Um es vorwegzunehmen: Für mich ist BookLore kein Ersatz für Calibre, die Eier legende Wollmilchsau unter den E-Book-Verwaltungsprogrammen. Habe ich ein Buch (DRM-frei) gekauft, muss es erst mal mit Calibre entrümpelt und teils auch „repariert“ werden. Dennoch kommt BookLore neuerdings bei mir zum Einsatz. Es glänzt vor allem da, wo es mit Calibre schwierig wird.
Was ist BookLore?
BookLore ist eine selbst-gehostete Web-Anwendung, um die eigene E-Book-Sammlung zu organisieren und zu verwalten. Das Projekt ist noch jung; die erste offizielle Version scheint vom März 2025 zu sein. Mittlerweile (Ende Oktober 2025) ist BookLore bei Version 1.10.0 angekommen, was auf eine rasante Entwicklung schließen lässt. Der Funktionsumfang ist bereits beachtlich. Auszugsweise:
- Organisation des Buchbestands mit benutzerdefinierten Regalen, smarten Sortierfunktionen und Filtern
- Multi-User fähig
- Kobo-Integration: Synchronisieren der Bibliothek (oder Teilen davon) mit Kobo-Geräten inklusive Konvertierung von EPUB nach KEPUB
- „Magic Shelves“: Erstellen von dynamischen Regalen nach selbst definierten Regeln
- OPDS Support: Verbinden von Apps mit der Bibliothek zum drahtlosen Herunterladen
- KOReader Sync: Synchronisieren des Lesefortschritts mit KOReader
- Integrierte Lesesoftware für PDFs, EPUBs und Comics
Die ganze Featureliste kann der Projektseite entnommen werden, ich habe hier ein paar Funktionen, die ich selbst nicht nutze, unter den Tisch fallen lassen, etwa das Abrufen von Metadaten von großen Anbietern wie Amazon oder Google.
Implementiert ist BookLore übrigens vornehmlich in Java (Spring Boot) und nutzt für das Frontend Angular. BookLore legt die Buchdateien im Filesystem strukturiert ab, nutzt jedoch zusätzlich MariaDB für User- und Metadaten. Das klingt zwar schwergewichtig, tatsächlich läuft die Anwendung auf einem Raspberry Pi 4 oder 5 mit 4 GB RAM sehr gut.
Installation
Auf eine detaillierte Installationsanleitung verzichte ich an dieser Stelle einmal – kann dies aber gerne nachreichen, falls das Interesse groß ist. Die Installation ist allerdings dank Docker auch schnell gemacht. Da ich selbst Docker nicht so mag, habe ich das Ganze als (rootless) „Pod“ (Podman Quadlets) installiert.
Ich habe dann noch am Router eine entsprechende Portweiterleitung eingerichtet und den Webserver Caddy als Reverse Proxy dazwischen geschaltet, sodass auch von unterwegs, etwa im Urlaub, jederzeit auf die Familienbibliothek zugegriffen werden kann.

So präsentiert sich BookLore. Es gibt umfangreiche Sortier- und Filterfunktionen
Einsatzszenario
Wie oben kurz erwähnt, setze ich nach wie vor auf Calibre zum Erfassen von E-Books. BookLore bekommt dann das fertige E-Book samt aller Metadaten, weswegen ich auch auf das Abrufen der solchen aus externen Quellen verzichte. Der Import zeigte insofern noch ein paar Ecken und Kanten, als dass manche Metadaten wie die ISBN-Nummer oder gar benutzerdefinierte wie die Seitenzahlen – erstellt durch das Calibre-Plugin Count Pages – nicht erkannt wurden. Doch entsprechende Verbesserungen sind schon auf den Weg gebracht.
Der große Mehrwert von BookLore (gegenüber etwa des Calibre Webservers) ist die Multiuserfähigkeit. Jedes Familienmitglied kann seine eigenen Lesefortschritte (und damit auch Statistiken, die BookLore auch bietet!) erfassen. Jeder kann selbst entscheiden, ob und welche Bücher mit dem eigenen Kobo-Gerät synchronisiert werden sollen oder ob mit dem KOReader der Lesefortschritt ausgetauscht werden soll.

