Nextcloud-Serie: Motivation für die Installation

  Christian Olliges   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 12 Kommentare

Eine Installation auf Raspberry Pi-Basis.

nextcloud-serie: motivation für die installation

Vor 2 Jahren hat meine Frau ihr Handy bei einem Ausritt verloren und damit sehr viele Fotos unserer Tochter. Diese Fotos befanden sich ausschließlich auf ihrem Handy. Wir haben das Handy wiedergefunden, aber die möglichen Konsequenzen eines wirklichen Datenverlustes waren uns von da an klar.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Nextcloud-Serie.

Wir hatten zu dieser Zeit eine eher schlechte, aber vor allem nur sporadische Lösung für die Daten-Sicherung unserer Handys: wenn ich daran dachte, habe ich die Foto-Ordner unserer Handys manuell auf einer externen Festplatte gesichert. Immer wieder den ganzen Ordner, viele Bilder sind deshalb mehrmals auf der Festplatte und es gibt wenig
Ordnung in der Sicherung. Da Fotos privat sind, habe ich eine Sicherung in der „richtigen“ Cloud nie ernsthaft in Betracht gezogen. Abgesehen von den damit verbundenen Kosten: Momentan zahlt man etwa 9 € monatlich für eine Managed Nextcloud (1.000 GB) bei einem der größten Hosting-Anbieter in Deutschland.

Abbildung 1: https://www.ionos.de/office-loesungen/managed-nextcloud-hosting (31.10.2023)

Was will ich?

Mir war wichtig, eine

  1. einfache,
  2. preiswerte und
  3. bequeme

Lösung (ich benutze hier ganz bewusst nicht das Adjektiv „komfortable“) zu finden. Ich wollte keine Unsummen ausgeben und sehr wenig Arbeit und Wartung haben. Es sollten natürlich auch unsere Laptops gesichert werden.

Software

System

Ich habe mich damals für ein Image entschieden, das für den Raspi vorgefertigt war, NextcloudPi: https://github.com/nextcloud/nextcloudpi. Es läuft irre stabil, aber es gibt - zumindest bei mir - Probleme bei der Aktualisierung. Ich musste alles neu aufsetzen, seitdem aktualisiere ich das System nicht mehr. Man könnte auch Raspbian als Unterbau für Nextcloud verwenden, allerdings muss man mehrere Pakete installieren und das in bestimmter Reihenfolge.

Als kleiner Tipp für diejenigen, die demnächst dieses Projekt in Angriff nehmen: Installiert DietPi als Unterbau, dann müsst ihr Nextcloud nur anhaken und ein Skript installiert alles andere für euch. Die komplette Installation dauert dann nur etwa 20 Minuten und ihr habt eine fertige Nextcloud.

Weiterer Tipp: ich habe den Raspi so eingestellt, dass er direkt von der Festplatte bootet, außerdem habe ich das ganze System direkt auf die Festplatte geflasht. Ich möchte nicht, dass mir die Micro-SD Karte abrauscht und ich dann wieder sehr viel Arbeit habe. Sobald die Festplatte voll ist, werde ich die angeschlossene Festplatte beschriften, ins Regal stellen und eine neue Festplatte mit einem frischen System an den Raspi hängen.

Meine Nextcloud habe ich nicht online gestellt, sie befindet sich (technisch gesehen) hinter meiner Fritzbox, die ich allerdings via VPN mit Wireguard bequem erreiche, sodass ich auch von unterwegs Bilder und Videos sichern kann.

Client

Dieser Punkt war ausschlaggebend für die Verwendung der Nextcloud: Ich wollte einen Software-Client, der die Arbeit übernimmt und auf meinen Plattformen läuft. Meine Frau und ich besitzen jeweils einen Laptop und ein Handy. Auf den Handys läuft Android und auf den Laptops Linux Mint. Der Nextcloud-Client läuft auf allen Geräten perfekt!

Allerdings finde ich die Flatpak-Version im Gegensatz zu Ralf sehr viel besser als die native Repo-Version. In der Systemversion meiner Distro musste ich mich immer zusätzlich im Browser auf meiner NC anmelden, das nervte. Die Flatpak-Version verzichtet darauf. Ich packe die Daten, die ich sichern will, in meinen Nextcloud-Ordner, starte den Client und die Synchronisation beginnt.

Hardware + Kosten

Ich wollte ein kleines Gerät, das ich unter dem vertikalen Regal unter unsere Fritzbox unterbringen konnte und das nicht viel Strom verbraucht. Für mich als Fan kam ohnehin nur der Raspi infrage. Er war preiswert und von der Kompaktheit perfekt für diesen Zweck.

