Zum Wochenende: Distrohopping – Fluch oder Segen?

  Fabian Schaar   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 23 Kommentare

FOSS-Einsteiger werden oft zu "Distrohoppern". Hat das eigentlich nur Vorteile?

zum wochenende: distrohopping – fluch oder segen?

Als ich mich zuerst mit GNU/Linux beschäftigt habe, fiel die Wahl meiner ersten Distribution auf Linux Mint. Ich hatte damit einen wirklich tollen Einstieg in die Welt des freien Betriebssystems – und auch in die FOSS-Gemeinschaft. Mir hat das Konzept dahinter sogar so gut gefallen, dass ich mich immer mehr mit den verschiedenen Aspekten der Software und der zugehörigen Community befasst habe. Ich habe versucht, mir möglichst viel Wissen dazu anzulesen, weil mich die Ideen hinter freier Software begeistert haben. Irgendwann bin ich dann auf die vielen weiteren Distributionen neben Linux Mint gestoßen, und es war um mich geschehen.

Mit der Zeit habe ich immer mehr Distros ausprobiert: Von Debian bis Slackware, von Manjaro und openSUSE bis zu Fedora, selbst Arch habe ich mir irgendwann angeschaut, um hier mal ein paar Beispiele zu nennen. Über die Monate und Jahre hinweg, in denen ich bisher Linux-Betriebssysteme verwendet habe, hatte ich Gelegenheit, so einige Projekte kennenzulernen. Und diese Gelegenheit habe ich auch genutzt. Mit dieser Verhaltensweise bin ich sicherlich nicht der einzige in der Community: Gerade Einsteiger werden oft zu „Distrohoppern“, die ihr Betriebssystem ständig wechseln. Zumindest kann dieser Eindruck aufkommen, wenn man sich die Diskussionen in den einschlägen Linux-Foren, zum Beispiel in den GNU/Linux.ch-Matrix-Kanälen anschaut.

Bei mir war das im Grunde nicht anders, das habe ich ja bereits beschrieben: Mein Interesse an freier Software hat mich dazu veranlasst, immer mehr davon zu testen. Dadurch konnte ich einiges hinzulernen, und die Stärken und Schwächen verschiedener Projekte herausfinden. Ich habe feststellen können, welche Software mir besonders gut gefällt, und welche eher nichts für mich ist. Eigentlich klingt das doch ziemlich positiv, oder? Denn nur wer sich wirklich mit einem Projekt, einer Anwendung oder eben einer Distribution auseinandersetzt, kann auch tatsächlich darüber urteilen. Vielleicht lassen sich so sogar Vorurteile ausschließen, was die Diskussionskultur in der FOSS-Gemeinschaft wiederum verbessern könnte. Aber ist das Distrohopping als ständiger Distributionswechsel wirklich so positiv?

Ja, ich sehe durchaus positive Seiten. Wenn man so über das Thema nachdenkt, kommen einem diese vermutlich auch am ehesten in den Sinn. Freie Software ist für viele ein Hobby, in das sie sich wunderbar vertiefen können. Das möchte ich auch niemandem absprechen – aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich sinnvoll ist, das Distrohopping so einseitig zu betrachten.

Für mich spielt hier zunächst ein ganz grundlegender Faktor eine Rolle: Distrohopping kostet Zeit. In einer euphorischen Begeisterung über die Ideen freier Software fällt das vielleicht gar nicht so sehr auf. Doch genau hier liegt die Krux, ein Problem, dass sich für mich schleichend immer größer angefühlt hat. Es lohnt sich, das Ganze einfach mal durchzurechnen: Mal angenommen, ein Installationsabbild für eine Distribution ist zwei Gigabyte groß. Je nach Downloadgeschwindigkeit kann es mit einer Wlan-Verbindung durchaus eine Viertelstunde dauern, bis das Installationsabbild überhaupt heruntergeladen ist. Danach muss diese ISO-Datei noch auf ein Installationsmedium, also zum Beispiel einen USB-Stick geschrieben werden – das dauert überschlagen auch eine Viertelstunde. Wenn die eigentliche Installation dann wieder eine halbe Stunde beansprucht, liegt ein Anwender bereits bei einer Stunde „investierter“ Zeit.

