Ein Gespenst geht um in den Schulen – das Gespenst der Datenschutzgrundverordnung!
Einleitung:
Dass Microsoft 365 nicht (oder, je nach Quelle, nicht ohne erheblichen organisatorischen und technischen Aufwand) datenschutzkonform betrieben werden kann, ist ja eigentlich nichts Neues. Nun trug es sich zu, dass in einer Zeit, in der Schülerinnen und Schüler unerwartet viel zu Hause unterrichtet wurden, Lehrkräfte sehr schnell lernen mussten, ihren Unterricht digital zu organisieren, so sie das nicht schon zuvor taten. Da war es naheliegend, die weit verbreiteten Produkte aus Redmond zu nutzen. Besonders beliebt dabei MS OneNote. Zugegeben, es ist schon praktisch, MS Konto erstellen und schon hat man ein vorinstalliertes Notiz-Programm, das über eine kostenlose Cloud synchronisiert wird. Es unterstützt Handnotizen, Medien und ermöglicht sehr einfach das Teilen von Inhalten. So haben nicht wenige Kolleginnen und Kollegen ihren kompletten Unterricht auf MS OneNote ausgerichtet und sind damit eigentlich sehr zufrieden – bis jetzt!
Inzwischen hat das Land Hessen (und andere Länder vermutlich auch), bzw. der Datenschutzbeauftragte klargestellt, dass die dienstliche Verwendung nicht erlaubt ist und daher eingestellt werden muss. Dass in den Lehrerzimmern jetzt wieder der böse Datenschutz verantwortlich gemacht wird und nicht die Firma, die es nicht gebacken bekommt, ein DSGVO-konformes Produkt anzubieten, das ist ein eigenes Thema.
Klar, dass da die Motivation zu wechseln nicht sonderlich groß ist, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass Microsoft es den Usern nicht gerade einfach macht, ihre Notizen wieder für andere Programme zu exportieren.
Doch wie löst man das Dilemma? Die vermutlich beliebteste Lösung ist Aussitzen. Denn vielleicht löst sich das Problem von alleine, oder man wird zumindest nicht erwischt und bekommt daher keinen Ärger. Besser ist es natürlich, sich nach guten Alternativen umzusehen, und dabei möchte ich mein Kollegium gerne unterstützen.
Zu diesem Thema möchte ich euch noch einen Artikel aus dem letzten Jahr ans Herz legen:
https://gnulinux.ch/freie-software-in-der-schule-ein-onenote-sie-zu-knechten
Screenshot zu OneNote, erstellt von Stefan Draxlbauer
Als Linux-User und Freund freier Software wollte ich nun auch das Kollegium im Rahmen einer kurzen Fortbildung an den Möglichkeiten von Joplin und Xournal++ teilhaben lassen. Diese beiden Programme scheinen mir eine überlegene Alternative zu OneNote zu sein. Auf die Aspekte „Freie Software“ und „Datenschutz“ werde ich jetzt nicht noch weiter eingehen, das wurde ja bereits in vielfältigen Artikeln eingegangen.
Joplin und Xournal++
Bei Joplin handelt es sich um eine Notizapp, die das Anlegen und Organisieren unzähliger Notizbücher ermöglicht. Die Daten werden dabei im Markdown-Format gespeichert. Joplin lässt durch das Plugin „Freehand Drawing“ die Anfertigung von Handnotizen zu, wobei diese Funktionen recht eingeschränkt sind. Hier kommt Xournal++ ins Spiel, dessen Funktionen noch deutlich umfangreicher sind als die von OneNote. Im Unterricht lassen sich Arbeitsblätter annotieren, verschiedenste Hintergründe (Linien, Karos, Notenlinien…) sind möglich, LaTeX wird unterstützt, und vieles mehr. Auch Geodreieck und Winkelmesser sind eine großartige Ergänzung für den Einsatz im Unterricht. Einzig fehlt eine Notizbuchfunktion, wie sie OneNote verwendet. Diese liefert hingegen Joplin. Man kann die Xournal-Dokumente als pdf exportieren und in Joplin einbinden. Diese lassen sich dann direkt in Joplin lesen, jedoch nicht mehr ohne weiteres editieren. Das direkte Einbinden der Xournal-Dateien in Joplin scheint leider nicht zu gehen. Auf meinem Rechner werden die Xournal-Dateien immer als Archivdateien behandelt, so sodass ich sie nicht mehr direkt mit Xournal++ öffnen kann.