  1. Raspberry Pi 4 mit 2GB RAM - 55 €
  2. Lüfter mit Gehäuse - 10 €
  3. Netzteil - 10 €
  4. Micro-SD - 10 €
  5. Externe Festplatte USB 3.x - 50 €

Summe: 135 €

Fazit

Mein Nextcloud-Server läuft seit 2 Jahren ohne Ausfall, wenn man von dem Update absieht, das komplett vor die Wand gefahren ist. Die Hardware-Kosten hat man nach einem guten Jahr wieder drin (9 € Kosten im Monat bei einem Hoster als Referenz). Ich meine, dass die Stromkosten bei etwa 1,50 € monatlich liegen.

Ich benutze meine Nextcloud-Instanz wirklich nur als Backup, nicht für kollaboratives Arbeiten. Falls ihr aber das vorhabt, werden 2 GB RAM vermutlich nicht ausreichen.

Ein abschließender Tipp: Nehmt nicht den billigsten Lüfter, ich haben meinen Lüfter für 7 € nach wenigen Wochen in die Tonne geworfen und durch einen teureren Lüfter ersetzt.

Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, Nextcloud auf eigenen Geräten lauffähig zu machen. Und zu sehen, dass sie über Jahre (es sind erst zwei, ich weiß:-)) stabil läuft, macht mich froh und stolz.

Tags

Nextcloud, Installation, Raspi, RaspberryPi, Benutzererfahrung

Mister 64
Geschrieben von Mister 64 am 31. Oktober 2023 um 20:09

Hab bei mir Zuhause eine Nextcloud auf einem paar Jahren alten, lahmen Lenovo Netbook laufen. Allerdings habe ich alles manuell gemacht weil ich gerne am frickeln bin. Läuft so bis jetzt ohne irgendwelche Probleme.

Renato
Geschrieben von Renato am 7. November 2023 um 16:38

Solange es ein Hobby ist ("frickeln...") voll ok... - wenn nicht -> bei "alt und lahm" werd' ich hellhörig: Schonmal den Stromverbrauch des Rechners gecheckt bzw. mal über längere Zeit ein Powermeter dran gehängt? Das Dingen läuft halt 24x365, da kann bei so alten "Dampfmaschinen" einiges zusammen kommen und richtig ins Geld gehen (wenn man nicht grade zur Warmmiete wohnt ;D) !

Thomas
Geschrieben von Thomas am 31. Oktober 2023 um 20:41

Sehr schöner Artikel eine Anmerkung… bei Hetzner gibt es storageshare (nextcloud) mit 1 TB Speicher für 5,11 €/Monat. Bin sehr zufrieden damit. Habe mir die eigene Installation auf einem pi oder auf einer NAS dann gespart obwohl mich das schon interessiert hätte.

Renato
Geschrieben von Renato am 7. November 2023 um 16:48

Wow! Ich bin überzeugt, dass man das mit self hosting auf einem dedizierten Server (und wenn's auch ein Raspi ist) für den Preis nicht hinkriegt (zumindest, wenn man eine ehrliche Vollkostenrechnung zu Grunde legt) !

Und es lässt mich mit meinem 9,- ionos Tarif nachdenklich werden... - sieht auf den ersten Blick aus wie "gleiche Leistung zum ~halben Preis" ?!?

Lukas
Geschrieben von Lukas am 1. November 2023 um 09:15

Einen günstigen und vertrauenswürdigen Anbieter aus den Niederlanden gibt es hier, 1TB für 3€/Monat: allsync.com Dies habe ich aufgrund meiner Internet-Uploadgeschwindigkeit beim Selfhosting vorgezogen.

Lukas
Geschrieben von Lukas am 1. November 2023 um 09:17

Achja, noch zur Info: die Nextcloud ist managed, die Updates werden automatisch und zeitnah eingespielt

Finn
Geschrieben von Finn am 1. November 2023 um 13:13

Da habe ich dich gleich mal vorbeigeschaut und zugeschlagen. Das Angebot teste ich gerne aus.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 1. November 2023 um 14:04

Was ich jetzt nicht verstanden habe, ist folgendes: OK, mal angenommen ich habe einen Nextcloud-Server, sei es selbst eingerichtet, sei es von einem Anbieter. Dann brauch ich ja für diesen Server noch eine Backuplösung, oder?

Renato
Geschrieben von Renato am 7. November 2023 um 16:31

Ja, allerdings!

Wobei man das durchaus auf verschiedenen Ebenen sehen kann:

  • Die gesamte Nextcloud Instanz: Dies betrifft neben den Dateien der User auch die User Konfiguration selbst, was bei großen Installationen mit vielen Usern und komplexen Rechte-/Freigabethemen relevant sein kann -> Dies erfordert eine Serverbackuplösung; bei self hosting ist darauf zu achten, nicht nur die Cloud-Dateien, sondern auch die Datenbank zu backupen!

