In den sozialen Netzwerken überschlagen sich ständig die Ereignisse, sogar zu deren Entwicklung selbst. Spätestens seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk ist das Thema Social Media eindeutig auch in die allgemeine Debatte gerückt. Alternativen zu dem einst populären Kurznachrichtendienst gab und gibt es viele. Doch vor allem die freien Dienste aus dem Fediverse konnten sich hier hervortun. Denn wo Twitter an Bedeutung und Nutzerinnen verloren hat, haben Plattformen wie Mastodon oder Friendica deutlich an Popularität zugelegt. Diese Dienste gibt es bereits wesentlich länger – aber es brauchte erst den Trubel rund um Twitter, damit sie auch im „Mainstream“ ankommen konnten. Doch nicht nur die einzelnen Fediverse-Anwendungen sind bekannter geworden, auch die offenen Protokolle dahinter haben sich immer weiter durchgesetzt. Spitzenreiter ist hier natürlich „ActivityPub“, dass insbesondere Mastodon antreibt und dessen Föderation ermöglicht.
Mit der neuen Mobilanwendung „Threads“ möchte jetzt auch der Meta-Konzern (ehemals Facebook) das ActivityPub-Protokoll implementieren. Mittlerweile ist dieser Dienst schon in der großen weiten Welt an den digitalen Start gegangen. In der EU hat man den Dienst vorerst nicht ausgerollt, im Hintergrund stehen wahrscheinlich datenschutzrechtliche Probleme. Am Ende des Tages zeigt sich so vor allem noch einmal, wie Meta Geld verdient: Dem Konzern geht es um den Verkauf von Nutzerdaten, die dann wiederum für personalisierte Werbung eingesetzt werden können. Während also eines der größten Social-Media-Unternehmen der Welt einen offenen Standard verwenden möchte, ergeben sich große Fragen: Wie passt das Geschäftsmodell Metas mit dem bestehenden Fediverse zusammen? Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber für mich baut das dezentrale Fediverse ganz klar auch auf seinen eigenen Werten auf. Wie diese definiert werden können, bleibt natürlich eine individuelle Angelegenheit. Für mich aber gehören da insbesondere auch Datenschutz und Privatsphäre dazu, zwei Werte also, die nicht mit dem Meta-Geschäftsmodell zusammenpassen. Das ist für mich ein Aspekt, der stets im Hinterkopf behalten werden sollte. Meta ist schließlich nicht der einzige Konzern, der darüber nachdenkt, früher oder später an das Fediverse anzudocken. Ähnliche Entwicklungen kann man auch bei Tumblr feststellen, welches 2019 durch die Firma Automattic übernommen wurde. Seitdem verspricht das Unternehmen, was vor allem für WordPress.com bekannt ist, Tumblr mehr und mehr zu öffnen. Sowohl, was den Quellcode der Seite angeht – aber eben auch mithilfe von ActivityPub. Die Diskussion, die wir hier führen, lässt sich also viel tiefgehender ansetzen.
Ich selbst sehe die großen Tech-Firmen vor allem in Bezug auf das Fediverse sehr kritisch. Schon weil sich die Geschäftsmodelle von Unternehmen wie Meta mit den weiteren Tendenzen und den Ursprüngen des freien und dezentralen Netzwerks beißen, frage ich mich oft, wie sich die Social-Media-Landschaft in Zukunft ändern könnte. Noch ein kleiner Blick zurück: Als Elon Musk Twitter übernommen hat, ist der Dienst zumindest zeitweise in sich selbst zusammengefallen. Der Nutzerstrom weg von Twitter war gigantisch. Daran können sich sicherlich viele noch erinnern. Insgesamt haben sich die Fediverse-Dienste damals als eine langfristige Alternative herausgebildet, die zuvor stets im Verborgenen geblüht hat. Der interessante Aspekt ist jedenfalls: Als Twitter kollabiert ist, schienen auch die anderen großen sozialen Netzwerke nicht wirklich darauf vorbereitet zu sein. Habt ihr von großen Nutzerströmen von Twitter in Richtung Instagram oder Facebook gehört? Oder doch eher von den Nutzerbewegungen und -wanderungen in das Fediverse? Anstatt die Situation für sich zu nutzen, wirkten die großen sozialen Netzwerke eher verdutzt. Twitter schien seinen Platz in der Social-Media-Welt gefunden zu haben. Scheinbar hat man nicht damit gerechnet, dass dieser so schnell frei würde. In den ersten Monaten konnte der Meta-Konzern zum Beispiel keinen schnellen Ersatz für Twitter bieten. Facebook wirkt nicht derartig konzipiert, Instagram zu sehr auf Bilder ausgerichtet. Das war wohl auch einer der Gründe für das massive Wachstum, was Mastodon verzeichnen konnte. Der Elefanten-Dienst existierte schon lange vor der Musk-Übernahme. Auch wenn die Nutzerzahlen deutlich geringer waren als heute, ist Mastodon schon lange etabliert gewesen. Mit einem Konzept, dass Twitter zum verwechseln ähnlich sieht, ist Mastodon eben nicht nur aus einer marktwirtschaftlichen Intention entstanden, sondern als eine freie Alternative zu Twitter.