Screenshot zu Joplin, erstellt von Markus W.
Xournal++ für den Physikunterricht
Quelle: https://xournalpp.github.io/img/Physics%20Problem.png
Da meine Handschrift auf dem Display ganz grausam aussieht, stellen Handnotizen bei mir eher die Ausnahme dar und der Großteil meiner Notizen ist in Markdown, mit LaTeX-Formeln. Ich weiß, bei vielen Kolleg:innen ist es genau andersherum.
Soweit meine persönliche Sicht. Nun soll noch einmal der Blick darauf gerichtet werden, ob die Programme auch für weniger technikaffine Kolleg:innen geeignet sind. Dieser Einblick stammt von zwei internen Fortbildungen, von denen sich die zweite explizit an unsere Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst richtete.
Die Verwendung des Markdown-Syntax kann für Leute, die nie mit Auszeichnungssprachen zu tun hatten, erst einmal ungewohnt sein, ist aber zum Glück sehr leicht erlernbar. Viele nutzen vorwiegend die Eingabe mit dem Stift. Diese ist zwar inzwischen mit dem Freehand-Drawing-Tool möglich, aber etwas unpraktisch in der Nutzung, da immer zwischen der Texteingabe und dem Zeichentool gewechselt werden muss. Sehr unterschiedliche Meinungen gibt es zum Seitenformat: Während OneNote quasi unendlich große Zeichenflächen hat, nutzt Xournal++ typischerweise normale Papierformate z.B. A4. Dies schränkt einerseits die Möglichkeiten der Nutzung ein, gleichzeitig ermöglicht es aber auch problemlosen Export, z.B. ins pdf-Format. Was leider nur eingeschränkt funktioniert, ist kollaboratives Arbeiten. Es ist zwar möglich, einzelne Notizbücher zu exportieren und weiterzugeben, aber eine gemeinsame Bearbeitung ist nicht möglich. Alternativ müsste man von mehreren Rechnern auf das gleiche Notizbuch in der Cloud zugreifen. Das ist zwar möglich, aber weniger elegant wie Freigabelinks oder Ähnliches.
Probleme:
Bei einem Problem kann ich leider nicht wirklich helfen, nämlich dem Export der alten Daten. Inzwischen unterstützt Joplin auch den Import von OneNote Exports, ob diese gut funktionieren kann ich noch nicht einschätzen. Getestet habe ich sie nicht, vielleicht gibt es dazu ja Erfahrungen aus der Community. Im Zweifelsfall bleibt bedauerlicherweise nur das händische Kopieren, aber der Aufwand wird ja nicht dadurch geringer, dass man das Problem aussitzt. Bei Tabellen kann man sich leicht mit KI-Tools behelfen und diese einfach diese ins Markdown-Format umwandeln lassen. Bilder lassen sich entweder über copy&paste oder auch als Screenshot aus alten Dokumenten übernehmen.
Es gibt auch ein Tool, um von OneNote zu Xournal++ zu exportieren: https://github.com/nico9889/NotExp/ , getestet habe ich es jedoch nicht, vielleicht hat ja schon jemand von euch Erfahrungen damit.
Aber es gibt Hoffnung: Die Fortbildung für die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst wurde sehr interessiert angenommen. Jetzt liegt es in der Natur der Sache, dass man im Referendariat genug andere Baustellen hat, anstatt sich ausgiebig mit der Wahl von Software zu beschäftigen, aber viele haben in jedem Fall vor in den Ferien beide Programme ausführlich zu testen.