  • Die "reinen Nutzdaten": Ich empfehle jedem Nutzer meiner Instanz grundsätzlich, sich nicht auf die Cloud zu verlassen, sondern bei wichtigen Daten immer eine lokale Sicherungskopie zu behalten. Das ist bei Verwendung eines SyncClient recht einfach, solange man den synchronisierten Nextcloud Ordner ins lokale PC-Backup einschließt. Doch Vorsicht: Beim Synchronisieren werden auch Löschungen synchronisiert! D.h. die lokalen Backups sollten "hinreichend lange" in die Vergangenheit reichen, um eine "korrekt synchronisierte", aber dennoch versehentliche Löschung wiederherstellen zu können!

Und zusätzlich sollte man regelmäßig einen lokalen Abzug seiner Kontakte und Kalender machen: Diese werden in Nextcloud ja nicht mit den Dateien, sondern innerhalb der Nextcloud-Datenbank gespeichert und üblicherweise per CardDAV/CalDAV mit den entsprechenden lokalen Client-Apps synchronisiert und können auch von dort aus gebackup'd werden.

Die Nextcloud User- und Freigabeorganisation wird bei einer derart dezentralen Backuplösung natürlich nicht mitgersichert; je nachdem ist der Verlust dieser "Daten" v.a. im privaten Umfeld oftmals auch unkritisch...

Matthias
Geschrieben von Matthias am 3. November 2023 um 10:31

Wenn es "nur" darum geht, Bilder vom Mobiltelefon zu sichern, geht auch Syncthing (https://syncthing.net/). Ich nutze es seit Jahren, um Daten unkompliziert zwischen Notebook und PC auszutauschen und auch um verschiedene Geräte, an denen ich arbeite mit dem gleichen Datenbestand zu versorgen. Es gibt Clients für diverse Betriebssysteme. Bei Android sollte man darauf achten, den Fork zu verwenden, er geht schonender mit dem Akku um. Nextcloud verwende ich auch, aber eher um mit anderen Daten zu tauschen. Sehr gut dafür auch die File-Link Funktionalität in Thunderbird.

Apu
Geschrieben von Apu am 7. November 2023 um 13:39

Für das Backup meiner Fotos auf dem Smartphone hatte ich auch Syncthing benutzt. In meiner Konfiguration wurde nur in einer Richtung (vom Client (Smartphone) zum Server (Syncthingserver)) synchronisiert. Daraus folgte, dass meine Verzeichnisse auf dem Server immer "Out of sync" waren und ich musste manuell die Synchronisierung anstoßen. Das Problem liegt wohl an meiner "einseitigen" Sychronisierung (Smartphone --> Syncthingserver). Wie hast du das bei dir gelöst? Oder nimmst die "out of Sync" Messages in Kauf?

Renato
Geschrieben von Renato am 7. November 2023 um 15:41

Hmm - ich denke, es gibt für beides ("fully self" und managed) gute Gründe.

Ich für meinen Teil habe nach einer langen Historie (ich bin seit ownCloud 0.x dabei...) mittlerweile auf die zitierte 9 Euro Managed Lösung gewechselt und bin sehr happy damit.

Was mich zu diesem Schritt bewogen hat (und ich meine, es sind genau solche Beweggründe, die eben zu der einen oder anderen Lösung führen), sind folgende:

  • ich bin kein virtuoser Linux Geek, eher ein "power user" ohne tiefste Detail- und Hintergrundkenntnisse auf "Kommandozeilenebene" (bildlich gesprochen). Nicht, dass ich (aus der MSDOS Ära stammend, als es noch gar nix anderes gab) die Kommandozeile scheuen würde, im Gegenteil... 'Nen Linux Server kriege ich schon durchaus ans Laufen, aber dann..... ;)

  • So habe ich anfangs meine own-/Nextcloud Instanzen auf einem Mac-"Server" und später, nachdem der Mac als Server nicht mehr unterstützt wurde, in einer Linux VM (auf demselben Mac) betrieben. Das ging schon, aber halt immer "ein bissle hakelig"; und auch ein stimmiges Backup Konzept fehlte mir.