Auch wenn Mastodon im Fediverse aufgrund seiner Implementierung des ActivityPub-Standards hin und wieder in die Kritik fällt, muss man der Anwendung klar den Hut ziehen für den Erfolg, den sie hatte. Und eben auch für den Verdienst, den Mastodon im und für das Fediverse erbringen konnte. Wäre Mastodon nicht gewesen, oder nicht so gewesen: Wie hätte das Fediverse heute ausgesehen? Vielleicht wäre es einfach leerer. So leer, wie vor ein paar Monaten. Auch wenn ich mich gern an die Zeit vor den Fluchtbewegungen weg von Twitter erinnere, bin ich mir rückblickend sicher: Die neuen Nutzer haben dem gesamten Fediverse einen Aufschwung gegeben, und dieser macht sich bis heute bemerkbar.
Doch was hat das jetzt mit Threads zu tun? Nun, einmal unterscheidet sich die Herangehensweise, das habe ich bereits beschrieben. Zum anderen gibt es hier aber auch einen ganz deutlichen Kontrast, was die Motivation hinter dem neuen Dienst angeht: Mit Threads versucht Meta wohl nun, auch etwas von dem Kuchen abzubekommen, der einst Twitter war. So wirkt Threads auf mich – denn von den Versprechungen, die Zuckerberg und seine Mitarbeiter treffen, möchte ich mich nicht blind überzeugen lassen. Ich möchte hier nicht über Threads an sich schreiben, sondern vielmehr über die Rolle, die dieser Dienst in Zukunft einnehmen könnte. Threads ist das Produkt einer marktwirtschaftlichen Strategie, die ganz sicher nicht aus der Community entstanden ist. Das hängt auch mit der klassischen Rollenverteilung zusammen, wie sie in den großen kommerziellen sozialen Netzwerken üblich ist. Wenn Nutzer eine Plattform verwenden, die einem großen Konzern oder einer Einzelperson gehört, liefern sie sich praktisch aus: Wer hat denn das Sagen auf Twitter, Instagram oder Facebook? Die Nutzer jedenfalls nicht, vermute ich zumindest. Klar ist, dass die Unternehmen dahinter, kommerziell wie sie sind, eigentlich primär an Werbeeinnahmen interessiert. Und die Mittel und Wege, diese zu maximieren, widersprechen in den allermeisten Fällen den Interessen der Nutzerschaft. Denn eigentlich nutzen diese nur den Werbetreibenden, die auf ihre Zielgruppe abzielen. Diese finden sie heute in den Nutzern jener Plattformen, die wir als „soziale“ Medien bezeichnen. Eigentlich bleibt den Nutzern und damit Benutzten solcher Plattformen nur eine Entscheidungsmöglichkeit: Die, den Dienst zu nutzen, oder eben nicht. Soziale Netzwerke basieren oft auf Gruppendynamiken, denn wenn alle anderen bei einem gewissen kommerziellen Netzwerk sind, steht man bei anderen Plattformen schnell ziemlich alleine da. Das Fediverse kennt zwar auch Instanzbetreiber und Moderatoren, die Entscheidungen über die Nutzer einer Instanz treffen können. Doch wo die proprietären Lizenzen von Twitter, Instagram und Konsorten das Verhältnis zwischen Nutzer und Betreiber zementieren, ermächtigt die freie Lizenzierung, die im Fediverse üblich ist, die Nutzer im Zweifelsfall. Die freien Fediverse-Dienste werden durch ihre freien Lizenzen transparenter – und Nutzer können das, was sie sich unter einem sozialen Netzwerk vorstellen theoretisch selbst in die Hand nehmen. Natürlich ist es unrealistisch, dass jeder Social-Media-Nutzer einen eigenen Server betreibt, um an diesem Netzwerk teilzunehmen. Aber allein die Möglichkeit ist bereits ein großer Gewinn. Hier noch ein Beispiel: Selbst wenn sich Nutzer auf den kommerziellen Plattformen dazu entscheiden, ihren Account zu löschen, bleibt es fraglich, wie der Dienst mit den verbleibenden Daten umgeht. Denn im Grunde löschen die Nutzer ihre Daten nicht selbst, sondern beantragen, dass der Betreiber das doch bitte durchführen solle. Ja, hier ließe es sich vielleicht rechtlich ansetzen. Aber die Kontrolle bleibt im Prinzip immer bei den Betreibern, wenn sich die Nutzer auf ein so einseitiges Verhältnis einlassen. Das Fediverse bietet die Chance, dieses Gefälle zu überwinden, weil es sich wortwörtlich frei nutzen lässt.
