Bei SuSE Linux und dem darauf basierenden openSUSE Community Projekt handelt es sich um eines der ältesten Linux Distributionen überhaupt. Sie war wegen ihrer deutschen Wurzeln und insbesondere für die gute Unterstützung der deutschen Sprache sehr bekannt. SuSE war für viele ältere Linux Nutzer die erste benutzte Linux Distribution.
SuSE Linux Enterprise ist vor allen für kommerziellen Einsatz gedacht. Das davon abgeleitete openSUSE Linux Community Projekt, gibt es in zwei Varianten. Dem auf klassischen Release-Zyklus basierenden openSUSE LEAP, das demnächst in der neuen Version 15.4 veröffentlicht wird und eher einer LTS (Long Term Support) Distribution ähnelt, sowie seit etwa 10 Jahren openSUSE Tumbleweed. Welches mittlerweile ein Aushängeschild des openSUSE Projektes geworden ist. Anstelle klassischer Versionsnummern und periodischer Updates wird ein Rolling-Release-System genutzt. Updates finden kontinuierlich statt, vorherige Stände des Betriebssystems werden als „Snapshots“ gesichert. Die Mehrheit der openSUSE Anwender nutzen laut regelmäßig durchgeführten Umfragen mittlerweile Tumbleweed als Desktop Distribution.
Dabei wird nach der Factory First Policy vorgegangen, bei der alle Pakete zunächst nach Factory releast werden, bevor sie in eine Distribution aufgenommen werden können. Aus Factory wird täglich ein Snapshot gezogen und einem automatisierten Testprogramm unterzogen. Bei erfolgreichem Test wird der Snapshot publiziert. Anders als bei anderen Distributionen ist Tumbleweed somit ein getestetes Rolling Release, was der Stabilität sehr entgegenkommt.
Aussage des Tumbleweed Portals: "Das Projekt tut dies für Nutzer, die die jeweils neueste stabile Software haben wollen." Deshalb ist Tumbleweed auch nach meinen jahrelangen Erfahrungen besonders für die ambitionierten Einsteiger geeignet.
In meiner LUG verwenden es einige Einsteiger seit Jahren, ohne damit nennenswerte Probleme zu haben. Dabei ist insbesondere die sehr gute und aktuelle KDE/Plasma sowie nahtlose Integration für viele Tumbleweed Nutzer das ausschlaggebende Argument für die Nutzung.
Installation
Das Herunterladen des ISO Images und das anschliessende (optionale aber empfehlenswerte) Überprüfen dessen, ist sehr gut und in deutscher Sprache beschrieben. Auch wird neben der Installation von DVD die Installation mit dem gleichen ISO auf einen USB-Stick unterstützt. Das Brennen könnte einfacher nicht sein, da sogar ein eigenes Programm, dass sich SUSE Studio ImageWriter nennt, dazu angeboten wird. Ist das ISO dann auf der DVD oder USB-Stick geschrieben, kommt eigentlich wie bei allen anderen Linux Distributionen auch der schwierigste Schritt. Nämlich den eigenen PC oder Notebook zu überreden, dass er von dem Installationsmedium startet. Hat man diese Hürde genommen, die leider nicht von Linux beeinflusst werden kann, sondern nur vom verwendeten PC-Hersteller abhängt, erscheint der Bootbildschirm. Hier kann man direkt die Sprache auf Deutsch umschalten oder erst nach dem Starten der Installation. Egal wie, die komplette Installation wird in sehr guten Deutsch geführt und sogar die optionale Hilfe ist komplett in Deutsch vorhanden.
Eigentlich kann man danach nicht mehr viel falsch machen, weil die meisten Einstellungen intuitiv zu tätigen sind. Auch sind immer wieder gute Tipps in der Hilfe gut beschrieben.
Mein Tipp, ist gleich KDE/Plasma als Desktop zu wählen, da dieser besonders gut in openSUSE integriert ist und die "deutsch" - "deutsche" Partnerschaft zwischen beiden eine lange Tradition hat. Ich kenne keine andere Distribution, die so hervorragend in die KDE/Plasma Desktop Welt integriert.