  • Ja, und mangels Zeit (und Motivation) mich tiefer damit zu beschäftigen, wechselte ich eines Tages auf einen Webspace, den ich ohnehin schon hatte, und der mir dank PHP und MySQL den Betrieb einer eigenen ownCloud Instanz erlaubte, und mich zumindest schonmal auf Systemebene entlastete. Damit war dann auch das Backup Thema (zumindest ansatzweise) gelöst, und auch die mobile Synchronisation von Kontakten/Kalender ging jetzt viel besser, da nicht mehr VPN abhängig. Alles lief recht gut, wobei die (doch recht häufigen) Updates nicht immer glatt durchliefen und daher mit der Zeit aufwändig bis nervig wurden. Und dass ich keinen root Zugriff hatte, war da auch nicht grade hilfreich... Als der Webspace dann mit den neueren Anforderungen der Nextcloud Versionen nicht mehr mitkam (insbes. MySQL Version), war für mich eine Neuausrichtung fällig.

  • Ich habe dann zwischendrin nochmal einen "fully self" Versuch unternommen; inzwischen gab es ja u.a. Docker Images etc. - aber am Ende hab ich das doch wieder aufgegeben, ich konnte/wollte mich mit dem Aufwand und der Komplexität von Administration und Handling mit Updates, Let's Encrypt, Backups etc. einfach nicht so recht anfreunden...

  • Zum Glück brachte 1&1/ionos damals gerade das Angebot der Managed Nextcloud neu auf den Markt, und da ich ja dort ohnehin schon Kunde war, kam mir das "kostenlose 6-Monats-Schnupperangebot" wie gerufen. Anfangs strauchelten die 1&1 Admins schon auch ziemlich, und die Managed Nextcloud produzierte in den ersten Monaten mehr Fatal Errors als brauchbare Ergebnisse, aber letztendlich haben sie's in den Griff bekommen und "meine" Nextcloud läuft seitdem super smooth! Vor allem: Ich habe nichts mehr mit den - gefühlt immer häufiger werdenden - updates und security patches zu tun, was mich sehr entlastet und mir ein weit besseres Sicherheitsgefühl vermittelt, als in der Zeit, als ich noch selbst Hand anlegte...

Weitere Aspekte für die Entscheidung der einen oder anderen Variante:

Security/Privacy: Klar, wenn ich in eine public oder managed cloud gehe, verliere ich ein Stück Kontrolle über meine Daten. Ich muss meinem Partner also das nötige Vertrauen entgegen bringen können, dass er einerseits vertrauensvoll mit den ihm anvertrauten Daten umgeht, aber andererseits auch tatsächlich dazu fähig ist, also, dass er über ausreichendes Knowhow, Methoden, Prozesse und Kapazitäten verfügt, die notwendige Datensicherheit auch tatsächlich zu gewährleisten. Im Umkehrschluss gilt dasselbe aber auch für einen selbst, wenn man sich für ein "fully self" entscheidet: Bin ich überhaupt fähig, für die Sicherheit meiner eigenen Daten zu garantieren? Ich würde mal mutig behaupten wollen, dass die allermeisten dies spontan mit einem empörten JA SELBSTVERSTÄNDLICH beantworten würden, aber de facto nur sehr, sehr wenige das auch wirklich einlösen könnten: Die sich häufenden erfolgreichen Cyberattacken auf Firmen mit "höchst professioneller IT" sprechen eine deutliche Sprache, und wer im privaten/SOHO Umfeld wird schonungslos ehrlich von sich behaupten können, dass er stets "alles im Griff" hat? Allein das relativiert für mich die häufigen Vorbehalte gegenüber einer Managed Lösung.

Kosten für den eigenen Betrieb: Wenn man die initialen und laufenden Kosten + Instandhaltung (auch ein Raspi hält nicht ewig, geschweige denn SD-Karten, Festplatten oder SSDs...) für Strom und Hardware ehrlich zusammenrechnet, kommt man schon auch auf ein paar Euros im Monat, was die immer günstiger werdenden Gebühren für eine Managed Lösung durchaus übersteigen kann. Krass verschätzen kann man sich da auch bei alten, ausgedienten Geräten, die man für diesen Zweck "glücklich" reanimiert und 24x365 zwar lautlos, aber "lauwarm" weil halt mit 20W vor sich hin laufen lässt... ... und man gar nicht merkt, dass man dafür dann 60€ Stromkosten oder mehr produziert... (Daumenregel: 1 Watt kostet bei Dauerbetrieb (24hx365d) und 35ct/kWh -> 3 € pro Jahr)

Verfügbarkeit: Je wichtiger ein Medium mit der Zeit wird bzw. immer mehr mit dem Alltag verwoben ist, und das nicht mehr nur einen selbst betrifft, sondern auch weitere Nutzer/Familienmitglieder, desto wichtiger ist eine zuverlässige 7x24 Verfügbarkeit und die Frage, ob man diese Verantwortung weiterhin zu tragen bereit oder fähig ist. Diese "Kosten" muss man den Gebühren für eine Managed Lösung ebenso gegenüberstellen.