Die ersten Versionen der SUSE Linux Distribution gingen als das deutsche Slackware über den Ladentisch. Und das wortwörtlich, denn die Distribution wurde in erster Linie über den Buch- und Versandhandel vertrieben. Durch YaST (Yet another Setup Tool) sollte die Einrichtung und Verwaltung des Systems deutlich vereinfacht werden, doch insbesondere Version 1 von YaST wurde von vielen Anwendern eher gefürchtet als geliebt. In einer riesigen Konfigurationsdatei konnten nahezu alle Aspekte des Systems eingestellt werden. Manuelle Änderungen wurden dabei oftmals nach einem erneuten Aufruf der Applikation überschrieben und das Zusammenführen von Konfigurationsvariablen funktionierte entweder gar nicht oder nur sehr bedingt.
Mit der Einführung von YaST 2 und der einhergehenden Modularisierung besserte sich dies. Weiterhin war S.u.S.E. Linux primär als sogenannte Boxed-Version, also in einer Kartonschachtel mit ausführlichem Handbuch erhältlich.
Mit der zunehmenden Verfügbarkeit schneller Internetverbindungen im Heimbereich und der Einführung von openSUSE als Community Projekt, änderte sich dies. Dabei wurde openSUSE zunächst als eine Distributionsspielart angeboten, erst später erfolgte eine Aufteilung in die Zweige Leap und Tumbleweed. Letzteres richtet sich primär an Entwickler und Technikinteressierte und wird im Rolling-Release-Modell ausgeliefert. Leap wurde mit der aktuellen Version 15.3 mit dem kostenpflichtigen Enterprise-Produkt SLE (SUSE Linux Enterprise) harmonisiert und nutzt seither identische Pakete im Basisumfang des Systems.
Für den folgenden Test auf Einsteigertauglichkeit kommt openSUSE Leap 15.4 Alpha zum Einsatz.
1. Installation
Das angebotene DVD-Installationsmedium startet direkt in das Installationsprogramm. Zu Beginn lässt sich die Sprache und das Tastaturlayout auswählen.
Über ein Testfeld kann die gewählte Tastaturbelegung überprüft werden. Daraufhin besteht die Möglichkeit Online-Paketquellen einzubinden, was bei einer bestehenden Internetverbindung empfohlen wird, da so während der Installation bereits Aktualisierungen installiert werden können.
Bereits an dieser Stelle wird die Nähe zum kommerziellen Ableger deutlich. Die vorausgewählten Repositories können beibehalten oder bei Bedarf ergänzt werden.
Lange Zeit war KDE Plasma bei openSUSE als Desktopumgebung vorausgewählt. Nach Kritik aus der Community wird es weiterhin zuerst angeboten, es erfolgt allerdings keine automatische Vorauswahl. Wir entscheiden uns dennoch für die Variante mit der Plasma-Desktopoberfläche.
Ein Verzicht auf eine Desktop-Vorauswahl ist aus Community-Perspektive gerechtfertigt und richtig, kann allerdings eine Hürde darstellen.
Standardmässig kommt seit einiger Zeit Btrfs als Dateisystem zum Einsatz. Dieses bietet die Möglichkeit Snapshots, beispielsweise vor einer Systemaktualisierung zu erstellen und im Fehlerfalle auf die letzte funktionierende Vorgängerversion zurückzukehren. Nachteilhaft wirkt sich die erhöhte Komplexität aus, was sich im Alltag allerdings nicht bemerkbar macht. Eine Festplattenverschlüsselung lässt sich mithilfe des Installationsprogramms ebenfalls einfach einrichten.
Während der Erstellung des Benutzerkontos wird standardmässig eine automatische Anmeldung am System vorausgewählt. Bei Bedarf lässt sich der entsprechende Punkt deaktivieren.
Sofern dem Benutzer keine Systemadministratoren-Rechte vergeben werden, kann im Folgenden ein separates Root-Passwort definiert werden.
Abschliessend wird eine Übersicht der konfigurierten Optionen angezeigt, in der weitere Anpassungen durchgeführt werden können. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden noch keine Veränderungen am Zielsystem vorgenommen und erst ein Klick auf Installieren sowie eine weitere Bestätigung führt die eigentliche Installation aus.
