Flameshot mit webp als Standardformat

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 8 Kommentare Auf Mastodon ansehen

In diesem Artikel erkläre ich, wie man Flameshot dazu bewegt, Bildschirmfotos im webp-Format zu speichern.

flameshot mit webp als standardformat

Alle lieben Flameshot. Das Screenshot-Werkzeug ist für viele Anwender:innen der One-Stop-Shop für Bildschirm-Fotos und die Annotation selbiger. Mit diesem ersten Satz gewinne ich jedes Buzzword-Bingo. Bevor ihr weiter lest, empfehle ich die Lektüre meines Artikels von letzter Woche über Flameshot. Ohne diesen Artikel gelesen zu haben, versteht ihr hier nur die Hälfte.

Standardmässig speichert Flameshot eure Aufnahmen im png-Bildformat. Das ist in den meisten Fällen nicht, was ihr wollt. Hier ist ein einfacher Vergleich der Dateigrössen bei ähnlichem Kompressionsfaktor (85 %):

JPG: 76 KB, WEBP: 85 KB, PNG: 508 KB

Beim jpg-Bild weiss ich nicht, welche Kompressionsrate Flameshot verwendet hat. Beim webp-Bild sind es 85 %. Auch beim png-Bild weiss ich nicht, wie Flameshot es komprimiert. Wie dem auch sei, ihr wollt jpg- oder webp-Bilder. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass der webp-Algorithmus (bei gleicher Qualität) besser komprimiert als jpg. Einen fundierten Vergleich zwischen jpg und webp findet ihr hier.

Dieser Artikel ist ein gutes Beispiel dafür, wie man auf falsche Informationen einer KI hereinfallen kann. Ich habe Perplexity gefragt, ob man das Standardspeicherformat bei Flameshot ändern kann. Alles, was jetzt kommt, ist unnötig, aber dennoch interessant.

Leider kann man bei Flameshot das Speicherformat weder im GUI noch im CLI umstellen. Es gibt einen Pull Request (Änderungsantrag), der bisher nicht angenommen wurde. Nun zeigt sich wieder die Stärke von Linux: im Zweifel geht es doch. Diese Lösung ist zwar ein wenig frickelig, aber wenn es funktioniert, ist es gut. Damit wird Flameshot noch frickeliger, als es ohnehin schon ist (lese oben erwähnten Artikel).

Wie ihr wisst, funktioniert Flameshot unter Wayland nur, wenn man es über das Terminal mit: flameshot gui startet. Diesen Kommandozeile-Befehl kann man ausbauen, um das Flameshot-Ergebnis in ein webp-Bild umzuwandeln. So lautet der Befehl:

flameshot gui --raw | magick - -quality 85 ~/Bilder/Bildschirmfotos/"$(date '+%Y-%m-%d_%H-%M').webp"

Damit fordern wir Flameshot auf, im grafischen Modus zu starten und ein png-Bild unkomprimiert (raw) an stdout zu senden. Dieses Bild pipen wir an ImageMagick, dem Schweizer Taschenmesser für die Bildkonvertierung. Was viele nicht wissen ist, dass es den alten Parameter convert nicht mehr gibt, sondern durch den Aufruf von magick ersetzt wurde. Die weiteren Parameter erkläre ich nicht, weil sie trivial sind. Falls ihr Fragen dazu habt, fragt bitte in den Kommentaren.

Wer diesen Befehl ausführt, wird einen wichtigen Unterschied in der Benutzerführung feststellen. Bei dieser Methode erhaltet ihr beim Speichern nicht den üblichen Datei-Dialog, sondern gar nichts. Statt des Disketten-Icons zum Speichern seht ihr einen gerundeten Pfeil, der das Speichern ohne Dialog übernimmt. Das webp-Bild landet im oben angegebenen Format im oben angegebenen Verzeichnis. Das kann man als Vorteil oder Nachteil bewerten.

Wer möchte, kann das Speichern einfach mit der ENTER-Taster auslösen. Der einzige Nachteil dieser Methode ist, dass man keinen individuellen Dateinamen vergeben kann. Die Bildschirmfotos werden mit ihrem Zeitstempel als Namen gespeichert.

Nun stellt sich die Frage, ob man den oben gezeigten Befehl auch als Tastenkürzel ablegen kann. Zur Erinnerung, bisher geschah das mit diesem Befehl: script --command "flameshot gui" /dev/null. Versuchen wir es damit:

script --command "flameshot gui --raw | magick - -quality 85 ~/Bilder/Bildschirmfotos/"$(date '+%Y-%m-%d_%H-%M').webp" /dev/null

Falls ihr nicht wisst, wie das geht; lest es bitte im oben erwähnten Artikel nach. Nun, funktioniert es? Nein, tut es nicht. Wie man es richtig macht, ist jedoch irrelevant, weil es unnötig ist.

