QtWebEngine und KDE Falkon jetzt auf Haiku

Mi, 24. November 2021, Niklas

Das freie Betriebssystem Haiku richtet sich speziell an normale Desktop Computer und konnte schon lange bei einigen Alltagsaufgaben punkten - Das Surfen im Web gehörte allerdings nicht dazu. Mit HaikuWebKit und QtWebKit standen eine fehlerhafte aktuelle und eine hoffnungslos veraltete, aber für den damaligen Stand voll funktionsfähige Version der Apple WebKit Engine zur Verfügung.

Seit dem 20. November ist endlich auch QtWebEngine verfügbar. Die Bibliothek nutzt eine stark angepasste Version der Chromium Browser Engine und macht sie für Qt Programme nutzbar. Davon profitiert unter anderem der KDE Falkon, der gleichzeitig mit der QtWebEngine als erster darauf basierender Browser für Haiku veröffentlicht wurde.

Bis auch weitere QtWebEngine-basierte Browser verfügbar sind, dürfte es nicht lange dauern. Ein Port der Python-Bindings für QtWebEngine ist inzwischen auch vorhanden, womit der tastaturgesteuerte Qutebrowser auf Haiku portiert werden kann. Der Otter Browser, der sich auf Haiku schon lange mit der alten QtWebKit Engine grösster Beliebtheit erfreut, kann ebenfalls QtWebEngine nutzen und damit neuere Webstandards unterstützen, müsste dazu allerdings neu kompiliert werden.

Vom guten alten Konqueror, der mit seiner eigenen KHTML Engine den Grundstein für alle modernen Browser ausser Firefox gelegt hat, gibt es sogar schon einen Screenshot auf Twitter, wie er auf Haiku läuft. Konqueror nutzt standardmässig schon seit einigen Jahren QtWebEngine, das eigene KHTML wird kaum noch gepflegt.

Für Haiku ist diese Entwicklung ein riesiger Meilenstein, erlaubt es doch vielen Nutzern, jetzt komplett auf Haiku als Hauptbetriebssystem umzusteigen. Die Browsersituation wurde im Forum immer wieder als Grund genannt, weshalb man damit noch warten wollte.

Zum jetzigen Entwicklungsstand ist der QtWebEngine Port noch nicht ganz stabil. Er stürzt immer mal wieder ab, wenn man versucht, eine Webseite aufzurufen. Das ist hier allerdings nicht mehr so schlimm: QtWebEngine nutzt für jeden Tab einen eigenen Prozess. Stürzt ein Tab ab, so laufen der Browser und die anderen Tabs problemlos weiter und das Problem kann behoben werden, indem man einfach den einen Tab neu lädt. Bei HaikuWebKit und QtWebKit verhält sich das anders, ein Absturz betrifft den ganzen Browser.

Nachdem bereits so viel Arbeit und Zeit investiert wurde, um die grosse und anspruchsvolle Chromium Engine erstmal zum Laufen zu bekommen, ist es vermutlich ohnehin nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis auch die Abstürze behoben werden.

Ein Test auf HTML5Test.com beweist die enormen Vorzüge von QtWebEngine im Vergleich zu den verfügbaren Alternativen. Aber auch im alltäglichen Gebrauch spürt man eine erhöhte Geschwindigkeit und eine stark verbesserte Kompatibilität mit modernen Webseiten. Mit QtWebKit funktionierte zuletzt nicht einmal mehr Haikus eigenes Forum, nachdem die Forensoftware ein Update erhalten hatte.

Wer auf einen Mainstream Browser wie Brave, Edge oder Firefox wartet, muss sich allerdings weiterhin gedulden: Der Code von QtWebEngine hat erhebliche Unterschiede zum normalen Chromium, also müssten alle Anpassungen nochmal neu gemacht werden. Firefox nutzt zudem eine komplett unterschiedliche Codebasis und benötigt die GTK Bibliothek, die auf Haiku nicht verfügbar ist.

Der KDE Falkon mit QtWebEngine ist bereits im Repository von Haiku angekommen und kann bequem über das HaikuDepot oder im Terminal mit dem Befehl pkgman install falkon installiert werden.

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QtWebEngine, Haiku, Browser, QtWebKit, Falkon, Firefox