Einsteigerlinux: Fedora Silverblue
Di, 25. Januar 2022, Ralf Hersel, Lioh Möller
Bei Fedora Silverblue handelt es sich um eine Variante von Fedora Workstation. Es sieht aus, fühlt sich an und verhält sich wie ein normales Desktop-Betriebssystem, und die Benutzererfahrung ist ähnlich wie bei der Verwendung einer Standard-Fedora-Workstation.
Im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen ist Silverblue jedoch immutable (unveränderlich). Das bedeutet, dass jede Installation mit jeder anderen Installation der gleichen Version identisch ist. Das Betriebssystem, das sich auf der Festplatte befindet, ist von einer Maschine zur nächsten genau dasselbe und wird bei der Benutzung nicht verändert.
Das immutable Design von Silverblue soll es stabiler, weniger anfällig für Fehler und einfacher zu testen und zu entwickeln machen. Damit empfiehlt sich Silverblue zu einer Plattform für container-basierte Anwendungen und Softwareentwicklung. In jedem Fall werden Anwendungen (Apps) und Container vom Host-System getrennt gehalten, was die Stabilität und Zuverlässigkeit verbessert.
Die Kerntechnologien von Silverblue verfügen über einige weitere hilfreiche Funktionen. Betriebssystem-Updates sind schnell und es gibt keine Wartezeiten bei der Installation: ein normaler Neustart genügt, um die nächste Version zu nutzen. Mit Silverblue ist es auch möglich, auf die vorherige Version des Betriebssystems zurückzugreifen, wenn etwas schiefgeht.
1. Installation
Fedora Silverblue verwendet den Anaconda-Installer. Sofern während der Installation eine aktive Internetverbindung besteht, wird die Systemsprache, das Tastaturlayout sowie die Zeitzone automatisch erkannt. Bei Bedarf lassen sich diese Einstellung anpassen. Lediglich das Installations-Ziel muss definiert werden. Dazu wählt man den Punkt SYSTEM - Installations-Ziel aus:
Sofern es sich um eine leere Festplatte handelt, reicht ein Klick auf Fertig und es müssen keine weiteren Einstellungen vorgenommen werden. Bei Bedarf lassen sich vorhandene Partitionen löschen, um Speicherplatz freizugeben.
2. Einführung
Nach dem ersten Start wird man bei Fedora von einem Assistenten willkommen geheissen, der die Einrichtung eines Benutzerkontos und die Vergabe eines Passwortes ermöglicht. Dieses Konto wird mit Administratorrechten ausgestattet. Darüber hinaus lassen sich die Ortungsdienste ein/ausschalten, Drittanbieter-Software ein/ausschalten sowie Google/Nextcloud/Microsoft-Konten hinzufügen.
Nach Abschluss der Grundeinrichtung werden dank eines weiteren Assistenten die ersten Schritte in der Benutzung der GNOME-Shell verständlich erklärt. Dies ist insbesondere zur Erlernung der Gesten zur Steuerung mittels Touchpad sinnvoll.
3. Vollständigkeit
Standardmässig wird Silverblue mit Applikationen der GNOME-Desktopumgebung ausgeliefert. Dazu gehören Kontakte, Wetter, Uhren, Karten, Taschenrechner, Texteditor, sowie ein Terminal.
Erweitern lässt sich die Auswahl über den GNOME-Software Store, welcher direkt über einen entsprechenden Schnellstarter erreichbar ist. Dabei setzt Silverblue stark auf Applikationen im Flatpak-Format. Der Paketumfang kann durch eine Integration des offiziellen Flathub-Repositories deutlich erweitert werden. Dazu muss lediglich das Flathub-Repository-File mit der Anwendung GNOME-Software geöffnet werden.
4. Stabilität
Das unveränderbare Root-Dateisystem und die primäre Verwendung von Flatpaks sorgen für ein hohes Mass an Stabilität. Das System lässt sich über GNOME-Software auf einen neuen Release aktualisieren. Sollte wieder Erwartens dabei etwas nicht funktionieren, kann erneut in den vorherigen Systemstand gestartet werden.
5. Vorkonfiguration
Silverblue präsentiert einen Standard GNOME-Desktop, ohne Voreinstellungen. Lediglich das Hintergrundbild wurde vom Projekt angepasst. Damit liefert Silverblue einen auch für Einsteiger leicht zugänglichen Desktop aus. Wer KDE Plasma bevorzugt, dem steht mit Fedora Kinoite eine entsprechende Variante zur Verfügung.
6. Update-Prozess
Der grafische Paket-Manager GNOME-Software erlaubt eine Installation von neuen Anwendungen sowie eine Aktualisierung des Grundsystems sowie von Flatpaks. Damit bietet es eine zentrale Anlaufstelle, um Software zu verwalten. Eine Nutzung des Terminals ist für einen Normalbetrieb nicht notwendig. Auch komplexe Prozesse wie eine Aktualisierung des Systems auf einen neuen Release lassen sich damit leicht durchführen.
Bewertung
Kriterium | Bewertung (max. 5) |
Installation | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Einführung | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vollständigkeit | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Stabilität | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vorkonfiguration | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Update-Prozess | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Summe | 28 |
Fazit
Das immutable Design und die Reduktion auf Flatpaks bei den Paketen weist den Weg in die Zukunft. Der mitgelieferte GNOME Desktop ist zugänglich und insbesondere für Anfänger gut geeignet. In Bezug auf den Softwareumfang wäre es wünschenswert, wenn die Distribution bei der Aktivierung von Drittanbieterquellen, ein ungefiltertes Flatpak-Repository einbinden würde. Die Vorkonfiguration ist gut und entspricht einem leichtgewichtigen GNOME-Desktop. Die Integration weiterer Anwendungen in die Standardinstallation würde Einsteigern die Auswahl von Zusatzprogrammen erleichtern.