Fazit:
Insbesondere für Leute, die vorwiegend handschriftliche Notizen nutzen und bereits sehr umfangreiche Notizen in OneNote besitzen, wird ein Wechsel schwer, denn Microsoft macht es den Usern nicht gerade einfach ihre Daten zu exportieren.
Wer sich auf die Nutzung von Markdown einlässt, erhält mit Joplin ein tolles Programm, das nicht nur eine übersichtliche Organisation von Notizen ermöglicht, sondern auch einen sehr ansprechenden pdf-Export. In jedem Fall werde ich unseren Berufsanfängern die Software noch einmal ans Herz legen, denn es ist natürlich einfacher, gleich die Planung in Joplin vorzunehmen, als später alles konvertieren zu müssen.
Hauptbild: ChatGPT (Erstelle das Bild von einem Gespenst, das durch einen dunklen Schulflur wandelt, es trägt die Aufschrift "DSGVO")
Was nicht in Joplin geht ist das direkte anzeigen von xopp Dateien. Hierzu gab es schon ein Feature-request
https://discourse.joplinapp.org/t/feature-request-inline-xournal-files-xopp-files/15164
Aber wenn man die xopp Datei über das Büroklammersymbole an die Joplin Notiz anhängt wird dieser Anhang in das Joplin eigne Archiv abgespeichert und somit nach Joplin kopiert. Mit einen Klick lässt sich diese xopp Datei dann aus Jopin in Xournal++ öffnen und auch editieren bzw. abändern. Was fehlt ist die Vorschau in Joplin aber sonnst funktionieren die zwei Programme schon miteinander.
Hallo Markus,
danke dir für den Artikel.
An meiner Schule ist xournal++ im Einsatz. Wie aktiv es eingesetzt wird, kann ich allerdings nicht sagen. Das Programm selbst ist recht gut. Die Schule nutzt Ubuntu Clients mit Gnome. Und genau hier liegt das Ausbaupotential. Gerade die Appleuser sind mit einer guten Handballenerkennung und einer guten Bildschirmtastatur verwöhnt und kritisieren das zurecht. Möchten wir Freie Software in Schulen ausbauen, so wäre mein Vorschlag genau an diesen Ecken zu Arbeiten. Eine gute Handballenerkennung, also dass wenn ich mit dem Stift schreibe, dass dann nicht meine Hand ebenfalls schreibt und ausversehen geschrieben oder gescrollt wird. Ebenfalls gibt es eine nette Bildschirmtastatur. Allerdings ist das Verhalten einfach nicht ganz so "smooth", wie bei einem iPad.
Nun sind das aber die Schnittstellen zu Lehrern, die die Technik einfach nur verwenden wollen.
Wie gesagt, es ist super schön, wie Gnome und xournal++ funktioniert. Vielen Dank an die Entwickler. Und mit steigender Benutzerfreundlichkeit wird es auch mehr Kollegen geben, die es nutzen.
Schönen Gruß Thoys
Man sollte ChatGPT nicht für solche Bilder nutzen, denn sonst kommt so ein Blödsinn raus wie hier. Es gibt in Deutschland sicher keinen einzigen Flur in einem Schulgebäude der so ähnlich aussieht wie auf dem Bild. Da kommt halt die USA durch. Und ich frage mich sowieso, was diese Bilder am Angang eines Artikels eigentlich sollen. Sie tragen meist nichts bis sehr wenig zum Inhalt bei. Soll das nun click bait sein? Absolut verzichtbar.
Klar, ein großer Teil der Bilder, die für das Training verwendet wurden, wird wohl aus den USA kommen, also kommt auch ein entsprechendes Ergebnis dabei raus.
Bilder am Anfang von Artikeln sollen halt den Text auflockern und sind natürlich auf der Startseite deutlich praktischer. Zum Beispiel braucht man nicht zu schauen, ob es nun wirklich der Podcast oder Wochenrückblick ist, da das immer das gleiche Bild ist. LG, Ephraim.