Matrix: Spaces, Rooms, Messages, Threads

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 3 Kommentare

Wie funktioniert die Organisation von Chats in Matrix-Messengern?

matrix: spaces, rooms, messages, threads

Matrix hat sich bei mir über die Zeit zum meistverwendeten Messenger entwickelt. Wobei "Matrix" natürlich nur der Name des Protokolls ist. Für dieses Protokoll gibt es jede Menge Clients und Server und Brücken zu anderen Messaging-Systemen. Neben Matrix verwende ich immer noch Telegram im Freundes- und Familienkreis, weil ich annehme, dass denen Matrix zu kompliziert ist.

Den Ausschlag zum Schreiben dieses Artikels hat die Einführung von Threads in Matrix gegeben, mit denen ich mich noch nicht richtig angefreundet habe. Wenn man Strukturen noch nicht richtig versteht, hilft es oft, darüber zu schreiben. Das Schreiben zwingt dazu, sich mit einem Thema näher zu beschäftigen, was den Leser:innen und dem Autor helfen kann.

Im Titelbild habe ich die obere Organisationsstruktur von Matrix gezeichnet. Der kleinste gemeinsame Nenner von Messaging-Apps sind vermutlich Eins-zu-Eins-Chats (Mutti und Ich) und Gruppen (Sportverein) in denen mehrere Personen (oder Bots) miteinander sprechen. Diese Unterscheidung gibt es bei Matrix nicht; alles ist ein Raum. Wie viele Personen sich darin befinden, spielt keine Rolle. Das kann nur eine Person sein (für die Ablage von Texten oder Dateien), es können zwei sein (das ist der klassische Chat) oder beliebig viele (das ist die Gruppe).

Wenn man in vielen Räumen unterwegs ist, bietet Matrix die Möglichkeit, diese Räume in Spaces zu organisieren. Im Titelbild seht ihr zwei Spaces: Privates und Geschäftliches. Damit lassen sich die vielen Räume auf höherer Ebene organisieren. Falls es inhaltliche Überlappungen gibt (Raum: Feierabendbier), kann ein Raum in mehrere Spaces gesteckt werden.

Ein weiteres Ordnungskriterium ist die Priorität eines Raumes. Hierbei wird zwischen normaler und niedriger Priorität unterschieden. Damit kann man Räume, die weniger bedeutend oder aktuell sind, nach unten schieben und somit aus dem direkten Sichtfeld entfernen. Andersherum lassen sich Räume auch als Favoriten kennzeichnen. Dann werden sie immer oberhalb derer mit normaler Priorität angezeigt.

Im Screenshot seht ihr die einzelnen Ordnungselemente. Ganz links stehen die Spaces (Home, F, P, G in meinem Fall). Daneben erscheinen die Räume des ausgewählten Spaces (im Beispiel sind das die GNU/Linux.ch-Räume). Dort kann man gut erkennen, dass es keinen Unterschied zwischen Gruppen (Talk) und Einzel-Chats (Tim) gibt. In der Mitte liegt der Chatverlauf des ausgewählten Raumes (Talk).

Wem das noch nicht kompliziert genug ist, dem empfehle ich die Threads. Die Idee dahinter ist, dass eine Chat-Timeline nicht durch Diskussionen zu unterschiedlichen Themen zerfasern soll. Beispiel: Angenommen jemand schreibt: "Was ist denn bei Red Hat los?" und in der nächsten Message heisst es: "Das neue Linux Mint gefällt mir". Wenn jetzt im Raum auf beide Messages geantwortet wird, entsteht schnell ein Durcheinander, bei dem man nach 20 Antworten nicht mehr weiss, worauf sich die Antworten beziehen.

Um das zu vermeiden, kann für jede Message (falls es sich lohnt) ein Thread eröffnet werden. Dafür klickt man nicht auf Antworten, sondern auf In Thread antworten. Weitere Kommentare zu diesem Thema können nun im Thread angefügt werden, ohne die Timeline des Raums zu zerfleddern.

