Hinweis: das ist ein Meinungsartikel.
Obwohl ich keine Statistiken oder belastbare Daten habe, behaupte ich, dass eine Anzahl von Linux-Einsteiger:innen nach einer gewissen Zeit zu ihrem vorherigen Betriebssystem (MS Windows, MacOS) zurückkehren. Welche Gründe stecken hinter dieser Abkehr, bzw. Rückkehr?
Ugly Sweater im Microsoft-Look von Windows XP
Bevor ich etwas über die Gründe zur Rückkehr schreibe, möchte ich die möglichen Gründe für die Abkehr vom bisherigen Betriebssystem aufzählen. Manche haben von der Alternative GNU/Linux als Betriebssystem gehört und sind neugierig, dieses zu entdecken. Andere suchen einen Fluchtweg, weil sie dem goldenen Garten mit seinen Zwängen entkommen wollen. Wieder andere wurden von Freunden oder der Familie dazu gedrängt, damit ebendiese ihre Weihnachtsferien nicht mehr mit Windows-Support verbringen müssen. Und dann gibt es noch die Wenigen, denen Freiheit und Selbstbestimmung ein grundsätzliches Anliegen ist.
Erklärungen für die Rückkehr zu Microsoft oder Apple gibt es viele. Besonders interessant erscheint mir jedoch der Dunning-Kruger-Effekt. Angeregt wurde ich durch Fabians Zum-Wochenende-Artikel vom letzten Freitag und einem Video von DT. Fabian fragt, ob sich der Wille zur Entdeckung mit der Zeit abnutzt und DT führt den Dunning-Kruger-Effekt als Grund für das nachlassende Interesse, bzw. die frühzeitige Resignation an. Zugegeben, hier reden wir von zwei unterschiedlichen Zeitskalen. Bei Fabian wird der Willen, neues zu entdecken langweilig, nachdem man die Gipfel erklommen hat; bei DT läuft man schon viel früher weg.
Doch nun zum Dunning-Kruger-Effekt. Einfach gesagt, beschreibt dieser Effekt die kognitive Verzerrung von Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Das geht so: Du bist ob einer Neuentdeckung euphorisch und stürzt dich ins Abenteuer. Am Anfang bist du der Meinung, dass es doch nicht so schwer sein kann. Dein Wissen ist gering, aber deine Zuversicht ist gross.
Nachdem du dich eine Zeit lang mit der neuen Sache beschäftigt hast, siehst du ein, dass es doch nicht so einfach ist. Dein Selbstvertrauen sinkt hinab in das Tal der Verzweiflung. Und das ist der Ausstiegspunkt für manche GNU/Linux-Einsteiger:innen. Sie verlassen das Tal der Tränen und kehren freiwillig in ihr Gefängnis zurück, sei es Microsoft Windows oder Apple MacOS. Sie konnten die Last der Freiheit nicht ertragen. Der freie Wind hat sie von den Füssen geblasen. Lieber umsorgt und bevormundet als frei zu sein. Den beiden letzten Sätze gebührt ein kleiner Exkurs:
In einigen Artikeln habe ich über Freiheit versus Sicherheit geschrieben. Darin habe ich mich auf das Zitat von Benjamin Franklin bezogen: "Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety." Übersetzt: "Diejenigen, die ihre grundlegende Freiheit aufgeben, um ein wenig vorübergehende Sicherheit zu erkaufen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit." Sicherheit und Freiheit schliessen sich auf einer gesellschaftlichen und politischen Ebene gegenseitig aus. Ein Mehr an Sicherheit geht zu Lasten deiner Freiheit. In demokratischen Organisationen besteht ein Kompromiss zwischen Sicherheit und Freiheit. Bei technischen Systemen, sieht das anders aus. Dort ist das Nebeneinander von Sicherheit und Freiheit möglich. Und das ist der Kerngedanke von Freier Software.
Anstatt im Tal der Verzweiflung die Fronten zu wechseln, ist Durchhaltewillen gefordert. Wenn du nicht bekommen hast, was du erwartet hast, kommt die Zeit, sich an neue Paradigmen, Workflows, Desktops, Methoden, Lizenzen und Hilfeleistungen zu gewöhnen. Die GNU/Linux-Welt ist eine völlig andere, als die Windows- und MacOS-Welt. Hier ist eine Einstellung gefragt, die sich offen für Neues zeigt. Wer die Flinte zu früh ins Korn wirft, verpasst den Aha-Effekt, verpasst den "Weg zur Erleuchtung", um die Worte des Diagramms zu verwenden.
