Der Entwickler Simon Schneegans wird einigen Lesern durch seine Projekte für den GNOME-Desktop bekannt sein. Unter anderem hat er vor längerer Zeit für die GNOME Shell das Auswahlmenü "Fly Pie" entwickelt. Dessen stark erweiterte aktuelle Variante Kando steht nun für alle Linux-Desktops zur Verfügung. Mit diesem kreisförmigen Menü lassen sich Programme starten, Makros ausführen, Texte einsetzen usw. Dabei gibt es mehrere Besonderheiten: Es genügt, wenn man "ungefähr" in der Nähe eines Auswahlpunktes klickt. Und man kann durch rasche Zugbewegungen ausgesprochen rasch Untermenüs aufrufen.
Fitts' Gesetz und Bildschirmsegmente
Um einen Menüpunkt zu aktivieren, muss man nicht wie sonst üblich direkt auf ein Icon klicken. Es genügt, wenn man innerhalb eines Segments auf dem Monitor klickt oder zieht, um eine Aktion auszulösen.
Obwohl "klicken" nur eine Variante für die Auslösung darstellt. Die gedrückte Maustaste loszulassen wäre eine zweite Möglichkeit. Der Entwickler beruft sich bei seinem Konzept auf "Fitts' Gesetz", das Wikipedia aus Vorhersagemodell für die Dauer von Zeigebewegungen erklärt. Durch großräumige "gummibandartige" Bewegungen sollen dadurch bei Kando besonders rasch das gewünschte Ergebnis erreicht werden, auch wenn sich dieses in verschachtelten Untermenüs befindet. Ein wenig kann man es sich wie eine Swipe-Tastatur auf einem Smartphone vorstellen: Auch da zieht man mit dem Finger flott zu den ungefähren Buchstabengruppen und erhält dennoch das gewünschte Ergebnis.
Voraussetzung ist, dass man sich die "Auswahlkreise" so konfiguriert hat, wie es am besten zum eigenen Arbeitsfluss passt.
Konfigurationsmöglichkeiten
Die Konfigurationsmöglichkeiten fallen ausgesprochen üppig aus und lassen kaum Wünsche offen. Entweder klickt man sich alles aus einem grafischen Menü zusammen. Oder man bearbeitet direkt eine kleine Textdatei, beides führt zum gleichen Ergebnis.
Nur ein paar Beispiele:
Programme starten oder Befehle ausführen: Ordner öffnen, Dokumente aufrufen, Anwendungen starten, Lesezeichen im Browser öffnen, mit mailto-Anweisungen ein E-Mail-Formular aufrufen usw. usw.
Shortcuts und Makros: Tastaturbefehle simulieren, Tastenfolgen aufzeichnen und bearbeiten.
Textschnipsel: Über die Zwischenablage können Textstücke eingefügt werden, die man häufig benötigt. So könnte man sic beispielsweise einen Menükreis mit "Mail-Texte" konfigurieren, der Unterkreise mit "Sehr geehrte", "Viele Grüße" usw. enthält.
Multi-Menüs
Es lassen sich beliebig viele Menü-Bündel anlegen und untereinander verknüpfen. So kann man sich beispielsweise ein gesondertes Menü für Fotobearbeitung oder für Textaufgaben erstellen. Jedes Menü kann von einem anderen Menü aufgerufen werden.
Auf diese Weise hat man immer jene Befehle im Blick, die man in der aktuellen Situation besonders häufig benötigt.
Hervorragende Dokumentation
Die Dokumentation zu dem Tool ist außergewöhnlich gut. Erklärkarten beim Start, Videos für jeden Einzelschritt, Begründungen, was hinter dem Konzept steht - es bleiben kaum Wünsche offen.
Dazu noch ausgesprochen hübsch und verständlich aufbereitet - was will man mehr?
Fazit
Ich bin ja eher der Nicht-Maus-Typ und habe fast alles auf Makrotasten meiner drei Eingabegeräte gelegt. Aber ich muss zugeben, Kando ist das erste Tool, das mich in Versuchung bringen könnte, Abläufe einmal mit der Maus anzustoßen. Man braucht sicher etwas Zeit, um sich alles einzurichten - aber dann könnte es tatsächlich einiges an Zeit sparen. Ein echter "Probier-doch-mal-aus"-Tipp.
Bildnachweis:
Titelbild/Screenshots vom Artikelautor.
Das selbe Konzept kenne ich aus Solidworks. Es ist echt super, aber insbesondere fpr häufige Arbeiten.
Ich werde es wohl nicht nutzen, persönlich wechsle ich arbeitsfluss werkzeuge nur wenn sie im System integriert sind und sinnvoll eingestellt wurden. Es nervt mich nämlich tödlich, wenn man soche werkzeuge nach neu installationen oder Distributionswechsel neu einrichten muss. Darum nutze ich auch gerne gnome, da brauche ich kein Home sichern weil ich immer sofort im gewohnten Arbeitsfluss arbeiten kann.
Kann ich gut verstehen. Ist von der jeweiligen Arbeitsweise abhängig, aber es spricht auch viel dafür, einfach Standardfunktionen eines Systems zu nutzen.
Da auch per Konfigdatei einzurichten, kann man die ja vermutlich kopieren – also kein Neueinrichten.
Ok das Teil gefällt mir :D
Danke für die Vorstellung!