Buchdetails, u.a. mit synchonisierter KOReader-Leseposition
Problemchen
Wie erwähnt handelt es sich bei BookLore um ein noch junges Projekt. Die Entwicklung schreitet schnell voran – vielleicht sogar etwas zu schnell. Updates erscheinen beinahe im Wochenrhythmus und enthalten durchaus einige Bugs. Hier könnte also etwas eingehender getestet werden bzw. die Community durch Betatesting o.ä. mehr einbezogen werden. Ein Beispiel ist die persönliche Bücherbewertung. Zum einen scheint es die Berechtigung "Manage Metadata" dafür zu brauchen. Zum anderen tauchen die Bewertungssterne von User A bei User B ebenfalls auf, welcher diese dann nur löschen oder überschreiben kann. Beides scheint mir wenig sinnvoll zu sein. Vermutlich wird aber auch das schnell behoben werden.
Fazit
BookLore ist ein spannendes Projekt, das frischen Wind in die Bücherverwaltung bringt. Die Familie kann über BookLore komfortabel auf die Bibliothek zugreifen und jeder seinen eigenen Leseverlauf tracken. Als alleinige Verwaltungssoftware taugt es für mich aufgrund fehlender EPUB-Bearbeitungsmöglichkeiten jedoch nicht. Der Workflow Buch kaufen → in Calibre bearbeiten → durch BookLore verfügbar machen ist für mich hingegen ok.
Quellen:
- Titelbild: Farblich angepasstes Projektlogo
- BookLore auf Github: https://github.com/booklore-app

Etwas Offtopic. Die deklarative Containerverwaltung durch "Podman Quadlet" mit Hilfe von systemd kannte ich jetzt noch nicht. https://www.geeksforgeeks.org/devops/podman-quadlet-for-container-management/
sieht schon mal sehr interessant aus! Kann man aktuell schon Geräte empfehlen die damit aber auch mit zB. Onleihe kompatibel sind? Wir haben noch einen der ersten Kindle und dieser macht langsam schlapp..
Vielen Dank für den Artikel !!!
Da würde ich dir am ehesten ein PocketBook-Gerät empfehlen. Darauf könntest du dann den KOReader installieren und für DRM-freie E-Books, in Verbindung mit BookLore, verwenden und für die Onleihe-Bücher die pocketbookeigene Lesesoftware.
Vielen Dank für Deinen guten Artikel und den schönen Einblick. Das ist sicher einen näheren Blick wert. Es kommt mal auf meine Weihnachtsfeiertagslist für Dinge, die ich ausprobieren will. Könntest Du vielleicht auch noch einen Artikel verfassen über Deinen Workflow? Besonders interessieren würde mich, was Du bei den eBooks so bearbeitest und wie Du das genau machst.
Mal sehen, ob ich da hinreichend "Stoff" für einen Artikel finde, nehme das jedenfalls gerne als "Artikelwunsch" auf. Danke!
Nur interessehalber, was reparierst du bei deinen gekauften eBooks und wo kaufts du DRM-freie eBooks?
Wo ich DRM-freie E-Books kaufe: Das passiert beinahe automatisch: In Deutschland sind (zumindest deutschsprachige) E-Books eigentlich immer – ok, sagen wir zu 99% – DRM-frei. Ausnahme: Man kauft bei dem großen A, da wird fast immer DRM drüber gestülpt. Ich kaufe E-Books meist bei meiner lokalen Buchhandlung (die von Libri bedient wird). Aber auch die "großen" Buchhandelsketten bieten besagte E-Books DRM-frei an. Mit besagter Ausnahme.
Was ich mache: Die Verlage erstellen die E-Books häufig recht stümperhaft, sodass hunderte CSS-Regeln enthalten sind, die gar nicht verwendet werden, aber dennoch geparst werden müssen. Das stört mich. Außerdem wird die Schriftgröße ganz komisch auf krumme Werte gesetzt, sodass – je nach E-Reader – bei gleichen Einstellungen effektiv unterschiedlich große Schriftgrößen herauskommen. Das korrigiere ich. Und schließlich mag ich es, im Blocksatzlayout zu lesen. Nicht jeder E-Reader kann das aber erzwingen. Also passe ich das auch an. Klingt nach viel Arbeit, aber geht doch recht schnell von der Hand. Vielleicht gibts dazu ja doch mal einen Artikel. :)
> Vielleicht gibts dazu ja doch mal einen Artikel. :)
Ja, bitte. Das interessiert mich ebenfalls. Bislang behandle ich mein E-Books gar nicht nach, aber vielleicht ließe sich ja der eine oder andere Quirk damit beheben.
danke, geht mir gleich und fände ich auch spannend