Aber hier hört es noch lange nicht auf: Denn wenn ein System einmal installiert ist, möchte es auch eingerichtet werden. Wieder vergeht eine Stunde, oder auch zwei. Auch Dateien und Webbrowser-Lesezeichen möchten importiert werden, das frisst auch wieder Zeit. Und was ist eigentlich, wenn auf dem neuen System auf einmal unerwartete Probleme auftreten, die gelöst werden wollen? Ich weiß nicht, ob ich meine Schätzungen hier zu hoch ansetze – aber im Grunde können Anwender bei einem Distributionswechsel mit mindestens zwei, vielleicht sogar drei oder mehr Stunden Arbeit rechnen. Wenn nun ein Distrohopper monatlich, vielleicht sogar alle zwei Wochen oder noch regelmäßiger das eigene System austauscht, kommen da wohl einige Augenblicke zusammen.

Natürlich macht man das als Linux-Anwender gerne, natürlich lernt man die neue Distribution dadurch besser kennen und sammelt Erfahrungen zu freier Software im Allgemeinen. Aber eine Frage muss doch erlaubt sein: Lohnt sich das wirklich? Ich kann hier nicht für alle sprechen, nur für mich selbst. Und für mich selbst muss ich leider feststellen, dass sich meine Eskapaden durch den den Linux-Dschungel nicht immer gelohnt haben, und das ich mir manchmal zu große Hoffnungen von einer Distribution gemacht habe.

Wenn auf dem eigenen Rechner eine Distribution die nächste überschreibt, oder die fünfte virtuelle Maschine der Woche angelegt wird, frage ich mich schon, ob das Distrohopping hier so wirklich positive Auswirkungen hat. Klar, man lernt dazu – aber muss man dazu wirklich immer ein neues Betriebssystem installieren? Im Grunde lässt sich mit den meisten Distributionen ohnehin ein Großteil jeglicher Arbeit erledigen, die man je von einem System abverlangen könnte. Trotzdem habe zumindest ich viele Distros ausprobiert. Manchmal habe ich mich sogar dabei erwischt, bei Distributionen explizit nach Gründen zu suchen, etwas anderes auszuprobieren. So kann Distrohopping doch auch keinen Spaß mehr machen, oder?

Im Grunde läuft die Diskussion, die ich hier anstoßen möchte, auf eine Frage hinaus: Wann wollen wir uns mit einer Distribution zufrieden geben? Denn es sind immer unsere eigenen Ansprüche, die hier im Vordergrund stehen, und erfüllt werden wollen. Ich würde aus heutiger Sicht nicht sagen, dass ich meine Distrohopping-Abenteuer bereue – aber manche waren vielleicht doch zu viel des Guten. Ja, ich weiß heute, welche Distributionen ich mehr oder weniger gern mag. Aber hätte ich das nicht auch anders herausfinden können?

Die meisten grafischen Oberflächen können unter den meisten bekannten Distributionen problemlos nachinstalliert und individuell konfiguriert werden. Trotzdem haben Distros, die diese Aufgaben übernehmen, einen Reiz. Kleine Distro-spezifische Hilfsprogramme klingen toll, wenn man in einem Artikel darüber ließt. Aber im Alltag braucht man sie vielleicht doch nur einmal im Monat. Jede Distribution findet mindestens eine Anhängerin, nämlich diejenige, die sie erstellt. Aber ob sie auch für die große Masse der Linux-Anwender eine Installation wert ist, bleibt eine ganz andere Frage. Und bei manchen Distributionen würde ich diese heute wohl ein bisschen anders beantworten, als noch vor ein paar Wochen oder Monaten.

Momentan läuft bei mir ein Debian GNU/Linux-System auf dem Hauptrechner – und ich bin sehr zufrieden damit. Ich habe mir diese Installation genau so konfiguriert, wie ich sie gerne hätte, und habe eigentlich keinen Grund, noch über andere Distributionen nachzudenken. Trotzdem weiß ich, dass mich die neue Ubuntu-Version interessieren wird, und dass ich beim nächsten Fedora-Release die Augen offen halten werde. Ob ich das wirklich sollte, oder müsste – da bin ich mir selbst nicht ganz so sicher.

