Basierend auf einem Leserwunsch zum Thema DNS gibt es nun einen Artikel, der das Thema DNS etwas weiter beleuchtet
Gerade beim Thema selbst hosten, kommt hin und wieder das Thema Resolver, Relay o.ä. auf. Nicht immer ist klar, was nun was ist.
Was ist DNS?
DNS ist das digitale Telefonbuch des Internets.
Jedes Gerät im Internet hat eine IP-Adresse (z. B. 123.456.123.456
). Damit man sich aber nicht diese Zahlen merken muss, gibt es Domain-Namen wie meinedomain.de
.
Ähnlich also wie Koordinaten und Adressen.
Das Domain Name System (DNS) sorgt dafür, dass dein Computer weiß: „Wenn jemand meinedomain.de
aufruft, dann steckt dahinter die IP-Adresse X.“
Die Verwaltung funktioniert so:
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Registry: Das ist die Organisation, die eine Endung wie
.de
oder.ch
betreut. Bei.de
ist es die DENIC, bei.ch
die SWITCH. -
Registrar: Das ist dein Anbieter, bei dem du eine Domain kaufen kannst (z. B. IONOS, Hostpoint). Der kümmert sich darum, dass deine Domain bei der Registry eingetragen wird. Und hinterlegt die Einträge im DNS Server.
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Autoritativer DNS-Server: Das ist der Server, auf dem die echten Einträge für deine Domain liegen (z. B. A-Record für die IP deiner Website, MX-Record für E-Mails).
Wenn du also gnulinux.ch
aufrufst, läuft das so:
-
Dein Computer fragt: „Wo finde ich
gnulinux.ch
?“ -
Die
.ch
-Registry (SWITCH) sagt: „Frag bitte diesen DNS-Server.“ -
Der autoritative Server von
gnulinux.ch
liefert die IP zurück. -
Dein Browser verbindet sich mit dieser IP.
Ähnlich also wie Koordinaten (IP-Adresse) und eine Adresse (Domain).
Selbst Hosten
Wenn du zu Hause oder im eigenen Netzwerk DNS selbst betreibst, stößt du auf zwei Begriffe: Relay und Resolver.
DNS-Relay (Weiterleiter)
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Nimmt die Anfragen deiner Geräte entgegen.
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Leitet sie einfach an einen anderen DNS-Server weiter.
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Beispiel: AdGuard Home. Wenn du dort
9.9.9.9
(Quad9) als Upstream einträgst, läuft der Weg so: -
Vorteil: Einfach einzurichten, zusätzliche Filtermöglichkeiten.
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Nachteil: Du bist vom externen Server abhängig und gibst ihm deine Daten.
Rekursiver Resolver (eigene Nachforschung)
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Holt die Antwort selbst direkt von den Root-Servern und arbeitet sich Schritt für Schritt durch (
Root → .de → zuständiger Server
). -
Beispiel: Unbound (oft schon in Routern/Firewalls wie OPNSense integriert).
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Vorteil: Volle Kontrolle, Datenschutz, DNSSEC-Prüfung.
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Nachteil: etwas mehr Einrichtung und Pflege nötig.
Vor und Nachteile
Eine strenge Trennung ist schwierig, da die Systeme oft kombiniert werden (z. B. AdGuard mit Unbound). Grundsätzlich gilt:
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Externe DNS-Dienste (Quad9, Cloudflare, Google DNS):
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Schnell, einfach, zusätzliche Malware-Filter
-
Zentrale Stelle sieht alle Anfragen
-
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Eigener Resolver (z. B. Unbound):
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Datenschutz, volle Kontrolle, keine Abhängigkeit
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Höherer Aufwand, deine IP ist direkt bei den Ziel-Servern und Internetprovider sichtbar
-
Ich habe in meinem Heimnetz einen Adguard für diverse Filterlisten, welche dann die Anfragen an Quad9 sendet.
Das ist für mich das optimum aus Privatsphäre, Sicherheit, Ausfallsicherheit und vertretbarem Aufwand im Hosting.
Praxis-Beispiel
In meinem Heimnetz nutze ich AdGuard Home als Filter (Blocklisten, Statistiken).
Dieser schickt Anfragen an Quad9, um zusätzliche Sicherheitsfilter zu nutzen.
Für mich ist das ein guter Kompromiss:
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Privatsphäre (eigene Filter)
-
Sicherheit (Quad9 blockt Malware-Domains)
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Ausfallsicherheit (Quad9 hat globale Infrastruktur)
-
geringer Hosting-Aufwand
Quellen:
Titelbild: ChatGPT
Nachteil Quad9, weshalb ich ja den Artikel zu Technitium geschrieben hatte: die zensieren Websites und es kommt dem Datenschutz nicht entgegen, alle besuchten Websites einem Drittanbieter zur Auflösung mitzuteilen.
Als Alternative zu den genannten externen DNS-Diensten würde ich noch DNS4EU und dnsforge (bei Nutzung bitte gelegentlich spenden) in die Diskussion werfen. Dort lässt sich jeweils aussuchen ob/was gefiltert wird, und die Anfragen bleiben in der EU:
[https://de.wikipedia.org/wiki/DNS4EU]()
[https://dnsforge.de/]()
Das mit den DNS-Servern ist echt nicht so leicht. Die meisten Leute verbleiben aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit (was läuft, läuft) beim DNS-Server des Internetprovider. Sehr vielen ist nicht bewusst, das ein DNS-Server grundsätzlich alle Anfragen lesen und speichern kann. Hinzu kommt, dass DNS-Server zu Filterungs- und Zensurzwecken, in gutmütiger Art und Weise durch Blockierung von Trackern und Werbung oder aber in bösartiger Absicht durch falsche Antworten oder Umleitungen missbraucht werden können. So können DNS-Server völlig unbemerkt Webseiten Shadowbannen, indem Anfragen einfach ins leere laufen und ein "nicht gefunden" zurückliefern und beim Benutzer der Eindruck entsteht eine bestimmte Webseite würde nicht mehr existieren - obwohl sie tatsächlich weiterhin im Internet existent ist.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht das DNS-Projekt einer französischen NGO https://www.dns0.eu/ erwähnenswert, die zudem auch https://nextdns.io/ betreiben um etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Und auf der anderen Seite der DNS-Medaille gibt es noch https://blog.uncensoreddns.org/
Andernfalls gibt es eine riesengroße Auswahl: https://www.bestdns.org/ (134.000 !! DNS Server) https://www.publicdns.xyz/ https://public-dns.info/ https://publicdnsserver.com/
Wobei man nie wissen kann, ob dort jemand seine DNS-Dienste nur anbietet um dann zu erfahren wohin ihr euch verbinden lassen wollt. Vielleicht ist es ja wirklich klug nur noch bei den Root-Serven anzufragen oder den eigenen DNS-Server monatlich zu wechseln, aber wer macht das schon?
Ich verwende MUllvad DNS-over-HTTPS.