Readeck als Ersatz für Pocket

  Martin Brodbeck   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 10 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Readeck ist eine interessante, freie Alternative zum dem mittlerweile eingestellten Pocket-Dienst.

readeck als ersatz für pocket

Pocket war eine interessante Web-Anwendung von Mozilla zur Verwaltung von Artikeln (und Videos, …) aus dem Internet. Dabei konnte man etwa die Artikel auf dem Pocket-Server speichern und dann später entweder im Browser oder auf anderen Endgeräten lesen. Unter anderem konnte man auch Tags hinzufügen, um die Artikel später besser zu finden bzw. sie zu gruppieren. 

Leider hat Mozilla Pocket den Stecker gezogen und den Dienst am 08.07.2025 eingestellt. Doch es gibt zahlreiche Alternativen; Instapaper oder Wallabag gehören vermutlich zu den bekannteren. Eine vielleicht weniger bekannte Alternative zum selber Hosten (ein gehosteter Dienst ist geplant) möchte ich kurz vorstellen.

Readeck

Readeck ist also solch ein Read-it-later Dienst, ist Open Source und in Go programmiert. Das hat den Vorteil, dass es sich um ein einzelnes Binary handelt und man sich nicht mit Abhängigkeiten zu anderen Libraries herumschlagen muss. Die Abbildung zeigt Readecks aufgeräumte Weboberfläche.


Readeck-Weboberfläche

Um einen Artikel, den man im Internet gefunden hat, zu speichern, genügt es, die URL in die Adresszeile einzutragen. Ein Klick auf Link speichern extrahiert den Artikel. Dabei wird versucht, bei mehrseitigen Artikel den weiteren Seiten zu folgen, was bei mir sehr gut funktioniert hat. Anschließend kann man dem Artikel noch beliebige Tags zuweisen.

Liest man dann über die Weboberfläche den Artikel, kann man interessante Stellen wie mit einem Textmarker hervorheben:


Textstellen markieren

Außerdem lassen sich noch Sammlungen anhand verschiedenster Kriterien wie etwa gelesen/ungelesen, Top-Level-Domain der Quelle, vergebene Tags oder Veröffentlichungszeiträume erstellen. 

Installation

Die Installation auf einem eigenen Server ist aufgrund der einzelnen Binärdatei zum Glück trivial. Dabei sollte Readeck auch auf einem Raspberry Pi gut laufen (was ich selbst jedoch nicht getestet habe). Die Dokumentation geht jedoch auch auf Docker und Podman ein.

Ich habe mir Readeck auf einem virtuellen Server als rootless Podman Quadlet installiert. Das ist natürlich unnötig kompliziert, bot sich in meinem Fall aber an. Die readeck.container-Datei sieht bei mir aus wie folgt:

[Unit]
Requires=dbpg.service
After=dbpg.service

[Container]
ContainerName=readeck
Image=codeberg.org/readeck/readeck:latest
Environment=READECK_DATABASE_SOURCE=postgres://readeck:einPasswort@dbpg:5432/readeck
Environment=READECK_LOG_LEVEL=info
Environment=READECK_SERVER_HOST=0.0.0.0
Environment=READECK_SERVER_PORT=8088
Environment=READECK_MAIL_HOST=mail.mydomain.com
Environment=READECK_MAIL_PORT=465
Environment=READECK_MAIL_USERNAME=noreply
Environment=READECK_MAIL_PASSWORD=nochEinPasswort
Environment=READECK_MAIL_ENCRYPTION=ssltls
Environment=READECK_MAIL_FROM=noreply@mydomain.com
Environment=READECK_MAIL_FROMNOREPLY=noreply@mydomain.com
Environment=READECK_TRUSTED_PROXIES='["127.0.0.0/8", "10.0.0.0/8", "::1/128"]'
Environment=READECK_SERVER_BASE_URL=https://readeck.mydomain.com
Timezone=Europe/Berlin
Network=netext.network
Network=netint.network
PublishPort=8088:8088
AddHost=mail.mydomain.com:host-gateway
Volume=/srv/podvols/readeck:/readeck

[Service]
Restart=always

[Install]
WantedBy=multi-user.target default.target

Auf Details zu der Konfiguration möchte ich hier nicht weiter eingehen, zumal alles auf der erwähnten Readeck-Seite gut dokumentiert ist. Nur soviel: In meinem Beispiel verwendet Readeck PostgreSQL als Datenhalde. Das ist eigentlich nicht notwendig; für Readeck genügt das – standardmäßig verwendete – SQLite. Außerdem ist es an den Mailserver angebunden, was bei der Passwortwiederherstellung hilft, sollte man es einmal vergessen haben. :)

Browser-Erweiterung

Für die gängigen Browser gibt es auch eine entsprechende Readeck-Erweiterung. Die ist vor allem nützlich, wenn man Artikel, die sich hinter einer Paywall befinden, speichern möchte. Dabei schickt das Browser-Addon einfach den Seiteninhalt an die Readeck-Instanz. Ich habe jedoch festgestellt, dass es auf diesem Wege öfters vorkommt, dass bei mehrseitigen Artikeln nur die erste Seite erfasst wurde. Leider bietet die Erweiterung als Alternative nicht das simple Weiterleiten der URL an die Readeck-Instanz an, was zumindest bei frei zugänglichen Artikeln bei dem beschriebenen Problem helfen würde.