Distrohopping kann Spaß machen, es kann ein interessanter Zeitvertreib sein. Freie Software ist ein Hobby, und es ist auch mein Hobby. Aber ständig das eigene System zu tauschen, keiner Distribution treu zu bleiben – das kann auch auf die Nerven gehen. Zumindest ging es mir so. Momentan habe ich eher Lust, mich tiefgehender mit einer Distribution zu befassen. Meine Wahl fällt dabei auf Debian – wenn das bei euch anders ist, ist das auch vollkommen in Ordnung. Den schleichenden Verdacht, mit dem Distrohopping eigentlich stets an der Oberfläche der Software zu kratzen, mit der man sich eigentlich auskennen möchte, den konnte ich mit der Zeit einfach nicht mehr ausblenden. Und das wollte ich irgendwann auch nicht mehr. Wie seht ihr das?

Bildnachweis: Christopher Michel, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Tags

Linux-Distributionen, Distributionen, Distribution, Distrohopping, FOSS, FLOSS, Wochenende

Bill Gates
Geschrieben von Bill Gates am 15. September 2023 um 22:06

Ich sehe mir auch viele verschiedene Distributionen an, allerdings nur, weil ich mit meiner unzufrieden bin "Linux Mint". Leider habe ich für mich aber noch keine bessere gefunden. Ich benutze seit 2-3 Jahren Linux, vorher Windows (Mittlerweile ist Win nur noch nervig). OSX hab ich ein paar Jahre auf der Arbeit genutzt (Hat zwar auch ein paar Vorteile, will mich aber nicht bevormunden lasen). Was ich suche ist sozusagen Linux Mint Cinnamon als Roling Release ohne den teilweise riesigen Flatpak Unterbau, also Version 19.x. Und ohne den Designzwang. Z.B. Lässt sich mit der aktuellen Mint Version 21.x der Mauszeiger nicht Systemweit einstellen. Immer mal wieder kommt dieser hässliche Klotz (Bibata-Modern-Classic). Und wechselnde Mauszeiger sind noch schlimmer, weshalb ich mir diesen antue.

Fabian Schaar Admin
Geschrieben von Fabian Schaar am 15. September 2023 um 22:30

Ich wüsste nicht, dass Mint standardmäßig Flatpaks vorinstalliert, weswegen ich auch keinen Grund sehe, bei 19.x zu bleiben. Aber das ist ja deine Entscheidung. Den Mauszeiger kannst du systemweit übrigens mit Hilfe des Tools "galternatives" setzen. Suche da mal nach "cursor" o.Ä. Nur für den Anmeldebildschirm musst du das noch einzeln einstellen. Das geht über das entsprechende mitgelieferte Einstellungsfenster.

Klaus Tachtler
Geschrieben von Klaus Tachtler am 17. September 2023 um 06:42

Hallo "Bill", vielleicht ist es auch für Dich an der Zeit, sich mal Archlinux anzusehen. Ja die Installation ist nicht so einfach wie bei anderen Distros, aber dafür ist die Freiheit groß!

Grüße Klaus.

p.s. Das habe ich mal für mich erstellt:

https://dokuwiki.tachtler.net/doku.php#archlinux

Harald Meier
Geschrieben von Harald Meier am 17. September 2023 um 08:21

Aus dem letzten Jahrhundert. Heutzutage wird einfach "archinstall" ausgeführt und Arch ist installiert und läuft.

Wie Ubuntu.

Klaus Tachtler
Geschrieben von Klaus Tachtler am 17. September 2023 um 20:08

Hallo Harald,

Du hast Recht, wenn Dir eine einfache Installation reicht, ist "archinstall" vollkommen o.k. Man kann aber auch alles selbst machen, dabei viel lernen und ein Linux so installieren, wie man es persönlich will, auch z.B. mit Btrfs als Dateisystem, mit genau den Paketen die man möchte uvm.