Das gilt nicht nur für technische Systeme, sondern für fast alle neuen Gebiete, denen ihr euch zuwendet. Wer ein Pferd reiten möchte, darf nicht nach den ersten Abwürfen aufhören. Wer einen Partner für sich gewinnen will, darf nicht nach dem ersten Korb aufhören. Andererseits solltet ihr aufhören, wenn ihr das Tal der Tränen nicht mehr verlassen könnt. Hier spielt die Zeit eine Rolle. Man kann nicht ewig auf die Erleuchtung warten; ein Jahr könnt ihr dem Schicksal dennoch einräumen, um das Plateau der Nachhaltigkeit zu erreichen.
Jetzt schütte ich den Eiskübel über euer Haupt. Alles, was ich bisher zum Dunning-Kruger-Effekt geschrieben habe, ist falsch. Was ich beschrieben habe, nennt sich "Mount Stupid". Diesen Berg der Dummheit seht ihr im linken Teil der oben gezeigten Grafik, die auch "unechter Dunning-Kruger-Effekt" (DKE) genannt wird. Der unechte DKE wird oft in den Medien verwendet, so auch im Video von DT.
Der eigentliche DKE sieht ganz anders aus. Im Gegensatz zum "Mount Stupid" gibt es hier kein Tal der Tränen und keinen anschliessenden Aufschwung. Doch seht selbst:
Beim tatsächlichen DKE sieht man viel weniger als beim unechten DKE. Eine Übereinstimmung gibt es zu Beginn. Dort liegt die eigene Einschätzung des Wissens über dem tatsächlichen Wissen. Ein entscheidender Unterschied ist, dass sich die Erfahrung kontinuierlich erhöht, sowohl in der eigenen Wahrnehmung als auch bei der objektiven Leistung.
Der echte DKE kennt kein Tal der Tränen und daher keinen Rückkehrpunkt von Linux-Einsteiger:innen, die wieder zu Windows oder MacOS gehen. Damit taugt der DKE nicht als Erklärung für Rückkehrer (DT, hold my beer).
So what? Die Titelfrage habe ich nicht beantwortet, aber den Dunning-Kruger-Effekt erklärt und richtiggestellt. Das soll für dieses Wochenende ausreichen.
Bildquelle: Microsoft
Quellen:
Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt
> "...Obwohl ich keine Statistiken oder belastbare Daten habe, behaupte ich, dass eine Anzahl von Linux-Einsteiger:innen nach einer gewissen Zeit zu ihrem vorherigen Betriebssystem (MS Windows, MacOS) zurückkehren..."
> Ja und worauf fußt Deine These denn dann?
Auf nichts. Es ist keine These, sondern eine Behauptung. Die Aussage, dass eine Anzahl von .. nach einer Zeit wieder zurückkehren, ist ja nicht falsch. Und eine mögliche Erklärung ist der DKE.
> "...Auf nichts. Es ist keine These, sondern eine Behauptung..."
> Eine These ist eine Behauptung: https://studienretter.de/these/
Fr, 8. Dezember 2023, Ralf Hersel
Hinweis: das ist ein Meinungsartikel.
Obwohl ich keine Statistiken oder belastbare Daten habe, behaupte ich, dass eine Anzahl von Linux-Einsteiger:innen nach einer gewissen Zeit zu ihrem vorherigen Betriebssystem (MS Windows, MacOS) zurückkehren. Welche Gründe stecken hinter dieser Abkehr, bzw. Rückkehr?
Hallo Ralf
ich verhindere mit dem Ablauf schon das Installieren (meisten) von Linux
Frage: welche Software wird gebraucht, und läuft unter Linux?
Kannst du das selber Händeln?
Hast du jemanden der in 2-5min da ist und dir bei Problemen sofort hilft? (ich nicht)
da ist dann meistens Schluss mit Linux
Ich selber installiere nur Debian XFCE4, die schönen anderen Oberflächen Gnome KDE usw nicht
Warum: Debian ist „ruhig“ nicht ständig „Aktualisieren“, Dann: “was ist da los?“, Anruf wegen nix
Das kann so oder so gemacht werden, persönliche Geschmacksache
Ich selber sehe Linux NUR aus Anwendersicht, so teste ich es. da muss es einfach nur ruhig funktionieren.
Ohne dem Anwender zu zeigen:
Anfänger/in Befehle:
installieren im Terminal:
sudo snap
dann noch den 3-Satz ./configure make make install (mit su vorneweg) = was ist su? usw Netzwerke einrichten? für Anfänger/in? oder Schnellumsteiger/in? nö!
