plätze frei für mein Thema. Als ich aufzeigte, dass dem nicht so war, hiess es, die Volunters bräuchten zwingend eine freie Mittagspause.

Ich habe vor ca. 10 Jahren versucht aufzuzeigen, wie ein einfacher Desktop-Linux aussehen kännte (AVMultimedia). Ich habe viele Geräte (insbesondere Notebooks und 2in1-Tablets) integriert (inkl. Stiftunterstützung). Mit AVMultimedia kann ich das gesamte Spektrum der Multimedia-Anwendungen abdecken. Es bruacht Stunden bis Tage, um ein vergleichbares Linux zu konfigurieren. Nun, hat es irgend jemanden im DACH-Raum (Deutschland. Österreich und Schweiz) interessiert?

Ich sehe aus den Logs, dass die Downloads aus Brasilien und den USA stammen, aber hierzulande, das Interesse ist derart klein, da frage ich mich dann schon mal, ob es Sinn ergibt?

Gut, ich weiss natürlich, dass ich ohne AVMultimedia nie die grösste Schweizer Filmdatenbank (über 10'000 Filme, siehe moviebox.ch) anlegen hätte können. Warum? Ohne Tools vie vidopt (Optimierung von Videos) oder subtitleadjust (Anpsssen von Untertitel-Dateien), hätte ich gar nicht produktiv arbeiten können. Nur, wer hätte sich je die Mühe gemacht, darüber (darf auch gerne über AVMultimedia sein) zu berichten?

Ich meine, wenn es eh niemanden interessiert, wenn ich überall noch ein Bitti-Bitti anbringen muss, dass überhaupt mal darüber berichtet wird (das einzige Portal ist linuxnews.de, das News zu AVMultimedia bringt), irgendwann lasse ich es dann halt...

Stattdessen muss ich mir oft anhören, oh, AVMultimedia nutzt X, das ist doch so altbacken. Dass nach wie vor Wayland einige Dinge nicht kann, ist ein Fakt (z.B. einfache Bildschirmaufzeichnung). Nur eben, wer nicht Wayland einsetzt, gilt als altbacken.

Kommt hinzu, dass vor ein zwei Jahrzehnten niemand auf die Idee gekommen wäre, Open Source im Sinne einer freien Gesellschaft zu "verlangen". Ich würde eher anfügen, dass ohne Open Source keine freie Gesellschaft möglich ist. Wenn aber freie Gesellschaft bedeutet, dass ich als Open Source Entwickler in der richtigen freien Gesellschaft unterwegs sein muss, dann ist das doch arg "selbstzerstörend".

Nebenbemerkung: Ich weiss mit fast 60 Jahren noch immer nicht, wo ich politisch hingehöre (und dafür musste ich mir auch sehr viel negative Voten anhören, auch von jenen, die sich als Verfechter/innen einer freien Gesellschaft sehen). Nun, ich bin nun mal weder links noch rechts. Folglich bin ich für die Rechten zu links und für die Linken zu rechts. Ich erlaube mir einfach, frei von der Leber her zu sprechen... Im Idealfall führt dies zu einer Diskussionskultur, nur war/ist dies selten der Fall.

Mit Open Source kann eine freie Gesellschaft entstehen, ohne Open Source ist dies faktisch nicht möglich. Aber es lässt sich nicht verhindern, dass Open Source auch "unfrei" eingesetzt wird. MS Teams und Android basieren auf Open Source, aber sie sind derart "vernebelt" dass die Balken krachen.

Wir alle täten besser daran, einfach Open Source zu leben. Dazu gehörte dann auch, bei Open Source jetzt nicht auch noch nach eine (bestimmte) Gesinnung einzufordern. Ich habe bislang immer und überall wo es ging, Open Source eingesetzt. In diesem Sinne bin ich schon recht nah an einer freien Gesellschaft.

In den letzten Jahren stelle ich aber auch fest, dass Open Source "fett" wird. Jede neue Version einer Linux-Distributionen benötigt im Schnitt ca. 10 bis 20 Prozent mehr Platz auf der Platte. Paket-Monster wie Flatpak und/oder (Snap, sehr ugly) brauchen GBytes, um ein kleines Progrämmchen zu installieren. Viele Debian-Pakete haben Abhängigkeiten, dass einem übel wird. Kurz und gut, Open Source und Linux haben leider auch viel von der einst smarten Idee verloren. Selbst ein Web-Browser (z.B. Firefox) benötigt schnell mal 300 MByte auf der Platte. Das ist einfach nicht mehr smart.

Fazit: Es liegt ganz bestimmt nicht an den Jungen. Wir ältere haben fast überall (Unis, Schulen, Privat wie Beruf) zugelassen, dass Windows/Mac only gilt. Wir Linuxer/innen stören uns nicht mehr daran, dass auch unsere Systeme aufgebläht daherkommen und wir selber sind vielleicht viel zu träge (gerade auch im Denken) geworden. Das liegt nicht an den Jungen. Diese schauen nämlich schön smart zu und finden ihren eigenen Weg. Wenn wir sie also überzeugen wollen, dann kommen wir nicht darum herum, ihnen einfach die viel bessere Alternative zu liefern. Nur davon zu sprechen, das reicht nicht, ganz nach dem Motto Lifere statt lafere.