Grüße Klaus.

Bill Gates
Geschrieben von Bill Gates am 15. September 2023 um 23:44

@Fabian Vielen Dank mit dem Mauszeiger; funktioniert jetzt Systemweit. Wieso funktioniert das nicht mit Bordmitteln? (Systemeinstellungen/Themen)

Wenn wir schon dabei sind: Ich benutze das Theme (Mint-L-Blue) leider kann man nicht wie bei der 19.x Version nur die Titelleistenfarbe auf Dark stellen. Eine Ahnung, wie, wo und ob das geht? In den Themes selbst runzuschreiben ist für mich zu kompliziert, habe keine Ahnung, wie die CSS Tags lauten.

Mit den Flatpaks ... Habe ich nicht genau im Kopf, glaube aber z.B. irgendwas mit KDE, wenn ich mich richtig erinnere. Sieht man immer beim Update, dass er die Flatpaks zieht. Und dann noch ein paar andere Pakete... Kann aber auch sein, dass ich was falsch verstehe. Kann keinen Freund fragen. Alles Windows oder Mac User und auch davon haben Sie nicht wirklich Ahnung.

Bei 19.x kann man sowieso nicht bleiben (veraltet, kein Support).

Uwe
Geschrieben von Uwe am 18. September 2023 um 13:05

Fragt mal da: Hilfeforum

https://www.linuxmintusers.de/index.php

Hallo Spencer
Geschrieben von Hallo Spencer am 16. September 2023 um 02:54

Bei der Berechnung des Zeitaufwands ist es wichtig zu beachten, dass Download, USB und Installation eigentlich keine Zeitfresser sind, da man sie nur anzustoßen braucht und anschließend etwas anderes machen kann. Der eigentliche Zeitfresser ist die Einrichtung. Bei meiner letzten Neuinstallation habe ich sogar mehrere Tage gebraucht, bis ich einigermaßen wieder ein praxistaugliches System hatte. Distrihopping ist sowieso eine blöde Idee, wenn man nur einen einzigen Computer hat. Daher setze ich mehr Wert auf Stabilität und hopse nicht herum.

Andreas
Geschrieben von Andreas am 16. September 2023 um 06:33

Klasse Artikel Fabian, danke!

Ich liebe es auch total alle möglichen Distros und deren Konzepte anzuschauen und auszuprobieren. Allerdings mache ich das mittlerweile ausschließlich in VM's. So kann ich nach Lust und Laune rumschauen, mein daily driver (kein Arch btw :-D) bleibt konfiguriert und untouched. Das ist für mich essentiell, da ich sehr viel Zeit und Aufwand in customizing meiner Systeme investiere.

Viele Grüße!

Martin Lorenz
Geschrieben von Martin Lorenz am 16. September 2023 um 07:51

Servus Fabian, vielen Dank und interessanter Beitrag. Ich habe es am Anfang schwieriger gefunden die passende Distribution / Anwendung zu finden als später bei einer zu bleiben. Ich habe mit Debian 10 angefangen, wechselte erst zu Fedora und nutze jetzt Ubuntu für den Desktop und für Server. Ich finde die Vielfalt von FOSS super, versuche aber mich auf das zu beschränken was für mein Vorhaben einen wirklichen Vorteil bietet. Wenn eine Anwendung oder ein System meine Anforderungen erfüllt, dann passt es. Ich beschäftige mich auch mit Alternativen, aber in Maßen, da ich sonst mit meinen Plänen nicht voran komme wenn ich versuche die Alternative der Alternative zu finden :) Generell muss jeder für sich selbst entscheiden wann man die eigene Neugier befriedigt und wann man sich auf das Vorankommen konzentriert. Viele Grüße