Artikel über die Browser-Erweiterung speichern

Mehrwert für E-Reader (KOReader)

Ein Goodie für KOReader-Nutzer hat Readeck auch noch in petto. Und zwar bietet es einen OPDS-Service an. Diesen kann man in KOReader einbinden und somit komfortabel auf die gespeicherten Artikel per WLAN zugreifen. Die gewünschten Artikel lassen sich dabei bequem als E-Books im EPUB-Format auf den Reader laden.


Artikel im KOReader als EPUB herunterladen

Fazit

Wer eh schon einen Server betreibt, und sei er noch so klein, für den ist Readeck eine interessante Pocket-Alternative. Ein paar Kleinigkeiten sind noch unstimmig, etwa dass neue Artikel in einem Bereich Ungelesen landen, der eher als Posteingang zu verstehen ist. Denn wenn die Artikel als gelesen markiert werden, bleiben sie dennoch in Ungelesen liegen. Archiviert werden sie erst, wenn man dies explizit wünscht. Bei der Browser-Erweiterung würde ich mir aus genannten Gründen optional ein simples Weiterleiten der URL (und nicht des Seiteninhalts) an die Readeck-Instanz wünschen. Ansonsten gefällt mir Readeck optisch und funktional sehr gut. Das OPDS-Feature ist ebenfalls ein nützliches Zusatzfeature, wenngleich mutmaßlich nur für einen kleinen Teil der Nutzer.

Quellen: Titelbild bereitgestellt vom Readeck-Autor

Tags

Pocket, Mozilla, Self Hosted

tux0r
Geschrieben von tux0r am 28. Juli 2025 um 11:09

Theoretisch ist dies richtig:

> Wer eh schon einen Server betreibt, und sei er noch so klein, für den ist Readeck eine interessante Pocket-Alternative.

Praktisch wird Readeck auf den von mir eingesetzten Servern - OpenBSD und OmniOS - offiziell nicht unterstützt, da weder Docker noch vorkompilierte Binaries vorhanden sind. Ich musste mir mit 42links daher eine eigene Alternative schreiben. Die ist zwar noch recht klein (Hilfe gern gesehen), aber vielleicht auch interessant.

Oelauge
Geschrieben von Oelauge am 28. Juli 2025 um 12:45

Hi, ich nutze Readeck seit 2024 und bin damit absolut zufrieden. Zumal in den FAQ (https://readeck.org/en/docs/faq#is-there-an-android-or-ios-application) beschrieben wird, wie unter Android und iOS eine Zusammenarbeit funktioniert. Ich kann jetzt nur meine Erfahrungen mit iOS teilen, es wird in "Kurzbefehle" (Shortcuts) ein Skript zur Verfügung gestellt. Einmal mit den eigenen API-Details gefüttert, wird ein Eintrag im allgemeinen Teilen-Dialog hinzugefügt. Ich nutze diesen überwiegend aus meinem Mastodon-Client, um auch interessante Beiträge aus dem Fediverse zu speichen.

André
Geschrieben von André am 28. Juli 2025 um 12:54

Sorry die "blöde" Frage,

jedoch habe ich diese u.ä. Dienste nie verstanden.

Also der Einsatzzweck.

Ich habe mein Feed und meine Lesezeichen. Was genau ist der Unterschied im Vergleich zu Readeck und Co? Machen die nicht genau das wie ich auch mit meinen Lesezeichen? Und der Sync erfolgt doch auch automatisch mit FF-Sync...

Gerne mal eine Erklärung für den Einsatz :D

tux0r
Geschrieben von tux0r am 28. Juli 2025 um 13:02

Ich benutze - in meinem Fall nicht Readeck - 42links als "TODO-Liste" für Links. Lesezeichen im Browser sind Seiten, die ich schnell wieder aufrufen möchte, Feeds sind ein Nachrichtenüberblick. Wenn ich aber zum Beispiel unterwegs bin und in einem Feed auf eine interessante Software, ein lesenswert scheinendes Essay oder Ähnliches stoße, dann kommt die erst mal ins "TODO", bis ich Zeit habe, mich näher damit zu befassen.