Gruß Gast Frohes Fest guten Rutsch und bleibt mit Familie gesund
PS: bei mir steht bald die 8 vor der 0, also mache ich das schon länger :--)
Eine Anzahl. Aufgrund des Plurals mindestens zwei, sicherlich mehr. Die Aussage ist wahrscheinlich richtig.
Außerhalb der westlichen Welt, also der die viele für die ganze Welt halten, findet übrigens eine Abkehr von Microsoft und Apple statt. Das China und Rußland bie der EDV nicht von den USA abhängen wollen überrascht ja nicht. Die Abkehr ist aber nicht auf diese Staaten beschränkt.
Ich kann nur meine persönlichen Erfahrungen wiedergeben: Bei Windows las ich viel über Probleme mit dem Betriebssystem aus Redmond, hatte aber nie welche. Wirklich nicht. Und ich habe von Win95 bis Win10 fast alle kennengelernt. Bei Linux war es so: Gerade als Anfänger brachten mich diverse Distributionen schon bei der Installation zur Verzweiflung, weil sie aus unerfindlichen Gründen scheiterten. Und im Betrieb wurde man gelegentlich vor größere Probleme gestellt, die man erst nach etlichen Tagen oder gar Wochen lösen konnte. Wenn etwa nach einem Kernelupdate die Internetverbindung komplett weg ist, steht man als Linux-Novize da wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg. Es ist nicht jedem gegeben, diesbezüglich Durchhaltewillen an den Tag zu legen - vor allem wenn mit Windows ein User-freundlicheres Betriebssystem existiert. Wenn die Linux-Gemeinde ab und an weniger von oben herab Ratschläge erteilen würde, wäre das sicherlich ebenfalls hilfreich. Um nicht missverstanden zu werden: Heute arbeite ich nur noch mit Linux-Mint bzw. Debian, allerdings hat es lange gedauert, bis ich mich von Windows endgültig verabschiedete. Gründe: Sicherheit & Datenschutz. Mehrere Frusterlebnisse führten mich zwischendurch immer mal wieder zu Microsoft zurück. Und wenn es allein nach der vielbeschworenen Usability ginge, würde ich offen gesagt auch lieber mit Windows arbeiten.
Hier ein Zurückwechsler.
Ich will mein Audiosetup unter Linux auch so einfach hinbekommen.
2 Soundkarten, 1 Paar Monitorboxen, DT 880 Kopfhörer, ein Mikrofon, virtuelle Kabel. Das ganze in Zusammenarbeit mit Voicemeter und gesteuert über einen Korg Nanokontrol (Midi).
Es geht mit Sicherheit auch irgendwie unter Linux, aber dafür habe ich weder Zeit und Lust. Schon die Frage Pulse, Jack oder Pipewire nervt mich.
Ich will mit meinem Computer was machen und nicht 2 Tage nach Lösungen für Probleme suchen die unter Windows einfach lösbar sind.
Pulsemeter geht schon in die richtige Richtung.
Drucker, Scanner alles funktioniert.. Aber sowas nicht.
Daher warte ich noch ein halbes Jahr. dann versuche ich es wieder oder Wechsel auf Windows 11
Wie lange hast du unter Windows gebraucht? Und die entscheidende Frage: Wie lange hast du vorher mit Windows Erfahrung gesammelt?
Ein OS ist ein OS und das verwaltet sich nicht so einfach im Vorbeigehen.
Ich verstehe, dass du keinen Bock hast, dich damit auseinanderzusetzen. Aber am OS liegt es nicht.
Kleine Anekdote: Wenn ich an einem Mac sitze, frage ich mich, komm ich mir vor wie ein Anfänger und frage mich wer zur Hölle mit der Konfiguration klar kommen kann. Aber das liegt nicht dran das OSX, so schlecht wäre, sondern an mir, weil ich Null Erfahrung damit habe.
Es gibt viel bessere Gründe, um zu Windows zurückzukehren. Wenn alle Leute, mit denen man kollaborieren muss MS-Office benutzen und man solche Dateien auch erzeugen muss, dann ist man schnell der Meinung, dass ohne Windows nix geht. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mit Open Office bzw. Libre Office alle meine beruflichen Bedürfnisse befriedigen kann und bin dann zu Linux umgestiegen und konnte dort genau das Gleiche mit Open Office bzw. Libre Office machen, was ich vorher getan habe. Das können aber nicht alle Umstiegswilligen genauso leicht tun, wenn eine spezifische Software fehlt, die es nur für Apfeljünger oder kleinweiche Fenster-Nutzer gibt.
Ich sehe das Problem nicht. Sollen sie eben zurückwechseln, wenn sie nicht klarkommen.