Christopher
Geschrieben von Christopher am 16. September 2023 um 08:25

Moin, moin, ich kann verstehen, wenn sich wer ausprobieren möchte, um die richtige zu finden (ist in anderen Lebensbereichen nicht anders). Allerdings finde ich persönlich das zu anstrengend und wenig Ziel führend, von der einen Distribution zu nächsten zu wechseln. Mal ganz ehrlich: Wie lange benötige ich tatsächlich um eine Distribution kennen zu lernen? Das ist nicht in einer Woche oder einem Monat erledigt! Ohne hin setze ich meine Rechner als Produktiv Systeme ein. Da kann ich mir den Luxus nicht leisten ständig zu wechseln. Die müssen zuverlässig und stabil laufen. Ich habe mich vor über 20 Jahren für Debian entschieden. Die Anforderungen damals sind die gleichen wie heute und die erfüllt Debian mehr den je. Erst über die Jahre konnte ich die Distribution besser kennen lernen. Das wäre nie in ein, zwei oder drei Jahren passiert! Davon abgesehen, halte ich dem Aufwand für beträchtlich wenn du eine Distribution wechseln möchtest. Das in Minuten und Stunden aus zu drücken, wird dem nicht gerecht. Entweder Distrohopping ist ein Hobby mit allem drum und dran oder ich betreibe das aus beruflichen Gründen (z.B. Journalist in dem Bereich). Alles andere halte ich für Zeit Verschwendung ...aber hey: Jedem das seine!

fedora
Geschrieben von fedora am 16. September 2023 um 09:04

Durch die VMs ist es mir eine leichtes geworden alle Distros zu testen und das ist auch gut so. Spart viel Arbeit und verschafft einen Überblick und zeigt vor allem, dass sie eh alle mit Wasser kochen und ein Umsteigen generell nicht notwendig wäre. In der Hauptsache ist es die Desktopfrage die ausschlaggebende Komponente. Schöne Zeit wie ich finde..

Tredup
Geschrieben von Tredup am 16. September 2023 um 09:06

Du schreibst "Freie Software ist ein Hobby[...]". Das war es bei mir auch mal. Vor allem als Student mit etwas mehr freier Zeiteinteilungsmöglichkeit für mich. Damals habe ich hier und da mal neue Distros ausprobiert aber meistens bin ich relativ lange geblieben. Erst bei Ubuntu, später bei Arch. Seit mittlerweile vielen Jahren würden ich deinen Satz so nicht mehr unterschreiben. Für mich ist Freie Software etwas, was ich für richtig halte, für vielfach positiv. Zwar nicht dogmatisch aber prinzipiell schon. Aber es ist kein Hobby (mehr) für mich. Ich möchte ein System, welches einfach funktioniert, ich keine Probleme mit Updates habe und ich mich einfach darauf verlassen kann. Es gibt Zeiten wo ich das Notebook 2 Wochen nicht nutze. Danach soll bitte auch noch alles funktionieren. Also ich möchte mich einfach nicht mehr Stunden mit dem System, mit Distrohopping beschäftigen sondern das System einfach für meine Zwecke (E-Mail, Urlaubsplanung, Online-Banking, Recherche) nutzen. Ich wieder bei Ubuntu LTS gelandet, weil es meinen Wünschen am nähesten kommt. Was ich sagen will: wenn "Linux" dein Hobby ist, finde ich Distrohopping total positiv. Wenn es das aber nicht ist, halte ich es für Zeitverschwendung. Ich für mich würde sogar sagen, dass es schade ist, dass so viele Menschen ihre kostbare Zeit in Kleinstdistributionen verschwenden. Wie viel besser und toller könnten einige Projekte sein, wenn sich mehr Menschen auf (für mich) relevante Projekte fokussieren würden. Naja.. klar... das ist in FOSS verankert. Jeder darf forken was er/sie will. Aber immer weiter individuell was machen oder bestenfalls irgendwann auch wieder zusammen kommen und gemeinsam Großes zu entwickeln wäre auch toll. Beispiel OpenOffice und LibreOffice. Klar, ist keine Distro. Aber als Beispiel haben wir hier nun zwei okaye Produkte. Ich kann auch verstehen, warum es damals zur Abspaltung gekommen ist. Aber wie schön wäre es, wenn jetzt wieder Kräfte gebündelt werden und zusammen das Produkt endlich mal modernisiert wird, alte Fehler behoben und Mehrheitsfähig gemacht wird. Naja ich schweife ab :)

Horst
Geschrieben von Horst am 16. September 2023 um 16:43

Ich vermute, das Jeder/Jede, welche sich neu bei Linux orientieren, eine Distro-Hopping-Phase durchmachen. Durchmachen müssen, um ein Look and Feel zu bekommen. Dabei lernen sie/er nebenbei wichtige Essentials.

