Seit ich die freie Lösung für den Videoschnitt zum letzten Mal verwendet habe, sind viele Jahre vergangen. Damals habe ich meiner Tochter geholfen, eine Tanzaufführung zum "Karneval der Tiere" als Video zu schneiden. OpenShot war vor vier Jahren eine wackelige Anwendung, bei der man nach jedem Arbeitsschritt speichern musste, ohne den Verlust des Videoprojekts zu riskieren.
Gestern stand ich erneut vor der Herausforderung, ein Video zusammenzustellen. Ob ihr es glaubt oder nicht, es ging wieder um meinen KI-Kurs. Im vierten Trainingsmodul ging es um die kreative Nutzung von KI. Die Aufgabe bestand darin, ein Storytelling mit KI umzusetzen. Was ist Storytelling?
Storytelling ist eine moderne Form des Geschichtenerzählens, die digitale Medien und Technologien nutzt, um Geschichten auf kreative und fesselnde Weise zu präsentieren. Es kombiniert verschiedene multimediale Elemente wie Text, Bilder, Audio und Video, um ein immersives Erlebnis zu schaffen. Diese Methode wird häufig in Bereichen wie Marketing, Bildung und sozialen Medien eingesetzt.
Was braucht man für eine gute Geschichte?
- Ein Ziel: wem möchte ich eine Geschichte erzählen und zu welchem Zweck?
- Eine Geschichte: über ein Projekt, ein Produkt, eine Marke, eine Idee, usw.
Welche Zutaten werden für das KI-basierte Storytelling benötigt?
- Ein Thema
- Ein Drehbuch
- Bilder, aus denen man Videoschnipsel generiert
- Texte, aus denen man Voice-overs generiert
- Ein Hintergrund-Video und eine Hintergrund-Musik
Mit welchen KI-Werkzeugen kann man diese Zutaten erzeugen? Es gibt mittlerweile tausende KI-Werkzeuge, mit denen man die unterschiedlichsten Inhalte erzeugen kann. Fast alle diese Werkzeuge sind nervig, benötigen einen Account und fordern nach drei Versuchen den Abschluss eines Bezahl-Accounts ein. Es dauert eine Weile, bis man ein passendes Werkzeug für einen Zweck gefunden hat, weil es so viele gibt und die Qualitäten sehr unterschiedlich sind.
In diesem Artikel soll es um OpenShot gehen, anstatt einzelne Werkzeuge für das KI-basierte Storytelling zu erläutern. Daher fasse ich mich kurz:
- Thema entwicklen: ChatGPT oder Perplexity
- Drehbuch erzeugen: Megaprompt in ChatGTP oder Perplexity
- Bilder prompten: Stable Difffusion
- Bilder in Videos umwandeln: Runway oder mit Kapwing, falls ihr keine Token mehr habt und wenigstens einen Ken Burns Effekt auf die Bilder anwenden möchtet.
- Voice-over erzeugen: ElevenLabs
- Hintergrund-Video: Pixabay Videos
- Hintergrund-Musik: Suno
- Alles abmischen und zurechtschneiden: OpenShot
Von den verlinkten Tools sind die wenigsten frei oder unbedenklich, nämlich 3, 6 und 8.
Nach stundenlangem Herumprobieren habt ihr nun die Zutaten für euer Storytelling beisammen. Sei es durch manuelle Arbeiten oder mithilfe von KI-gestützten Werkzeugen. Jetzt gilt es, die Ingredienzien in einem Video zu vereinen. Die Plattform Kapwing bietet dafür Unterstützung, die ich mir nicht genauer angesehen habe.
Ohne 24 Dollar pro Monat für Kapwing zu bezahlen, könntet ihr 2 Dollar an das OpenShot-Projekt spenden. Falls ihr OpenShot häufig verwendet, ist diese Unterstützung mehr als fair.
Die aktuelle Version 3.2.1 von OpenShot hat mich begeistert. Ich durfte sie gestern im Büro unter Windows 10 installieren, nachdem mich die Suche nach Videoschnitt-Programmen für Windows in ein Kaninchenloch geschickt hatte. Mittlerweile wird OpenShot nicht nur für Linux angeboten. Neben anderen Paketformaten gibt es die Anwendung als Flatpak.
OpenShot ist intuitiv zu bedienen, was auch an der kurzen Einführung liegen mag. Beim ersten Start (oder später bei Bedarf) wird man mittels einer Handvoll Sprechblasen durch die Arbeitsoberfläche geführt. Links oben legt man alle Mediendateien für ein Projekt ab. Rechts oben gibt es die Videovorschau mit den zugehörigen Abspielschaltern. Die runde Record-Taste oben im Menü erstellt und exportiert das fertige Video. Mehr muss man nicht wissen, um die erste Story zu verfilmen. Man zieht die Audio- und Video-Dateien von links oben nach unten in die Zeitleisten, arrangiert sie dort auf dem Zeitstrahl und schneidet sie auf die gewünschten Längen. Ein Rechtsklick auf die Medienelemente in den Zeitleisten offenbart weitere nützliche Funktionen, wie etwa das Ein- und Ausblenden von Audio- oder Video-Schnipseln.