In der Regel geht es einfach darum sich in was Neues einzuarbeiten, es gibt wirklich für jedes Problem genügend Hilfe im Netz. Wer darauf keine Lust hat oder nicht klarkommt, muss ja nicht wechseln. Ich habe jedenfalls meinen missionarischen Eifer schon vor vielen Jahren abgelegt.
Ich habe mal in einem Linux Forum diesen sinnigen Spruch gelesen: "Die wenigsten scheitern bei der Linux Nutzung, die meisten geben auf"
Herrlicher Beitrag. Trifft eigentlich auf alle Lebenslagen zu. Ich selbst habe diese Phasen durchlebt als ich vor über 10 Jahren mit Linux begonnen habe. Bin mehrfach zu Win und dann zu Mac zurückgekehrt. Dann habe ich mir das Zitat von Benjamin Franklin zu Herzen genommen und mich für die Freiheit, somit für Linux ohne "wenn und aber" entschieden. Ich habe mit "digitalem" gekämpft und viele Stunden in Betriebssysteme und Distros investiert. Und gewonnen! Heute bin ich nunmehr seit ca. 4 Jahren ausschließlich glücklicher und zufriedener Linux Nutzer.
Die Zeit und die Lust muss man aber auch haben. Für die meisten ist ein Betriebssystem nur ein Werkzeug, um ihre Programme nutzen zu können, viele verdienen damit auch Geld, da zählt jede Minute. Es soll "out of the box" funktionieren, ohne noch lange herum basteln zu müssen. Und niemand will z.B. halber Automechaniker sein, um mit dem Auto von hier nach da fahren zu können.
Ich halte die Argumentation im Zusammenhang mit Dunning-Kruger für extrem problematisch. Der Kontext ist ein völlig anderer. Wenn jemand das Betriebssystem wechseln möchte, hat er/sie dafür typischerweise einen Blumenstrauß von Gründen. Die Selbsteinschätzung der Person als viel kompetenter, als sie eigentlich ist, würde ich hier i.d.R. bestreiten. Denn dann würde sie auf dem "Mount Stupid" feiern und den alten PC/Mac direkt verschrotten und sich danach die Haare raufen. Statt dessen beginnt die Reise oft direkt im Tal der Verzweiflung und ein angemessener Fortschritt ist nicht erkennbar oder aber die Erkenntnis, dass Linux oft sehr viele gewohnte Funktionen schlechter/unkomfortabler bewältigt, reift heran (das wäre in diesem Bild dann der "Weg zur Erleuchtung" und endet in der in diesem Fall logischen Konsequenz, dass der Umstieg kein sinnvolles Szenario ist.
Transparenzhinweis: Ich bin auch ein Zurückwechsler. Habe vor 15 Jahren von Windows zu Mac gewechselt. Es war völlig problemlos und ich habe es nie bereut. Den Wechsel zu Linux fände ich insg. sehr sinnvoll, aber ich habe in 3 Wechselversuchen immer wieder so viele Nachteile für meine persönlichen Anforderungen erlebt, dass ich immer wieder beim Mac gelandet bin.
> @Falk:
> "...Ich halte die Argumentation im Zusammenhang mit Dunning-Kruger für extrem problematisch. Der Kontext ist ein völlig anderer. Wenn jemand das Betriebssystem wechseln möchte, hat er/sie dafür typischerweise einen Blumenstrauß von Gründen..."
> Ich stimme Dir voll und ganz zu! Dein Argument gilt übrigens nicht nur für Linux. Ich kenne Leute, welche unter Windows die unsinnigsten Sachen gemacht haben und dann selbstgefällig vob "Windoof" sprechen.
Warum Windows- oder Mac-Wechselwillige ggfs. zu ihren Ursprungs-Betriebssystem zurückkehren?
Dieses sollte nichts mit dem OS zu tun haben. Der Standard-User möchte Dinge erledigen und hat bestimmte Erwartungen wie dieses geschehen soll - Betriebssysteme interessieren ihm primär nicht! Auch haben die wenigsten Wechselwilligen Lust darauf sich gleich am Anfang ihrer neuen "Linux-Karriere" auf Diskussionen wie gut freie Software ist und das die anderen Systeme kapitalistische Goldkäfige sind einzulassen.
Sie sind in der Regel damit überfordert welche Distro es denn nun sein soll und welche Oberfläche, die ihrige werden soll (bisherige Windows-User mit klassischer Maussteuerung werden sich wohl in KDE schnell eingewöhnen, bisherige Mac-User könnten Gnome etwas abgewinnen, wenn die gewählte Distro entsprechende Extensions bereits integriert hat). Auch hilft meistens schon der Tipp, dass ein Ausflug in das Linux-Universum auf jedem Fall von einem "Anfänger" nicht mit der allerneuesten Hardware gestartet werden sollte, da es immer ein klein wenig dauert bis die Treiber der neuen HW im Kernel verfügbar sind.