Erfreulicherweise habe ich dieses Hopping seit gut 3 Jahren verlassen können, weil ich nun genau weiß, was ich mag und brauche.

Zwischendurch habe ich - Just For Fun - ein Hopping zu Fedora und Arch durchgeführt. Einfach weil meine produktive Standard-Distribution (Debian-Stable + XFCE4) zu "langweilig" war, beziehungsweile ich mit fortgeschrittenem Alter eine Herausforderung gesucht hatte.

Fehlanzeige: Selbst Arch ist nicht mehr Nerd-würdig. LOL.

Wenn nicht mehr weiter an der Bios-Hardware herumgeschraubt wird, ist Linux imho mittlerweile leichter zu installieren, als die "Platzhirsche"...

Stefan
Geschrieben von Stefan am 16. September 2023 um 16:47

Hallo Fabian, auch für mich ist freie Software ein Hobby und es macht mir Spaß mich damit zu beschäftigen. Distrohopping mache ich ebenfalls wobei ich zwischen Arbeits-PC und Testgeräten unterscheide. Auf meinem Haupt-Arbeits-PC lief jetzt 10 Jahre lang openSUSE. Jetzt bin ich zu GhostBSD gewechselt und teste ob das langfristig gut geht ... Hauptgrund ist SUSE ALP. Durch die Androhung von ALP habe ich mich intensiv mit der FreeBSD Welt beschäftigt und daran Gefallen gefunden. Auf meinen diversen Testrechnern betreibe ich immer noch Distrohopping wobei ich da auch Openindiana, Solaris, Haiku, openVMS u.v.m. installiere. Just for fun und einfach aus Neugierde. Ich habe auch einen Arbeits-Server (da läuft seit 2,5 Jahren OmniOS drauf) und ein Arbeits-Notebook auf dem noch openSUSE Leap läuft. Auf meinen Arbeitsrechnern versuche ich so wenig wie möglich zu verändern. Die sollen einfach immer funktionsfähig sein. Vor dem Wechsel zu GhostBSD habe ich ein Jahr lang FreeBSD getestet (und gelernt) um sicher zu gehen, das alles funktioniert was ich für meinen digitalen Alltag benötige.

GoToKde
Geschrieben von GoToKde am 17. September 2023 um 08:23

Schöner Artikel, danke dafür . Ja wer Linux mal etwas länger eingesetzt hat , kennt es bestimmt und denke jeder hatte mal so seine Ausflüge unternommen . Aber jeder der Linux etwas besser kennt , weiß das es die perfekte Distro einfach nicht gibt . Ich kenne keine Distro, bei der ich nicht mit Kompromissen leben muss . Auf Distro A gibt's leider Packet XY nicht / Distro B mag keine Update pausen / Distro C hat zu alte Packete oder vielleicht Distro D : oh nein hier sind meine geliebten Packete total schlecht integriert also doch Distro E ; ach ne warte mal hier müsste ich ja wirklich alles selber machen ..... Im Endeffekt ist es eigentlich egal was man als Unterbau nimmt , alle können am Ende das gleiche . Es liegt an einem selbst wie weit man bereit ist mit Kompromissen zu leben oder sich das System nach eigenen Wünschen anzupassen. Wenn man aber zu Kategorie: Ich wechsel regelmäßig auf meinem Produktiv System gehört, sollte sich vielleicht die Frage stellen : Nutze ich eigentlich mein System oder richte ich es einfach Sinnfrei regelmäßig neu ein . Ich nutze zum Distro testen gerne meine Externen SSD's und hab da auch ein paar Bastel Projekte drauf . Somit muss ich nicht mit Einschränkungen in einer VM leben oder Systeme auf Hardware testen die ich eigentlich nicht nutze . Aber jeder hat da seine eigenen Vorlieben . ... Ich selbst führe allerdings auch einen inneren Kampf und musste Distro technisch auch einen Kompromiss eingehen. Ich liebe es ja rollend und leider ist die Auswahl da ja doch recht bescheiden ( Ich meine nicht den 50. Arch Fork mit Fancy Kernel ) . Doch aktuell setzt eine Semi-Rolling Distro meine Wünsche perfekt um . Aber trotzdem ist da dieser Troll im Ohr der sagt : neinnnn das ist es nicht , du willst es doch auch xD Aber noch siege ich und nutze mein System mit Leidenschaft xD