Hier endet der Teil, bei dem ich auf die KI hereingefallen bin

Wenn ihr Flameshot als GUI-Anwendung startet, erscheint im Systemtray das Icon. Wie bekannt, kann man (unter Wayland) damit nicht die Screenshot-Funktionalität auslösen, allerdings gelangt man zu den Einstellungen von Flameshot.

Dort findet man unter vielen anderen interessanten Einstellungen auch die Möglichkeit, den Speicherpfad und das Default-Format anzugeben.

Fazit

  • Flameshot ist eines der besten Werkzeuge, um Screenshots zu erstellen und zu annotieren.
  • Verlasst euch nicht auf KI-Antworten.
  • Werft Artikel, an denen ihr lange geschrieben habt, nicht weg, auch wenn sie teilweise Unsinn enthalten :)


Titelbild: https://flameshot.org/ (bearbeitet)

Quellen: im Text

Tags

Flameshot, WEBP, Bildformat

Naja
Geschrieben von Naja am 5. Juni 2025 um 11:43

Hallo Ralf,

interessanterweise bin ich jetzt auf deinen Artikel hereingefallen so wie du und wunderte mich, wieso mein Flameshot verschiedene Dateiformate anbietet und deines nicht. Erst zum Schluss löst du auf.

Ein cooles Beispiel für die Nutzung von pipes ist der Artikel auf jeden Fall.

Ich bin mir trotzdem nicht sicher ob es eine gute Idee ist, einen Artikel in der Form zu veröffentlichen. Denn per Suchmaschine wird ihn sicher der eine oder die andere finden und dann auf die falsche Fährte gelockt werden. Du gibst damit ja quasi (bis kurz vor Schluss) falsche Informationen weiter.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 5. Juni 2025 um 13:58

Deshalb hätte ich den Artikel fast weggeworfen. Doch dann fand ich, dass er doch ein paar nützliche Informationen enthält.

ahja
Geschrieben von ahja am 6. Juni 2025 um 08:58

Hey, Naja!

Ich bin wegen deiner folgenden Aussage irritiert: > Ein cooles Beispiel für die Nutzung von pipes ist der Artikel auf jeden Fall. Was ist daran denn Pipe-Spezifisch? Ich nutze Pipes täglich... Cool wird es eigentlich erst, wenn da so Magie passiert wie Umleitungsoperatoren, gepaart mit tee, Subshells mit eigenen Umleitungsoperatoren,... Klassiker für normale Pipes sind beispielsweise: cat $file | sort -u | sed -i 's/$string1/$string2/' > output.csv

Naja
Geschrieben von Naja am 7. Juni 2025 um 19:21

Verstehe deinen Einwand nicht? Ralf hat im Artikel von Flameshot an Imagemagick gepiped. Es kommt bestimmt nicht jede/r sofort darauf das aus einer GUI-Anwendung zu machen. Dein Beispiel ist Shell-Alltag, klar. Ich finde Ralfs Beispiel immer noch cool. :-)

Nick
Geschrieben von Nick am 5. Juni 2025 um 12:26

FRAGE: Hatte es einen tieferen Sinn gehabt, dass convert durch magick offenbar "ersetzt" wurde, bzw. in Debian womöglich noch wird, und wäre daher ein geeignetes alias eine gute Idee? 🤔️

An sich macht 'magick' ja schon irgendwie "klarer", worum es geht. Ich hatte jedenfalls 'convert' schon mal für irgendwelchen Kram verwendet, ...der wohl künftig dann nicht mehr liefe?!?

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 5. Juni 2025 um 14:03

Schau mal hier https://imagemagick.org/script/porting.php und such nach "command changes"

Claudia
Geschrieben von Claudia am 6. Juni 2025 um 09:29

Hallo Ralf,

bei flameshot, wenn man auf das Diskettensymbol "speichern" geht, dann kann man unten rechts im Speichern unter Dialog doch auch ganz normal sein Dateiformat auswählen, wie bei den meist anderen Programmen. Ich nutze die Version v12.1.0 unter Arch Linux mit Xfce4 und X11. Da Wayland mit Xfce4 noch nicht rund läuft.

Ich fand diesen Artikel echt amüsand. Der hat meinen Tag wieder gerade gerückt, weil ich zur Zeit eine blöde Erkältung habe, aber durch diesen Artikel ist es nur noch halb so schlimm, weil der plötzliche lacher hat in der Nase irgendwie eine Blockarde gelöst, dafür danke ich dir sehr.

Freue mich schon auf deinen nächsten Artikel.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 6. Juni 2025 um 10:40

Hallo Naja, wenn man immer im webp-Format speichern möchte, ist es ein unnötiger Schritt, jedes Mal im Speichern-Dialog das Format zu ändern. Deshalb war es mir wichtig, webp als Standard einstellen zu können. Gute Besserung