Audacity: Welches Paket funktioniert?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 1 Kommentar

Was tun, wenn Audacity unter Wayland Probleme macht?

audacity: welches paket funktioniert?

Zugegeben, dieser Artikel ist ein wenig speziell. Er richtet sich an Arch/Endeavour/Manjaro-Anwender:innen, die Audacity als Audio-Editor verwenden. Und ausserdem geht es um ein Problem, dass ausser mir, vermutlich nur wenige haben. Audacity ist die Anwendung, wenn es um semiprofessionelle Audio-Bearbeitung geht, zum Beispiel beim Abmischen von Podcasts.

Audacity 3.25 wird in vielen Paket-Formaten angeboten: nativ, Flatpak, Snap, AppImage. Seit jeher (insbesondere seit den Wayland Zeiten) musste ich ausprobieren, welches Paket tatsächlich funktioniert. Nachdem ich in der letzten Woche auf einem Rechner Manjaro/GNOME mehrmals neu installieren musste, hatte ich mit Audacity Probleme.

Doch vielleicht hilft dieser Artikel auch bei anderen Distros unter denen Audacity-Pakete Probleme machen.

Beim nativen Arch-Paket funktionierte die Time Indicator Line nicht. Das ist die vertikale Linie, die beim Abspielen von Spuren mitlaufen sollte. Diese Funktion ist essenziell für das Bedienen von Audacity; ohne die Linie, weiss man nicht wo man ist. Im Screenshot sieht man die Linie, die sich bei der nativen Installation nicht kontinuierlich bewegt.

Beim Flatpak-Paket sieht es noch schlimmer aus, weil es direkt nach dem Start abstürzt:

Was bei mir unter Manjaro funktionierte, war das AppImage von Audacity. Daran gibt es nichts zu meckern:

Doch eigentlich möchte mein kein AppImage haben, weil es sich nicht sauber in das System integriert und über keinen Update-Mechanismus verfügt. Verbessern kann man die Situation durch die Verwendung des Programms AppImageLauncher.

Damit kann man nach einem Rechtsklick auf die AppImage-Datei, diese mit AppImageLauncher konfigurieren. Dadurch wird das AppImage in ein beliebiges Verzeichnis verschoben. Vorgeschlagen wird ~/Applications. Ausserdem wird eine Desktop-Datei für das Starten der Anwendung erzeugt und in ~/.local/share/applications/ abgelegt. Dann kann man auf das Starter-Icon der Anwendung klicken und erhält diese Optionen:

Lasst euch nicht von den beiden Startern (Audacity, Audacity(1)) irritieren; die Linke ist die native Installation und die Rechte ist das AppImage. Wie ihr seht, kann man das AppImage löschen und aktualisieren.

Aber unsere Anforderung ist, dass alle Paketformate funktionieren. Beim Flatpak gehe ich davon aus, dass es sich um einen Bug handelt, der bald verschwinden wird. Der nicht laufende Zeitstrich beim nativen Paket ist auf eine Wayland-Unverträglichkeit zurückzuführen. Audacity ist ein alter und komplizierter Hund, der nicht so einfach an neue Konzepte anpassbar ist.

Wie so oft ist die Lösung für das native Arch-Paket nur eine Config-Zeile entfernt. Schaut man in die Datei /usr/share/applications/audacity.desktop hinein, sieht man folgende Seltsamkeit:

Exec=env UBUNTU_MENUPROXY=0 audacity %F

Was hat UBUNTU_MENUPROXY=0 in einem Arch-Paket zu suchen? Eigentlich sollte ein audacity %F ausreichen. Doch damit negiert man, dass Audacity sich an Wayland verschluckt. Der korrekte Eintrag heisst daher:

Exec=env GDK_BACKEND=x11 audacity %F

Damit gaukelt ihr Audacity ein X11 vor. Nach dieser Änderung funktioniert das native Audacity-Paket einwandfrei, sprich, die Zeitlinie läuft, wie sie sollte.

Quelle: Ralfs Gefrickel

Tags

Audacity, Pakete, Arch, Manjaro, Wayland

zebolon
Geschrieben von zebolon am 17. April 2023 um 21:38

Also in Mabox (Manjaro) funktioniert Audacity (community/audacity 1:3.2.5-2) ohne Probleme. Die Time Indicator Linie wird korrekt angezeigt.