Zum Wochenende: KI bei GNU/Linux.ch

  Ralf Hersel   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 5 Kommentare

Wir sind der Meinung, dass der Einsatz von künstlichen Hilfsmitteln (aka. KI, Künstliche Intelligenz, Large Language Models), die nicht der Schöpfungsleistung der Autoren und Podcaster entspringen, geregelt und gekennzeichnet werden sollen.

zum wochenende: ki bei gnu/linux.ch

Das ist schwerer, als es sich liest, weil damit auch geläufige Dienste, wie Übersetzungen, die Bildauswahl und Textkorrekturen gemeint sein können. Daher bewegen wir uns in einem Spannungsfeld von etablierten und akzeptierten Hilfsmitteln und solchen, die eben nicht akzeptiert werden, bzw. hinweispflichtig sein sollten.

Es geht um Texte, Bilder, Audio- und Video-Inhalte, die nicht der Schöpfungsleistung des Autors oder der Autorin entsprungen sind. Dabei gilt es genau zu unterscheiden. Doch bevor ich darauf näher eingehe und unsere Regeln erläutere, möchte ich einen Schritt zurücktreten, um die aktuelle Situation zu beschreiben. In den vergangenen 14 Monaten hat die "KI" einen Siegeszug angetreten, der viele fasziniert, empört, Hoffnung schöpfen lässt oder verunsichert. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung überfordert nicht nur die "normale Konsumentin" (falls es so etwas überhaupt gibt), sondern auch die Fachleute.

Falls ihr eine profunde und aktuelle Analyse der Situation hören möchtet, empfehle ich die Folge 52 des Podcasts Alternativlos mit FeFe, Frank und Joscha Bach. Aber Achtung, diese Folge ist anstrengend und lang.

In den letzten Monaten habt ihr alle die Beispiele gelesen und gesehen, die aufzeigen, was mit dem "neuen Öl" möglich ist. Sehr wahrscheinlich habt ihr die verschiedenen Angebote aus der KI-Welt ausprobiert: ChatGPT, StableDiffusion, ElevenLabs, Midjourney, Whisper, usw.

Es gibt unzählige Beispiele, was "KI" leisten kann. Wir erinnern uns an den Balenciaga-Papst:

Oder das Fake-Video vom Zentrum für politische Schönheit, in dem sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz für ein Verbot der rechtsextremistischen Partei 'Afd' ausspricht. Das Video habe ich im Internet nicht mehr gefunden.

Populär sind auch KI-Influencer, die wie Pilze aus dem Boden schiessen:

Und so weiter, und so fort. Ihr kennt mehr Beispiele, als ich hier präsentieren kann.

Zeitungsredaktionen entlassen massenhaft Personal, weil einfache Artikel preiswerter von "KI" generiert werden können. Im besten Falls schauen billige Hilfskräfte noch einmal über das Ergebnis des Generierten, um Halluzinationen, Bias und Hass zu korrigieren. Grafiker:innen braucht man seit einem Jahr auch nicht mehr. Als Nächstes folgen Programmierer, Ärzte, Politiker und Systemadministratoren (sorry, konnte ich mir nicht verkneifen 😊). Letzte Woche habe ich meine Stimme bei ElevenLabs geclont. Wer weiss, wen ihr demnächst im Podcast hört.

So, genug der dummen Scherze.

Was mir beim KI-Hype fehlt, sind die Zukunftschancen für ausgesonderte Menschen. In den technologischen Entwicklungen der Vergangenheit haben sich relativ schnell alternative Beschäftigung ergeben. Viele Arbeitsplätze wurden vom Handwerk zum Geisteswerk übertragen. Der Blei-Typensetzer wurde zum Computer-Editor umgeschult, die Pflügerin wurde zur Baggerführerin, aus der Stenotypistin wurde die Office-Administratorin.

Doch noch niemand konnte die neuen Berufschancen für die Berufe aufzeigen, die durch KI wegfallen werden. Was wird aus dem Richter, der Grafikdesignerin, dem Lehrer, der Redakteurin? Wo sind die neuen Berufe; nennt sie mir! Nein, Prompter ist kein Beruf. Im oben erwähnten Podcast wird Art-Director als Nachfolgeberuf für Grafikdesigner vorgeschlagen. Dabei wird vergessen, dass der Art-Director auch eine KI ist.

