Firefox nur noch als Snap-Paket in Ubuntu

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 11 Kommentare

Ubuntu plant, Firefox als Snap zur Standardversion für neue Installationen von Ubuntu 21.10 zu machen.

firefox nur noch als snap-paket in ubuntu

Eine Feature Freeze Exception (FFE), die von Olivier Tilloy (Canonical) eingereicht wurde, wird das Firefox deb-Paket in Ubuntu 21.10 (Impish Indri) wahrscheinlich durch die Snap-Version des Webbrowsers ersetzen.

Tillay schreibt:

"Gemäss der Vertriebsvereinbarung von Canonical mit Mozilla machen wir Snap zur Standardinstallation von Firefox auf Desktop-ISOs, beginnend mit Ubuntu 21.10."

Firefox wird derzeit über die Ubuntu-Repos als deb-Paket verteilt. Sollte dem Antrag stattgegeben werden, erhalten Ubuntu-Anwenderinnen mit der Version 21.10 ab Ende Oktober den Webbrowser Firefox standardmässig als Snap-Paket installiert.

Zur Begründung schreiben die Beteiligten Canonical und Mozilla:

Dies ist das Ergebnis der Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den Ubuntu-Desktop- und Snap-Teams bei Canonical und den Mozilla-Entwicklern und ist der erste Schritt zu einem Deb-to-Snap-Übergang, der während des 22.04-Entwicklungszyklus stattfinden wird.

Als Vorteil nennt Canonical schnellere Update-Zeiten, weil das Packen, Testen und Hochladen des Deb-Paketes entfällt und stattdessen Mozilla direkt für das Snap-Paket verantwortlich ist. (Müssen die nicht auch Packen, Testen und Hochladen?)

Neue Installationen von Ubuntu 21.10 (sowie diejenigen, die von Ubuntu 21.04 Upgraden) werden das Firefox-Snap-Paket als Standard erhalten. Damit handeln sich die Ubuntu-Anwender auch einen Performance-Nachteil ein. Obwohl das Snap-Team seit langem daran arbeitet, die Startgeschwindigkeit von Snaps zu verbessern, sind diese immer noch signifikant langsamer als native Pakete (deb) und auch Flatpaks.

Der wichtigste Punkt in Canonicals Ankündigung ist jedoch der Hinweis auf den Deb-to-Snap Übergang, den Canonical für und ab der nächsten LTS-Version 22.04 plant. Damit entfernt sich Ubuntu ein Stück weiter von der FLOSS-Community mit diesem Eigenweg. Canonical ist bekannt für mutige Versuche und erfolglose Resultate: Unity, MIR, Ubuntu-Touch, Ubuntu-TV, Snap, ... Was es auch war, es war immer ein Arbeiten unter Ausschluss der Community.

Ich denke, dass gemeinsame Paketformate der heilige Gral der GNU/Linux-Idee sind. Paket-Repositories sind für mich der Hauptgrund für den Erfolg von Linux-Distros. Alle anderen Betriebssysteme haben dieses Konzept von GNU/Linux kopiert: Apples App Store, Googles Play Store, Microsofts Windows Store. Die Linux Community ist zurzeit damit beschäftigt, ihren grössten Vorteil zu zerstören, indem Anwender-Interessen gegen Entwickler-Interessen ausgespielt werden. Die nativen Repos werden gegen die Container-Formate abgewogen. Im Moment sieht es so aus, als würden die nativen Formate bestehen bleiben und Flatpak als einziges Container-Format den Wettbewerb gewinnen. AppImages und Snaps scheinen die Anwender nicht zu überzeugen.

Quelle: https://bugs.launchpad.net/ubuntu/+source/ubuntu-release-upgrader/+bug/1943840

Tags

Ubuntu, Firefox, Canonical, GNU, Snap, Linux

Naja
Geschrieben von Naja am 17. September 2021 um 09:28

Seh ich ähnlich, die Repositories sind eines der Features, die den Admin-Alltag erleichtern. Damit ist Ubuntu für uns nach der 20.04 endgültig abgeschrieben. Die ist aktuell noch mit deaktiviertem Snap-Store nutzbar, aber wenn man künftig zunehmend mit Paketjagd beschäftigt ist, hört der Spaß auf.

MonteDrago
Geschrieben von MonteDrago am 17. September 2021 um 12:17

Ja Flatpak / Snap sind ein zweischneidiges Schwert. Nutze zwar selber 2 Flatpaks unter Arch, aber nur weil es diese Programme Nicht oder nicht aktuell genug in de Repros / AUR gibt. Appimages nutze ich eigentlich nur um mir noch nicht bekannte Programme auszuprobieren.

Würde aber wenn ich könnte auch gern darauf verzichten.

Max
Geschrieben von Max am 17. September 2021 um 13:04

Volle Zustimmung. Mit Ubuntu hat man echt nur noch Ärger, neuerdings eben mit den Paketformaten. MIr graut es beim Support vor jeder Aktualisierung auf die neueste LTS.