2. Einführung
Nach dem ersten Start des Systems und der Anmeldung an der KDE Plasma Oberfläche, wird ein Willkommensassistent angezeigt, der interessierte Anwender über die wichtigsten Aspekte des Systems informiert. Dabei wird auf die Installation von zusätzlichen Anwendungen und unfreien Komponenten ebenso eingegangen, wie auf die grundlegende Bedienung des Plasma Desktops.
3. Vollständigkeit
Neben Standardanwendungen wie Firefox werden unter anderem LibreOffice und die KOffice-Suite sowie der Multimedia-Player VLC mitgeliefert. Erweitern lässt sich der Softwareumfang auf einfache Weise über die YaST Paketverwaltung oder die eigens dafür eingerichtete Webseite software.opensuse.org. Dabei kommen sogenannte 1-Klick-Installationsassistenten zum Einsatz, welche nach dem Öffnen automatisch YaST starten, über das sich die Installation des gewünschten Paketes auslösen lässt.
Für Kurzweil sorgt eine Auswahl an Spielen aus der KDE Games Sammlung.
4. Stabilität
Obwohl bei unseren Tests die Alpha Version des kommenden openSUSE Leap Releases 15.4 zum Einsatz kam, erwies sich das System auch im längeren Betrieb als äusserst zuverlässig und stabil.
5. Vorkonfiguration
Das Erscheinungsbild ist durchgängig, angefangen beim Bootloader über den Splash-Screen bis zum Anmeldebildschirm und die eigentliche Desktopumgebung. Alle wichtigen Aspekte des Systems lassen sich über YaST auf einfache Weise konfigurieren. Der integrierte Assistent führt Einsteiger in die wichtigsten Bereiche des Systems ein. Die Softwareauswahl ist vollständig und lässt sich bei Bedarf ohne grossen Aufwand erweitern. Bei Bedarf lassen sich auch proprietäre Codecs mittels 1-Klick-Installer einbinden.
Insbesondere die voreingestellte Firewall, welche auf firewalld basiert, sorgt für ein zusätzliches Mass an Sicherheit auf dem Desktop.
6. Update-Prozess
Anstehende Systemaktualisierungen werden dem Nutzer über einen Hinweis im Systemabschnitt der Taskleiste angezeigt. Alternativ kann direkt die Online-Aktualisierung in YaST aufgerufen werden. Ein Wechsel auf eine neue Distributionsversion lässt sich online oder über die entsprechenden Installationsmedien durchführen.
Bewertung
Kriterium | Bewertung (max. 5) |
Installation | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Einführung | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vollständigkeit | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Stabilität | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vorkonfiguration | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Update-Prozess | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Summe | 28 |
Fazit
openSUSE in der Leap Version eignet sich sehr gut für Linux-Einsteiger. Lediglich die Wahl der zu verwendenden Desktopoberfläche kann zu einer Unschlüssigkeit führen. Das System ist im Standardumfang vollständig, aber nicht überladen. Eine Installation von weiteren Applikationen ist auch für Erstanwender ohne weiteres möglich.
Download: https://get.opensuse.org/leap/
Suse ist leider viel zu "aufgebläht" mit seinen tausenden vorinstallierten Paketen.
Und die Systemkonfiguration mittels Yast, wirklich träge und zähflüssig. Für mich fühlt sich das alles nicht "rund" an.
Na endlich mal jemand der openSUSE vorstellt, ich habe vor ca. 13 jahren mit Suse angefangen, mal mehr mal weniger. Seit Version 13.1 läuft bei mir nur openSUSE. Windows wird nur gebraucht für 2 Programme die unter Linux nicht laufen. Ich kann auch Tumbleweed empfehlen es läuft bei mir genauso Stabil wie Leap, bin aber immer auf dem neuesten Stand.
Yast ist doch eine Zumutung. Und das System ist mit viel zu vielen unnötigen Paketen bestückt.
Schau mal hier ;-) https://gnulinux.ch/einsteigerlinux-opensuse-tumbleweed-kde
CH Tastatur kann seid Jahren nicht sauber Installiert werden Wann kommen hier die Nürnberger endlich mal in die Gänge
An welcher Stelle wird das schweizerische Tastaturlayout nicht korrekt eingerichtet? Unter KDE Plasma kommt beispielsweise eine eigene Tastaturverwaltung zum Einsatz. Ich selbst nutze CH Layout und mir wäre nichts negatives aufgefallen.