Zum Wochenende: Freiwillige Gesellschaft

  Tim Moritz   Lesezeit: 4 Minuten

In einer guten Gesellschaft wird geholfen, auch wenn es gerade nicht brennt

zum wochenende: freiwillige gesellschaft

In CIW037 sprechen Ralf und Lioh über Massnahmen, die der Gesellschaft mittel- und langfristig helfen sollen oder wo dies zumindest als Rechtfertigung für die Unterstützung von Projekten genommen wird, wenn auch wohl der Eigennutz der eigentliche Grund ist. In der Podcast-Folge ist vor allem von Menschen die Rede, die am äusseren Rand der Gesellschaft in ihrer eigenen Realität leben. Heute möchte ich über das Gegenteil sprechen: Das, was jeder von uns tun kann, um die Welt im Hier und Jetzt ein wenig besser zu machen.



Ich denke, jeder kann sich an die Flutkatastrophe 2021 in Deutschland erinnern. Ein viel, viel kleineres Starkregen-Ereignis konnte ich Anfang der Woche in meiner Heimatregion hautnah miterleben. Wenn es dabei auch keine Verletzten oder Tote gab, so hängen doch trotzdem viele Schicksale an einer solchen Tragödie. Von zerstörtem Hab und Gut über existenzbedrohenden Schäden bei Kleinunternehmern bis hin zu unbewohnbaren Häusern.

Beide Ereignisse haben aber gezeigt: Hilfe kommt aus allen Ecken. Neben Spenden und Unterstützung der öffentlichen Stellen ist vor allem eins gefragt: anpacken. Zusätzlich zu den Hilfsorganisationen sind plötzlich wildfremde Menschen vor Ort und helfen, wo sie können. Der Bürofachangestellte und die Aufsichtsratsvorsitzende stehen Seite an Seite knietief im Schlamm, bewaffnet mit Schaufeln. Sie verdienen sich, mit Recht, die Dankbarkeit der Opfer. So sollte eine Gesellschaft doch funktionieren.

Doch ich frage mich: muss eigentlich erst eine Katastrophe passieren, bevor so eine Bereitschaft entsteht, freiwillig Hilfe zu leisten? Was machen der Bürofachangestellte und die Aufsichtsratsvorsitzende denn, wenn es gerade keine Katastrophe gibt? Kann man sich darauf ausruhen, dass der Staat schon genügend Ressourcen bereitstellt, um allen Menschen ausserhalb der Krisenzeiten zu helfen?


Als freiwilliger Feuerwehrmann beziehe ich mich in diesem Artikel hauptsächlich auf die Feuerwehr, in anderen Hilfsorganisationen wird es aber ähnlich aussehen.

Die Feuerwehr in Deutschland besteht zu 95 Prozent aus Freiwilligen [1], also ehrenamtlichen Helfer:innen, die damit kein Geld verdienen. Damit wäre dann auch die Frage geklärt, ob der Staat allein für ausreichend Ressourcen sorgt. Die Aufgaben der Feuerwehr bestehen dabei, neben dem Löschen von Bränden, dem Retten von Menschen und dem Helfen bei Katastrophen (wie oben beschrieben) auch aus technischer Hilfe, bspw. bei eingeklemmten Personen bei einem Verkehrsunfall, vorbeugendem Brandschutz, Unterstützung des Rettungsdienstes und Jugendarbeit. Die Aufgaben sind vielfältig und jede helfende Hand wird gebraucht.

Warum sind also der Bürofachangestellte und die Aufsichtsratsvorsitzende nicht Teil einer Hilfsorganisation, wo sie scheinbar doch eigentlich hilfsbereit sind? Vielleicht wissen Sie einfach nicht, dass Leute auch ausserhalb von Krisenzeiten gebraucht werden oder haben nicht genug Zeit. Nun, auch ich habe einen 40-Stunden-Job, eine Familie und neben der Feuerwehr auch andere Hobbys, wie GNU/Linux.ch und schaffe das ganze trotzdem. Vielleicht denkt der ein oder die andere auch er/sie wäre körperlich dazu nicht in der Lage. Auch hier kann ich versichern, es gibt für fast jeden die passende Aufgabe, unabhängig von Geschlecht, Alter und körperlicher Fitness. Wenn euch andere Gründe abhalten, lasst es mich in unseren Chat-Gruppen oder im Fediverse wissen.

Ich hoffe, dieser Artikel regt den einen oder die andere an, sich darüber Gedanken zu machen, ob man selbst vielleicht die Welt im Hier und Jetzt ein wenig besser machen kann. Nur gemeinsam sind wir stark, in guten wie in schlechten Zeiten.

Quellen:
[1] https://www.feuerwehrmagazin.de/wissen/so-funktioniert-feuerwehr-in-deutschland-77805
Video: https://piped.adminforge.de/watch?v=APy_euw-848

Tags

Gesellschaft, Feuerwehr, Hilfsorganisationen

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