Threads ist also nur noch ein weiterer der Dienste, die ihre Nutzer leicht von den Betreibern abhängig machen können. Wie genau sich der Dienst fortentwickeln wird, und welche Stellung er zum jetzigen Fediverse einnehmen wird, bleibt natürlich noch nicht abschließend geklärt. Aber schon die Anfänge von Threads außerhalb der EU hinterlassen ihre Eindrücke: Threads soll stark mit Instagram verknüpft sein. So ist es für Instagram-Nutzer (außerhalb der EU) wohl sehr einfach möglich, sich bei dem Dienst mit einem bestehenden Instagram-Konto anzumelden, und dann eigene Follower mitzunehmen. Warum diese Anbindung? Das ist eine schwierige Frage, bei der ich nur mutmaßen kann. Ich vermute, dass es mit den bereits erwähnten Nutzerbewegungen zu tun haben könnte: Auch wenn Meta seiner Nutzer schlussendlich zum eigenen Produkt macht, ist es irgendwie von dieser Masse abhängig. Wenn ein kommerzieller Social-Media-Dienst viele Nutzer vorzuweisen hat, ergeben sich für die Werbeindustrie natürlich auch deutlich mehr potentielle Erreichbare, Interessenten und Käufer. Eigentlich genügt ein Blick auf Twitter, um die entsprechenden Dimensionen verstehen zu können: Als der Musk-Dienst immer mehr Nutzer verloren hat, war klar dass das Schiff sinken musste. Denn dass die Werbepartner der Plattform abspringen würden, wenn die Plattform schlechter moderiert, weniger flüssig und insgesamt nicht wie zuvor lauffähig wäre, ist die eine Seite der Situation. Die andere ist der Fakt, dass Werbetreibende auf Twitter bei sinkenden Nutzerzahlen eine viel kleinere Zielgruppe vorfinden würden. Threads also an Instagram zu koppeln, ergibt für Meta durchaus Sinn: Wenn bereits gewonnene Nutzer einfach auf eine neue Plattform transferiert werden können, ist es für diese umso leichter, zu wachsen. Bei Threads geht dieses Vorhaben scheinbar nur zu gut auf, immerhin heißt es, dass der Dienst innerhalb weniger Stunden bereits zehn Millionen Nutzer für sich gewinnen konnte. Damit bewegen wir uns in einer Größenordnung, die ganz klar an die Nutzerzahlen von Mastodon erinnert.
Auch wenn das Fediverse in der Vergangenheit weit hinter den Nutzerzahlen auf den großen kommerziellen Diensten zurückgeblieben ist, bleibt dessen Erfolg wirklich beachtlich: Twitter hatte beinahe zwei Dekaden Zeit, um zu seinen Nutzerzahlen zu kommen. Mastodon ist zehn Jahre jünger und wächst seit der Übernahme durch Musk beständig, zeitweise war dieses Wachstum gar astronomisch. Das Fediverse wird immer populärer, es hat Momentum gesammelt und noch nicht wirklich viel davon wieder verloren. Das Fediverse und Mastodon konkurrieren mit einigen Millionen aktiven Nutzern also vielleicht nicht mit „dicken Fischen“ aus dem Bereich Social Media. Doch eine bedeutende Kraft scheint das dezentrale soziale Netzwerk bereits geworden zu sein. Spätestens mit Threads stehen beispielsweise die Mastodon gGmbH und der rießige Meta-Konzern in einer realistischen Konkurrenz. Wie genau die beiden Kontrahenten in diese Lage gekommen sind, unterscheidet sich schon stark. Doch welche Perspektive die Entwickler hinter den beiden Diensten verfolgen, könnte eventuell noch viel gegenläufiger ablaufen. Mastodon wird gemeinnützig fortentwickelt, die Meta-Produkte stellen da wohl das Gegenteil dar.