Während meines Storytelling-Projekts habe ich keinen einzigen Absturz beobachtet; in den alten Versionen passierte das häufig. Auch an der Bearbeitungsgeschwindigkeit hatte ich nichts auszusetzen. OpenShot eignet sich aufgrund seiner Zugänglichkeit, insbesondere für den Einstieg in die Welt der Videobearbeitung.
OpenShot wird seit 2008 in C++ entwickelt, hat eine Qt-basierte Benutzeroberfläche, steht unter der GPL3-Lizenz, bietet eine Python-Schnittstelle und verwendet FFmpeg im Hintergrund.
Titelbild: https://flathub.org/apps/org.openshot.OpenShot
Quelle: https://www.openshot.org/de/
Weitere Quellen direkt im Text
OpenShot ist fein für Vieles - wer mehr braucht schaue bitte hier: https://kdenlive.org/en/
Hallo Ralf,
dann hattest du ein ganz besonderes Setting. Bei mir ist OpenShot vor Jahren auf Windows, Linux und Mac zuverlässig abgestürzt. Ich habe es ebenfalls unter Ubuntu (als Snap und aus den Repos) vor kurzem ausprobiert und fand weiterhin eine Software vor, die sehr regelmäßig abstürzt. So regelmäßig, dass sie nicht nutzbar ist.
Vielleicht habe ich mit meinem Setting (neues Notebook, aktuelles Ubuntu) mal wieder Prech, vielleicht hattest du mit deinem Setting Glück - wer weiß.
Hoffen wir das Beste für das OpenShot-Projekt und es wird irgendwann ein zuverlässiges Produkt auf möglichst vielen Settings.
Grüße
Gab es besondere Gründe weshalb du dich für OpenShot entschieden hast? Ein Vergleich mit https://www.shotcut.org/ oder https://www.blackmagicdesign.com/de/products/davinciresolve/studio wäre dabei interessant gewesen. Insbesondere wegen der von dir genannten Intuitivität und weil sie alle drei Cross-Platform für Mac,Win und Linux verfügbar sind. Wenn ich OpenShot und Shotcut auf Github vergleiche, so hat letzteres dort immerhin 3 mal so viele Beliebtheitssterne bei sogar 5 mal weniger offenen Problemen (issues) und auch die Entwicklungsgeschwindigkeit scheint bei Shotcut etwas schneller zu sein.
Was die Funktionalität betrifft ist ein Vergleich mit DaVinci Resolve (größer als 4 GB gegen OpenShot und Shotcut mit 200 bis 300 MB) natürlich unfair. Resolve ist ein hoch professionelles Video-Editing-Programm und man schießt bei deiner Aufgabenstellung womöglich mit Kanonen auf Spatzen. Andererseits heißt es immer wieder im Netz das selbst die kostenlose Variante (die Version ohne den Zusatz "Studio") das beste sei, was es im Videobereich gibt. Deshalb wäre ein kleiner kurzer Vergleich der Bedienungskonzepte toll, also ob das ebenso leicht für Anfänger zu verstehen ist, die mal nur eben kurz ein 3-2-1 Video wie im Artikel beschrieben erstellen wollen oder ob DaVinci Deiner Meinung nach eine sehr viel höhere Lernkurve erfordert.
Video-Editing unter Linux: "Kdenlive" kennen bestimmt sehr viele, eher unbekannter dürften Olive Video Editor https://www.olivevideoeditor.org/ und Cinelerra GG Infinity https://www.cinelerra-gg.org/de/ sein, die sicherlich etwas mehr Aufmerksamkeit gebrauchen könnten.
Da ich OpenShot von früher kannte, war es die erste Lösung, zu der ich gegriffen habe. Der Artikel ist nicht als Vergleich von Videoeditoren gedacht, sondern erklärt, was Storytelling ist, und wie auch Anfänger mit OpenShot schnell und einfach zu einem Ergebnis kommen. OpenShot hat für mich seinen Zweck voll erfüllt, obwohl es viel leistungsstärkere Editoren gibt.
Da ist wohl viel eine Sache der persönlichen Erfahrung und des Geschmacks. Ich habe viele der genannten Programme und weitere ausprobiert, und bin am Ende immer wieder zu OpenShot zurückgekehrt. Lief bei mir problemlos unter debian, mint und manjaro, nur unter windows gabs, wenn auch selten, Abstürze.
Dann werfe ich noch Flowblade in den Ring. Ist absolut einen Blick wert. Läuft unter Debian absolut stabil. Cinelerra hatte ich vor vielen Jahren mal an getestet. Richtet sich mMn eher an Semi- bis Profis. Wie auch andere hier genannte Programme. Für den schnellen Schnitt sehe ich auch eher OpenShot. Wobei Video Bearbeitung bei vielen Linux Lösungen Einarbeitung benötigt.