QtWebEngine und KDE Falkon jetzt auf Haiku

  Niklas   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 6 Kommentare

Mit KDE Falkon auf Basis der QtWebEngine ist endlich ein moderner Chromium Browser auf Haiku nutzbar - Ein weiterer Schritt hin zur Alltagstauglichkeit.

qtwebengine und kde falkon jetzt auf haiku

Das freie Betriebssystem Haiku richtet sich speziell an normale Desktop Computer und konnte schon lange bei einigen Alltagsaufgaben punkten - Das Surfen im Web gehörte allerdings nicht dazu. Mit HaikuWebKit und QtWebKit standen eine fehlerhafte aktuelle und eine hoffnungslos veraltete, aber für den damaligen Stand voll funktionsfähige Version der Apple WebKit Engine zur Verfügung.

Seit dem 20. November ist endlich auch QtWebEngine verfügbar. Die Bibliothek nutzt eine stark angepasste Version der Chromium Browser Engine und macht sie für Qt Programme nutzbar. Davon profitiert unter anderem der KDE Falkon, der gleichzeitig mit der QtWebEngine als erster darauf basierender Browser für Haiku veröffentlicht wurde.

Bis auch weitere QtWebEngine-basierte Browser verfügbar sind, dürfte es nicht lange dauern. Ein Port der Python-Bindings für QtWebEngine ist inzwischen auch vorhanden, womit der tastaturgesteuerte Qutebrowser auf Haiku portiert werden kann. Der Otter Browser, der sich auf Haiku schon lange mit der alten QtWebKit Engine grösster Beliebtheit erfreut, kann ebenfalls QtWebEngine nutzen und damit neuere Webstandards unterstützen, müsste dazu allerdings neu kompiliert werden.

Vom guten alten Konqueror, der mit seiner eigenen KHTML Engine den Grundstein für alle modernen Browser ausser Firefox gelegt hat, gibt es sogar schon einen Screenshot auf Twitter, wie er auf Haiku läuft. Konqueror nutzt standardmässig schon seit einigen Jahren QtWebEngine, das eigene KHTML wird kaum noch gepflegt.

Für Haiku ist diese Entwicklung ein riesiger Meilenstein, erlaubt es doch vielen Nutzern, jetzt komplett auf Haiku als Hauptbetriebssystem umzusteigen. Die Browsersituation wurde im Forum immer wieder als Grund genannt, weshalb man damit noch warten wollte.

Zum jetzigen Entwicklungsstand ist der QtWebEngine Port noch nicht ganz stabil. Er stürzt immer mal wieder ab, wenn man versucht, eine Webseite aufzurufen. Das ist hier allerdings nicht mehr so schlimm: QtWebEngine nutzt für jeden Tab einen eigenen Prozess. Stürzt ein Tab ab, so laufen der Browser und die anderen Tabs problemlos weiter und das Problem kann behoben werden, indem man einfach den einen Tab neu lädt. Bei HaikuWebKit und QtWebKit verhält sich das anders, ein Absturz betrifft den ganzen Browser.

Nachdem bereits so viel Arbeit und Zeit investiert wurde, um die grosse und anspruchsvolle Chromium Engine erstmal zum Laufen zu bekommen, ist es vermutlich ohnehin nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis auch die Abstürze behoben werden.

Ein Test auf HTML5Test.com beweist die enormen Vorzüge von QtWebEngine im Vergleich zu den verfügbaren Alternativen. Aber auch im alltäglichen Gebrauch spürt man eine erhöhte Geschwindigkeit und eine stark verbesserte Kompatibilität mit modernen Webseiten. Mit QtWebKit funktionierte zuletzt nicht einmal mehr Haikus eigenes Forum, nachdem die Forensoftware ein Update erhalten hatte.

Wer auf einen Mainstream Browser wie Brave, Edge oder Firefox wartet, muss sich allerdings weiterhin gedulden: Der Code von QtWebEngine hat erhebliche Unterschiede zum normalen Chromium, also müssten alle Anpassungen nochmal neu gemacht werden. Firefox nutzt zudem eine komplett unterschiedliche Codebasis und benötigt die GTK Bibliothek, die auf Haiku nicht verfügbar ist.

Der KDE Falkon mit QtWebEngine ist bereits im Repository von Haiku angekommen und kann bequem über das HaikuDepot oder im Terminal mit dem Befehl pkgman install falkon installiert werden.

Tags

QtWebEngine, Haiku, Browser, QtWebKit, Falkon, Firefox

Christoph
Geschrieben von Christoph am 24. November 2021 um 15:15

Das ist super! Dann werde ich Haiku noch mal ausprobieren :)

Stefan
Geschrieben von Stefan am 24. November 2021 um 16:25

Damit ich Haiku aber wirklich als Daily Driver einsetzen werde, muss neben einem zeitgemäßen Browser endlich eine WebDav-Anbindung, z.B. für Nextcloud her. Auch andere Cloud-Dienste sind willkommen.

Niklas
Geschrieben von Niklas am 25. November 2021 um 08:27

Soweit ich weiss, wird an Cloud-Anbindung momentan ueberhaupt nicht gearbeitet. Kann mich auch nicht daran erinnern, dass diese Funktion in letzter Zeit mal gewuenscht wurde. Das Haiku Team selbst konzentriert sich zurzeit hauptsaechlich auf den Kernel und Treiber, wo auch schon grosse Fortschritte erzielt wurden. Eine Chance fuer irgendeinen Cloud Client sehe ich nur, wenn das von einem Nutzer geschrieben wird, wie eben jetzt der WebEngine Port (der war aber schon Monate in Arbeit und sowas wurde ungefaehr hundert Mal im Forum gewuenscht und angesprochen)

Hans Müller
Geschrieben von Hans Müller am 25. November 2021 um 05:00

Und ich bin irgendwie froh, dass es noch Probleme mit z.B. Discord gibt :D

Niklas
Geschrieben von Niklas am 25. November 2021 um 08:21

Wenn sich die Probleme ausschliesslich auf proprietaeren Mist wie Discord beschraenken wuerden, koennte man das von mir aus gerne so lassen :D

Stefan
Geschrieben von Stefan am 25. November 2021 um 10:08

Neben dem Webbrowser ist für mich die Druckerunterstützung ein k.o. Kriterium für Haiku. Hab schon Stunden erfolglos damit verbracht meinen HP Deskjet 2540 ans Laufen zu bekommen.