In den vergangenen Tagen wurde oft darüber spekuliert, wie Meta in den kommenden Wochen mit Threads fortfahren könnte. Dass ein EU-Launch bisher ausgeblieben ist, ist schon sehr interessant – ob das aber dauerhaft so bleibt, kann zumindest bestritten werden. Auch zu bedenken bleibt, dass Threads zum Launch noch keine Föderationsfunktionen ausrollt, die aber bereits versprochen wurden. Wie diese dann aber umgesetzt werden, ist für mich noch nicht nicht zu erkennen. Es stimmt schon: Über ActivityPub ist es durchaus möglich, ja sogar gut vorstellbar, dass Threads mehr oder minder wie eine weitere Fediverse-Instanz funktionieren könnte. Doch gegenüber den anderen Fediverse-Diensten gibt es da noch einen gravierenden Unterschied: Threads wird von Meta kontrolliert und ist nicht quelloffen. Selbst wenn also das ActivityPub-Protokoll implementiert wird, macht das Threads noch nicht zu einem offenen Dienst. Denn hier kontrolliert Meta, wie genau föderiert wird. Auch hier lohnt es sich wieder, an die bereits angesprochenen Nutzerbewegungen zu erinnern. Wenn Threads sich insbesondere für Instagram-Nutzer als eine ergänzende Social-Media-Plattform etablieren kann, steht das Fediverse in einer potentiell sehr schwierigen Situation. Angenommen, die Hälfte der Instagram-Nutzer probiert Threads zumindest aus. Dann sprechen wir bereits von hunderten Millionen von Nutzern, die wieder einmal unter der Kontrolle Metas stehen. Wenn diese dann Kontakte ins Fediverse aufbauen, mag das vielleicht zunächst wie eine positive Entwicklung wirken, immerhin basiert dieser Austausch mit ActivityPub dann ja auf einem offenen Protokoll. Wenn aber Meta die Kontrolle über das Ausmaß der Föderation behält, entscheidet der Konzern eben auch über diese Kommunikationswege, über die eigenen Grenzen hinweg. Was, wenn das Unternehmen vorerst gewährte Austauschmöglichkeiten von heute auf morgen kappt? Und damit eben auch die Kanäle, die ihr möglicherweise mit eurem persönlichen Umfeld aufgebaut habt? Nach diesem Szenario wärt ihr damit jedenfalls nicht die einzigen: Wie würde die Nutzerbewegung aussehen, die sich daraus entwickeln könnte?
Würden sich die Nutzer dann mehrheitlich für das offene Fediverse entscheiden? Oder würden sie doch eher den Dienst wählen, der ohnehin mit ihrem Instagram-Konto verknüpft ist? Ich lasse diese schon beinahe rhetorischen Fragen einfach mal offen. Mir ist es wichtig, eines klar zu stellen: Meta ist keine gemeinnütziger Wohltätigkeitsorganisation. Das ändert sich auch mit Threads nicht. Und selbst wenn zu diesem Dienst noch so viele Unklarheiten bestehen: Die Grundlage dieser Konkurrenzsituation wird wohl fortbestehen. Die Nutzerschaft hat vor allem bei den kommerziellen sozialen Netzwerken kein wirkliches Mitbestimmungsrecht. Das Fediverse zu bevorzugen sollte also vielleicht eine bewusste Entscheidung sein oder bleiben: Twitter lässt sich bestimmt auch mit anderen Diensten ersetzen als mit denen aus dem Fediverse. Doch damit würde man auch die besondere Stellung des Fediverse in der heutigen Social-Media-Landschaft in Frage stellen: Ist Mastodon für euch nur eine Ersatzlösung oder steht da nicht vielleicht doch ein bisschen mehr dahinter? Ich denke, dass das Fediverse wirklich viel Potential bietet, soziale Medien in eine positivere Richtung zu entwickeln. Aber am Ende des Tages hing das wohl noch nie mehr von der Nutzerschaft selbst ab.
Bildnachweis: Tobias Buckdahn (@tobias@my.brick.camp), CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Im Fediverse bin ich genauso den Launen der Admins ausgesetzt. Ich habe auch nicht das Wissen um mir das alles selbst auf einen Server zu installieren.
