Serie: Strukturierte Notizen - Beaver Notes

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Beaver Notes ist ein Notiz-Tool, das auf Übersichtlichkeit, Organisation und Sicherheit setzt.

serie: strukturierte notizen - beaver notes

Mein großes Ziel ist es, den Haushalt papierfrei zu führen. Das klappt schon recht gut. Laminierte und somit wiederbeschreibbare Haushaltspläne können in einem Familienhaushalt so manchen Papiermüll sparen. Eingehende Schreiben werden mit dem Tool paperwork-gtk digitalisiert und getaggt. 

Es gibt übrigens einen netten Beitrag der Heute Show, in dem die Digitalisierung Deutschlands unter die Lupe genommen wird. Unter anderem wird behandel, was es bedeutet, wenn der Schriftverkehr als digitalisiert gilt. Der entsprechende Part ist ab 22 Minuten 30 Sekunden zu sehen. [Invidious Link] Hinweis: Es handelt sich um Satire, die aber einen hohen Informationsgehalt hat.

Was mir zu meinem Glück noch fehlt, ist das perfekte Notiz-Tool. Die gibt es ja in Hülle und Fülle (siehe die Serien Strukturierte Notizen auf GNU/Linux.ch). Das geht vom stilisierten Post-it auf dem Desktop über das komplexe Tool bis hin zur Docker-Instanz im Netzwerk.

Es läuft aber meistens für mich auf zwei Dinge hinaus: zu simpel / zu unübersichtlich oder zu überladen / zu aufwendig. Das Programm Beaver Notes liegt dazwischen, ist aber nicht perfekt. Trotzdem lohnt es sich, einen Blick zu wagen.

Die Installation

Beaver Notes kann von der offiziellen Website heruntergeladen werden. Es stehen Installer für Mac, Windows und Linux zur Verfügung, einschließlich Versionen für Apple Silicon, amd64 und arm64. Zusätzlich gibt es eine verifizierte Flatpak-Version, die auf Flathub verfügbar ist. Nutzer mit einer 32-Bit-Architektur werden leider nicht unterstützt.

Die Pakete können von der Projekt-Website, aber auch über das GitHub-Repository bezogen werden.

Das GUI

Auf den ersten Blick wirkt das GUI sehr aufgeräumt.

Schreiben

Der Editor ist äußerst benutzerfreundlich gestaltet. Durch einen Klick auf das Pluszeichen (+) in der Navigationsleiste wird eine neue Notiz angelegt und automatisch gespeichert. Die Bearbeitung basiert auf Markdown, und die wichtigsten Markup-Gesten sind in der horizontalen Leiste vorhanden, sodass Benutzer schnell einen Textabschnitt bearbeiten können. In der Dokumentation haben die Entwickler einige Grundlagen der Syntax erläutert. Via # ohne Leerzeichen in Kombination mit einem Wort kann in jeder erstellten Notiz dem Dokument ein Tag hinzugefügt werden, über den man das Dokument suchen kann.

Wer kein Freund von maus-lastigem Arbeiten ist und Markdown beherrscht, kann im Editor die Syntax direkt im Schreibfluss nutzen. Strings mit entsprechenden Markierungen werden direkt formatiert dargestellt.

Manuelles Speichern ist nicht nötig. Das zuletzt bearbeitete Dokument kann über das Stift-Symbol bearbeitet werden.

Über die Druck-Funktion lässt sich der native Druck-Dialog öffnen, wie zu erwarten kann das File nicht nur gedruckt, sondern auch als PDF gespeichert werden.

Gewöhnungsbedürftig ist das fehlende Kontextmenü über den Rechtsklick. Ist man diesen Arbeitsablauf gewohnt, so muss man sich dahin gehend umschulen, denn alles Wichtige befindet sich in der Editor-Leiste und im globalen Dropdown-Menü.

Organisation

Im Abschnitt Notizen sind alle erstellten Schriftstücke in einer Rasteransicht zu finden. Die Suche nach Schlagwörtern ist über das Eingabefeld möglich. Eine Sortierung nach Tag und Datum, alphabetisch und zuletzt bearbeitet ist ebenfalls möglich.

Wenn der Cursor über einem Schriftstück platziert wird, erscheinen neue Optionen wie Archivieren, Sperren und Löschen.

Die Option Lesezeichen ist immer verfügbar und strukturiert die Auswahl in ein neues Raster, um die Übersichtlichkeit zu verbessern.

Archivieren

Die Funktionsweise des Archivs ist einfach erklärt. Schriftstücke, die in Notizen mit archivieren gekennzeichnet sind, werden automatisch in diesem Bereich verschoben. Dadurch lassen sich erledigte, aber dennoch wichtige Notizen von den unerledigten trennen. Die Suchfunktion im Archiv funktioniert genauso wie im Notizbereich. Mit der Option nicht mehr archivieren kann die Verschiebung rückgängig gemacht werden.