Und dann sollte im Idealfall noch ein(e) Freund(in) vorhanden sein, der/die weiß wo die benötigte Software zu haben ist und wie diese aufs System kommt. Das ist mehr als die halbe Miete, um wirklich auf Linux anzukommen und auch zu bleiben. Häufig sind diese Tipps in einer unendlichen Anzahl von Hinweise, die es in ebenfalls unendlichen Foren gibt, untergegangen und eine echte Hilfestellung eben nicht gegeben (für viele ist es eben auch abschreckend eine Konsole aufzurufen und dort mit "root"-Rechten Kommandos einzugeben) und dann ist es nachvollziehbar, das so einige User wieder auf gewohnte Pfade zurückkehren.
Viele Grüße von einem Debian, Mac- und Windows-User, der alle Systeme anwendungsbezogen und mit jeweiliger Begeisterung nutzt und häufig nur den Kopf schüttelt, warum in der Linux-Community häufig jeder Schritt politisch oder wie in diesem Artikel geschehen wissenschaftlich erläutert werden muss. Für mich ist Linux Freude, habt Spass und gönnt Usern anderer Plattformen ebenfalls ihren Spass bzw. Erfolg. Ich mache und lebe es so vor und dieses schon länger, als es Linux gibt.
DKE hin oder her und wer zu irgendeinem OS zurückkehren will, der kann, darf und soll das machen wie er will. Sehr viel problematischer finde ich, dass weit über 90% aller neu beschafften PC/Laptop mit vorinstallierten Windows 11 von Microsoft verkauft werden. Und es hinterfragt kein einziger Otto-Normal-Käufer, die halten das fast alle für vollkommen normal! Warum eigentlich?
Dann hat man - ähnlich wie bei einem Samsung oder Xioami-Smartphone - unter Windows bereits einige "unbestellte / ungefragte" Apps-/Icons vorinstalliert: Amazon, TikTok, Spotify. Die Bevormundung geht inzwischen sogar soweit, das getätigte Systemeinstellungen bei einem der nächsten Updates durch Microsoft einfach ohne Benachrichtigung zurückgestellt werden. Und obwohl wir einen §202a StGb haben, wird dem Benutzer, von Seiten von Microsoft aus, die Datenspionage als vollkommen harmlose "Telemetriedaten" zur "Verbesserung des Benutzererlebnis" verkauft. Hier hatte mal jemand den Standard-Full-Mode (bei jedem vorinstallierten Windows) getestet und kam auf insgesamt ca. 15.000 Daten die übermittelt werden - von einem (1) einzigen PC! https://www.toms-world.org/blog/microsoft-2/windows-10-diagnostic-data/ Das Problem: Datendiebstahl ist unsichtbar, geräuschlos, riecht nicht und man fühlt rein gar nichts.
> Sicherheit und Freiheit schliessen sich auf einer gesellschaftlichen und politischen Ebene gegenseitig aus.
Halte ich für völlig falsch – was als „Sicherheit“ verkauft wird, ist meist Totalitarismus/Überwachung, hat mit Sicherheit aber nichts/wenig zu tun.
Meine Frage wäre, wenn jemand Linux ausprobiert hat und es ihm nicht gefällt, muss er dann trotzdem bei Linux bleiben?!
Viele Menschen probieren aus Neugier auch mal ein Linux. Meist scheinbar durch Empfehlungen, die gehört haben das Linux viiiiiiieeeeeeel besser als Windows oder Apple ist. Sie probieren es aus und stellen fest das das es ihnen nicht zuspricht und gehen. Soweit so normal.
Was ist aber ein Problem. Es gibt Menschen die darin ein Problem sehen, wenn andere Menschen ihr System nicht annehmen, ebenso wenig wie ihre Ideologie. Da stellen sie dann verschiedene Theorien auf und meist erklären sie andere einfach für Dumm. Man hat sich einfach nicht genug Mühe gegeben. Tatsächliche Probleme werden aber auch nicht anerkannt. Es fehlt eine Software? Du hast bloß nicht genug Alternativen ausprobiert! Alles kannst du mit LibreOffice erledigen! Du braucht CAD?! Nimm LibreOffice Draw! Geht genauso!!
Und solange das so ist, wird es auch Zurückwechsler geben. Der Linux-Jünger muss sich nur damit abfinden.
Abbc
> "...Der Linux-Jünger muss sich nur damit abfinden..."