Selbst komplexe Aufgaben, wie ein verschlüsseltes System lassen sich mit dem geführten und mit sinnvollen Hilfetexten versehenen Installations-Programm auch für Einsteiger ohne Probleme durchführen.
Ist das System fertig zusammengestellt, kann man sich alle Einstellungen noch mal in Ruhe anschauen und bei Bedarf noch mal einfach ändern. Anschliessend braucht man nur noch mit "Installieren" alles laufen lassen, bis der Anmeldebildschirm nach dem ersten Starten erscheint.
Durch die eigentlich immer etwa 1 Monat verzögert verfügbaren aktuellen Kernel, ist auch aktuelle Hardware insbesondere bei Notebooks wichtig, bestmöglich unterstützt. Sollte es doch mal mit dem einen oder anderen Feature klemmen, kann man sicher sein, dass sich das Problem nach einigen Updates in der Regel von alleine löst. Auch das nur mit wenig Verzögerung gegenüber dem offiziellen KDE/Plasma Releases verfügbare, aber immer gut integrierte und adaptierte Desktop und Anwendungen, sind so in keiner anderen Distribution zu finden.
Einführung
Direkt nach dem ersten Start wird man mit dem "Ahoi" Fenster begrüsst. Dieser bietet direkt den Einstieg in einige sehr gute und vor allem auch fast durchgängig deutsche Einführung. Überall werden auch immer mehrere Wege zur Lösung angeboten, sodass man den für sich bevorzugten aussuchen kann.
Vollständigkeit
Insbesondere nach Aktivieren der zusätzlichen Community Repositories, kann einfach über YaST auf fast alles zugreifen, was irgendwie als Linux Programm angeboten wird. Falls doch mal was fehlt, aktiviert man im KDE/Plasma Anwendungsmanager "Discover" einfach Flatpack und bekommt standardmäßig alle auf Flathub angebotenen Programme dazu.
Stabilität
Dadurch die Factory First Policy und den vorherigen automatischen Tests der Software vor der Verteilung über die Tumbleweed Repositories, kommt es eigentlich nicht zu nennenswerten Problemen mit der Stabilität. Sollte dann doch mal der Fall der Fälle auftreten, bietet Tumbleweed zahlreiche Möglichkeiten an trotzdem mit dem System zu arbeiten. Standard mässig werden immer der aktuelle und der zuletzt verwendete Kernel in den erweiterten Optionen angeboten, zusätzlich kann jeder von ihnen im Recovery Modus gestartet werden. Wird BTRFS verwendet, werden noch sehr intelligent Snapshots angefertigt, die dann im nur-lese Modus gestartet werden kann. Kommt man mit den vorherigen Massnahmen nicht weiter, löst das Aktualisieren via bootbarem ISO das Problem sehr zuverlässig.
Vorkonfiguration
Tumbleweed ist nach dem Start komplett benutzbar konfiguriert und auch die wichtigsten Anwendungen sind vorhanden. Möchte man auch exotische und geschützte Codecs verwenden oder die aktuellsten nVidia Grafiktreiber, kann man das durch einfaches geführtes hinzufügen von Community Repositories wie Packman erledigen. Auf dem schon erwähnten Tumbleweed Portal gibt es auch eine fast noch einfachere Anleitung via Textkonsole und einfachen kopieren und einfügen.
Update-Prozess
Der ist ganz einfach, ihn gibt es in dem Sinn ja nicht. Die täglichen manchmal bis zu hundert Pakete fixen nicht nur Fehler oder lösen kritische Sicherheitsprobleme kurz nach Bekanntwerden. Auch neue Programme und Funktionen kommen immer wieder in mehr oder weniger kleinen Schritten hinzu. Das ist sehr angenehm, da es dadurch im schlimmsten Fall nur ein paar Tage dauert, bis ein Problem einer SW gelöst und durch die fortlaufenden Updates gelöst wird.