Innerhalb unserer Orga schwenken wir deswegen auf Debian Stable um. Ist zwar manchmal etwas komplexer, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man sich das gesamte System verhaut, ist deutlich geringer.

User123
Geschrieben von User123 am 17. September 2021 um 13:30

Ich finde Flatpak sehr gut. Apps sind in einer Sandbox und können nicht so einfach auf das System zugreifen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für Viren geringer. Wenn sie jetzt noch eine Berechtigungs-Abfrage beim Start einbauen würden und das Theming verbessern würden wäre Flatpak meiner Meinung nach perfekt. Snap ist nicht so meins, weil Theming gar nicht geht.

Henry
Geschrieben von Henry am 17. September 2021 um 14:24

Ich sehe es auch so, dass die herkömnmlichen Repos die beste Lösung sind. Sie machen die Wartung und Updates sehr viel einfacher und es ist gewährleistet, dass sie mit dem System kompatibel sind.

Ich verstehe aber auch das Bedürfnis der Entwickler nach einem einfachen Weg, Binaries unters Volk zu bringen. Aber hier gibt es auch eine Lösung: AppImage. Benötigt keine zusätzliche Sofware wie Flatpak oder gar Snap. Einfach runterladen und ausführen. Natürlich sollte darauf geachtet werden, dass die angebotenen AppImages auch vertrauenswürdig sind - sie sollten daher möglichst von den Entwicklern selbst oder zumindest von vertrauenswürdigen Anbietern stammen.

kamome
Geschrieben von kamome am 18. September 2021 um 14:46

Updates mit Flathub einfacher als AppImage – und man kann sich vertrauenswürdige Repos aussuchen, muss nicht bei jeder App GPG-Signaturen prüfen (die meistens gar nicht angeboten werden).

Henry
Geschrieben von Henry am 21. September 2021 um 10:16

Flatpak benötigt eine separate Software, was die Sache unnötig kompliziert macht.

Repos gibt es bei AppImage auch, sogar teilweise mit automatischer Update-Funktion. Natürlich ist dies eine Sache des Vertrauens. Aber wer sagt denn, dass man Flathub vertrauen kann, was gibt es dort für Kontrollen?

DerEremit
Geschrieben von DerEremit am 18. September 2021 um 14:15

Dafür das Canonical bekannt ist für mutige Versuche und erfolglose Resultate machen die aber immer weiter. Muß ja irgendwann man klappen. Möchte man meinen. Ja, so ein Snap mag auf der einen Seite es einen erleichtern das man sich nicht um irgendwelche Abhängigkeiten kümmer muß oder man warten muß bis ein Programm den Weg in die Repo der genutzten Linux Distro gefunden hat. Mag auch sein das geneigter Entwickler nur noch das Snap bereitstellt und dann meint egal welche Distro der Anwender hat. Wenn Snap darauf installiert ist, läuft auch mein Programm. Mich dafür abhängig machen meine Software aus einem von Cannonical betrieben Shop nutzen können, sprich Cannonical oder nichts halte ich für falschen Weg. Unter Linux ist es ja möglich mit verschiedenen Paketverwaltungen zu arbeiten. Hier einen jetzt Snap ausschließlich auf das Auge zu drücken, nein. Was ist also die Idee dahinter? Was passiert mit den diversen auf Ubuntu basierten Distros? Und ist es noch so das die Software für den Store proprietär ist und Canonical auch keine freie Lizenz ausgeben will? Passt nicht unbedingt in den Gedanken freie Software und Linux

Nedy
Geschrieben von Nedy am 18. September 2021 um 20:57

Fehlt noch Upstart in der Liste (vs. Systemd). Bei Snap vs. Flatpak sehe ich Flatpak auch als Gewinner. Grundsätzlich ist ein AppStore neben der Paketverwaltung nicht schlecht. Snap und Flatpak sehe ich auch eher im Desktopbereich, wenn man mal unübliche Programme benötigt. Das Arch AUR ist ja nett, aber irgendwie gefällt mir Flatpak als Ersatz besser. Zusätzlich hat man noch einen Berechtigungslayer.

Persy
Geschrieben von Persy am 24. Dezember 2021 um 12:41

Nach dem sie Chromium in 20.04 kaputt gemacht haben, war schon zu erwarten, dass das gleiche Schicksal auch Firefox erwartet.

Maik
Geschrieben von Maik am 3. April 2022 um 14:50

Das war es dann. It's time to say good bye, Canonical. Schade, daß es so ein Ende nehmen muß. Wirklich schade. Damit hat Canonical Ubuntu wirklich keinen Gefallen getan.

Wir sehen uns dann unter openSUSE, Fedora, Debian und co wieder.

Es waren sehr schöne Zeiten mit Ubuntu.