Gerold
Geschrieben von Gerold am 17. September 2023 um 12:24

Für mich ist das eine Frage des Anspruchs an einen Rechner. Meine ersten Erfahrungen habe ich mit SUSE und KdE gemacht, nachdem ich beruflich jahrelang Windows beruflich genutzt habe, bin ich so wie viele andere bei Linux Mint gelandet. Die Kriterien waren damals natürlich das ähnliche Bedienkonzept mit dem Startmenü, auch das Schriftbild und vor allem die Softwareausstattung (war alle da was ich benötigte). Mit der Zeit habe ich mich mit Pythonentwicklung beschäftigt, vor allem im Umfeld der GPS-Navigation, das hat alles halbwegs gut funktioniert. Um aufgetretene Probleme einzugrenzen, habe ich mich mit so manch anderen Distros auseinandergesetzt und viel Gutes und Schönes gesehen, letztendlich bin ich dem Mint treu geblieben. Der Gewöhnungseffekt an die Bedienkonzepte des Cinnamon waren Gründe, und es war mir einfach zu viel Aufwand meine paar Rechner vollständig neu zu konfigurieren und die Daten nach neuen Installationen wieder herzustellen. Linux Mint genügt meinen Ansprüchen an Performance und Softwareausstattung, natürlich schaue ich mir schon aus Neugierde auf Testmaschinen immer wieder einmal die eine oder andere Distribution an, mit Gnome, Plasma oder Xfce. Xfce wächst mir auf alten leistungsschwachen Rechnern immer mehr ans Herz.

Adrian
Geschrieben von Adrian am 17. September 2023 um 21:06

Ich hab mir zu Beginn auch viele Distros angeschaut, bin dann vor 9J bei Arch hängen geblieben, weil es meine Ansprüche erfüllt: Ein möchlist grosser Paketumfang mit denn Tools (Development) die ich brauche und das möglichts auf dem neusten Stand - nein ich will kein Glarpak oder Snap. Auch gerne den neusten Kernel - das mag für Firmen ander aussehen, aber für mich als Privatanwender ist das ok. Nun habe ich einen einen neues Notebook und da habe ich die Chance gepackt mal wieder was neues auszuprobieren. Mit NixOs habe ich eine geile neue Distros gefunden, mit der man reproduzierebare Systeme bauen kann und die haben echt einen grossen Paketumfang

Uwe
Geschrieben von Uwe am 18. September 2023 um 13:02

Ja. Erging mir auch so. Vieles ausprobiert und Distrohopping , mal schauen wie sich das neue macht, tue ich nach wie vor. Allerdings stehen mir mittlerweile dazu auch mehrere Rechner zur Verfügung. (gucken was die "alte Möhre" schafft) 100€ in einen Office-BilloPC investiert und anschließend bei Bedarf aufgerüstet (SSD, RAM, CPU, Grafikkarte) und man hat eine gute Linuxgrundlage. So kann man in etwa abschätzen was bei ähnlichen Fremd-PC zu erwarten ist. Oder man setzt in seinen Tower einen SSD-Wechselrahmen ein und verwendet unterschiedliche SSDs.

Beispiel: https://cdn-reichelt.de/bilder/web/artikel_ws/E600/DELOCK_47224_02.jpg

So bleibt das eigentliche System unangestastet. Linux Mint war und ist neben Debian jeweils in LXDE und Cinnamon "mein" Linux.