Zugegeben, ich blicke vielleicht zu pessimistisch auf diese Technologie-Welle. Sie kam zu schnell für mich. Es gibt zu wenig Zeit, sich tiefe Gedanken zu machen. Technologische Weiterentwicklung hatte immer auch gesellschaftliche und kulturelle Folgen. Fast immer wurden diese Entwicklungen zum Guten und Bösen verwendet: das Feuer, das Rad, die Atomspaltung, das Internet, die Künstliche Intelligenz. Wie hoffentlich alle verstanden haben, ist KI keine künstliche Intelligenz, sondern ein statistisches Modell. Das ändert jedoch nichts an deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. Es stellt sich nicht die Frage nach dem Zauberlehrling, sondern danach, welche Folgen die Halluzinationen haben.

Nun folgen die Auswirkungen auf die Inhalte bei GNU/Linux.ch. Um es so konkret wie möglich zu machen, zähle ich auf:

  • Texte müssen von realen Personen geschrieben werden. Bei der Recherche ist der Einsatz von KI-Systemen erlaubt. Auszugsweise können solche verwendet werden. Falls dem so ist, müssen diese Texte gekennzeichnet sein (siehe unten).
  • Bilder sollten aus freien Quellen bezogen werden, so wie wir das seit jeher machen. Falls KI-generierte Bilder in Artikeln verwenden werden, müssen diese gekennzeichnet sein.
  • Audio- und Video-Inhalte sollen von Menschen erzeugt worden sein. KI-erzeugte Inhalte müssen gekennzeichnet sein.
  • Im Zweifel soll von Menschen erzeugte Inhalte der Vorrang eingeräumt werden.

Kennzeichnung

Entsprechend der oben genannten Regeln, müssen bei GNU/Linux.ch künstlich erzeugte Inhalte (KI-generiert) gekennzeichnet werden. Dazu genügt es, über oder unter dem Inhalt diesen Verweis in kursiver Schriftart einzufügen:

Hinweis: KI-generierter Inhalt. Quelle: [z.B.: ChatGPT, Prompt: "Was ich selbst nicht auf die Reihe gebracht habe."]

Der Prompt kann weggelassen werden, wenn er zu lang ist.

Für die GNU/Linux.ch-Redaktion ist es wichtig, dass wir als Menschen erkannt werden, mit unserer Eigenständigkeit, unseren eigenen Ideen, unserem Schreibstil und unseren Fehlern, die Menschlichkeit zum Ausdruck bringen. Wir sind Menschen, die für Menschen schreiben, reden und arbeiten. Das ist uns wichtig.

Tags

KI, Künstliche Intelligenz, ChatGPT, Midjourney, stable diffusion

BuffaloBill
Geschrieben von BuffaloBill am 8. Januar 2024 um 10:01

Der KI-Hype folgt dem klassischen Hype-Modell: Hype, Höhepunkt, Resignation, Tiefpunkt, Tableau der Stabilität. Vorher war es VR, alles und jedes musste in VR sein, und wo ist der Trend hin? Verschwunden. KI wird nicht mehr komplett verschwinden, aber es wird sich weit unter den von dir prognostizierten Befürchtungen einpendeln. Für mich wird KI auch in Zukunft genau das tun, was es heute schon tut: aus dem Text eines Legasthenikers alle Rechtschreib-, Komma- und Grammatikfehler herauskorrigieren. Und das kann es wirklich bedeutend besser als alles andere, was es vorher gab.

HINWEIS: Die Rechtschreibung dieses Kommentars wurde durch eine KI korrigiert.

Hugo
Geschrieben von Hugo am 11. Januar 2024 um 21:25

Ich sehe keine Quellenangabe für das Titelbild des Artikels? Ist das nicht KI-generiert?

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 12. Januar 2024 um 00:01

Wir verwenden freie bzw. gemeinfreie Bilder. So auch in diesem Artikel. Deshalb gibt es keine Quellenangabe. Das Bild ist nicht KI-generiert; sonst hätten wir es entsprechend deklariert.

David
Geschrieben von David am 13. Januar 2024 um 15:42

Auch bei Verwendung eines freien Bildes, fände ich es gut, wenn es eine Quellenangabe gäbe.

Hugo
Geschrieben von Hugo am 15. Januar 2024 um 19:50

Weil mir das Bild sehr gut gefällt, habe ich kurz recherchiert: Es ist ein KI-generiertes Bild, das Gerd Altmann auf Pixabay veröffentlicht hat.

Wie kommt ihr auf die Idee, das Bild sei nicht KI-generiert, obwohl das explizit auf Pixabay so angegeben ist? Oder habt ihr eine andere Quelle für das Bild, die das verschwiegen hat?

Ich fände eine Quellenangabe viel wichtiger als den Hinweis, ob ein Bild KI-generiert ist.