Einstellungen

Die Einstellungen sind über das Hexagon erreichbar, was erst einmal wenig nachvollziehbar erscheint, da man mittlerweile stilisierte Zahnräder oder Maulschlüssel gewohnt ist. Über den Reiter Allgemein lässt sich Gnome-typisch das Erscheinungsbild anpassen. Auch die Anzeigegröße der Schrift kann konfiguriert werden, sowie die Textausrichtung. Scrollen wir weiter herunter, so sehen wir eine Sprach- und Fontauswahl.

Das Mittelfeld bildet ein File-Dialog-Feld zum Setzen eines Sync-Ordners und die Zusätzlichen Optionen. Hier kann unter anderem die Rechtschreibprüfung und Auto-Sync via Toggle-Switch aktiviert oder deaktiviert werden.

Backup & Sicherheit

Der Button Passwort zurücksetzen erfüllt wie erwartet die Funktion, das gewählte Passwort eines zuvor exportierten Backups zurückzusetzen. Um ein Passwort zu vergeben, aktivieren wir einfach das Kontrollkästchen im Exportfeld und klicken dann auf Exportieren.

Verschlüssel wird hier mit AES-128 mit Crypto-es:

Der Advanced Encryption Standard (AES) ist ein symmetrischer Verschlüsselungsalgorithmus, der zur Verschlüsselung von Daten verwendet wird. AES wurde vom National Institute of Standards and Technology (NIST) als Nachfolger des Data Encryption Standard (DES) entwickelt. AES ist bekannt für seine hohe Sicherheit und Effizienz und wird weltweit in verschiedenen Anwendungen und Protokollen eingesetzt.

Quelle: Wikipedia

Die Funktionsweise des Import- und Exportmechanismus war anfangs für mich nicht sofort ersichtlich. In der Seitenleiste befindet sich jeweils ein Button für beide Funktionen. Diese haben zunächst nur Fehlermeldungen ausgegeben. Da ich normalerweise beim Klicken eines dieser Buttons einen Dateidialog erwartet hätte, dachte ich zunächst, dass diese Funktionen möglicherweise bislang nicht in dieser Version implementiert worden sein könnten.

Nachdem ich ein wenig herumprobiert hatte, wurde mir klar, dass zuerst ein Synchronisationspfad in den Einstellungen festgelegt werden muss. Sobald die Auto-Sync-Funktion aktiviert ist, funktioniert der Import und Export von Beaver Notes einwandfrei. Die beiden Side-Bar-Buttons fungieren somit als Instand-Lösung.

Synchronisation

Auf der Webseite wird das Thema wie folgt erläutert:

Sync Across Devices

Beaver Notes enables you to sync your notes easily. Just select a path from a trusted cloud provider, syncing service, or even your own home server. Then click the import and export buttons in the Sidebar whenever you need to sync your notes. Syncing your notes is as simple and private as that.

Wie das in der Praxis aussieht:

Erstellt man eine Notiz und schließt Beaver Notes, sind die Daten beim nächsten Programmstart noch vorhanden, auch wenn man kein Backup oder keinen Sync-Pfad angelegt hat. Ich habe mich auf die Suche nach dem Speicherort begeben und meine Nachforschungen ergaben, dass alle Notizen in der Datei `~/.config/Beaver-notes/config.json` angelegt werden.

Möchte man jedoch seine Notizen über mehrere Geräte synchronisieren, wählt man über den Dateidialog das lokale Verzeichnis seiner Wahl aus. In meinem Fall ist das `~/Nextcloud/Dokumente/Beaver_Notes` auf meinem Raspberry Pi. Auf meinem Surface-Tablet wird dieses ebenfalls von Nextcloud synchronisiert. Wähle ich nun auf dem Surface denselben Sync-Pfad und die Option Auto-Sync, ergibt sich ein permanentes Spiegeln zwischen den Geräten. Das ist eine interessante Lösung, die ohne ein zusätzliches Konto auskommt. Diese Lösung sollte im Grunde mit allen Cloud-Diensten funktionieren, die sich in das Dateisystem einbinden lassen.

Fazit

Das Programm hat seit dem Erstellen des GitHub-Repos im letzten Jahr einige Versionssprünge hingelegt. Auf den beiden Zweigen Main und DEV ist regelmäßig Aktivität, und soweit ich gesehen habe, kommen im Monat mindestens zwei Releases zustande. Das zeigt mir, dass ein großes Interesse seitens der Entwickler besteht, was Kontinuität angeht.

Was den Workflow angeht, so konnte ich mich schnell einfinden, dank des übersichtlichen GUIs. Sehr gut gefallen hat mir, dass Markups direkt umgewandelt werden. Wenn man fließend Markdown schreiben kann, ist der Griff zur Maus kaum nötig.