Pater
Geschrieben von Pater am 18. September 2023 um 14:38

Distro hopping wäre für mich reine Zeitverschwendung, da Linux Mint alles bietet, was ich im Alltag brauche. Und was mir fehlt, bieten andere distros auch nicht.

rothom
Geschrieben von rothom am 18. September 2023 um 18:23

Fast jeder Linux-Nutzer scheint ein Distrohopper zu sein, zumindest eine Zeit lang. Ich für mich habe festgestellt, dass das Gras auf der anderen Seite des Flusses nicht immer grüner ist, für mich kommt Distrohopping seit Jahren nicht mehr in Frage. Ich habe alle benötigte Software, das System ist schnell und stabil.

hanspeter2
Geschrieben von hanspeter2 am 18. September 2023 um 18:49

Hallo Fabian, ich verstehe mich nicht als Distrohopper, aber als Ubuntu mit Snap begann und ich keine so guten Kommentare dazu las, wechselte ich zu OpenSuse Tumbleweed und Open Suse Leap 15.4. Der Wechsel und die Zeit für heute war für mich nicht einfach, denn ich musste mich mit mit Dingen beschäftigen, die für mich bislang problemlos liefen. Ich fand gute Hilfe, es gelang, aber ich musste feststellen, dass Gnome nicht seine Community bei Suse hat. KDE steht im Vordergrund und mehrmals gab es Ärger wegen Updates, die mit Evolution nicht sauber liefen. Gelernt habe ich viel, aber auch der anstehende Wechsel bei Suse hat, nachdem wieder Probleme mit Evolution entstanden, für mich bedeutet, eine Wechsel jetzt zu vollziehen. Jetzt bin ich bei Debian12. Stabilität, "Langeweile", also ein Wunsch nach einer ruhigen Arbeitsumgebung, waren für mich das Hauptargument. Auf dem Laptop Gnome-Desktop, auf dem PC wahrscheinlich Xfce, weil man das vielfältiger konfigurieren kann als Gnome. Für das vollständige Einrichten mit Gnome habe ich drei Stunden benötigt, es müssen aber noch ein paar Feinarbeiten erfolgen. Meine Erstinstallation als netinstall war, aus mir unklaren Gründen, vermurkst und ich musste ewig daran herumbasteln, bis ich schließlich zur Live-Iso griff und alles gut ging. Ich würde also sagen, einen halben Tag muss ich dafür veranschlagen. Falls alles läuft, habe ich keinen Grund mehr für Änderungen. Außer eines Tages packt mich die Langeweile und der Wunsch, ein "running system" zu wechseln, was man im Grunde nicht tun sollte. Alles in allem kann das Hopping, und da verstehe ich andere schon, zur Sucht werden. Oder es darf schlicht Spieltrieb sein.

Christian Becker
Geschrieben von Christian Becker am 19. September 2023 um 07:15

Ich kann echtem Distrohopping nicht so viel abgewinnen. Es haben ja schon einige geschrieben, dass sie VMs nehmen, um andere Distros mal anzuschauen. Das kann ich mir schon eher vorstellen. Und wenn da was gefällt, das dann vielleicht auch mal auf einem eigenen Laufwerk installieren und testen und dann irgendwann vielleicht mal ganz dahin wechseln.

Letztendlich tut aber doch so ziemlich jede Distribution das gleiche, oder es ist zumindest möglich, das zu erreichen - außer bei Spezialfällen vielleicht, z.B. Distributionen mit 32bit Unterstützung.

Bisher konnte ich mich mit eigentlich jeder Distribution anfreunden, die ich benutzt habe, bleibe aber für mich bei Gentoo mit XFCE (da nervt es nur, wenn mal wieder qtwebengine ein Update bekommt). Meine Frau und meine Mutter haben Mint, einmal mit MATE, einmal mit Cinnamon... kann ich auch gut mit arbeiten. Vor langer Zeit auf der Arbeit war SUSE, ging ebenso.

Aber wer's mag soll hoppen. Ist ja schön, dass man das mit Linux machen kann.