GLN026 - FLOSS an der Uni, Recht auf Freie Software, OSSROX

  Ralf Hersel   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 2 Kommentare

Shownotes der Folge 26 des GnuLinuxNews-Podcasts

Folge 26 des GnuLinuxNews-Podcasts, aufgenommen am 25. August 2022.

In dieser Folge sprechen Ralf, Lioh und Wolfgang über freie Software im akademischen Alltag und in der Forschung. Ausserdem diskutieren wir das Recht auf freie Software und hören ein Interview mit Samuel und Dennis über das Hosting von datenschutzfreundlichen Diensten.

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Shownotes

FLOSS im akademischen Alltag und in der Forschung

  • Linux als OS im akademischen Alltag - da gibt es direkt Hürden, wie z.B.

    • Darf man überhaupt Linux als OS an einer bestimmten Uni einsetzen? Oder bekommt man einfach ein Windows Gerät vor die Nase gesetzt (meist noch ohne Admin Rechte)?

    • Darf man externe Rechner (falls man ein eigenes Gerät mit Linux für die Arbeit nutzen möchte) im Uni-Netzwerk benutzen?

    • Anbindung vom 'network shares', VPN Zugang, sonstige proprietäre Software, die in der Administration genutzt wird (so 'enterprise software' wie SAP ... seufz)

  • FLOSS im akademischen Alltag: Was für Aufgaben müssen erledigt werden und was für passende Software gibt es dafür?

    • Leider ist Word/Excel gang und gäbe - da kann es bei Alternativen wie LibreOffice schon mal zu kleineren Schwierigkeiten kommen (wenn man immer wieder hin und her wechselt)

    • PDFs lesen / erzeugen: kein Problem, aber was ist, wenn da 'Forms' drin sind oder wenn etwas digital signiert werden muss? Wie sieht es mit der Bearbeitung von PDFs aus? (also Sachen wie 'highlights', Randnotizen, etc.)

    • Literaturverwaltung: Sehr beliebt ist Endnote, aber es gibt gute FLOSS Alternativen (z.B. Zotero, JabRef); Finger weg von Mendeley (ein Produkt von Elsevier)

    • Paper / Forschungsberichte schreiben: auch hier entweder die übliche 'office software', aber LaTeX ist in bestimmten Feldern sehr beliebt (als Alternative dazu ist Markdown mittlerweile auch recht beliebt)

    • Präsentationen für Tagungen / Vorlesungen: die Zeiten von Tafel und Overheadprojektoren sind vorbei; viel Powerpoint, aber wie oben beschrieben gibt es dafür reichlich Alternativen (z.B. Impress, Beamer, reveal.js)

    • in den empirischen Wissenschaften viel Gebrauch von Statistiksoftware (oder allgemeiner: Software für numerische Berechnungen): sehr bekannt sind z.B. SPSS, SAS, MATLAB, Stata (alles closed-source/proprietär); FLOSS Alternativen wie z.B. R, Python (mit den entsprechenden libraries, wie pandas, NumPy, SciPy, Matplotlib, etc.), Julia, Octave immer beliebter (und zum Teil auch deutlich besser); darauf basierend auch GUIs (z.B. jamovi, JASP); R Markdown ist hier zu erwähnen als Methode ganze Paper/Berichte und die entsprechenden Analysen von Daten direkt in ein Dokument zu packen; auch viel spezielle Software in bestimmten Bereichen (z.B. Analyse von genetischen Daten mit PLINK), oft zum Glück FLOSS

  • Vorteile von Linux/FLOSS in diesem Kontext:

    • Open Science: Extrem wichtige Bewegung in der Wissenschaft und FLOSS ist ein Teil davon

    • bestimmte Software nur via CLI benutzbar - für viele Linux Nutzer kein Problem

    • high-performance computing (HPC) Systeme basieren oft auf Linux und erfordern CLI/shell Kenntnisse

    • Thema Geld (kommt bei Ralfs Thema weiter unten zur Sprache, können also die Diskussion auf dann verschieben): akademische Arbeit / Forschung oft durch Steuergelder finanziert; inwieweit mit diesem Geld closed-source/proprietäre Software (ob OS oder Anwendungen) finanziert werden sollte ist eine interessante Frage; theoretisch kann man mit FLOSS Geld sparen, aber Umgewöhnung / Umschulung kostet auch Geld

Sollen Abhängige ein Recht auf Freie Software haben?

  • Was sind Abhängige? Personen, die nicht selbst darüber entscheiden dürfen, ob ihre Daten, Dokumente, Aufenthaltsorte, Handlungen, Kommunikation, Einkäufe, Kontakte, usw. für Zwecke verwendet werden, die a) sie nicht kennen, b) missbräuchlich sind, c) sie nicht kontrollieren können.

  • Teilnehmende an Schulen und Universitäten

  • Bürger und Mitarbeitende in Behörden (steuerfinanziert)

  • Angestellte in Firmen (Vertragsfreiheit der Unternehmen)

  • Argumente:

    • Schulen sollen zur freiheitlichen Demokratie erziehen. Durch den Einsatz von nicht-freier Software wird die Freiheit der Nutzer und deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung gefährdet. Daher verbietet sich in Schulen der Einsatz nicht-freier Software.

    • Schulen sind zur Neutralität verpflichtet und sollten daher keinerlei spezielle kommerzielle Anbieter von Software unterstützen oder sich als Multiplikatoren für diese einsetzen lassen.

    • Anfallende Lizenzgebühren bei proprietärer Software können dazu führen, dass Teile der Bevölkerung von der Teilhabe an der Informationsgesellschaft ausgeschlossen werden, was durch Schulen nicht unterstützt werden sollte.

    • Der Einsatz freier Software spart Steuermittel, da keinerlei Lizenzgebühren anfallen.

    • Freie Software kann unproblematisch und kostenlos an Schüler und Schülerinnen weitergegeben werden, sodass diese auch zu Hause davon profitieren können.

    • Der Quelltext freier Software kann von den Schülern und Schülerinnen jederzeit analysiert und weiterentwickelt werden, wodurch neben dem Lernen in der Schule auch ein autodidaktisches Lernen zu Hause gefördert wird.

    • Schulen besitzen eine Vorbildfunktion. Durch den Einsatz freier Software haben sie die Möglichkeit, ein Bewusstsein für den Wert von Transparenz und Unabhängigkeit auf Seiten der Schüler zu schaffen und zu fördern.

  • Projekte:

Interview - OSSROX

Tags

Podcast, GLN, GLN-Podcast, Uni, Recht, OSSROX

caos
Geschrieben von caos am 4. September 2022 um 20:40

kleine Ergänzung zu Statistiksoftware: Da gäbe es als Alternative noch PSPP . Dazu hatten wir hier mal einen Artikel: https://gnulinux.ch/people-should-prefer-pspp-open-source-software-fuer-datenaufbereitung-datenanalyse-und-statistik

John
Geschrieben von John am 7. September 2022 um 11:42

Schönes Interview mit Samuel und Dennis. Bin selbst Kunde bei Ossrox und sehr Zufrieden. Der Support ist schnell und freundlich. Ich kann Ossrox nur empfehlen.