> Eigentlich muß er sich nur damit abfinden, wenn er Open-Source nicht richtig verstanden hat, also kein echter "Linux-Jünger" ist. Linux muß nämlich nicht unbedingt von immer mehr Leuten verwendet werden, weil der Kernel nicht kommerziell ist.
"Freiheit und Selbstbestimmung". Es ist vielleicht gut, sich zu erinnern, dass diese beiden zwar wesentlich größer sind, wenn Linux verwendet wird. Aber Unfreiheit und Fremdbestimmung existieren auch unter Linux und auf einer individuellen Betrachtungsebene kann der Unterschied unter Umständen nicht positiv ins Gewicht fallen. Wenn meine Desktopumgebung (I'm looking at you, Gnome), plötzlich Features weglässt, die mir lieb und wert sind, dann muss ich hoffen, dass irgendjemand anderes die Plugins nachrüstet oder diese Plugins selber progammieren. Ich bin also auch ein Stück weit von der Willkür der Open-Source Programmierer abhängig. Es ist nicht realistisch zu glauben, jeder hätte die Zeit, die Fähigkeiten oder das Interesse selbst auf professionellem Niveau zu programmieren. Wenn ich z.B. ein freies Notizenprogramm verwende und dieses wird eingestellt und läuft dann irgendwann nicht mehr oder die Bugs werden unerträglich, dann habe ich durchaus ein dem Vendor-Lock-In bei kommerziellen Programmen ähnliches Problem. Natürlich kann ich die Daten in ein anderes Programm exportieren, aber in der Regel geht das wegen der Formatinkompatibiltäten und unterschiedlichen Leistungsprofilen von Programmen nicht verlustfrei. Ich könnte auch das eingestellte Programm forken und selbst Hand anlegen. Das ist aber, wie gesagt, in Wahrheit selten eine realistische Option. Der greifbare Vorteil der GPL ist also auf technische Insiderkreise beschränkt. Für alle anderen ist der eigentliche Vorteil “free as beer”. Wenn ich mir es leisten kann und die freie Software nicht konkurrenzfähig ist, was Dinge wie Features, Komfort und Lernkurve betrifft (je nachdem, kann eines davon den Ausschlag bilden), dann ist die Versuchung groß, auf proprietäre Software zurückzugreifen. Für den individuellen Nutzer ist das eine rationale Entscheidung. Dass deren Hersteller dazu neigen, ihre Marktmacht zu missbrauchen, ist ein verbreitetes Phänomen, das nicht auf Software beschränkt ist. Dafür sind nicht-technische politische Prozesse notwendig, welche diese Macht beschränken. Zu den Mitteln, dieses Missbrauchspotential zu begrenzen, gehört auch die Existenz von freier Software und ihrer Community. Insofern spielt sie für "Freiheit und Selbstbestimmung" in gesellschaftlicher Perspektive durchaus eine wichtige Rolle. Ob sie proprietäre Software grundsätzlich ersetzen kann, ist damit aber noch nicht gesagt. Das halte ich druchaus für eine offene Frage.
Ich sehe die Sache so: Viele Leute erwarten, dass Linux genauso zu funktionieren hat, wie Windows (komischerweise wird dies aber von MacOS nicht erwartet). Und diese Leute müssen dann feststellen, dass Linux doch so ganz anders ist, als ihr heissgeliebtes Windows und kehren dann wieder enttäuscht zurück. Eine Folge von einer überzogenen Erwartungshaltung und auch von der Tatsache, dass viele Menschen sich nicht vorher eingehender mit Linux beschäftigen und sich informieren und auch keinen "langen Atem" haben, das kommt auch noch hinzu. Mann kann nicht Äpfel mit Orangen vergleichen. Windows ist Windows - und Linux ist Linux.
Daran ist eigentlich nichts komisch. Als ich vor über 23 Jahren das erste mal mit Linux in Berührung gekommen bin, habe ich auch sehr schnell mitbekommen das Windows der Hauptfeind war, das wurde bekämpft und sehr oft und sehr start wurde Behauptet das Linux dem Windows überlegen ist. 23 Jahre wo ich nun die Linux und seine Open Source Geschichte mehr oder weniger verfolge, heißt es immer Linux ist besser als Windows. Du musst einfach mal auf Heise-Artikel gehen, wenn es mal wieder Windows-Artikel gibt, wo dir gefühlt drölf Bazillionen von Linux-Fans erklären wie Dumm die Windows Nutzer sind und das sie doch das dem Windows überlegene Linux wechseln sollten.