Kleine Abzüge in der B-Note gibt es für die Backup-Mechanik, die nicht wirklich intuitiv ist. Das Projekt ist aber noch jung, und ich denke, da wird sich noch einiges ändern, zumal sogar eine Roadmap existiert, die vielversprechend aussieht.

Es existiert auch schon eine Smartphone-Variante, die via Cloud synchronisieren werden könnte, es handelt sich aber um eine Vorabversion. Diese ist bisher nicht auf einem Stand, der ein ernsthaftes Review zulassen würde.

Wenn eine arm64-Version vorhanden ist, bin ohnehin schon mal recht wohl gestimmt.

Quellen

https://beavernotes.com/resources/app.webp

https://beavernotes.com/resources/Beaver-Icon.webp

Tags

markdown, Notizbuch, AES-Verschlüsselung

Varut
Geschrieben von Varut am 17. Mai 2024 um 09:40

Danke für den gut gemachten Beitrag, hat meine Neugier geweckt, gerade die Nutzung mit der Sync-Funktion finde ich sehr interessant. Werde es mal ausprobieren 👍

Benno
Geschrieben von Benno am 17. Mai 2024 um 17:48

Auch meinerseits Danke für den spannenden Artikel. Ich war seit einiger Zeit auf der Suche nach einem FOSS-Ersatz für oneNote für meine privaten Notizen. Beaver gefällt mir ganz gut.

Ein Hinweis zum Thema Synchronisierung: ich arbeite viel mit eingebetteten Screenshots in meinen Notizen. Diese werden dann separat im Unterordner ~/.config/Beaver-notes/notes-assets/ abgelegt und müssen auch mit synchronisiert werden.

Meine Frage: in oneNote werden die Notizblätter in sogenannten "Notizbüchern" und "Abschnitten" abgelegt. Ist eine derartige Struktur auch in Beaver denkbar?

Danke, Gruss, Benno

Actionschnitzel
Geschrieben von Actionschnitzel am 18. Mai 2024 um 00:28

"Ein Hinweis zum Thema Synchronisierung: ich arbeite viel mit eingebetteten Screenshots in meinen Notizen. Diese werden dann separat im Unterordner ~/.config/Beaver-notes/notes-assets/ abgelegt und müssen auch mit synchronisiert werden."

Hallo,

das ist nicht ganz richtig. In meinem Test habe ich auch Bilder eingefügt. Wenn die Synchronisation aktiviert ist, werden die Bilder auch im Sync-Pfad abgelegt. Du spielst auf die lokale Speicherung an.

Beispiel von mir:

~/Nextcloud/Dokumente/Beaver_Notes/Beaver Notes 2024-05-18/assets/2NP-kFAwIcK19LYm7n2EN/cb5c7c930d740331fbce064968114746a9af29a0139903ee87bcc6de9ec24eea.png

Claude
Geschrieben von Claude am 17. Mai 2024 um 22:09

Danke auch von mir für den Beitrag – Ja, das Ding klingt gut, auch dass –obwohl es seinen Weg direkt in die Debian Repos noch nicht gefunden zu haben scheint, es für alle Plattformen zur Verfügung steht.

EINE FRAGE: Inwiefern sind die Einträge "strukturiert"? Es müsste auf der linken Seite doch eine "baumartige Struktur" zu erkennen sein, quasi eine "Verzeichnisstruktur".

Gibt es die? Kann man den anderen Quatsch ausblenden?

Unter Windows/ Wine hatte ich mal etwas, das sich "CUE Cards" nannte, und es gibt das "ZIM Desktop Wiki", das ansatzweise in diese Richtung geht. Aktuell speichere ich in eine riesige Textdatei, völlig unstrukturiert! 😲️

Bärchen
Geschrieben von Bärchen am 19. Mai 2024 um 17:28

Ich gehe mit dir fast bei allen konform. Papierfrei werde ich sicherlich nicht werden. Da bin ich einfach nach wie vor immer noch ein Freund des geschriebenes Wortes von Hand. Ohne Paper und Stift geht es bei mir nicht. Ja, bisher sind meine Versuche mit einen Notiztool bisher daran gescheitert, das mir eine Anwendung zu simpel / zu aufwendig war. Ein fehlender Sync / fehlende Unterstützung einer Plattform vorhanden war. Aktuell habe ich Joplin im Einsatz. Überzeugt mich aber auch nicht komplett. Wird bei mir sicherlich zweigeteilt bleiben. Das was für mich Sinn macht gerne mit einen Notiztool. Sonst bleibt mit Noitzbuch mit Stift mein Begleiter. Ich werde mir Beaver Notes ansehen.

Simon
Geschrieben von Simon am 25. Mai 2024 um 12:18

Das setzt aber Vorraus, das man überall den Sync Client von Nextcloud laufen hat. Eine eingebaut WebDav Lösung würde ich passender finden.

Ich nutze Joplin und Obsidian