Da ich häufig Bildschirmaufnahmen (Screenshots) für meine Artikel bei GNU/Linux.ch erstelle, bin ich an einem optimalen Arbeitsfluss interessiert. In den Zeiten vor Wayland gab es dafür viele Möglichkeiten: Shutter, Flameshot, usw. Diese guten Anwendungen funktionieren aufgrund der Restriktionen von Wayland und/oder Gnome nicht mehr.
Mein bisheriger Arbeitsfluss zum Erstellen von annotierten Screenshots sah so aus:
- Screenshot mit dem Gnome-Screenshot-Tool erstellen (PRTSCR drücken)
- Auf die Benachrichtigung (Notification) klicken, um gThumb zu öffnen
- Ausschnitt, Grösse und Format in gThumb bearbeiten
- Falls Annotationen nötig sind: rechter Mausklick auf das Bild, um Annotator zu öffnen
Seit gestern funktioniert dieser Workflow bei mir nicht mehr, weil Annotator nicht mehr starten will. Dem AUR-Paket fehlt libxml2, obwohl diese Library installiert ist. Es dauerte unter einer Minute, bis ich Annotator deinstalliert und eine Alternative gefunden hatte.
Hallo Swappy
Na ja, der Name ist doof und die Anwendung ist seltsam, aber sie funktioniert. Swappy läuft unter der MIT-Lizenz und ist letztmalig im November 2022 in der Version 1.5.1 erschienen. Es gibt kein Flatpak; ich habe die Anwendung nativ installiert; es gibt sie im Arch-Repository. Das klingt nicht berauschend, doch der Teufel frisst Fliegen, wenn es nichts Besseres gibt.
Obwohl Swappy eine GUI-Anwendung ist, lässt sie sich nicht als solche starten. Wenn man eine Bilddatei hat, die man annotieren möchte, geht das mit diesem Befehl im Terminal: swappy -f "bild.jpg". Für einen optimalen Arbeitsfluss kommt der Wechsel ins Terminal natürlich nicht infrage. Da sich Swappy für die Bilder-MIME-Types registriert, kann man die Anwendung aus anderen Anwendungen aufrufen, wie z. B. aus dem Dateimanager oder aus gThumb.
Mein Arbeitsfluss sieht jetzt so ähnlich aus, wie ich ihn oben beschrieben habe. Bei Schritt 4. rufe ich Swappy statt Annotator auf. In gThumb sieht das so aus:
Dann öffnet sich Swappy. Um an die Optionen für die Bearbeitung zu kommen, muss man links oben auf das Hamburger-Menü klicken:
Die notwendigen Funktionen für die Bearbeitung sind vorhanden, jedoch nicht hinreichend umgesetzt. Das Verschieben oder nachträgliche Ändern der Eingaben ist nicht möglich. Auch beim Abspeichern der geänderten Datei gibt es keinerlei Optionen: kein Speicherziel (Pfad), kein Dateiformat, nichts. Das Bild landet im selben Format wie das Original im Standard-Bilder-Verzeichnis: ~/Bilder/.
Fazit
Tja, was soll sich sagen? Der oben beschriebene Arbeitsablauf stellt nach wie vor einen Kompromiss, bzw. eine Notlösung dar. Das beginnt beim Screenshot-Tool des Gnome-Desktops, welches nur rudimentäre Anforderungen erfüllt. Der Gnome-Desktop ist berüchtigt für seine gute UI und die miserable UX. Ich nenne das "in Schönheit sterben". Alles sieht toll aus, ist aber funktional nicht zu Ende gedacht. Ich vermute, dass alle Gnome-Entwickler heimlich KDE-Plasma verwenden :)
Von diesem Urteil möchte ich gThumb ausdrücklich ausschliessen. Diese Foto-Anwendung ist etwas vom Besten, was man im Linux-Universum finden kann: 10 von 10 Punkten.
Swappy ist eine seltsame Anwendung. Sie füllt in meinem Arbeitsfluss die Annotator-Lücke, ist aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wer geringe Bedürfnisse hat, kommt damit zurecht.
Was dem Gnome-Universum fehlt, ist entweder ein ordentliches Screenshot-Werkzeug mit Bearbeitungs- und Annotations-Funktionen, oder zumindest ein gutes Annotator-Tool. Und kommt mir jetzt nicht mit Inkscape, LibreOffice-Draw oder Gimp daher. Mir geht es um ein ganz einfaches Werkzeug, um Pfeile, Texte und Rahmen in ein Bild einfügen zu können.
Titelbild: https://pixabay.com/photos/lens-camera-composition-photo-4192777/
Ich würde mal Ksnip empfehlen. Nutze ich auch unter einer GTK basierten Distribution wie Linux Mint Cinnamon, soll aber auch Wayland tauglich sein. Bei Ksnip gefällt mir der große Funktionsumfang und das man direkt Screenshot, Bildbearbeitung und Bild Annotation, also Pfeile, Markierung und so weiter in einem Programm erledigen kann. Außerdem bietet Ksnip die Möglichkeit Bilder auch nachträglich zu öffnen und zu bearbeiten.
Ksnip installiert unter Debian stable und GNOME mit Wayland und leider funktioniert das mit Wayland scheibar nicht. Wird nur ein dunkler Auswahlbereich angezeigt, aber was dahinter liegt ist nicht zu sehen. Schade, machte einen guten Eindruck!