Nicht jeder Matrix-Client unterstützt Threads. Ich verwende den Element-Fork SchildiChat, der mit Threads umgehen kann. Die Thread-Anzeige kann ein-/ausgeschaltet werden. Klickt man in der Chat-Timeline auf einen bestimmten Thread, wird nur dieser auf der rechten Seite angezeigt. Mit dem Sprechblasen-Symbol (rechts oben) werden alle Threads des Raumes eingeblendet. In der Thread-Liste kann dann ein einzelner Thread geöffnet werden, für den man sich interessiert.

Falls dieser Artikel hat etwas Klarheit in die Organisation der Matrix-Chats gebracht hat, freue ich mich.

Obwohl ich das Thread-Konzept begrüsse, habe ich Probleme mit den ungelesenen Messages. Mir fällt es schwer, eben diese zu finden, um den Counter auf Null zu bringen. Da klickst du dich wund, bis du den Thread gefunden hast, der die Ungelesenen enthält. Ich weiss nicht, ob das ein Bedienungsfehler oder eine Schwäche von SchildiChat/Element ist.

Tags

Matrix, Chat, SPACES, Räume, Messages, Threads, Element, SchildiChat

DxU
Geschrieben von DxU am 26. Juni 2023 um 16:10

Prima Artikel, hilft sicher das Thema etwas zu entspannen.

Mir ging es auch so, in anderen Räumen, haben die Threads mich ziemlich genervt. Erst als ich das von Dir beschriebene große Durcheinander mehr und mehr als störend empfand, und dann auch gleich wieder die Threads auftauchten habe ich diese auch für mich als echten Mehrwert entdeckt.

Bleibt natürlich ärgerlich für User, die sich damit noch nicht anfreunden können/wollen oder deren Client das schlicht nicht anbietet.

Für den Einwand mit den ungelesenen Nachrichten: ja kenne ich, aber auch schon ohne Threads. Mit wird das Problem eher noch größer. Ist halt die Frage, willst Du nur, dass endlich die Anzeige ungelesen verschwindet? Dafür gibts eine entsprechende Funktion oder auch globale Einstellungen. Oder ist es die Angst was verpasst zu haben? Die gibts aber auch ohne Threads und in überhaupt allen IM's und darüber hinaus. Mail, News, Mastodon, das Fediverse überhaupt oder auch einfach die Notify in PC und Smartphone. Ich schweife ab....

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 26. Juni 2023 um 18:27

Es ist beides: Ich will, dass die Ungelesen-Anzeige verschwindet und ich will nichts verpassen. Das liegt aber an meiner (unserer) Rolle bei GNU/Linux.ch. Wir müssen sicherstellen, dass in den Räumen/Threads kein Unfug getrieben wird.

Hans Müller
Geschrieben von Hans Müller am 26. Juni 2023 um 18:29

»weil ich annehme, dass denen Matrix zu kompliziert ist.« Du meinst eigentlich: »weil ich annehme, dass die mir bisher bekannten grafischen Clients zu kompliziert sind« oder »weil die mir bekannten grafischen Clients kompliziert wirken« Weiter oben schreibst du ja, Matrix ist nur ein Protokoll, daher bitte hier einfach genauer sein.

Schüler, die noch nicht lesen können und die Schüler einer inklusiven Brennpunkt-Grundschule (NRW-Sozialindex 8: https://www.schulministerium.nrw/sozialindex) sind, an der 22 Sprachen gesprochen werden, nutzen erfolgreich einen FluffyChat-Fork: https://www.golem.de/news/matrix-grundschule-forkt-messenger-2201-162562.html

Und mal ganz ehrlich: Komplizierter als in einem E-Mail-Client eine E-Mail-Adresse einzurichten ist das eigentlich auch nicht. Wenn du bereit bist, deine Familie und Freunde ein bisschen an die Hand zu nehmen, dann klappt das schon mit Element oder Schildichat. Oder man nimmt einen Client, der weniger Möglichkeiten bietet. Oft ist es nur die Bequemlichkeit, sich nicht mal richtig mit etwas zu befassen.