Wenn man die Merkmale einer Ideologie anschaut, dann merkt man das Ideologie ein Feinbild braucht. Und wäre es nicht Microsoft, dann Apple, oder IBM, Oracle, Du selbst usw. Ich wundere mich als kein Bisschen, das soviele Linux mit Windows vergleichen. Hausgemachtes Problem. Ganz Einfach.
Ich finde Linux seit Jahren interessant Das hat mit Redhat 5.3 begonnen. Ich habe so viel ausprobiert und installiert, Suse, debian, Ubuntu, Yellow Dog, Solus, Alma Linux, Arch und Alpine Linux und noch einige mehr. Alle haben ihre vor und Nachteile. Es ist heute kein großes Problem mehr sie einzurichten. Wenn jemand nur ein solides System mit Browser, Mail, Office, vpn, Kalender usw will ist er bei Linux genau richtig. Meine Frau nutzt meinen alten Laptop ohne jede Emotion und will nichts anderes.
Ich hingegen mag auch gerne mal eine neue Fotosoftware wie dxo, eine coole notizenapp wie bear, Haushaltsbuch wie Moneystats, einen schicken Kalender wie Fantastical, Em-Client oder Postbox für die mails.CCC zur Datensicherung. USW
Ausserdem möchte ich meinen Desktop scalieren können wie ich will und nicht 100 oder 200%. Wayland oder x11 ist mir total egal. Es ist auch schön wenn die Anmeldung optisch zum Desktop passt und alles aufeinander abgestimmt ist. Sprich ein Designer der das System schick macht und mich mit neuen Ideen überrascht.
Es gibt für mich viele Gründe mal eine Zeitlang Linux zu nutzen aber ebend auch die anderen Betriebssysteme. Linux nervt nicht mit seinen Updates, Linux läuft stabil und ich habe eine große Auswahl an Distributionen. Letztendlich haben aber alle die selbe Software, die gleichen Desktops und die gleichen vor und Nachteile. Windows hat für mich von allen das beste Bild. Ich meine ich kann dort immer am längsten arbeiten ohne zu ermüden. Es ist klar und scharf egal wie stark ich skaliere. MacOS ist cool und überrascht weil es vieles anders macht. Mal ist es gut und mal nicht. Stabiel laufen die beiden auch.
Das mit dem ermüdungsfreiem Arbeiten unter Linux kann ich nicht nachvollziehen. Du kannst so gut wie jeden DE, ob GNOME, KDE, XFCE4, ...so konfigurieren, dass du ermüdungsfrei damit arbeiten kannst. Was ist ergonomisch an Mac oder Windows Kisten besser/richtiger konfiguriert, wie an einer Linux Kiste? Das kann ich nicht nach vollziehen. Klar gibt es einiges was man falsch machen könnte, aber standard mäßig kommen die meisten relativ ruhig und ausgeglichen daher. Der Arbeitsflow ist auch bei keinem so schlecht, als das dies ergonomisch bedenklich wäre. Klar hängt das Outfit davon ab, ob ein flippiger Teenie oder eben ein Büroalltag dem stand halten muss. Das hast du unter Windows oder Mac aber auch.
Das kann auch nicht jeder nachvollziehen. Ich arbeite seit ca 25 Jahren am PC. Genauer in der Buchhaltung. Ich muss also sehr genau hinsehen. Hier gab es bisher nur Windows. Monitore wo andere sagen alles supi kann ich einige nicht ertragen. Ich habe bei denen das Gefühl als die Schrift verschwimmt. Als schaut man durchgehend durch einen Nebel.
Ich gewöhne mich erst nach längerer Zeit an einen neuen Bildschirm an manche gar nicht. Es ist für mich auch ein riesen Unterschied ob ich texte mit Chrome oder firefox lese. Firefox hat für mich einfach das bessere Schriftbild und Safarie geht gar nicht.