@Ralf_Hersel ich nutze folgendes
pinta
, da muss man bei Pfeilen aber in Linien Tool die enden noch selber bearbeiten, damit es zum Pfeil wird. Ansonsten wäre noch ein alt aussehendes Programmkolourpaint
zu empfehlen. Beide Programme sind im normalen ArchLinux Repo vorhanden. Das ist mir immer sehr wichtig. Für meine VM, die ich für tägliche arbeiten nutze, die nicht kaputt gehen darf. Deswegen 3-2-1 Backup strategie mal 2.Witzig die ganzen Probleme und "Work a rounds" wegen Wayland und trotzdem halten (gefühlt) alle daran fest. 🤪 Klar, kann man machen, aber wozu? 😉 Ich bin glücklich mit LinuxMint und flameshot.
Hallo Ralf, vielen Dank für den Artikel. Ich bin bei diesem Thema such total unzufrieden. Auf der Arbeit unter Win gibt ed tausende von wirklich mehr wie nur brauchbaren Tools die alle wunderbar funktionieren. Was ist so schwierig daran, ein solches Tool zu bauen? Der Code ist theoretisch da, aber hey, ich bin kein Dev🤗. Ich würde sogar Geld dafür in die Hand nehmen damit einer das entwickelt. Eine traurige Ecke in der Linux Welt.
> Seit gestern funktioniert dieser Workflow bei mir nicht mehr, weil Annotator nicht mehr starten will. Dem AUR-Paket fehlt libxml2, obwohl diese Library installiert ist. Es dauerte unter einer Minute, bis ich Annotator deinstalliert und eine Alternative gefunden hatte.
Erbarmungslos. Wäre es nicht vielleicht ein Versuch sinnvoller gewesen, den Fehler zu beheben? In weniger als 1 Minute habe gefunden, dass mehrere Leute das Problem mit libxml2 haben (Arch, btw.). Ich gehe mal davon aus, dass das dein Anlaufpunkt wäre, weil du ja AUR erwähnst. Insbesondere, da du Annotator ja so toll findest und Swappy sich als eher so naja rausgestellt hat. Daneben gibt es Annotator offensichtlich auch als Flatpak - das sollte ja unabhängig von Systembibliotheken funktionieren, wenn ich das Konzept richtig verstanden habe. Ich komme jetzt nicht mit LibreOffice Draw, weil ich das persönlich auch nicht mag. GIMP würde ich für sowas auch niemals verwenden. Inkscape schlage ich jetzt aus Rücksicht auf deine Wunsch nicht vor, auch wenn ich nicht verstehe, was dagegen spricht, sofern man es ohnehin schon auf dem Rechner hat. Man muss damit ja nicht all das machen, was es kann - man kann damit auch simple Dinge tun.
Xournal++ könnte aber gut sein. Zumindest für PDFs ist das wirklich super. Ich habe nie ausprobiert, ob man damit auch Bilddateien öffnen kann.
Meine zwei "daily driver" sind Linux Mint/Cinnamon und EndeavourOS/Cinnamon (Arch-basiert). Auf beiden benutze ich seit Jahren Shutter. Auf Arch-basierten KDE-Plasma-System würde ich Spectacle verwenden, das gefällt mir echt gut.
Unter Windows verwende ich Greenshot. Dieses Programm hätte ich gerne unter Linux. Unter Linux verwende ich flameshot. Kann auch recht viel, an Greenshot reicht es leider nicht heran.
> Seit gestern funktioniert dieser Workflow bei mir nicht mehr, weil Annotator nicht mehr starten will. Dem AUR-Paket fehlt libxml2, obwohl diese Library installiert ist. Es dauerte unter einer Minute, bis ich Annotator deinstalliert und eine Alternative gefunden hatte.
So ganz kapier ich deinen Ansatz nicht. Willst du ein System, das zuverlässig und ohne Überraschungen läuft und an dem du nicht rumdoktern willst/musst? Dann scheint mir Arch, noch dazu mit AUR, nicht die beste Wahl.
Ich verstehe voll, dass du keinen Bock hast, irgendwelchen u.U. falschen Abhängigkeiten hinterher zu hecheln. Aber wäre dann eine stabile nicht Distri geeigneter?
Ich habe ja schon alle Distros durch. Manjaro ist die beste, die ich bisher für mich gefunden habe. Auch, wenn es selten einmal knallt.
Ich habe mich nun mit der ein oder anderen Idee hier noch einmal beschäftigt. Immer scheiterte es an einem geeignetem Tool. Dann habe ich auf meinem Desktop ein Tool entdeckt, welches ich scheinbar irgendwann mal installiert hatte, aber seitdem nicht mehr genutzt habe. Ich arbeite unter GNOME mit Wayland und Debian Stable. Ist dort im orig. Repo enthalten. Keine Fremdquellen Basteleien notwendig! Das Tool nennt sich schlichtweg "Zeichnung/Drawing" (https://maoschanz.github.io/drawing/) und erfüllt mMn genau das, was du @Ralf und einige andere (inkl. meiner) suchen. Das in den bisherigen Work Flow gebracht sollte mehr wie nur ein guter Workaround sein. Schaut es euch einfach mal an.
Am Donnerstag kommt der Nachschlag-Artikel. Dort wirst Du die (vielleicht) die Lösung für Dich sehen.