Eigentlich wollte Herbert diesen Artikel schreiben. Ich war so frech und habe ihm den geklaut, weil der Beitrag in direkter Folge meines Artikels Screenshots annotieren mit Swappy vom Montag steht. Vielen Dank für eure Ratschläge in den Kommentaren und über Mastodon. Da finden sich:
- Ksnip
- Pinta
- Kolourpaint
- Shutter
- Spectacle
- Greenshot (Windows :)
- Chris72 hat das GNOME-Tool Drawing vorgeschlagen
- und jemand fragte, warum ich Arch verwende, wenn ich mit fehlenden Libs nicht klarkomme
Ich betone, dass es bei diesem Workflow unterschiedliche Ansprüche gibt, die durch verschiedene Werkzeug-Ketten abgedeckt werden. Grundsätzlich geht es um drei Arbeitsschritte, die in variabler Reihenfolge ablaufen können.
- Screenshot erstellen (Vollbild, Fenster, Ausschnitt)
- Bild bearbeiten (verkleinern, vergrössern, Format ändern, usw.)
- Annotieren (Pfeile, Nummern, Kreise, Rechtecke, Text)
Diese Schritte kann man mit einem, zwei oder drei Werkzeugen abdecken. Hier hängt es vom Geschmack, bzw. von der Häufigkeit der Schritte ab, ob man eine All-in-One-Lösung oder Einzelwerkzeuge bevorzugt. Wer überwiegend Screenshots macht und diese selten nachträglich bearbeitet oder annotiert, ist mit einem reinen Screenshot-Tool bestens bedient. Wer häufig alle Schritte durchläuft, wünscht sich eher eine All-in-One-Lösung oder eine gut abgestimmte Werkzeugkette.
Für diesen Artikel habe ich nicht die 100 Kombinationen aus allen vorgeschlagenen Werkzeugen ausprobiert, sondern mich auf einen Klassiker konzentriert.
Flameshot
Wer die Suche von GNU/Linux.ch bemüht, sieht, dass ich bereits achtmal über Flameshot geschrieben habe. Wenn so oft über ein Werkzeug berichtet wird, muss etwas daran sein. Und genau das ist der Fall. Flameshot wird von vielen Anwender:innen als optimale Lösung für die Use Cases Screenshot plus Annotation angesehen.
In meinem Artikel vom Montag habe ich geschrieben, dass Flameshot in der Kombination GNOME + Wayland nicht läuft, und das stimmt grundsätzlich. Für einen erneuten Test habe ich Flameshot nativ installiert. Es gibt auch ein Flatpak.
Flameshot im Manjaro-Paketmanager Pamac
Wenn man die Anwendung nach der Installation aufruft, passiert ... gar nichts. Halt, das stimmt nicht ganz; das Flameshot-Icon nistet sich im System-Tray ein. Klickt man dort auf Take Screenshot, erscheint diese Fehlermeldung:
Für die Geschichtsbücher möchte ich festhalten: "Flameshot funktioniert unter GNOME/Wayland nicht". Doch KnutKnusper hat in unserem TALK-Raum einen wichtigen Tipp hinterlassen, den ich vor langer Zeit auch einmal entdeckt hatte. Wenn man Flameshot im Terminal startet, läuft es. Der Befehl lautet: flameshot gui
Dieser Befehl ist schön und gut, passt aber nicht in den Workflow. Stattdessen kann man ein Tastaturkürzel mit dem Befehl erstellen. Dazu öffnet man bei GNOME die Systemeinstellungen → Tastatur → Tastenkürzel → Eigene Tastenkürzel. Dort legt ihr für Flameshot ein neues Tastenkürzel an:
Meine Güte. Bei diesem Screenshot bekomme ich schon wieder die Krätze, weil sich der modale Dialog für das Tastenkürzel nicht in der Breite erweitern lässt. Danke GNOME. Deshalb könnt ihr den Befehl nicht vollständig sehen. Doch das führt mich zu einem Pro-Tipp für euch:
Legt euch eine Wissensdatenbank an. Dort tragt ihr alles ein, was für euch wissenswert ist. Nein, eine Internet-Suche oder eine KI-Suche sind kein Ersatz dafür; dort sucht ihr euch dumm. Verwendet eine Note-taking-Anwendung wie Joplin oder ZIM dafür. Ihr werdet mir später dankbar für diesen Tipp sein.
