Unity oder wenn Gier Unternehmen treibt: Die Flucht der Kunden zu Open Source Software

  Udo M.   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 2 Kommentare

Aberwitziges neues Preismodell zerstört jedes Vertrauen und sorgt für Zustrom bei OSS.

unity oder wenn gier unternehmen treibt: die flucht der kunden zu open source software

In der heutigen Zeit hat die Gier von Unternehmen, Gewinne zu maximieren, oft fatale Konsequenzen. Eine solche Konsequenz ist der Exodus ihrer Kunden zu Open Source Software (OSS). Neustes Anschauungsobjekt: Unity, Hersteller einer sehr beliebten kommerziellen proprietären Spiele Engine.

Zur Historie möchte ich nicht viel schreiben, das TLDR ist, dass das Aktienunternehmen Unity Software seine Lizenzbedingungen rückwirkend um eine Gebühr erweitert hat und die gesamte Kundschaft dagegen Sturm gelaufen ist. Viel mehr Informationen dazu gibt es hier und hier. In der Zwischenzeit haben viele Entwickler beschlossen, Unity nicht mehr zu verwenden. Teilweise haben einige Studios Open-Source-Projekte sogar mit jeweils 100.000 US-Dollar gesponsert. Das betrifft die Projekte Godot, FNA und MonoGame.

Unity war bisher für Anfänger, Schüler und Studenten die Standardsoftware mit der größten Gemeinschaft und den meisten Tutorials. Nun ist der Ruf der Software vollständig ruiniert. Bei jeder Websuche nach Unity findet man sehr viel Negatives. Für die freie Spiele-Engine Godot könnte das ein "Blender-Moment" sein. Damit ist gemeint, dass von nun an so viele Nutzer, Spenden und Mindshare zu Godot wechseln, dass es auf die Dauer der de facto Standard für Hobbyisten, Schüler und Studenten wird. Langfristig könnte somit ein ebenbürtiges Produkt zu den proprietären Platzhirschen entstehen. Bei Spiele-Engines ist das von der Technik her im Moment zwar noch Unreal, aber wenn immer mehr große Studios zu Godot wechseln, dann gilt: "the sky the limit", wie der Engländer so schön sagt. Wirklich schön fasst das ein Entwickler in der Ankündigung zu seinem Engine-Wechsel zusammen.

Letztlich hat OSS in solchen Fällen fünf hervorragende Vorteile, die da wären:

  1. Kosteneinsparungen für Kunden

Kunden sind es leid, horrende Lizenzgebühren für proprietäre Software zu zahlen, deren Preise aufgrund der Profitgier der Unternehmen ständig steigen. OSS bietet eine preiswerte Alternative, da sie in der Regel kostenlos erhältlich ist und keine versteckten Gebühren oder teuren Wartungsverträge beinhaltet.

  1. Unabhängigkeit und Kontrolle

Die Gier von Unternehmen zeigt sich oft in restriktiven Lizenzverträgen, die den Kunden die Freiheit nehmen. Kunden, die zu OSS wechseln, gewinnen ihre Unabhängigkeit zurück. Sie können die Software anpassen, wie sie es benötigen, und sind nicht länger von den Launen eines profitgetriebenen Unternehmens abhängig.

  1. Vertrauen und Transparenz

Unternehmen, die ausschließlich auf Gewinn aus sind, neigen dazu, ihre Kunden mit undurchsichtigen Geschäftspraktiken und unerwarteten Änderungen zu überraschen. Open-Source-Projekte hingegen basieren auf Transparenz und Vertrauen. Kunden fühlen sich wohler, wenn sie den Quellcode überprüfen können und wissen, was unter der Oberfläche vor sich geht.

  1. Gemeinschaft und Support

OSS-Projekte haben oft engagierte Gemeinschaften von Entwicklern und Nutzern. Bei Problemen und Fragen können diese Unterstützung bieten. Kunden, die zu OSS wechseln, finden oft eine bessere Unterstützung als bei kommerziellen Unternehmen, die sich möglicherweise weniger um ihre individuellen Anliegen kümmern.

Fazit

Die Gier eines Unternehmens kann Kunden dazu treiben, zu Open-Source-Software zu wechseln. Kunden sind auf der Suche nach kostengünstigen, transparenten, unabhängigen Lösungen und finden sie oft in der Welt der freien Software. Während Unternehmen möglicherweise kurzfristig von ihrer Gier profitieren, können sie dadurch langfristig Kunden verlieren und ihren eigenen Ruf beschädigen.

Quelle: https://blog.unity.com/news/plan-pricing-and-packaging-updates

Tags

Spiele, Engines, Lizenzgebühren, Unity, Games

Robert
Geschrieben von Robert am 2. Oktober 2023 um 23:40

"fünf hervorragende Vorteile" - Ich sehe nur 4.

Christian Becker
Geschrieben von Christian Becker am 4. Oktober 2023 um 15:11

Ja, das war wirklich ein Griff ins Klo mit Ansage. Godot kann die Spenden sicherlich gut gebrauchen. Habe selbst, da überhaupt nicht meine Richtung, nie ernsthaft was mit Spiele-Engines gemacht, aber mir schon vor Jahren mal Godot angeschaut. Das scheint eigentlich ganz brauchbar zu sein und sollte für so einige Projekte mehr als ausreichen, insbesondere wenn man nicht gerade den nächsten Grafik-Superkracher mit modernsten Techniken bauen will, sondern vielleicht was in 2D mit handgezeichneten Grafiken.