Martin
Geschrieben von Martin am 28. Juli 2025 um 13:33

Deine Nachfrage zeigt mir, dass ich das nicht gut erklärt habe, danke fürs Feedback! :)

Also, Readeck speichert keinen Link auf eine Webseite (ok, das tut es auch, aber egal), sondern es extrahiert den Inhalt einer Webseite. Es wird der eigentliche Artikel gespeichert, nicht nur ein Link darauf. Man kann also einen Artikel auch noch lesen, wenn die originale Webseite gar nicht mehr existiert. Ebenso kann man den Artikel auch als EPUB herunterladen und eben auf dem E-Reader offline lesen.

André
Geschrieben von André am 29. Juli 2025 um 00:41

Hui, viel Feedback diesmal Und das sogar nett :D

Ich habe mir nun mal eben schnell das Teil eingerichtet und verstehe nun endlich wofür das ist.

Im Grunde eine eigene Wayback-Machine, ein Archiv.

Das was ich händisch mache an Dingen die mir wichtig sind, mit Obsidian.md und Co. Ich sehe die Vorteile nun, es ist schneller. Dafür sind eigene Notizen effizienter da sie nur den (für einen selbst) wichtig Part enthalten.

Würde sagen, beides ergänzt sich dahingehend. Und ja, Readeck ist ganz nice. Einzig ein MD-Export würde mir gefallen (oder Orgdown wenn es dafür endlich gute Tools wie obsidian geben würde :X).

Werde es aber nun wohl aktiver nutzen, jetzt wo es eingerichtet ist auf meiner Maschine und ich den Sinn verstehe.

Buzzke
Geschrieben von Buzzke am 28. Juli 2025 um 13:48

Gute Frage!

Auch mir erschließt sich der genaue Einsatzzweck der vielen "Read it later / später lesen" Apps & Services nicht wirklich. Welche Vorteile gegenüber einer ganz normalen Bookmark-Sammlung bringt das überhaupt? Außer, dass man sich damit in einer lokalen oder in der Cloud gelagerten Datenbank ein eigenes (-offline-) Artikel-Archiv aufbaut, sehe ich da keinen großen Unterschied. Im Gegenteil: Es gibt ungelöste Probleme mit mehrseitigen Artikeln, Cookie-Bannern, Paywalls, womöglich auch bei der Einbettung von Animationen und Videos oder generell mit vermutlich allen dynamischen Inhalten, die auf javaScript angewiesen sind.

Herbert Hertramph
Geschrieben von Herbert Hertramph am 28. Juli 2025 um 15:18

Ich setze Readeck schon länger ein - allerdings gezielt für wirklich "aufhebenswerte" Artikel (Bookmarks sammle ich über andere Dienste). Der große Pluspunkt: Readeck sammelt auch den Text hinter einer Paywall ein. Wenn also mein Abo mal aufhört oder eine Seite aus dem Web genommen wird, so habe ich immer noch das Original. Zweiter Pluspunkt - neben den Markierungsmöglichkeiten - ist der EPUB-Export. Die Artikel können also am Wochenende bequem und lesefreundlich via E-Rader konsumiert werden. Readeck ist ausgesprochen flott unterwegs und kommt auch mit großen Sammlungen gut zurecht.

Fryboyter
Geschrieben von Fryboyter am 28. Juli 2025 um 18:16

Für mich ist dieses "Offline-Archiv" genau der Vorteil von Lösungen wie Readeck oder Wallabag.

Ich habe mir vor ein paar Jahren beispielsweise ein Lesezeichen auf einen Blog-Artikel erstellt in dem RegEx ziemlich gut erklärt wurde. Irgendwann war der Artikel, genauer gesagt das gesamte Blog nicht mehr erreichbar und die Wayback Machine hatte die Seite nicht gespeichert. Der Betreiber des Blogs hatte auch kein Backup mehr. Die Informationen waren also verloren.

Seit dem speichere ich mir wichtige Seiten mit Lösungen wie Readeck. Im besten Fall habe ich ein 1:1 Kopie. Wenn ich weniger Glück habe, unformatierten Text. Und in manchen, eher seltenen, Fällen (meist wenn Javascript involviert ist) erhalte ich gar keine Kopie. Wenn das der Fall ist, füge ich den Text in der Regel in eine neu Notiz in Hedgedoc ein.

Dafür bieten mir solche Lösungen aber beispielsweise Tags, Markierungen, Sammlungen und so weiter. Natürlich sind Tools wie Readeck oder Wallabag kein perfekten Lösungen. Aber immer noch besser als wenn Informationen komplett verloren gehen.

tuxfanmatze
Geschrieben von tuxfanmatze am 29. Juli 2025 um 03:58

Ich bin mit Linkwarden sehr zufrieden. Kann man unter https://links.adminforge.de/ testen und evtl, was spenden wenn man es nutzt. Auch von Readeck zu haben schadet aber auch nicht, die vielgelobte Opensource Vielfalt!