Bewertung
Kriterium | Bewertung (max. 5) |
Installation | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Einführung | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vollständigkeit | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Stabilität | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vorkonfiguration | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ (KDE Version) |
Update-Prozess | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Summe | 26 |
Fazit
openSUSE Tumbleweed KDE/Plasma eignet sich sehr gut für Linux-Einsteiger, vor allem wenn sehr neue Hardware verwendet werden soll. Als Desktopoberfläche empfiehlt sich KDE, was man auch daran erkennen kann, dass es bei der Desktop Auswahl an erster Stelle steht. Das System ist im Standardumfang gut konfiguriert und die wichtigsten Anwendungen sind vorinstalliert. Eine Installation von weiteren Applikationen ist auch für Erstanwender ohne weiteres möglich, wobei bei KDE Discover die erste Wahl sein sollte. Mit YaST steht eine extrem leistungsfähige und benutzerfreundliche Möglichkeit zur Verfügung, das System sehr weitgehend und komfortabel anzupassen. Dabei ist insbesondere die einfache Installation von Hardware wie Druckern, Scannern und Multifunktionsgeräten via YaST sehr gut gelöst.
Download: https://get.opensuse.org/de/tumbleweed/
So wirklich eine offizielle Empfehlung eines Desktops gibt es eigentlich nicht. SuSE war früher eine KDE-Favorisierende Distribution, was sich durch die Übernahme von Novell später auf Gnome geändert hat. Das Benutzerhandbuch ist auch für Gnome und SLED ist ebenfalls Gnome. Wenn man die Online-Repositories während der Installation aktiviert, kann man auch noch weitere Desktops auswählen.
Ne, du kannst wie bei vielen Distros einige standard varianten und auch exoten existieren. KDE steht aber nach langer diskussion in der openSUSE Liste an erster stelle, da für Desktop Nutzer die beste integration und längste historie.
Wer mag kann auch GNOME (4.1), XFCE und andere installieren. Deshalb auch nicht vorausgewählt, damit es keiner überspringt.
ich werde mit opensuse nicht warm. Vorallem nicht mit Leap 15.3.
Persönlich benutze ich den Desktop Gnome 41.3 mit Wayland und ich bin begeistert, und sollte es doch mal Probleme geben bekomme ich hier Hilfe. https://www.opensuse-forum.de/ :-)
Wenn man den Text liest, könnte man meinen, dass openSUSE in allen Bereichen die volle Punktzahl erhält. Interessanterweise liegt es aber dann doch hinter openSUSE Leap, Siduction, Fedora Silverblue und gleichauf mit Manjaro.
Letztendlich sind nahezu alle bereits vorgestellten Distribution gut für Einsteiger geeignet, es liegt am interessierten Anwender die richtige Wahl für sich selbst zu treffen. Meine ganz persönliche Empfehlung ist Fedora Silverblue, allerdings aufgrund der neuen technologischen Basis, die ich als 'Next Level Linux' bezeichne.
Ich persönlich würde auch einige Punkte anders bewerten aber es hängt halt wie immer sehr stark von den Persönlichen Randbedingungen ab.
Ich würde jeden empfehlen es entweder in einer Virtuellen Umgebung (geht auf den meisten Systemen egal ob Linux, Windows oder was auch immer), als Live System oder als echtes system z.B. auf einen alten PC auszuprobieren.
Alternativ kann man sich auch mal bei einer LUG https://l-p-d.org/lugs auf dem Treffen die einzelnen Systeme zeigen und evtl. auch grad von "Neulingen" auszutauschen.
Man vergleicht einfach Äpfel mit Birnen. Dadurch kommt es zu den Verwirrungen. Fakt ist, dass man als erstes entscheiden muss was man haben will. Ein stabiles Gesamtsystem (OpenSUSE Leap) oder immer die neuesten Software Final Releases (openSUSE Tumbleweed). Genau so müssen alle anderen Distribution klassifiziert werden, bevor man Vergleiche anstellt. Dann stellt man ganz schnell fest das KDE und openSUSE mit Abstand das rundeste Gesamtpaket ist. Oft basieren die Vergleiche auch auf einem bestimmten Datum und es wird vernachlässigt, unterschiedliche Distributionen auch unterschiedliche Release Start Daten haben. Wenn eine Software Version noch nicht fertig ist, kommt sie halt nicht mehr rein wenn der Beta „Freze“ startet.