Mein ZIM-Eintrag für Flameshot sieht so aus:
Dort seht ihr den vollständigen Befehl: script --command "flameshot gui" /dev/null
Nun könnt ihr Flameshot auch unter GNOME/Wayland mit dem Tastenkürzel eurer Wahl bequem aufrufen. Hier ist ein Beispiel:
Falls ihr euch fragt, wie ich diesen Screenshot erstellt habe: Den ersten Screenshot habe ich mit Flameshot gemacht. Der zweite Screenshot entstand mit GNOME-Screenshot. Dieser landete dann in der Zwischenablage. Die Zeit war zu kurz, um auf die Notifikation zu klicken, um den Screenshot in eine Datei zu speichern. Deshalb habe ich das Bild aus der Zwischenablage mit diesem Wayland-Befehl in eine Datei geschrieben: wl-paste -t image/png > out.png
Die Flameshot-Funktionen ordnen sich dynamisch um den Screenshot an. Alle Funktions-Icons haben Tool-Tipps. Manche Funktionen erschliessen sich einem trotz der Tool-Tipps nicht unmittelbar, z. B.: Farbwechsel, Änderung der Strichdicke. Vielleicht erklärt Herbert die Funktionen in einem späteren Artikel im Detail.
Fazit
Mit ein wenig Gebastel (Tastaturkürzel), kann man Flameshot auch unter GNOME/Wayland bequem verwenden. Die Anwendung deckt zwei Anwendungsfälle des Workflows ab: Screenshot und Annotation. Den dritten Teil (Anpassung des Bildes) kann man über das Icon Choose an app to open the capture (Ctrl+o) lösen:
Im daraufhin erscheinenden Dialog kann man eine Anwendung zur weiteren Bearbeitung (verkleinern, vergrössern, Format ändern, usw.) auswählen und darin den Workflow abschliessen.
Titelbild: https://flameshot.org/img/flameshot-hero.jpg
Quelle: https://flameshot.org/
Puh! Ich dachte schon, wenn Linux Mint auf Wayland wechselt, müsste ich auf mein geliebtes Flameshot verzichten. Danke für den Tipp!
Vielen Dank für den Hinweis Ralf. Bei mir funktioniert das unter GNOME/Wayland auch wie folgt: Konsole, Menüeintrag oder Tastenkombi (bisher getestet) mit "flameshot gui" ohne weitere Angabe. Warum das standard mäßig nicht funktioniert, wird hoffentlich mit der nächsten Debian Stable behoben bzw. geklärt sein. Aber genau das macht Linux ja aus: Es gibt immer einen Weg und jemanden der ihn aufzeigt! Schönen Vatertag euch allen!
Das Flameshot-Icon im System-Tray ist zwar dort aber ein Screenshot funktioniert nicht. Weiß man warum das so ist? Die App selbst funktioniert ja. Hast du wenigstens einen Bug-Report erstellt?
Funktioniert denn die Flatpak-Variante? Wieso hast du die nicht getestet?
Jetzt wäre die Frage, warum es per "flameshot gui" geht aber nicht über den "normalen" Weg. Es scheint ja nicht am Werkzeug per se zu liegen.
Hier habe ich auch noch mal gute Tipps zu Flameshot Problemen gefunden, besonders zu Wayland etc: https://flameshot.org/docs/guide/wayland-help/. Dort stehen auch die von dir @Ralf erwähnten Tipps.
Ich selber verwende Ksnip weil ich dort alles in einen Tool machen kann. Auch Bilder später noch mal wieder mit öffnen und auch Pfeile mit Nummerierung dran direkt in einem Schritt zeichnen kann. Nutze Mint Cinnamon.
Ich nutze Flameshot auch schon ewig, aber aufgrund eingeschränkter Entwicklungskapazitäten gab es leider schon lange keine (offizielle) neue Version mehr - die letzte Veröffentlichung ist von Juli 2022. Wer sich vor "Nightly Builds" nicht scheut, kann sich hier den neuesten Build holen. Weitere Leute, die unterstützen können, sind herzlich willkommen! Bspw. bei den offenen Meilensteinen, die für das nächste Release noch abgeschlossen werden sollen.
Einfach so starten und alles ist gut "QT_QPA_PLATFORM=wayland /usr/bin/flameshot"