Frankreichs Pionierrolle in Sachen Open Culture

  Daniel Schär   Lesezeit: 5 Minuten

Frankreichs Weg zu Open Access und Open Education am Beispiel einer Universität.

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In Nantes (F) fand Ende Mai die Open Education Global-Konferenz (OEG22) statt, in einer Stadt, die sicher nicht zufällig gewählt wurde, da doch deren Universität sich zu Open Science, Open Educational Resources und Open Innovation verpflichtet weiss. Dort sprach nebst Andés Arauz, dem Subsekretär für Wohlfahrtsplanung (subsecretario de planificación para el buen vivir) von Ecuador auch Carine Bernault, die seit 1. Januar 2022 Präsidentin der Uni Nantes ist. In diesem Artikel möchte ich die wichtigsten Lessons aus ihrer Keynote und ihrem Bestreben, aus der Nantes Université eine Open University zu machen, zusammenfassen.

Frankreich hat eine längere Tradition in Sachen Open Access und schon im Oktober 2016 ein beachtenswertes Gesetz verabschiedet, nämlich das "Loi pour une République numérique (abr. Loi numérique)", das von der Staatssekretärin für digitale Angelegenheiten Axelle Lemaire vorgeschlagen wurde. Mit diesem Gesetz strebt Frankreich an, sich einen Vorsprung im digitalen Bereich zu verschaffen, indem eine offene Daten- und Wissenspolitik gefördert wird. Das Gesetz erlaubt den Forschern, jeden publizierten Artikel 6-12 Monate nach der Erstpublikation auch als Open Access zu veröffentlichen unabhängig vom Inhalt.

Bild: Deutlicher Anstieg der OpenAccess-Publikationen ab Mitte der Nuller Jahre. 

Quelle: https://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Open_access_publications_in_France_1990_to_2018_OpenAIRE.png

Diese Entwicklung spielt auch in die Hochschulen hinein. Die Idee dazu kam nicht von ungefähr: Carine Bernault ist Rechtsanwältin und auf Urheberrecht spezialisiert. Sie publizierte anfangs ihrer Berufskarriere Artikel nach alter Manier, bis sie dann auf den Begriff "Open Access" und im Speziellen auf die Open Archives stiess (worin mittlerweile über 1 Mio. wissenschaftliche Artikel verfügbar sind). Bis dahin gab es keine nennenswerte Publikation zu Open Access aus rechtlicher Sicht auf Französisch - die meisten Publikationen waren auf Englisch. Sie begann auf Open Access umzuschwenken und ihre Kollegen zu sensibilisieren, was etwas Zeit brauchte. 

Nantes Universtité hat sich anfangs dieses Jahres neu aus der Université de Nantes völlig neu herausgebildet. Solche Umwälzungen waren Möglichkeiten, Statuten und damit Rahmenbedingungen neu zu definieren und Open Access fest zu verankern. Nebst den Publikation nach aussen sollen auch gegen innen Schritte gemacht werden. Heute besitzt Nantes Univeristé hat eine Moodle-Plattform, wo die Studienmaterialien nur den eingeschriebenen Studenten zur Verfügung steht. Der Plan ist nun, diese aber auch allen anderen 42'000 Student:innen und dem ganzen Personal zur Verfügung zu stellen. In einem zweiten Schritt sollen Partner einbezogen (heimische und ausländische Universitäten).  

Mit der Open-Access-Strategie versucht die Uni Paradigmenwechsel und Innovation voranzutreiben, was schliesslich auch in die Wirtschaft sich auswirken wird. Profitieren sollen davon nebst den Forscher, die so einen interdisziplinären Zugang erhalten auch sozioökomonische Akteure, welche auf Gesellschaft und Wirtschaft einwirken. Laut Bernault ist Open Acces sei der Schlüsser zur Transformation einer Gesellschaft. Und Transparenz und Kollaboration sind für die wichtigsten Kriterien auf dem Weg dazu.

Und in der Schweiz? In diesem Zusammenhang findet man auf der Webseite der Swissuniversities auch einen Aktionsplan, der auch vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird:  

"Die Vision in der Nationalen Open-Access-Strategie der Schweiz (Version des Berichts vom 29. November 2017) setzt zum Ziel, dass bis spätestens im Jahr 2024 100% der wissenschaftlichen Publikationen, die aus öffentlicher Förderung stammen, im Open Access verfügbar sein sollen."

Dazu gibt es auch einen Fundus an Poster, Flyer und Broschüren für Universitäten, die Open Access promoten wollen: https://www.swissuniversities.ch/themen/digitalisierung/open-access/material-fuer-hochschulen

Quelle: Broschüre für die Promotion von Open Access

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Education, Konferenz, Frankreich, Open Access

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