Ein gutes Beipiel ist der Fedipact: https://fedipact.online/
Finde ich Threads gut, bin allerdings auf einer Instanz die das blockt, dann habe ich Pech. Suche ich mir eine neue Instanz? Nein, ich gehe direkt zu Meta.
Welche Launen meinst du denn? Einzig die Tatsache, daß eine Instanz geblockt ist? Die Frage ist ja dann, wie wichtig ist diese Instanz für dein Leben (wirklich)?
Ich würde mir eine neue Instanz suchen, wenn ich u.U. Gefahr laufe, das meine Daten von Meta eingesammelt und verteilt werden. :-)
"Twitter ist kollabiert", "das Schiff ist gesunken"... Wow. Willkommen in der Echokammer. Wo kann ich mich für die Fantasiewelt anmelden, in der Twitter zugunsten von Mastodon vom Markt verschwunden ist, wie es diese unsägliche Jubelarie hier darstellt? Twitter hat vermutlich (ich mache es jetzt einfach mal genau so wie der Autor und behaupte einfach Dinge, ohne sie anhand von Zahlen zu belegen) immer noch ein hundert- bis tausendfaches der Nutzer aller Instanzen aller föderierten Netzwerke kombiniert.
Zudem sind die Argumente, die hier für das Fediverse angebracht werden m.E. nicht die relevanten. Dass ich z.B. FB/Twitter und co. nur höflich bitten kann, meine Daten zu löschen, aber keine Überprüfungsmöglichkeit habe, ob sie das auch wirklich tun, ist absolut korrekt. Das gilt jedoch für JEDEN Dienst mit Client-Server-Architektur, völlig egal, ob es die Serversoftware dafür in Open Source gibt. Was der Admin tatsächlich auf seinem Server betreibt, entzieht sich IMMER der Kenntnis des Benutzers. Ich erinnere dazu an den "quelloffenen" Signal-Server.
Generell ist der Begriff "Datenschutz" imho unangebracht, wenn wir über ein "soziales Netzwerk" sprechen, dessen Primärzweck darin besteht, der Welt seine Meinung mitzuteilen. Welche Daten genau sollen in einem per Definition der Öffentlichkeit verfügbar gemachten Tweet/Toot denn geschützt werden?
Auch dass man beim Thema Föderation dem Wohl und Wehe seines Admins ausgeliefert ist (außer man ist IT-affin genug, um selbst zu hosten), betrifft reguläre Fediverse-Instanzen genauso wie es Threads betreffen würde, wenn sie Föderation aktivieren würden. Die größte Mastodon-Instanz z.B. hat afaik 95% der restlichen Instanzen auf einer Blockliste und "föderiert" noch mit einer einstelligen oder knapp zweistelligen Anzahl an verbliebenen Instanzen.
Ich bin absolut dafür, freie Alternativen zu den bestehenden Konzern-Systemen zu etablieren. Aber das wird imho eher schwierig, wenn man sich durch einen vollständigen Realitätsverlust in der eigenen Echokammer bereits nach den ersten - womöglich temporären - Teilerfolgen als Sieger wähnt.
Sehe ich ganz genau so. Ausser, dass Fediverse generell Open Source ist (Threads beweist allerdings gerade das Gegenteil) und die Daten nicht mehr nur auschliesslich bei einem großen Unternehmen liegen, löst es keine weiteren Probleme.
Im Gegenteil: Auch im Fediverse gibt einige wenige Server die 80-90% der Benutzer auf sich vereinen. Und es gibt Server die sich nicht miteinander unterhalten, es damit unmöglich machen anderen zu folgen und dadurch neue Bubbles entstehen lassen. Also einerseits gibt es die gleiche, bei den großen Social Networks bemängelte, Konzentration und andererseits jedoch ebenso eine Zersplitterung der Benutzer! Zuvor war man der "Filterung/Zensur" eines einzigen Admins ausgesetzt, im Fediverse plötzlich vielen verschiedenen und jeder macht seine eigenen Regeln - na toll! Das ist fast ein wenig wie BBS-Systeme aus den 90er Jahren aber kein "Network" über den man jeden erreichen kann. Soll jeder dahin gehen wo er will und den Dienst nutzen welcher ihm gefällt, nur einen echten Mehrwert kann ich IMHO bislang nicht erkennen.
Wozu braucht man diesen ganzen sozial Media Unfug? Ich bin und bleibe "Social-Media" Abstinenzler!
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