Bei der erweiterten Betrachtung stellt man fest das openSUSE und SuSE als einzige binärkompatibel zu einander sind. RedHat und CentOS sind es ja seid 8.0 nicht mehr. Hinzu kommt das die Entwicklung von Leap, Tumbleweed, SLED und SLES die selben Enwicklungsinfrastrukturen haben und somit die gleiche Code Basis und QA Strukturen.
Zur Anmerkung Gnome und Novell. Die Aussage ist veraltet, zu pauschal und stimmt so nicht ganz. Es war viel mehr so das, bedingt durch die Dominanz von Gnome im US Raum, dieser für die Enterprise Varianten als Default gesetzt wurde. Ledig bei den sog. OES war bedingt durch die portierten Novell Dienste Gnome als Desktop erforderlich, wobei er ja auf den Servern nur installiert sein, jedoch nicht laufen musste. Für die eigentliche Administration war nur absolut selten eine GUI notwendig. Novell/Microfocus und SuSE sind inzwischen seit Jahren in sich eigenständig. Mit Leap 15.3 und SLE 15.3 ist die Zusammenführung endgültig stabil. 15.4 ist bereits seit Anfang des Jahres closed Beta und soll Juli released werden.
Debian basierte Derivate sind für mich administrativ ein Krampf. Das Auseinanderdriften von RedHat, CentOS und Feodora ist ebenfalls mit Bauchschmerzen behaftet.
Vergleiche ich dann die Installer und Zentralen Konfigurations- und Paketmanagement Tools mit einander, nämlich über mehrere Jahre und tatsächliche Administration / Installationen / Automation, sieht es einfach so aus das YaST/Zypper das einzige Tool ist was alles aus einem Guss ohne nennenswerte Probleme liefert. Alles anderen Distis und Derivate haben mehre unterschiedliche Tools, die nicht wirklich mit einander harmonieren. Wenn man mehrere Distributionen betreuen muss, kostet das Zeit und Geld.
Was nützt einem permanent die neueste Software, wenn ich laufend Probleme bekomme? Ich sage nur Nvidia Treiber Probleme bei Rolling Releases mit Kernel Updates. 90% der gehobenen Notebooks haben Nvidia verbaut und Multimonitorbetrieb geht halt nur mit den Treibern von Nvidia.
Ich selber habe Leap und Tumbleweed aktiv im Einsatz.
Mal eine Frage zur Software bei OpenSuse: Bislang hatte ich nur Distros, die auf Debian/Ubuntu basierten. Nun nutze ich ein paar Programme, die für mich wichtig sind, aber keine rpm-Pakete bereitstellen. Die nachfolgenden Beispiele gibt es nur als
BlueGriffon: .deb
Seamonkey: .tar.bz2
XnView MP: .deb und .tgz und AppImage
Kann man die auch mit OpenSuse installieren oder muss man sich nach Ersatz im Suse-Repository umsehen?
Natürlich gibt es immer Wieder Pakete die nicht unter openSUSE so einfach einzurichten sind. Die von dir genannten Programme werden aktuell nicht direkt von openSUSE unterstützt und lassen sich dann nur via "configure; make; make install" installieren sofern OSS.
BlueGriffon wird etwa seit 2014 nicht mehr unterstützt:
https://software.opensuse.org/search?utf8=%E2%9C%93&baseproject=ALL&q=BlueGriffon
https://forums.opensuse.org/showthread.php/503394-Bluegriffon-Alternative-gesucht
https://www.openhub.net/p/BlueGriffon
Meine Alternative Bluefish, Blogilo oder gleich nen richtigen Editor (ich verwende Kate dazu und lasse mir die Seite dann immer direkt anzeigen)
SeaMonkey gibt es via Discover oder hier:
https://software.opensuse.org/search?utf8=%E2%9C%93&baseproject=ALL&q=Seamonkey
XnView MP gibt esvia Discover oder hier:
https://software.opensuse.org/search?utf8=%E2%9C%93&baseproject=ALL&q=XnView+MP
Für Einsteiger ist es aber sicher ratsam solche Experimente nicht zu machen sondern lieber die Anwendung zu wechseln. Dass muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Und wenn du deine zwingend benötigten Pakete nicht findest macht es ja keinen Sinn umzusteigen.