Durov äussert sich zum Fall TikTok

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten

Der Telegram Gründer äussert sich zur aktuellen politischen Entwicklung im Umgang mit TikTok

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Der von der Generation Z milliardenfach genutzten Video-App TikTok der chinesischen Firma ByteDance, droht ein Verbot in den USA oder die Übernahme des Geschäftes auf US-Gebiet durch eine amerikanische Firma. In seinem Telegram-Kanal nimmt Pawel Durov, Gründer des Messengers Telegram, zur Auswirkung der angedrohten TikTok-Übernahme Stellung.

Durov schreibt:

Ich kann verstehen, warum die US-Regierung droht, TikTok zu verbieten, wenn die Firma ByteDance ihr US-Geschäft nicht an US-Investoren verkauft werden. Schliesslich verbietet China so ziemlich jede nicht-chinesische Social-Media-Anwendung auf seinem Territorium. Warum sollte der Rest der Welt, einschliesslich der USA, einer chinesischen App auf ihren Märkten freien Lauf lassen? Wenn sie Zugang zu den Märkten anderer Länder haben wollen, sollten sie Ihren Markt auch für sie öffnen - das wäre fair.

Das Vorgehen der USA gegen TikTok ist jedoch ein gefährlicher Präzedenzfall, der das Internet als wahrhaft globales Netzwerk (oder das, was davon übrig geblieben ist) letztlich spalten oder gar zerstören könnte. Vor der US-TikTok-Saga waren nur autokratische Länder wie der Iran, China oder Russland dafür bekannt, dass sie Technologieunternehmen dazu drängten, Teile ihrer Unternehmen an Investoren zu verkaufen, die enge Verbindungen zu ihren Regierungen hatten. Es ist nicht überraschend, dass Uber beispielsweise sowohl ihre russischen als auch ihre chinesischen Niederlassungen an lokale Akteure verkaufen musste.

Ich bin stolz darauf, dass wir bei Telegram im Gegensatz zu Uber stets Angebote zum Verkauf unserer Operationen in bestimmten Ländern abgelehnt haben. Vor einigen Jahren erhielten wir Briefe von zwei Fonds mit Verbindungen zu Ländern, die später versuchten, Telegram zu blockieren. Beide Briefe brachten die gleiche Idee zum Ausdruck: "Telegram wird in unserem Land bald blockiert werden, so dass Ihre einzige Option darin besteht, uns den lokalen Teil Ihres Geschäfts zu verkaufen". Wir haben diese Angebote abgelehnt, weil es nicht unser Geschäft ist, unsere Nutzer zu verraten. Wir verkaufen Telegram nicht - weder teilweise noch vollständig. Dies wird immer unsere Position sein.

Das Problem mit dem Fall US-TikTok ist, dass er eine Erpressungstaktik legitimiert, die bisher nur von autoritären Regimes angewandt wurde. Jahrzehntelang wurden die USA als Verteidiger des freien Handels und der freien Meinungsäusserung wahrgenommen. Doch nun, da China begonnen hat, sie als Hauptnutzniesser des Welthandels abzulösen, scheinen die USA (oder zumindest die Trump-Administration) von diesen Werten weniger begeistert zu sein. Das ist bedauerlich, denn Milliarden von Menschen auf diesem Planeten mögen immer noch die Idee einer offenen und vernetzten Welt.

Letzte Woche hat die Türkei ein Bündel von Gesetzen zur Beschränkung von Social-Media-Unternehmen eingeführt. Vor einigen Jahren hätten die USA das moralische Recht gehabt, solche Bemühungen zu kritisieren, indem sie die Redefreiheit und den freien Handel als ideologische Grundlagen für ihre Bedenken angeführt hätten. Heute ist es weniger klar, ob die USA dieses Recht noch haben. Autoritäre Führer auf der ganzen Welt benutzen bereits den Fall TikTok als Rechtfertigung für ihre Versuche, sich ein Stück des globalen Internets zu erkämpfen. Bald wird wahrscheinlich jedes grosse Land die "nationale Sicherheit" als Vorwand benutzen, um internationale Technologieunternehmen zu zerschlagen. Und ironischerweise sind es die US-Firmen wie Facebook oder Google, die wahrscheinlich am meisten unter den Folgen des Falls leiden werden.

Quelle: https://t.me/durov

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USA, TikTok, Durov, Telegram, Fall, US, Land

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