Viele schwärmen von der super hohen Auflösung am Mac. Ich fand das Bild auf dem Macbook Air Anfangs wirklich schrecklich. Und nun kommen wir zu Linux. Wenn ich auf meinem 27 Zoll 4k Monitor Linux anzeige, finde ich bei Gnome das beste Bild. Hier kann ich aber nur 100% oder 200% scalieren. Wayland ist auf den wenigsten Distros voll umgesetzt und ich finde bei X11 ist das Bild auch klarer. Natürlich spielt der Desktop und seine Farben auch eine Rolle. Wie kontrastreich die Farben aufeinander abgestimmt sind und auch wie die Icons in der Scalierung aussehen. Selbst die Fensterdeko bei den einzelnen Programmen erscheinen bei dem einen Desktop scharf und bei dem anderen eben nicht. Und das macht es für mich so schwer. Meine letzte Distro war AlpineLinux mit Plasma Desktop. Hier wurde Wayland zum teil recht gut umgesetzt aber nicht durchgängig. Plasma bietet die Möglichkeit gute Themes zu installieren und auch der Anmeldmanager kann abgestimmt werden. Bei der Scalierung von 175 % wirkte alles aber ein bisschen unscharf. Natürlich noch ganz ok aber reicht an Windows nicht ran. Der Workflow ist meiner Meinung nach bei Linux besser als auf dem Mac. Im Gegensatz zu Windows aber zu inkonsistent. Dafür kann man das bei Linux individueller auf sich einstellen und hier kann es sein das es für mich zu viel des Guten ist. So richtig gut war der Linux-Desktop in meinen Erinnerung früher bei Suse und heute noch bei Solus vorkonfiguriert. Bei allen anderen nicht. Und ja ich kann viel falsch machen. Ich erinnere mich noch gut, als ich im Urlaub auf dem Boot wieder meinem Laptop optimieren wollte und Solus anschließend nicht mehr mit Desktop starten wollte. Zum Glück kann man bei Linux alles wieder über die Komandozeile herstellen. Aber es dauerte doch wieder eine gewisse Zeit, an der man an der Kiste rumbastelt. Es macht mir ja Spaß aber eben auch nicht immer. Hier sind die Möglichkeiten manchmal zu verlockend.
Ich glaube, es würde allen schon damit geholfen sein, den Gedanken des "Wechselns" abzulegen und Linux, Windows, MacOS etc. nur als EINES von MEHREREN Werkzeugen im eigenen Werkzeugkasten zu haben. Klar, ich kann mit einem Hammer auch ein Brett einkürzen, indem ich es kurz und klein kloppe. Ich kann aber auch zur Säge greifen, mit der es einfacher geht. Andersherum werde ich zum Hammer und Nagel greifen, wenn ich zwei Bretter miteinander verbinden möchte. Oder ich nehme vielleicht den Schraubendreher und ein paar Schrauben zur Hand.
Anders sehe ich es nicht bei der Wahl des OS. Ich für meinen Teil habe jahrzehntelang Windows gerne, erfolgreich und so gut es möglich war -selbstbestimmt- als mein einziges OS verwendet. Seit knapp 1 1/2 Jahren bin ich zu Linux geschwenkt. In dem Fall waren meine persönlichen Gründe, dass ich mich nicht mehr mit dem Gebaren von MS abfinden konnte. Ich arbeite hauptberuflich als M365-Admin eines Unternehmens und sehe jeden Tag, wie aggressiv offensiv Windows bzw. M365 die Überwachung und Gängelung seiner AnwenderInnen vorantreibt. Die Tatsache, dass mein privates Equipment nicht Win 11 fähig war, war der letze Impuls den ich brauchte, mich mehr in Richtung Linux zu orientieren.
Den Wechsel habe ich nicht bereut. Im Gegenteil - ich geniesse die Freiheit und Vielfalt, die sich mir unter Linux bietet. Neue Herausforderungen und "Probleme", denen ich als Linuxanwender begegne, sehe ich als Chance, etwas zu lernen, auch wenn es auf Anhieb nicht immer funktioniert. Aber so war ich schon immer gestrickt. Schon zu Windowszeiten habe ich die Programme nach meinem Workflow ausgesucht und nicht versucht, meinen Workflow sklavisch an einige wenige Programme anzupassen. Ich glaube, das ist eine der großen Hürden, warum es manche wieder aufgeben, die es mit einem neuen OS versuchen.
Auf der anderen Seite sehe ich auch kein Problem darin, ein Windows einzusetzen, wenn ich mein Ziel mit Linux nicht oder nur mit sehr großem Aufwand erreichen kann. Ich bin ein begeisterter Spieler von PC-Spielen. Der Löwenanteil der Spiele lässt sich relativ einfach bis sehr einfach auch auf Linux spielen. Aber manche Spiele verweigern wg. z.B. direkt in den Kernel eingreifenden DRM- oder Anti-Cheat-Methoden oder eigenen Launchern ihren Dienst auf Linux. Also greife ich für diesen Spezialfall auf ein Windows zurück. Oder wenn ich nebenberuflich von einem Geschäftspartner ein Indesign-Dokument zur Aufarbeitung bekomme, was unter MacOS mit 3rd Party AddOns viel effizienter und schneller umzusetzen ist.
Ich kann mit dieser Strategie gut leben. Linux und Computer im Allgemeinen bedeuten für mich "Vielfalt". Wäre es daher nicht paradox die vorhandene Vielfalt zu negieren und alle Aufgaben nur mit dem Hammer zu erledigen? Just my two cents ...